Internationale Politik Es ist Krieg in Europa

Juro
Juro
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Juro
als Antwort auf pschroed vom 18.04.2023, 07:55:18

Hallo Phil,

dein Zitat finde ich interessant, deshalb bringe ich es hier noch mal, weil es manchen schwer fällt zurückzublättern.

Zuletzt sind Scholz, Baerbock, Macron nach China gereist und dachten, dass ihr jeweiliges Land etwas ausrichten kann. Fakt ist, dass China das Land mit dem größten Sog ist, jedes Land auf der Welt kalibriert seine Politik deshalb gerade neu. Und keines dieser Länder allein kann etwas gegen China ausrichten.

In der Tat hat es den Anschein, dass hier Einzelaktionen von Deutschland und Frankreich gestartet wurden. Aber wenn Einzelaktion, dann eher von Frankreich. Deutschland war ja mehr auf der Position EU und transatlantischer Partnerschaft. Vielleicht liegt diese Dissonanz auch daran, dass EU und auch Deutschland noch keine in sich geschlossene eigene China-Politik formuliert haben.

Was ich heute gelesen habe:
Deutsche Truppen haben 1900 - 1901, gemeinsam mit amerikanischen, österreichisch-ungarischen, britischen, französischen, italienischen, japanischen und russischen Truppen die chinesische Regierung während des Boxeraufstandes militärisch  bekämpft und nach dem Sieg der ausländischen Invasionstruppen ein Blutbad unter der vermeintlich regierungstreuen chinesischen Bevölkerung angerichtet. Dabei wurde Peking geplündert. Heute beschäftigt man sich mit der Rückführung der gestohlenen Kulturgüter.
Wie hier schon verschiedentlich erwähnt, vergisst die chinesische Geschichtsschreibung solche Ereinisse und die Rolle, die fremde Truppen gespielt haben, nicht. Denkt Frau Baerbock bei ihren Forderungen und Warnungen auch an das nationale Bewußtsein der Chinesen. Auch für die Zeit vor 1949 erinnert sich das chinesische Volk an Okkupation und Massenmorde.

Juro
MarkusXP
MarkusXP
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf Bias vom 18.04.2023, 06:30:37


Bei der Gelegenheit:
Was ist denn mit Markus los?
Spricht der neuerdings durchgängig im Plural der Majestäten von sich?
geschrieben von Bias
Du hast halt einen echten Blick für das Wesentliche! 
Damit soll es aber auch gut sein ...
MarkusXP
aixois
aixois
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 18.04.2023, 08:06:52
... wird dem Chinesen schon klarmachen, wo es lang geht, und sollte er sich nicht einsichtig zeigen, dann wird sie ihn sanktionieren, bis seine Wirtschaft zusammenbricht...
... oder, wie hier auch zu lesen war, es wird mal wieder Zeit, dass WIR uns um die Chinesen "kümmern".

aber jetzt wollen wir doch nur "sanktionieren", das ist eindeutig viel humaner als was wir den Chinesen in den Opiumkriegen angetan haben, Kriege, mit denen Europa China mit Waffengewalt gezwungen hat, sich dem Handelsimperialismus zu untgrwerfen, seine Märkte zu öffnen, kurz: China quasi zur Kolonie machte.
Als sich die Chinesen gegen diese z.T. grausame auf jeden Fall unwürdige Behandlung dann 1900 im sog Boxeraufstand wehrten, wurden sie 'niederkartäscht' und durch blutige Grausamkeit 'bestraft' gemäß der Parole des KW II in seiner 'Hunnenrede': " Pardon wird nicht gegeben ! Gefangene werden nicht gemacht !" .
China hat ein gutes historisches Gedächtnis.
Kennt seinen "Versailler Vertrag", das ""Boxer Protokoll von 1901, noch gut. 
Seine Politik ist bis heute geprägt von dem "Nie wieder lassen wir uns von den Weissen demütigen und entwürdigen !"

Vor diesem Hintergrund ist auch heute noch nachdenkenswert,  was Mao 1949 am Gründungstag der VR China sagte, besonders wenn man wieder so schnell dabei ist, schulmeisterlich mit drohend  erhobenem Zeigefinger die Chinesen zu ermahnen sich so verhalten, wie die "westliche" Zivilisation das von ihnen erwartet :

  "Unsere Landesverteidigung wird gefestigt werden, und keinem Imperialisten wird es gestattet sein, nochmals in unser Land einzufallen. Die bewaffneten Kräfte unseres Volkes, mit der heldenhaften und gestählten Volksbefreiungsarmee als Fundament, müssen aufrechterhalten bleiben und sich weiterentwickeln. Wir werden nicht nur ein machtvolles Heer, sondern auch eine machtvolle Luftwaffe und eine machtvolle Kriegsmarine haben." (21. September 1949)

Schon vergessen ? Wollen wir uns wirklich wieder in den Indopazifik begeben, um dort für 'Ordnung' sorgen ? Liegt das echt in unserem Interesse ?
Die Geschichte geht ihre eigenen Wege, aber meist auf denen,die wir ihr ebnen.
Was wäre wohl aus China geworden, hätten wir China im  19. Jhdt einfach in Ruhe gelassen ?
So ganz ohne unser brutales Zutun würde - nach meiner Meinung - China nicht als globale Handelsgroßmacht auftreten wollen.

Über solche historischen Folgelasten liest und hört man aber so gut wie nichts in den meinungsbildenden Medien ? Bei Boxeraufstand denkt man doch eher an Muhammad Ali, nicht aber an den "Verband für Gerechtigkeit und Harmonie".
Da lohnt es sich, gelegentlich auch  mal bei der Bundeswehr "vorbeizuschauen"
( Bundeswehr ) 💪 - (Empfehlung richtet sich nicht an LdRs !  😉) 

PS: Bevor jetzt wieder die Haubitzen geladen werden : ich bin kein Maoist (wohl Besitzer des roten Büchlein) und auch kein Chinesentroll (kann aber mit Stäbchen essen und mag auch Reis) , ich will aber versuchen, ein besserer "Versteher", kein Sinologe,  zu werden.

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Edita
Edita
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Edita
als Antwort auf aixois vom 18.04.2023, 11:51:24

Kein einziges europäisches oder außereuropäisches Land will was von China oder seiner Bevölkerung!
Europäische und außereuropäisch demokratische Länder wollen nur, daß China militärisch nicht in Taiwan einfällt, das ist alles, wenn China das unterläßt, gibt es weder klare Kante noch  Sanktionen, dann kann zumindest in dieser Region Frieden garantiert bleiben, ist das ein so schändliches Unterfangen???


Edita

MarkusXP
MarkusXP
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf Juro vom 18.04.2023, 11:09:40
...
Wie hier schon verschiedentlich erwähnt, vergisst die chinesische Geschichtsschreibung solche Ereignisse und die Rolle, die fremde Truppen gespielt haben, nicht. Denkt Frau Baerbock bei ihren Forderungen und Warnungen auch an das nationale Bewusstsein der Chinesen. Auch für die Zeit vor 1949 erinnert sich das chinesische Volk an Okkupation und Massenmorde.

Juro
geschrieben von Juro
Die "chinesische Geschichtsschreibung" weiß genau, welche Ereignisse immer wieder zu erwähnen sind um den globalen Machtanspruch zu begründen, weiß aber auch, welche Ereignisse zu verschweigen  bzw. aus den Geschichtsbüchern zu streichen sind. Da machst du wirklich den Bock zum Gärtner, wenn du ausgerechnet hier einhakst.

Warum darf man denn einen anderen Staat nicht kritisieren? Wir werden kritisiert, wir kritisieren auch... das ist doch unter Staaten nicht unüblich, sondern ich halte dies für eine vollkommen normale Reaktion!

Nur autoritäre Staaten lassen dies nicht zu und unterbinden dies ... mit Gewalt! Das haben wir in den letzten Tagen wieder in Russland gesehen, wo Kara Mursa für 25 Jahre weggesperrt wird, das sehen wir jeden Tag in China wie mit Andersdenkenden umgegangen wird ... in der Türke heißt das "Präsidentenbeleidigung", also ab ins Gefängnis!

Deutschland darf kritisiert werden, auch von Luxemburg und Andorra ... und wir dürfen auch kritisieren! Wer das nicht will, fasst den Begriff "Einmischen in die inneren Angelegenheiten" m.E. einfach viel zu eng.
MarkusXP
pschroed
pschroed
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von pschroed
als Antwort auf MarkusXP vom 18.04.2023, 12:07:38

Nur autoritäre Staaten lassen dies nicht zu und unterbinden dies ... mit Gewalt! Das haben wir in den letzten Tagen wieder in Russland gesehen, wo Kara Mursa für 25 Jahre weggesperrt wird, das sehen wir jeden Tag in China wie mit Andersdenkenden umgegangen wird ... in der Türke heißt das "Präsidentenbeleidigung", also ab ins Gefängnis!
 
Genau das ist es Markus, da hilft auch kein schön reden, es könnte auch dieser Mentalitätswandel bei uns stattfinden wenn die Regime mit Erfolg die demokratische Bevölkerung dominieren würden wie es jetzt in der Ukraine abläuft bzw. Taiwan als nächstes in der Warteschleife steht.

Es ist zwar ein weiter Weg bis dahin, aber wehret den Anfängen, die westlichen Politiker müssen wirklich auf der Hut sein.

Ping war ein Mieter bei uns , er war bei HUAWEI als Manager eingestellt, bei einem Austausch sagte er mir vor gut 8 Jahren, glaub mir Phil. wir werden gleich an der Reihe sein, lange war es umgedreht, ich habe diese Sätze damals nicht verstanden , aber heute umso mehr. Phil.

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Rispe
Rispe
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Rispe

Ich glaub’s ja nicht.
Da werden jetzt Ereignisse von 1901 rausgezerrt, das ist nach Adam Riese ein Abstand von 122 Jahren, um Chinas heutigen Macht- und Imperialismusanspruch rechtfertigen zu können.
Und dann wird auch noch der Massenmörder Mao zitiert, unter dem Millionen Chinesen umgekommen sind, deren Nachkommen würden sich ganz bestimmt lieber dem Westen zuwenden.

Und über die chinesischen Menschenrechtsverletzungen wie die Verbrechen an den Uiguren oder Inhaftierungen in Folterknästen von Andersdenkenden, all das darf man über diese uralte Geschichte getrost ignorieren.
Ich erinnere mich gut an die Ausstellung von Ai Wei Wei , die ich besucht habe, wo seine enge Zelle nachgebaut war, und an seine Warnungen, weil der Westen China zu weit gewähren lässt und zu vieles ignoriert.

Das und die vielen Artikel über die geballten Menschenrechtsverletzungen bin ich nicht imstande zu ignorieren und zu vergessen. Wer das kann, sollte es mit seinem eigenen Gewissen ausmachen.
 
Leutnant_der_Reserve
Leutnant_der_Reserve
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Leutnant_der_Reserve
als Antwort auf Rispe vom 18.04.2023, 13:02:54

Es ist generell ganz wichtig, Vergangenes konsequent auszublenden, und sich zur Bewertung eines Vorganges immer am Momentanzustand zu orientieren. Ansonsten könnte das möglicherweise zu Verwirrungen führen.

Nordlicht 55
Nordlicht 55
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Nordlicht 55
als Antwort auf Edita vom 17.04.2023, 17:09:14

@ Edita,
danke für den Link! 
Ich hatte die Aussagen der G7 auch bereits zur Kenntnis genommen und war gespannt, was am Ende beschlossen wird.
Gut fand ich ja, dass Frau Baerbock gesagt hat, dass diese Länder vor allem deeskalieren wollten. 
Nun habe ich gerade die Abschlusserklärung gelesen.
Naja, schau`n wir mal. Drohungen in alle Richtungen... Bzgl. China scheint es mit der Deeskalation ja schon mal nicht geklappt zu haben.

https://www.zeit.de/politik/ausland/2023-04/g7-aussenminister-krieg-ukraine-russland

Katja

Edita
Edita
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Edita
als Antwort auf Leutnant_der_Reserve vom 18.04.2023, 13:26:53

Und der Momentzustand in China sieht so aus, daß es aus den Grenzkonflikten mit all seinen Nachbarn keinen Hehl macht und diese Konflikte in seinem Sinne löst, indem in den Reisepässen die Grenzen Chinas als Reliefkarten demonstrativ aufgezeigt sind, die tödlichen Scharmützel mit Indien sind auch kein Hindernis und die gegen Taiwan ausgesprochenen Bedrohungen sowieso auch nicht, Jaaaa - China, nein nicht China, Jinping will nur eines - ein China nur zu seinen Bedingungen und von ihm bestimmten Grenzen, egal was die Nachbarländer und andere Staaten sagen oder denken, er klaut und absorbiert ausländisches technisches Know-how, um so schnell wie möglich  autonom und die Supermacht zu werden.
Er läßt Importe aus Taiwan, Südkorea, Australien und Litauen boykottieren, weil ihre Regierungen nicht nach seiner Pfeife tanzen, er macht was er will und laut Pseudopazifisten hier, sind er und Putin die Guten und Baerbock und Biden sind die Bösen, wie lächerlich und verlogen ist das!!!!



Edita

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