Internationale Politik Es ist Krieg in Europa

MarkusXP
MarkusXP
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf olga64 vom 16.02.2023, 17:31:42
 
 

Und wie lange und inwieweit  der sog. Westen dies noch akzeptiert, bzw. sich leisten kann, dürfte die schwierigste Frage derzeit sein - für eine Problematik, die Russland nicht hat: weder bei Waffensystemen, Munition noch Menschenmaterial.

Aber über den Gedanken, dass dadurch die waffenliefernden westlichen Staaten - insbesondere die USA - Einfluss nehmen müssen, um eine Verhandlungsmöglichkeit (und/oder bereitschaft zu forcieren) denke ich seit gestern viel nach.

Und Herr Habermas hat m.E. auch hier recht, wenn er in Bezug auf eine Einmischung der USA explizit zu Verhandlungsmöglichkeiten meint, dass das schnell gehen müsste.

Die USA befinden sich in Kürze wieder im Wahlkampf und haben darüber hinaus weitergehende Probleme, wie z.B. ihr Verhältnis zu China usw.
Ein neuer Präsident in den USA - evtl. von den Republikanern - dürfte das Verhältnis des Landes zu diesem europäischen Krieg stark verändern. Darauf müssen wir uns alle gefasst machen - auch in der Ukraine.
Olga
Ich sehe das auch so Olga! Wir befinden uns in der Tat in einem Zeitfenster, dass genutzt werden sollte!

Die USA ist mit Abstand der Größte Unterstützer der Ukraine ... damit ist aber im US-Wahlkampf nicht zu punkten! Ein Großteil der US-Bürger bzw. -Wähler, weiß wahrscheinlich noch nicht einmal, wo die Ukraine überhaupt liegt. Der Wahlkampf in den USA ist lang ... und schmutzig kann er auch sein!

Ich denke, dies übersehen viele, und dabei geht sicher auch ein Blick für das Machbare in diesem Krieg verloren ... denke ich zumindest.

Wie lange die Europäer die Ukraine  - ohne diesen aktuell erheblichen Beitrag der USA  -  unterstützen wollen oder auch können, ist eine offene Frage.

Die Hürden, um überhaupt in ein Gespräch über ein mögliches Kriegsende einzusteigen, sind einfach m.E. zu hoch! 
MarkusXP

 
aixois
aixois
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf MarkusXP vom 16.02.2023, 16:14:10

Meine Vermutung jedoch: wenn die erste Partei Verhandlungsbereitschaft signalisiert, dann ist zweite Partei auch dazu bereit!

Wobei man so ehrlich sein sollte, dass eine der beiden Parteien, nicht allein die Ukraine ist, sondern auch die,  die gleichen Ziele verfolgende und daher in Mit-Verantwortung stehende Allianz der Hilfegeber, besonders derer, die die Waffen liefern ohne die die Ukraine nicht deren (auch, wie immer gesagt wird,  'unsere')  Freiheit verteidigen könnte.

Eine Reihen von Fragen stehen daher  doch im Raum, die aber nicht gestellt werden, weil man sie nicht beantworten will bzw. unehrlich mit ihnen umgeht.

Warum überlassen wir die Verteidigung unserer Freiheit allein den Ukrainern und ihrer Opferbereitschaft ? Wann - und von wem - in diesem Krieg wird eigentlich festgestellt, dass die Bedrohung dieser Freiheit nicht mehr besteht ?
Besteht etwa eine Korrelation zwischen den besetzten Gebieten und dem Bedrohungsgrad unserer Freiheit ?

Nur mal so zur Erinnerung : jeder Soldat der Bundeswehr nimmt es auf seinen Eid "  ... die Freiheit des deutschen Volkes tapfer zu verteidigen ..." -

Gilt das nur auf dem nationalen Territorium ?  Noch opfern sich nur die Ukrainer für ihre (aber auch für unsere) Kriegsziele.
Was aber, wenn sie diesen Stellvertreterjob nicht mehr erfüllen können, wenn unsere Waffen  allein nicht reichen, es folglich ohne  Hilfe durch unser 'Personal' nicht mehr geht ?

Ein Verteidigungsfall im Sinne des GG liegt ja erst vor, wenn ein 'bewaffneter 'Angriff unmittelbar droht oder erfolgt ist. Auf unser  Bundesgebiets-Territorium.  Auch in Afghanistan ? 
Wie ist es aber mit einem Verteidigungsfall, der uns mittelbar bedroht und in dem wir uns durch die Verfügungsstellung von  Waffen zugunsten Dritter wehren ?

Eine offene Frage, deren Beantwortung uns aber früher als es lieb ist, auferzwungen werden könnte. Ebenso wie die Frage der Ukrainer, die bald auch auf uns zukommen könnte, warum sollen wir alleine kämpfen, warum helft ihr uns nicht,  schließlich verteidigen wir auch euere (nicht nur die Deutschlands) Freiheit und Sicherheit ?

Die ersten  - allerdings rein technisch begründeten - Absagen kommen schon , was die neue Forderung nach Kampfjets angeht. Jetzt ist aber Schluß mit der Eskalation und mit immer mehr und 'sensibleren ' high tech' Waffen.  Stimmt das aber auch ?

Das Nichteinhalten großspuriger Versprechen, was die LEO Panzer angeht, verstehe ich als weiteres Anzeichen, dafür, dass die Waffenlieferanten nicht alle Forderungen der Ukraine unbegrenzt und sofort erfüllen wollen, d.h. die Lieferanten beginnen, ihrer Mit-Verantwortung gerecht zu werden und stärker durch Zögerlichkeit steuernd einzugreifen.

Was Deine  obige Frage sich so verstehen lässt: wann signalisiert der Westen (zunächst der Ukraine) als waffenlieferende Kriegspartei, dass es an der Zeit ist, sich für Verhandlungen bereit zu machen,  und was wäre dann ein einvernehmliches  Angebot an 'Verhandlungsmasse' ? 
Die doch sehr entschlossene "Siegen oder Sterben" Haltung der Ukraine dürfte den Westen mehr in die Pflicht nehmen, seiner Verantwortung gerecht zu werden, die Eskalationsspirale sich nicht weiter drehen zu lassen und proaktiv dazu beizutragen,  dass das  Leiden und Sterben endlich ein Ende hat.

Was den aktuellen SZ Beitrag von Habermas angeht, so muss ich mir doch etwas die Augen reiben... lese ich da recht ?

Oder täusche ich mich etwa bei dem Eindruck, dass so etwas wie ein Erkenntnisprozess in Gang gekommen ist ?  Schön wärs auf jeden Fall.

Wie wurde doch noch der erste Habermas' Essay (auch in der SZ erschienen) von vor einem Jahr, Habermas als Person im Besonderen (... alter Mann senil geworden, blickt nicht mehr durch, kriegt nichts mehr so recht mit, sollte nicht zu allem sich öffentlich  äußern  ... etc.)  runtergemacht ....  und jetzt,  als er sich sich treu bleibt und seine damaligen Positionen, seine Empörung, seine Warnungen vor dem Dilemma (",... ist es nicht ein frommer Selbstbetrug, auf einen Sieg der Ukraine gegen die mörderische russische Kriegführung zu setzen, ohne selbst Waffen in die Hand zu nehmen? Die kriegstreiberische Rhetorik verträgt sich schlecht mit der Zuschauerloge, aus der sie wortstark tönt.")    nur fortschreibt, fast enthusiastisch mit 'Hosiannah'  -Rufen , das 'kreuzigt-ihn" von damals vergessend,  bejubelt wird.





 
olga64
olga64
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von olga64
als Antwort auf Rispe vom 16.02.2023, 18:52:32

Danke liebe Rispe.
Ich las gestern in einem Kommentar zu diesem Manifest für den Frieden (so nennen die das ja),dass es sinnvoll wäre, wenn einige derProtagonisten in ihren warmen Stuben selbst mal in die Ukraine führen und ein Gespräch mit Herrn Selenskij abhalten.
Es waren mittlerweile so viele politischen Hinterbänkler dort - warum also nicht eine Gruppe aus diesen Manifest-SChreiberInnen?
Das Problem dürfte nur sein, dass keiner in der Ukraine an dem Auftauchen zB. von Frau Schwarzer oder Frau Wagenknecht interessiert ist.
Aber es gäbe ja auch die Möglichkeit,dass massgebliche Leute aus diesem Manifest ihrerseits eine Reise nach Moskau organisieren und dort mit Putin Verhandlungen für einen Frieden beginnen - denn ER hat es ja in der Hand, wann und wie dieser beginnt und wie lange er dauern würde. Olga


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olga64
olga64
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 16.02.2023, 19:02:49

Ich als bekennender Habermas-Fan seit vielen Jahrzehnten habe das vor ca 1 Jahr gar nicht mitbekommen,wie man IHN nach Erscheinend seines ersten, wie ich fand, sehr guten Aufsatzes beschimpfte und beleidigte.
Wenn das aber in grossem Umfang wirklich so war, wird es sicher nicht mehr lange dauern, bis auch der neue Bericht von ihm inhaltlich "zerrissen" wird - wie ich dann auch dieses Mal annehme, vowiegend von Leuten, die sich nicht die Mühe machten, den Aufsatz konzentriert und aufmerksam zu lesen...
Der kluge Mann weiss das sicherlich und ich hoffe, es hält ihn nicht ab, uns weiterhin seine Meinung wissen zu lassen - immerhin ist er fast 94 Jahre alt und es dürfte im schlimmsten Fall nicht mehr viel Zeit bleiben. Olga

Edita
Edita
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Edita
als Antwort auf Karl vom 16.02.2023, 18:58:34
Nein, das war nicht das Schulsystem, das wäre gegangen, es war die familiäre Tradition, in der unsere Eltern standen.

Karl
geschrieben von Karl

Anna sprach aber vom „ sparsamen Bildungsangebot“ und „ Mädchen und dann noch Arbeiterschicht, da gab es nur die Volksschule“, erst  „1973 gab es dann unter den Sozen die einzige Chance für sie, Abitur zu machen“! 

Das alles ist für NRW unglaubwürdig! 
Meine  schulischen Erinnerungen greifen ab 1952! 


Edita
Anna842
Anna842
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Karl vom 16.02.2023, 18:36:37

Ja, das hat sich zum Glück und zu meiner Freude verändert.
Heute können junge Frauen Mathe., Maschinenbau usw. in Aachen
studieren.
Bei mir war es nicht nur " Mädchen " , sondern auch Arbeiterschicht.
An der Uni habe ich Frauen aus dem Bildungsbürgertum angetroffen,
Für sie war es selbstverständlich, Abitur zu machen.
Es war eben eine Klassengesellschaft.
Ich war die einzige in meiner weiträumigen Familie, die Abitur gemacht hat.
Alle fanden mich seltsam. 
Was willst du denn damit?? Du hast doch einen guten Beruf.....

Anna


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Leutnant_der_Reserve
Leutnant_der_Reserve
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Leutnant_der_Reserve
als Antwort auf Juro vom 16.02.2023, 14:35:05
Hallo Rispe,

Komm endlich runter von deinem Verleumdungs- und Beschmutzungswahn, wenn die drei Buchstaben DDR auftauchen. Das mutet an wie eine fixe Idee, sofort mit dem Geschrei zu beginnen.
Konversation beginnt mit Zuhören oder Lesen und Verstehen. Wenn dir etwas unklar erscheint, solltest du FRAGEN.
Juro
geschrieben von Juro
Es gehört zur Normalität, dass man aufgefordert wird, entweder die Klappe zu halten oder "richtig" zu argumentieren, sobald man eigene Erfahrungen über das tatsächliche Leben in der DDR einbringt, die u.U. vom gängigen  Narrativ über selbiges abweichen. Niemand sollte deshalb in den Verteidigungsmodus wechseln müssen, wenn "angegoogeltes "Wissen"  auf Lebenserfahrung trifft. Einfach zurück lehnen und labern lassen ist für mich mittlerweile die schonendere Alternative. Deine Beispiele hinsichtlich Bildung, Gesundheitswesen usw. wird niemand ernsthaft bestreiten können, hinzufügen möchte ich  noch, dass es verglichen mit heute eine wesentlich vereinfachte Bürokratie gab (grünes Buch), einen nahezu kostenlosen ÖPNV, der im wesentlichen mit Elektrofahrzeugen gewährleistet wurde ... can be continued ...
Diesen Vorteile standen natürlich auch die bekannten Nachteile und Restriktionen gegenüber, nur sollte man BEIDES betrachten, will man ein objektives Bild erhalten. Leider fehlt dazu den bekannten Damen hier im Forum der Wille.
Was ich nicht ganz bestätigen kann, sind Deine Erfahrungswerte bzgl. der "Beziehungen" der Bevölkerung zu den sowjetischen Soldaten, die ich selbst nie außerhalb ihrere Kasernen antraf, außer sie waren uns bei Arbeitseinsätzen behilflich. Ansonsten hatten sie ihren Drill, und dennoch war jeder von ihnen froh, wenn er in der DDR dienen durfte, denn der Dienst in der SU war ungleich härter, auch wenn er mit 18 Monaten ein halbes Jahr kürzer war.
 
Anna842
Anna842
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Edita vom 16.02.2023, 19:22:01

Edita, klar gab es die Realschule, das Gymnasium in Oberhausen.
Meine Eltern kamen aus der Arbeiterschicht. Volksschule reicht, war da
die Ansage, als ich mit 10 Jahren auf das Gymnasium wollte.

Und: " Du bist ein Mädchen, du heiratest später. "
Und: " Wir haben auch nur die Volksschule besucht."
Damit war für mich als 10jährige Ende Gelände.

Spärliche Bildung in der Volksschule. Ein Beispiel: Der Lehrer
erklärte uns anhand einer Textaufgabe den Dreisatz. Den habe ich auf
Anhieb verstanden und konnte ihn auf alle nachfolgenden Textaufgaben
übertragen. Die letzten zwei Jahre haben wir im Rechenunterricht nur noch
Textaufgaben mit Dreisatz gemacht. Was habe ich da noch gelernt? Gar nix!!

Aber du kannst gerne meinen Bildungsweg so umschreiben, dass er für dich
glaubwürdig wird.

Anna

Edita
Edita
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Edita
als Antwort auf Anna842 vom 16.02.2023, 20:30:58

Ich muß und will Deinen Bildungsweg nicht „für mich passend umschreiben“, denn Deine jetzige Erklärung ist vollkommen ausreichend, um die zwischen uns entstandene Diskrepanz über das damalige Bildungsangebot in NRW auszuräumen und den „Übeltäter“ in der Familie auszumachen!

Edita

Anna842
Anna842
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Edita vom 16.02.2023, 21:21:20

Edita, ein letztes Wort dazu, denn wir sind hier bei " Krieg in der Ukraine ".

Wir waren in meiner Volksschulklasse 38 Kinder.
Niemand ist da zur Realschule oder zum Gymnasium gegangen.
Ich war also kein Einzelschicksal.

LG. Anna


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