Internationale Politik Es ist Krieg in Europa

Michiko
Michiko
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Michiko
als Antwort auf aixois vom 09.09.2022, 16:38:58
@ Michiko
... dann frage ich, wann endlich werden die Mütter und die Familien sich zu Wort melden. Nicht alle werden still bleiben aus Angst vor Bestrafung, wofür eigentlich?
 
Ich hatte eine ähnliche Frage meiner Mutter gestellt, als ich beim Kramen in alten Sachen auf ein in Watte gepacktes Eisernes Kreuz stiess. Es war wohl vom Onkel meiner Mutter im  WK I "auf dem Felde" geblieben.
Warum lassen sich die Angehörigen, Freunde der so jung aus dem Leben gerissenen Männer, das gefallen. Warum habt ihr nicht wenigstens im WK II protestiert, als alle aus dem WK I wussten, was moderner Krieg ist ?

Und dann erfuhr ich so was vom Stolz der Familien, besonders auch der Mütter, dass ihr Sohn mutig kämpfend bis zum Letzten für die gute Sache, für den Führer, für die Frauen und Kinder sich für das Vaterland geopfert hat,usw. einen ehrenvollen Heldentod gestorben ist. Man las die Gefallenen Anzeigen zu hunderten in den Zeitungen und hat den Hinterbliebenen Beileid bezeugt, manche Nachbarn in lauten Lobesworten und von wegen Beispiel für die nachwachsenden Jungen, dem man folgen solle usw usw. andere nur mit einem stillen Händedruck, mitfühlend, schicksalsergeben.
Ich habe es lange nicht verstanden, warum Frauen, Mütter stolz auf ihre 'Mütterkreuze' waren, sich in der Pflicht fühlten, dem "Hitler ein Kind (am besten einen Jungen natürlich) zu schenken". Dazu die ganze wohlklingende, die Wirklichkeit verdrehende Sprache, der Soldat war nicht einfach erschossen worden, nein, er war heldenhaft 'gefallen', auf dem Feld der Ehre, usw. usw. Schlimm war es dann, wenn sein Kamerad auf Heimaturlaub, erzählte wie sein Kollege den Tod 'gefunden'. Realistische Schilderungen waren den Soldaten verboten, von wegen Wehrkrafterhaltung, damit die Frauen und Mütter nicht die grauenhaften Bilder voller Schmerz sich ausmalten, sondern eben an das aseptische Sterben für F Volk und Vaterland weiter glauben konnten.

Einer der sich verweigerte, wurde verfolgt, verraten, der Gestapo, oder Militärgerichtsbarkeit ausgeliefert und unweigerlich auf der Stelle meist - nach 'kurzem' Prozess erschossen. Die Witwen der Deserteure mussten noch zig Jahre darauf warten, die ihnen zustehenden Hinterbliebenenrenten zu bekommen, ein Deserteur und damit sein Familie hat seine Rechtsansprüche verwirkt. Die Witwen von SS-Schergen, die tüchtig mitgemacht hatten, bekamen anstandslos und sofort ihre Witwenrente.

Als naiver Jugendlicher habve ich oft für mich die Rechnung aufgebracht, was wäre gewesen wenn alle Mütter auf die Straße gegangen wären gegen Hitler, alle Soldaten kein Gewehr in die Hand genommen hätten, wieviele hätte man einsprerren, erschießen können ? Die Straßen voller Opfer ? Hätten die Söhne/Väter es übers Herz gebracht, auf die Frauen,die Mütter zu schiessen ? Ich will das nicht weiter ausmalen, weil es in der Realität so nicht war und (siehe Ukraine-Russland) nicht ist.

Man glaubt den Argumenten, die den Krieg zu einem 'gerechten' machen, man steht  als Volk, als Mütter hinter der politischen Führerschaft, man gehorcht (selten wirklich unwillig)  der Autorität, fügt sich in das - über einen gekommene -  'Schicksal'. Akzeptiert eher das Opfer eines Sohnes zu ertragen als sich mutig zu wehren, sich aufzulehnen.

Es reicht schon zu sehen, wie Mitbürger, die dem Frieden das Wort reden, in der Öffentlichkeit 'willkommen' geheissen werden, als Kollaboratuere des Feindes gebrandmarkt in shit storms fertig gemacht werden uvam - und Du fragst, warum sich die Soldatenmütter der russischen Soldaten (warum nicht auch die ukrainischen ?) Länder nicht zu Wort melden.
geschrieben von aixois

Ja das war eine Überlegung von mir angesichts der Situation. Kommt es mir nur so vor oder vergleichst das III. Reich mit der Invasion in die Ukraine? Es geht nicht um Frieden, es geht um Widerstand, so wie ein paar Stadtabgeordnete in St. Petersburg den Mut hatten, eine Petition an die Duma zu verfassen. Übrigens hatten auch 1943 ein paar Frauen Mut zu protestieren in der Berliner Rosenstrasse, wo ihre Männer inhaftiert waren und auf die Deportation warteten. 1943 - Die Frauen der Rosenstraße
Wenn nun Deiner Meinung nach die Mütter und Familien in Russland hinter ihrer politischen Führerschaft stehen wie das so ist wenn gehorcht wird, dann sieht es schlecht aus mit dem Widerstand aus den eigenen Reihen bzw. aus dem eigenen Land. Zumal es für jeden gefallenen Soldaten angeblich eine nicht gerade bescheidene Geldsumme vom Staat gibt. Dann liegst Du richtig mit Deinem Einwand.
olga64
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von olga64
als Antwort auf Michiko vom 09.09.2022, 15:46:37
Wenn man die Zahlen der gefallenen russischen Soldaten sieht, egal ob es nun 40.000 oder 60.000 sein mögen, eine unfassbare Zahl von wohl überwiegend jungen Menschen, die ihr Leben lassen musste, dann frage ich, wann endlich werden die Mütter und die Familien sich zu Wort melden. Nicht alle werden still bleiben aus Angst vor Bestrafung, wofür eigentlich? Sie müssten eine Möglichkeit finden, sich zusammen zu schließen und zu protestieren. Aber wie Schorsch schon sagt, Gulag ist in Russland ein bekannter Ort.
Ich befürchte, dass viele Mütter, Partnerinnen usw. gar nichts vom Verbleib ihrer Männer wissen und Anfragen ins Leere gehen. Vermutlich sind viele von den toten, russischen Soldaten in der Ukraine verscharrt oder sind in Kühllagern in Belarus,bzw. wurden schon in mobilen Krematorien "bestattet".
Damit möchte man sicherlich verhindern,dass schubweise Tausende von Zinksärgen nach Russland geflogen werden, zumal Russland, bedingt durch die Sanktionen, ja nicht mehr über ausreichende Flugkapazitäten verfügt.
Alles erinnert an den Tschetschenien-Krieg, wo sich dann die mutigen Soldaten-Mütter formierten, die allerdings auch politisch und strafrechtlich verfolgt wurden.

Viele der sehr jungen Soldaten wurden, wie man lesen kann, aus den hintersten Ecken des Riesenlandes rekrutiert, wo das Durchschnittseinkommen bei einigen wenigen Hundert Euro monatlich liegt. Der Sold soll allerdings bei ca 3.000 Euro monatlich liegen. Das ist verführerisch für viele einsatzwillige junge Russen, die meist gar nicht wissen, was sie erwarten wird und wo dieUkraine überhaupt liegt.

Michiko - danke dass Sie in einem anderen Beitrag auf die "Rosenstrasse" in Berlin hinweisen. Ich habe vor Jahren den Film dazu gesehen und bin dann bei einem Berlin-Besuch in diese Rosenstrasse gegangen, wo man heute noch die Häuser sehen kann, wo diese mutigen Frauen davor für die Freilassung ihrer Männer in der Nazizeit kämpften. Olga
pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von pschroed

Daß der Kreml nicht einlenkt ist schon dramatisch. Phil.

QUELLE focus

50-Kilometer-Schneise wird für 10.000 russische Soldaten zur tödlichen Gefahr
Diese Offensivpläne müssen die Russen mit der Aufgabe von Balaklija nun wohl begraben. Doch der Verlust der Stadt ist bei weitem nicht ihr größtes Problem: Die Ukrainer haben mit ihrem schnellen Vormarsch eine 50 Kilometer lange Schneise in das Hinterland der russischen Truppen geschnitten. Nun stehen sie direkt vor der Kleinstadt Kupjansk, die wegen ihres direkten Bahnanschlusses an Russland als Verkehrsknotenpunkt wichtig für die Versorgung des gesamten Truppenverbands um Isjum ist


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aixois
aixois
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf Michiko vom 09.09.2022, 16:59:30
Es geht nicht um Frieden, es geht um Widerstand
Wenn es nicht um Frieden, das Beendigen des sich gegenseitigen Tötens geht, wogegen soll sich dann der 'Widerstand' der Mütter Deiner Meinung nach richten ? Welches Ziel, was soll das Ergebnis sein ?

Für einen 'Krieg ohne  Soldaten' so nach dem Motto "stell dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin ?"

Wenn Du meinen Beitrag verstehen willst, dann stellt sich die vorwurfsschwangere Frage nicht :" Kommt es mir nur so vor oder vergleichst das III. Reich mit der Invasion in die Ukraine? "

Ich könnte ja auch fragen, ob es mir nur so vorkommt, dass Du meinen Beitrag mit einem bestimmten "Etikett" versehen willst ? Ich frage natürlich nicht. Habe die Frage nur mal so dahingetippt.

Warum nennst Du nicht klar und deutlich Ross und Reiter und sagst genau, wo ich die Invasion der Ukraine mit dem "III.Reich" verglichen habe ?
Dann könnte ich möglicherweise Missverstandenes klar stellen. Dazu sind aber schein-rhetorische Fragen m.E. nicht geeignet.
pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von pschroed

Wir haben auf euch gewartet, befreites ukrainisches Dorf.  Phil.
 

Michiko
Michiko
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Michiko
als Antwort auf aixois vom 09.09.2022, 18:23:11
Es geht nicht um Frieden, es geht um Widerstand
Wenn es nicht um Frieden, das Beendigen des sich gegenseitigen Tötens geht, wogegen soll sich dann der 'Widerstand' der Mütter Deiner Meinung nach richten ? Welches Ziel, was soll das Ergebnis sein ?

Für einen 'Krieg ohne  Soldaten' so nach dem Motto "stell dir vor es ist Krieg, und keiner geht hin ?"

Wenn Du meinen Beitrag verstehen willst, dann stellt sich die vorwurfsschwangere Frage nicht :" Kommt es mir nur so vor oder vergleichst das III. Reich mit der Invasion in die Ukraine? "

Ich könnte ja auch fragen, ob es mir nur so vorkommt, dass Du meinen Beitrag mit einem bestimmten "Etikett" versehen willst ? Ich frage natürlich nicht. Habe die Frage nur mal so dahingetippt.

Warum nennst Du nicht klar und deutlich Ross und Reiter und sagst genau, wo ich die Invasion der Ukraine mit dem "III.Reich" verglichen habe ?
Dann könnte ich möglicherweise Missverstandenes klar stellen. Dazu sind aber schein-rhetorische Fragen m.E. nicht geeignet.
Ich kann mir nicht vorstellen, dass nach Protestaktionen sich automatisch Frieden anschließt, Frieden ist ein Prozess, der dauern kann, nur angeschoben muss er werden. Ein Waffenstillstand wäre allein schon wünschenswert.
Du hast in Deinem Beitrag solche Worte benutzt wie Eisernes Kreuz, Mutterkreuz, dem Hitler ein Kind schenken, dann Gestapo und SS-Schergen und fragst mich jetzt, warum ich die Frage gestellt habe, ob Du den Angriff auf die Ukraine mit dem III. Reich vergleichst?

Deine letzten beiden Absätze in dem Beitrag, auf den ich Dir geantwortet hatte, hattest Du noch korrigiert, da ist jetzt die Rede von einem Onkel, der mit dem Gestellungsbefehl in der Hand niemals darauf verzichtet hätte, in den Krieg zu ziehen, ohne zuvor einen Feind erschossen zu haben, um seiner Sippe keine Schande zu bringen.  Ist das eine von Deinen mitunter zu lesenden humoristischen Einlagen?


Michiko

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Bias
Bias
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Bias
als Antwort auf Michiko vom 09.09.2022, 19:30:40
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Du hast in Deinem Beitrag solche Worte benutzt wie Eisernes Kreuz, Mutterkreuz, dem Hitler ein Kind schenken, dann Gestapo und SS-Schergen und fragst mich jetzt, warum ich die Frage gestellt habe, ob Du den Angriff auf die Ukraine mit dem III. Reich vergleichst?
geschrieben von Michiko
Ich weiß nicht, ob Dich meine Antwort befriedigt, Michiko, doch solches erklärt Godwins Law*.

* Mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion nähert sich die Wahrscheinlichkeit für einen Vergleich mit den Nazis oder Hitler dem Wert Eins an.
Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Bias vom 09.09.2022, 20:25:42
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Du hast in Deinem Beitrag solche Worte benutzt wie Eisernes Kreuz, Mutterkreuz, dem Hitler ein Kind schenken, dann Gestapo und SS-Schergen und fragst mich jetzt, warum ich die Frage gestellt habe, ob Du den Angriff auf die Ukraine mit dem III. Reich vergleichst?
geschrieben von Michiko
Ich weiß nicht, ob Dich meine Antwort befriedigt, Michiko, doch solches erklärt Godwins Law*.

* Mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion nähert sich die Wahrscheinlichkeit für einen Vergleich mit den Nazis oder Hitler dem Wert Eins an.
geschrieben von Bias
Für die "Längen" bin ich nicht verantwortlich Bias, dachte nur, es wäre höflich zu antworten. Aber Godwins Gesetz ist nicht von der Hand zu weisen. Man könnte es jetzt dabei belassen😉
pschroed
pschroed
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von pschroed

10 000 russische Soldaten droht die Einkesselung.

Noch ist es zu früh um zu triumphieren, aber der Erfolg von der ukrainischen ist unbestreitbar und wird schon in den sozialen Netzwerken gefeiert.  Phil.

quelle zeit

14:33

Tina Groll
Ukraine meldet Rückeroberung strategisch wichtiger Stadt Kupjansk

Mehr als ein halbes Jahr nach Beginn des russischen Angriffskriegs hat die Ukraine eigenen Angaben zufolge die strategisch wichtige Stadt Kupjansk im östlichen Gebiet Charkiw zurückerobert. Der ukrainische Inlandsgeheimdienst SBU veröffentlichte am Samstag auf Telegram Fotos, die eigene Einheiten in der bislang von Russland besetzten Kleinstadt zeigen sollen. Zuvor hatten bereits ukrainische Medien die Rückeroberung von Kupjansk gemeldet.

Die Kleinstadt ist wegen ihres direkten Bahnanschlusses an Russland als Verkehrsknotenpunkt wichtig für die Versorgung des gesamten russischen Truppenverbands um das südwestlich gelegene Isjum. Durch den Vorstoß der Ukraine droht dort nun mehr als 10.000 russischen Soldaten die Einkesselung.

RosaLilly
RosaLilly
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von RosaLilly
als Antwort auf pschroed vom 10.09.2022, 16:36:24

Das ist wirklich überraschend, dass die Russsen so sang- und klanglos den Rückzug antreten. aber egal weshalb - es ist gut so.


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