Internationale Politik Es ist Krieg in Europa

Bias
Bias
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Bias
als Antwort auf Karl vom 04.02.2023, 14:02:25

Mit der „richtigen“ Ideologie (passend verfügbarem Gedankengut) unterlegt, lässt sich so gut wie jeder Begriff zum Schimpfwort kreieren, Karl.
Wem hätte das in den letzten Jahren verborgen bleiben können?
Wo Jakobiner am Werk sind, gibts nur eine Richtung des Denkens, nur eine korrekte Ansicht.
Als es erst mal in ihrer Macht lag, gingen die Damen und Herren seinerzeit über Leichen; zuletzt über die der eigenen Schwestern, Brüder und Diversen.

Michiko
Michiko
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Michiko
als Antwort auf aixois vom 04.02.2023, 12:24:52
Aber in den dazwischen liegenden 22 Jahren scheint sich so viel verändert zu haben, dass ich den Putin, der die Ukraine überfallen hat, nicht wieder erkenne.

Nur ging ihm bald auf, dass es mit mehr Respekt schlecht bestellt  war, die Armee Russlands ebenso wie die Wirtschaft sich nicht wirklich entwickelten und es weiterhin nicht mehr als die Rolle eines Rohstofflieferanten für andere hatten, die damit Wachstum generierten,  'reicher' wurden, ihren Wohlstand erhöhten, selbst in den früher eher 'armen' Satellitenstaaten des Comecon. Selbst das unterentwickelte China hatte es geschafft, nicht nur Russland den Rang abzulaufen, sondern an die Spitze der Weltmächte aufzusteigen, während Russland sich vom Feind Obama verhöhnen lassen musste und sich als nicht ganz ernst zu nehmende Regionalmacht verspottet fühlte.

Der Westen, das 'Haus Europa', war ihm verschlossen, China brauchte Russland nicht mehr und wenn dann höchstens in dienender Funktion. Deshalb der eher verzweifelte Versuch. eine eurasische EWG nach dem Beispiel der EU zu schaffen.
Aber auch das hat der Westen 'kaputtgemacht', dadurch, dass es die Ukraine (ohne das aus seiner Eurasischen Wirtschaftsunion nie was werden würde) bewusst und ganz gezielt ins westliche Lager herüberzog (NATO Angebot, Militärhilfe, EU Assoziationsabkommen...). 

Putin ist nicht so dumm als dass er nicht sehen würde, dass auch dieses Bemühen,sich und sein Großrussland zu erhalten und zu neuer Blüte zu bringen krachend gescheitert ist. Welche Optionen bleiben ihm, was sind seine Alternativen, die nicht so aussehen als ob der Westen letztlich gesiegt, das grosse Russland - Vaterland endgültig dem Untergang geweiht ist ? Einen demütigenden  Untergang, den er nicht zu verhindern wusste, weil er ein Versager ist  und seine Versprechungen den Russen gegenüber nicht halten konnte ?

Wäre Putin nicht Putin, sondern einsichtig, dann würde er sagen, ich habs nicht geschafft , soll es jetzt mal ein anderer versuchen. So ein anderer müsste - wie ich es sehe - noch brutaler, noch gewaltbereiter, noch konfrontativer noch diktatorischer sein, d.h. auf dem alten Weg weitermachen.
Putin wird das nicht tun von sich aus. Also wird er 'durchhalten' wollen bis zum 'Ende' (Russland hat noch einiges an Reserven, baut sich neue Liefer-/Handelsketten auf, ist weniger isoliert als es die Sanktionen vorgesehen hatten), das hoffentlich nicht  die Form eines 'erweiterten Suizids'  annimmt.

Die vom mir oft wiederholte Frage, welche Optionen haben wir - abgesehen davon,  den Waffeneskalationskreisel am Drehen zu halten -  wird nicht gestellt, Antworten darauf würden nämlich in eine Richtung gehen müssen die dem neuen Kalten Krieg entgegengesetzt ist, die kein "Totrüsten" Russlands zum Ziel hat. Eine Option wäre eben, wie es Westdeutschland nach dem Krieg erfahren hat, Hilfe zu leisten beim (Wieder-) Aufbau , so dass es Russlands Bevölkerung besser geht, die Generation der Jungen eine Perspektive bekommt, dass ihr  Land nicht untergehen muss, sondern schrittweise ein ziviler Kooperationspartner innerhalb gemeinsamer europäischer Interessen werden kann.

Man mag das alles als Tagträumereien verächtlich  zur Seite wischen. Dann aber müssen Antworten kommen, wie es anders gehen soll.
Dass die bisherigen Politiken der Konfrontation besonders erfolgreich gewesen wären, kann ernsthaft nicht behauptet werden.
Deutschland könnte, ja müsste als starker Brückenstaat zwischen Ost - West hier durch aus initiativ werden, sich führend, statt sich den wenig kompromissbereiten  Forderungen anderer zu fügen)  mit eigenen Vorschlägen für ein Umdenken einsetzen, weniger transatlantisch, sondern mehr selbstständig, mehr europäisch denken.

Die Ukraine soll jetzt erst mal Bradley "Schützen"panzer kriegen, die Leos, Leclerc, Abrams, Challengers und wie sie auch alle heissen, kommen, wenn überhaupt, erst viele, viele Monate später, nach der prognostizierten großen Frühjahrsoffensive der Russen.

Ich lasse mich aber gerne eines Besseren belehren, bin offen für andere, weitere Optionsvorstellungen , an ExpertInnen fehlt es ja nicht.
 
Vielleicht wartet er auf etwas, was könnte das sein? Ein Ende der Waffenlieferungen in Richtung Ukraine? Das Vorlegen eines Planes, wie es nach dem Krieg gemeinsam mit Russland in Europa weitergehen könnte? Ob darüber überhaupt schon mal jemand nachgedacht hat, im Moment ist eher das Gegenteil der Fall, Putin hat seine Reputation fast im ganzen westlichen Ausland verloren. Darüber wird er sich auch im klaren sein, was nützt ihm das schwache Wohlwollen von Xi Ping, in die Richtung will er nicht und der hat mMn andere Pläne und schaut gelassen zu.
Heute früh habe ich von einem Gefangenenaustausch zwischen Russland und der Ukraine gelesen, es muss also Verhandlungen auf einer bestimmten Ebene geben. Wenn es den Tatsachen entspricht, dass Russland nur zu seinen Bedingungen zu Verhandlungen bereit ist, bedeutet es doch nicht, dass im vorauseilenden Gehorsam dazu gleich ja und amen gesagt wird. Eine Verhandlung - ist eine Verhandlung und nicht nur Selenskyi, auch die EU muss trotz allem ein für Russland positives Angebot unterbreiten können.

Danke für Deine Antwort aixois, ob es ein Signal bez. einem Entgegenkommen gegenüber Russland geben wird und von wem könnte es ausgehen? Das weiß ich auch nicht.

Michiko
Edita
Edita
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Edita
als Antwort auf Mareike vom 04.02.2023, 13:39:21
Eben deshalb bin ich der Meinung, dass noch mehr Krieg noch mehr Leid bringt.
Ich glaube auch nicht, dass alle Ukrainer Deinen Standpunkt teilen.

Nun beende ich aber sinnvollerweise wieder den Austauch mit Dir, weil es bekanntlich NICHTS bringt.
Mareike

Das mit dem „noch mehr Leid“ kommt einem leicht über die Lippen, wenn man selber nicht betroffen ist, ich muß leider viel über meine unbekannte Verwandtschaft sinnieren! 

Für die, die behaupten daß nicht verhandelt wird, diese Woche wurden, selbstverständlich nicht ohne Verhandlungen, 63 russische und 116 ukrainische Kriegsgefangene  ausgetauscht! 

Wer bin ich, daß Ukrainer meinen Standpunkt teilen??? 
Es ist umgekehrt, ich teile den Standpunkt der Ukrainer! 

Du täuschst Dich, ich persönlich will Dir nichts bringen, mich würde es schon kolossal beruhigen, wenn ich bei Dir nur einen Funken von Solidarität mit den Ukrainern erkennen könnte, denn bisher wurden sie von Dir nur auf Nazis und Bandera reduziert!


Edita
 

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Karl
Karl
Administrator

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Karl
als Antwort auf Mareike vom 04.02.2023, 14:17:05

Nun @Mareike,

ich sagte ja, dass es sehr schwer werden wird, nicht neue Zündschnüre zu legen. Gerade deshalb sind die Anforderungen an die Politik jetzt enorm hoch.

Karl

Leutnant_der_Reserve
Leutnant_der_Reserve
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Leutnant_der_Reserve
als Antwort auf Alkmar vom 04.02.2023, 13:44:04
 

Nun, als "Leutnant" hast Du aber auffallend ein lückenhaftes Geschichtsbewusstsein. 😉


Übrigens:
Das Vichy Regime regierte aber im Süden und nicht im Nord-Westen von Frankreich, oder? 😉
 
 Doch wenn uns nicht das gleiche Schicksal treffen soll, müssen auch wir alles tun, um einen verrückten Diktator zu stoppen!
 
Ja, Alkmene, die Lücken werden zunehmend größer, gar keine Frage, dennoch kann ich mich entsinnen, dass es der Norden Frankreichs war, der den  Deutschland kampflos übergeben wurde, während der Süden von einer Marionette namens Vichy "regiert" wurde, also quasi auch unter Deutscher Herrschaft stand. Ich kann hierbei allerdings nur aus der Kenntnis meines bescheidenen Ost-Abis schöpfen.
Man mag den Franzosen, sowohl der Armee als auch den Zivilisten, Feigheit vor dem Feind unterstellen, letztlich aber hat sie dieses Verhalten vor dem Untergang und der völligen Zerstörung bewahrt. Und das sogar 2 mal allein im vorigen Jahrhundert, und am Ende triumphierten sie sogar jedesmal über den Aggressor.

Weshalb Russland nun Deutschland überfallen sollte, so wie es gewisse Ideologen wieder und wieder prophezeien, müsstest Du vielleicht mal noch faktengestützt nachreichen, denn augenscheinlich wurde auch Dir dieses Menetekel nächtens an die Wand geschrieben.



 
ingo
ingo
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von ingo
als Antwort auf Anna842 vom 04.02.2023, 12:29:20

@Anna842: """ Ich möchte darum bitten, Vergleiche mit Hitler/NS-Zeit, zu unterlassen. """

Dieser Satz ist für den ST eine "Steilvorlage". Du kannst mich zwar "bitten"; aber ich werde weiterhin  einen heutigen Massenmörder und Kriegsverbrecher mit den Massenmördern Hitler und auch Stalin vergleichen, und Du wirst mich in dieser Meinung nicht behindern. Ich nehme Dir Deine Meinung nicht; aber ich werde Dir ganz klar sagen, was ich davon halte!


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ingo
ingo
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von ingo

Eine höchst interessante Meldung. Kneifen die Länder jetzt, die Deutschland zuvor am lautesten kritisiert haben?

"" In der Bundesregierung wachsen die Zweifel daran, ob die angekündigte Lieferung von Leopard-2-Panzern an die Ukraine wie geplant realisiert werden kann. Wie der "Spiegel" berichtete, gebe es bisher von den europäischen Partnern, die zuvor öffentlich die Lieferungen von modernen Kampfpanzern an die Ukraine eingefordert hatten, keine festen Zusagen, sich an der geplanten Aufstellung von zwei Panzerbataillonen für die Ukraine zu beteiligen. In Regierungskreisen seien die Probleme bestätigt worden. "Die Zusammenstellung der Bataillone entpuppt sich als mühsamer Kraftakt", berichtete das Magazin nach einer entsprechenden Anfrage. ""

Vollständiger Beitrag

Alkmar
Alkmar
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Alkmar
als Antwort auf Mareike vom 04.02.2023, 14:01:25
Gemeinhin vermeide ich es von "Die Niederländer", die Deutschen, die Franzosen, die Ukrainer, die Russen etc zu sprechen, denn es sind letztlich immer die MACHTHABER die entscheiden.

Ich meine mich zu erinnern, dass unsere jetzige Regierung vor der Wahl bekundete: "Keine Waffen in Kriegsgebiete."
Ein TEIL der Bevölkerung möchte dies nach wie vor so gehandhabt wissen..

Wir haben zwar kein Recht kluge Ratschläge zu erteilen, aber wir haben sehr wohl das Recht und die Pflicht zu erwägen, wie weitreichend militärische Hilfe gewährt wird.

Mareike

Hallo Mareike,

In Demokratien gibt es ja auch keine "Machthaber". In Russland schon.

Nun, ich halte Dich für eine kluge Frau.
Dass Du also mit Deinem Einwand  "Keine Waffen in Kriegsgebiete." eine sehr unglücklich gewählte Formulierung schreibst, werte einmal so, dass Du das etwas schelmisch schreibst.

"Unsere (heutige) Regierung" bestand vor der Wahl nicht, also können das, wenn es so war, auch nur zur Wahl stehende Politiker gesagt haben.
Dass es aber wesentlich im Laufe unserer Geschichte nicht so war, steht unzweifelhaft fest, sonst wäre der Rüstungsexport zuvor nicht so hoch.

Ich weiß auch, dass es im Netzt so wimmelt von diesbezüglichen Aussagen, die aber falsch zu nennen sind.
Das fängt schon an damit, dass "Krisengebiete" mit "Kriegsgebiete" gleichgestellt oder mehr oder weniger mit Vorsatz gleichgestellt oder verwechselt werden.

Ich denke sagen zu können, dass es durchaus einen gewaltigen Unterschied macht, ob irgendwo auf der Welt ein Diktator gegen einen anderen Diktator kämpft.
Oder ob eine Demokratie in unserer Nachbarschaft in Europa, unter Bruch des Völkerrechts und mit grausamsten Taten, die gegen das Kriegsrecht sind, von einem imperialistischen und diktatorischen Staat überfallen wird, von dem auch unsere Interessen der Sicherheit sowie Freiheit direkt, betroffen sind.

Kluge Menschen bedenken Worte, noch klügere Menschen bleiben nicht bei ihrem Wort, wenn es sich als eine Fehleinschätzung erweisen sollte.
Und genau das sagten viele Politiker!

Menschen sollten auch das Recht haben, auch unter dem Preis der Unfreiheit und Entrechtung pazifistisch zu sein, doch die Wenigsten wäre es tatsächlich, wenn sie Unfreiheit, Entrechtung und Willkür zuvor gespürt hätten!

Doch sind auch pazifistische Menschen nicht recht froh, dass man sich doch nachher auch geläutert zeigen darf, weil andere Menschen für ihren Schutz eintraten.
Sind wir nicht im Kleinen auch froh, wenn wir eine Polizei rufen können, wenn wir bedrängt oder ausgeraubt werden?

Ich sehe Pazifismus so, dass er vom Menschen selbst ausgehen sollte. Dass ich also niemanden etwas tue.
Wie Arm wäre eine Welt, wenn wir uns ideologisch und eine Ethik und Zivilisation aufgebend wieder freiwillig in ein Recht begeben, wo der Stärkere darüber entscheidet, wie und ob ein Mensch leben darf.
Wo man Menschen als Sklaven oder als Wert und Unwert bezeichnet.
 
pschroed
pschroed
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von pschroed
als Antwort auf Edita vom 04.02.2023, 13:22:35
Das Gebot der Stunde gebürt den Ukrainern und sonst niemandem!
Oder würdest Du es an deren Stelle zulassen, daß Deine Familie mitsamt Deinem kulturellen Hintergrund zerrissen wird?
Oder würdest Du auch so sprechen wenn Du Mutter, Oma oder Tante von einem oder mehreren der verschleppten Kindern wärest?
Edita
Hallo Edita.
Es ist sehr gut dass die EU mit ihrem EU Gipfel in der Ukraine,  sichtbar für die ganze Welt die Anerkennung unserer westlichen Werte der ukrainischen Bürger im vollen Maße manifestiert hat, 👍 auch mit der EU und ukrainischen Fahne, das ist schon eine Klatsche für die Kremlterroristen wo der Ukraine das Existenz Recht absprechen. Das muss man sich mal vorstellen. Mein grosser Respekt gilt Ursula von der Leyen. Ich hoffe dass der Westen durchhält und Selenskjy nicht einem russischen Attentat zum Opfer fällt. Phil.
 
Leutnant_der_Reserve
Leutnant_der_Reserve
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Leutnant_der_Reserve
als Antwort auf pschroed vom 04.02.2023, 14:58:52
 Ich hoffe dass der Westen durchhält und Selenskjy nicht einem russischen Attentat zum Opfer fällt. Phil.
 
Die größere Gefahr als die, einem russischen Attentat zum Opfer zu fallen, besteht für Selenskyj sicher darin, den protectio der USA zu verlieren, denn in derselben Sekunde, in der das passieren würde,wäre er weg vom Fenster. Oder glaubst Du wirklich, dass er DEN Rückhalt in der Bevölkerung der Ukraine besitzt, den er glaubt zu haben?

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