Internationale Politik Es ist Krieg in Europa

Karl
Karl
Administrator

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Karl
als Antwort auf Nick42 vom 15.02.2023, 16:12:29

Hallo @Nick42,

ich finde, Deine Worte haben die falsche Betonung. Durch die Waffenlieferung wird der Widerstand gegen einen Aggressor gestärkt bzw. erst ermöglicht. Dies finde ich richtig.

Das Ausbleiben der Waffenlieferungen würden nicht einen Krieg beenden, sondern die Existenz der Ukraine als unabhängigen Staat und das Leben vieler Ukrainer, die geschlachtet würden.

Karl

Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Juro vom 15.02.2023, 13:41:46

Tja, Juro, du bist in der DDR aufgewachsen.
Ich tief im Westen. Danke für deinen Beitrag.
Warum??
Bildung wurde mir als Kind verweigert.
Mädchen und dann noch Arbeiterschicht, da gab es nur die Volksschule.
( 8 Jahre. Rechnen, Lesen, Schreiben. Reicht!)

1973 unter den "Sozen " gab es dann die einzige Chancen für mich,
Abitur zu machen.
Unter dem Motto: " Denen eine Chance geben, die noch nie eine hatten",
konntest du als Volksschüler in vier Jahren, dein Abitur nachmachen.
Tagsüber 40,5 Std.Wochen arbeiten, abends zur Schule.
43 Leute waren in unserer Klasse. Davon haben vier (!!) das Voll-Abitur
letztendlich geschafft.
Das zu dem obigen Motto.

Ich wollte ursprünglich Maschinenbau und E-Technik studieren.
War aber für eine Frau einfach nicht machbar.
In der DDR wäre dies kein Problem, kein Spießroutenlauf gewesen.
Eine A. Merkel (drei Jahre jünger als ich), konnte in der DDR Physik
problemlos studieren.
In der BRD nicht mehr. So ein dickes Fell hätte selbst sie nicht gehabt.

Anna

MarkusXP
MarkusXP
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf Juro vom 15.02.2023, 13:41:46

Ich war nie in der DDR, nur einmal vor vielen, vielen Jahren in Ost-Berlin!

Mir wurde von einem ehemaligen Bürger der DDR gesagt, dass man die Russischen Soldaten kaum in der Stadt gesehen hatte, eigentlich nie! Man wusste das sie da waren, gelegentlich, wenn auch selten, tauchte auch einmal ein Offizier auf, aber die "gemeinen" Soldaten waren praktisch unsichtbar, ( er sprach von "in den Kasernen eingesperrt" )! Eine Bindung in der Deutschen Bevölkerung sein praktisch nicht vorhanden gewesen ... deine Schilderung ist ja eine vollständig andere!

Wir hatten ja in Frankfurt viele Amerikanische Soldaten! Diese blieben in der Regel in ihren Kreisen, in ihren Clubs, kaufen in amerikanischen Supermärkten, hatten auch ihre eigenen Wohnareale ... und bei Aldi oder REWE hat man sie auch ganz selten gesehen!  Ich denke aber nicht, dass hier von Oben Weisungen gegeben wurden!

Waren denn im Osten der Republik die Russischen Soldaten willkommen? Gab es persönliche Bindungen zur Bevölkerung?
MarkusXP

 


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Edita
Edita
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.02.2023, 16:14:28
Der Politologe Herfried Münkler hat im SPIEGEL vom 14-2-23 scharfe Kritik an dem Friedensaufruf von Wagenknecht und Schwarzer geübt und betont, die Idee des Pazifismus, wie sie seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts in internationale Vertragssysteme überführt worden sei, beruhe auf dem Verbot des Angriffskriegs. Die Verteidigung gegen einen Aggressor bleibe selbstverständlich zulässig.

Schade, daß man dies unter Pazifisten extra hervorheben zu müssen scheint.

Militärexperte  Carlo Masala stuft diesen Aufruf unter „üblen Nationalpazifismus“ ein, weil „ weder die militärische noch die politische Realität im Moment so sei,  daß eine erfolgreiche Vermittlung durchgeführt werden könne.“ 


Edita
Nick42
Nick42
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Nick42
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.02.2023, 16:14:28
Der Politologe Herfried Münkler hat im SPIEGEL vom 14-2-23 scharfe Kritik an dem Friedensaufruf von Wagenknecht und Schwarzer geübt und betont, die Idee des Pazifismus, wie sie seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts in internationale Vertragssysteme überführt worden sei, beruhe auf dem Verbot des Angriffskriegs. Die Verteidigung gegen einen Aggressor bleibe selbstverständlich zulässig......

 
Was der Politologe sagt, ist sicher richtig. Aber die Tragödie bleibt, dass die Weltmächte  sich (noch?) nicht auf ein Verbot von Angriffskriegen verständigen können.

Nick42
Anna842
Anna842
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Anna842
als Antwort auf Edita vom 15.02.2023, 14:52:45

Liebe Edita, nein ich berufe mich nur auf mich selber, da kann ich nicht
viel falsch machen und wenn doch....naja, mir selber etwas zu verzeihen,
das könnte hart werden, macht, glaub ich, keiner so gerne, mal sehen.

So ein  " friedfertiger Mensch " wie ich.
So, so. 
Als Kind musste meine Mutter andauernd zur Schule, weil ich mich schon
wieder mit irgendjemanden geprügelt habe.

Wenn du meine Vita kennen würdest, wäre eine Etikettierung nicht mehr
so bruchlos möglich. Egal, Edita, alles ist im Werden der Erkenntnis. 
Dennoch: Vermutlich verstehen wir uns besser, als wir beide wahrhaben wollen.
Du bist jetzt meine Lieblingskontra...
Ich finde das gar nicht mal so schlecht.
Wir werden sehen.
LG. Anna


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olga64
olga64
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von olga64
als Antwort auf Michiko vom 14.02.2023, 19:37:20

Und wenn ich etwas lese von "uralter Liebe der Ostdeutschen zu russischen Herrschern", wie kommen Sie auf den Gedanken? Ich bezweifle, dass Sie diesen Satz ernsthaft und mit Überlegung formuliert haben.
Zu den Kosten der Wiedervereinigung, haben Sie Olga da persönliche Einschnitte in Ihrem Leben hinnehmen müssen oder Benachteiligungen empfunden? Fehlte Ihnen die eine entscheidende Banane? Ich glaube es nicht. Den Solidaritätsbeitrag bezahlten übrigens Ost- wie Westdeutsche gleichermaßen. Und Ihr Leben mussten Sie auch nicht riskieren für ein vereintes Deutschland, den Kopf riskierten die Ostdeutschen, die armen Brüder und Schwestern der Zone.

Michiko
Zuerst möchte ich mal den Begriff "Wiedervereinigung"korrigieren. So war es ja nicht, sondern ein freiwilliger Beitritt der DDR zur BRD.
Ich habe natürlich auch noch den pfälzischen Singsang des damaligen Kanzlers Kohl im Ohr,d er da was verkündete von blühenden Landschaften im Osten und dass das alles niemanden in Deutschland finanzielle Belastungen bringen wird.
Es ist auch richtig, dass auch Ostdeutsche für diesen Beitritt bezahlen mussten - wäre ja auch seltsam, wenn dies nicht so gewesen wäre. Aber dem standen nun mal ca 60 Mio West- und ca 15 Mio Ostdeutsche gegenüber; wo die grössere Belastung lag, kann dann leicht ausgerechnet werden.
War aber auch alles richtig so und ist nicht mehr zu verändern.
Ob ich selbst "persönliche Einschnitte" hatte? Nein, aber natürlich finanzielle, weil damals 7.5% Soli von meiner zu entrichtenden Einkommenssteuer für sehr viele Jahre fällig wurden (die wurden dann auf 5.5% reduziert). Aber auch das nahmen wir hin im festen Glauben, dass eine Gegenwehr sinnlos erscheinen würde.
Um Bananen ging es hier natürlich nicht, obwohl ich doch hoffe, dass es auch den mutigen Bürgern in der früheren DDR nicht um diese ging, auch wenn das manchmal in Satirezeitschriften so dargestellt wurde.
Der Wunsch nach Änderungen in der früheren DDR ging von dieser Bevölkerung aus - die dafür auch ihr Leben riskierten, was ich immer bewundern werde. Aber warum hätten wir im Westen gleichermassen unser Leben einsetzen sollen?

Aber nun mal fiktiv zu den Drohungen eines Herrn Kadyrow, sich Ostdeutschland wieder holen zu wollen: hier würdem ich sehr interessieren, wie sich dazu die Vertreter der in Ostdeutschland recht erfolgreichen AFD stellen würden, die ja immer noch mit leuchtenden Augen zu Putin halten.
Würden sie die fiktiv einmarschierenden Tschetschenen und Wagner-Söldner mit Jubel und Blumen empfangen oder schnellstens abhauen, zurück in den Westen, wo ja die meisten von denen herkommen? Olga
 
olga64
olga64
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von olga64
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 15.02.2023, 16:14:28
Der Politologe Herfried Münkler hat im SPIEGEL vom 14-2-23 scharfe Kritik an dem Friedensaufruf von Wagenknecht und Schwarzer geübt und betont, die Idee des Pazifismus, wie sie seit dem Anfang des 20. Jahrhunderts in internationale Vertragssysteme überführt worden sei, beruhe auf dem Verbot des Angriffskriegs. Die Verteidigung gegen einen Aggressor bleibe selbstverständlich zulässig.

Schade, daß man dies unter Pazifisten extra hervorheben zu müssen scheint.
Es war leicht, diesen Pazifismus zu leben und darauf zu bauen, solange es keinen Krieg in Europa gab und unsere Generation auch nur mit Kriegen konfrontiert war, die in weit entfernten Ländern stattfanden und uns alle meist schon nach kurzer Zeit nicht mehr interessierten. Das Interesse nahm dann wieder zu als Menschen von dort versuchten, zu uns zu flüchten, in der Hoffnung, dass ihnen geholfen wird.
Aber so weit ging dieser Pazifismus dann doch bei vielen nicht.

Ich empfehle allen Interessierten, den sehr langen Aufsatz des Herrn Habermas in der heutigen SZ zu lesen, sich dafür aber Zeit zu nehmen, weil man viel Konzentration bei den Erkenntnissen dieses deutschen Intellektuellen benötigt.
Ich habe es auch erst insoweit gelesen,d ass ich ungefähr glaube zu wissen, worum es Herrn Habermas hier geht. Aber es ist für mich erforderlich, diesen Beitrag noch mindestens 1 - 2 x auf mich einwirken zu lassen.

Mir erscheint dies aber wichtiger, als eine persönliche Instrumentalisierung weiterer Pläne der Damen Wagenknecht und Schwarzer und obwohl anscheinend schon Hunderttausende diesem weiteren Brandbrief zustimmten, würde mir dies schwerfallen: auch Herr Chrupalla (AFD) hat sich meinungstechnisch den Unterzeichnern nun angeschlossen - . Putin schafft es also auch noch, Verbindungen zwischen Menschen und Gruppierungen herzustellen, wo ich mir dies vor einiger Zeit wirklich noch nicht vorstellen konnte. Olga
olga64
olga64
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von olga64
als Antwort auf Juro vom 15.02.2023, 00:48:39
Hallo Karl,

Ein Leben in Konfrontation zu dem "Westen" mit permanenter Embargopolitik, mit Freiheit von der sogenannten kapitalistischen Ausbeutung, etwas selbst auf die Beine zu stellen, sich nachbarschaftlich zu unterstützen, die Kinderbetreuung geregelt zu haben, ein allgemein zugängliches Gesundheitswesen zu haben mit jederzeit erreichbaren Polikliniken und ein nicht auf Profit beruhendes Arzt-Patient-Verhältnis zu erleben, in einer Genossenschaft zu arbeiten und trotzdem noch Besitzer seines Landes zu sein, Sport und Freizeit und auch Urlaub durch seinen Betrieb unterstützt zu bekommen, das schafft Nähe und Zusammenhalt. Das wirkt nach. 
Natürlich gab es all die Dinge, die die Menschen auf die Barrikaden brachten mit Bespitzelung und diktatorischer Bürokratie. Aber als die weg war, die Massenarbeitslosigkeit für Jahre das Leben prägte, Biographien zerbrachen und nun die "Wessis" (bitte nicht falsch verstehen) gemeinsam mit der Treuhand das Volksvermögen verschleuderten und sich alles unter den Nagel rissen, auch mit sehr zwielichtigen Momenten, da wachten viele aus dem Einheitstaumel auf. Mit den sowjetischen Soldaten hatte man kein Problem. Freundschaften waren entstanden. Warum da was gegen Russland haben?

Die Menschen in der DDR und in der Sowjetunion hatten ähnliche Probleme.

Juro


 
geschrieben von Juro
Das was Sie hier schreiben und was hier "nachwirken" soll, betrifft sicherlich nur Leute, die älter als 40 Jahre sind; den Rest dürfte das nicht mehr interessieren, weil sie bereits völlig anders sozialisiert wurden als die (N)ostalgiker, die es natürlich immer noch gibt.
DAs Land DDR war Pleite und es war ein extrem schwieriger Job für die Treuhand, für die Reste dieses Volksvermögens noch Interessierte zu finden, die bereit waren, hier zu investieren.

Was Sie jedoch zu den sowjetischen Soldaten schreiben, erscheint mir als pure nostalgische Fantasie. Die wurden von der BRD finanziell abgefunden, weil auch die DDR-Bevölkerung diese Besatzer aus dem Land haben wollten. Sie verliessen diese Region (übrigens inkl. Putin!) und mussten dann irgendwo in Russland leben in Gegenden, die man ihnen zuteilte.
Ausserdem gab es die Sowjetunion auch nicht mehr lange - auch dieses grosse Reich brach jämmerlich zusammen.

Ich denke, eines der grössten Probleme für damalige DDR-Arbeitssuchende war, dass sie sich auf dem Markt als Arbeitskräfte anbieten mussten: d.h., Bewerbungen schreiben, sich vorteilhaft präsentieren und dies womöglich als "verkaufen" empfanden, was sie früher nicht gewöhnt waren, als der Staat dies alles für sie erledigte und sie als Preis dafür mit einer gewissen Unmündigkeit bezahlten.
ABer auch das ist sicher heute kein Thema mehr - die aktuellen Generationen kennen es ja nicht anders und es besteht kein Unterschied zu ambitionierten Arbeitskräften weltweit, die sich um eine gute berufliche Zukunft bemühen. Olga
Nick42
Nick42
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Nick42
als Antwort auf Anna842 vom 15.02.2023, 16:18:59
....1973 unter den "Sozen " gab es dann die einzige Chancen für mich,
Abitur zu machen.
Unter dem Motto: " Denen eine Chance geben, die noch nie eine hatten",
konntest du als Volksschüler in vier Jahren, dein Abitur nachmachen.
Tagsüber 40,5 Std.Wochen arbeiten, abends zur Schule.
43 Leute waren in unserer Klasse. Davon haben vier (!!) das Voll-Abitur
letztendlich geschafft......


Anna
Hallo Anna,
da möchte ich etwas widersprechen. In den 70ziger Jahren hat sich in der BRD einiges geändert, nicht nur bei den Sozis. Auch  In Badern-Württ oder Bayern haben das auch konservative Schulminister veranlasst. Auf dem flachen Land wurden jetzt "Bildungsreserven" mit Bussen vor der Haustüre abgeholt und Bafög eingeführt. Am Geld lag es nicht mehr. Die deutschen leisteten sich jetzt einen der teuersten Sozialstaaten der Welt und ich kenne in meinem sozialen Umfeld einige, die eine Bildungsweg wie du gemeistert haben.

Warum das mit dem "Bildung für alle" und dem sozialen Ausgleich (bis heute kommen Studenten meist aus dem Bildungsbürgertum, die Reichen werden  immer reicher und die sozial schwachen wieder ärmer) nicht geklappt hat, wäre ein anderes und weites Thema.

Nick42
 

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