Internationale Politik Es ist Krieg in Europa

Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Michiko
Was passiert im besetzten Süden der Ukraine? Die ukrainische Regierung erhebt schwere Vorwürfe. Von Entführung, Folter und Mord ist die Rede. Bericht: Rebecca Barth. Leben unter russischer Besatzung
"Ich fahre in den Südosten der Ukraine, nach Saporischschja, etwa acht Stunden Autofahrt von der Hauptstadt Kiew entfernt. In Saporischschja kommen täglich hunderte Geflüchtete aus den von Russland besetzten Gebieten an. Sie will ich treffen, um zu erfahren, was im Süden der Ukraine passiert ist, seitdem Russland die Region besetzt hält.
„Sind bei euch schon viele Russen?“, fragt mein Kollege Vitalij seine Mutter. „So viele, mit ihren Familien und Autos und Banken“, erzählt sie. „Es gibt sogar einen Supermarkt, in den darf man nur mit russischem Pass.“ Vitalij stammt aus Cherson, Landeshauptstadt der gleichnamigen Region. Seit Anfang März ist die Stadt von den Russen besetzt. Vitalijs Mutter, sein Bruder und dessen Freundin leben immer noch in Cherson. Jetzt wollen sie fliehen, und wir wollen sie treffen. Auf der anderen Seite der Front, in Saporischschja – in der Ukraine.
Die Flucht aus Cherson und den anderen besetzten Städten ist gefährlich. Zurzeit gibt es nur einen Weg auf ukrainisch-kontrolliertes Gebiet: durch die Kleinstadt Wassyliwka. Aber heute ist das Städtchen vor allem für eines bekannt: für die harten Kontrollen der Russen. Vier Checkpoints müssen die, die fliehen, allein hier passieren, erklärt Iwan Fjodorow. Bürgermeister von Melitopol. Die Situation dort ist schrecklich. Es stehen etwa 1200 Fahrzeuge dort, also mehr als 5000 Menschen. Gestern ist eine Person in der Warteschlange gestorben.“
„Die Leute vor uns stehen schon vier Tage“, sagt Vitalijs Mutter. Wenn sie es nach Tagen durch den Checkpoint schaffen sollte, dann erwarten wir sie hier – am Epizentrum. So heißt eine bekannte Baumarkt-Kette in der Ukraine. Wir reihen uns ein in die Dutzenden, die täglich auf dem Parkplatz vor dem Baumarkt auf ihre Verwandten aus den besetzten Gebieten warten.
Seit Monaten ist das Epizentrum der zentrale Ankunftsort für Geflüchtete. In verschiedenen Zelten können sich die Menschen registrieren, bekommen Hygieneprodukte, Tee und Nahrung. In einem Zelt kümmert sich Jelena Bodenko um die Kleinsten. „Das erste, was die Kinder fragen, wenn sie zu uns nach Saporischschja kommen: Gibt es hier keine russischen Soldaten? Warum fragst du, wollen wir dann wissen. Zu uns ins Dorf kamen die Russen und dann hat meine Mama sehr viel geweint.“
Die Bewohner Chersons wehren sich gegen die Besatzung, sie demonstrieren. Russische Nationalgardisten feuern mit Tränengas auf die unbewaffneten Demonstranten, geben Warnschüsse ab. Es werden Menschen verhaftet und verprügelt – manche werden später tot aufgefunden. Ein Muster zeichnet sich ab. Zunächst im Fokus: Aktivisten, Journalisten, ehemalige Soldaten, Polizisten und gewählte Volksvertreter. Menschen wie Wiktor Maruniak. Er ist Dorfvorsteher in Stara Subrjiwka – einem Örtchen südlich von Cherson.
Mittlerweile ist er nach Lettland geflohen, dort erreiche ich ihn. An seinem 60. Geburtstag wurde er verhaftet. Von morgens bis abends: Verhöre, Schläge, Drohungen. Sie stellten mir Fragen, auf die ich keine Antwort wusste. Wir hatten kein Waffenlager in unserem Dorf. Wir hatten keine Territorialverteidigung, weil wir keine Zeit dafür hatten.“ Nach vier Tagen Folter bekommt Wiktor Maruniak das erste Mal etwas zu trinken: ein Glas Tee. Dann wird er zusammen mit anderen Gefangenen nach Cherson gebracht. Später findet er heraus, dass ihn die Männer in das besetzte Gebäude der Landespolizei gebracht haben. Dort befindet sich ein kleiner Gefangenentrakt – und die Folter geht weiter.
„Sie haben mich mit Strom gefoltert“, sagt Wiktor Maruniak. „Zuerst legten sie Drähte an meine Daumen. Dann beschlossen sie, dass das nicht genug sei, und legten Drähte an meine Zehen und übergossen mich mit Wasser. Ich erinnere mich nicht an das Gefühl, weil ich schon vier Tage lang verprügelt worden war.“ Yulia Gorbunova und ihr Team von Human Rights Watch haben für ihren aktuellen Bericht über 40 Fälle von willkürlichen Verhaftungen, Folterungen und potenziellen Kriegsverbrechen im besetzten Süden der Ukraine dokumentiert.  (...)
Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Juro vom 06.08.2022, 14:25:38

Es ist komisch!
Wenn ich Ihre Beiträge lese, Herr Juro, muss ich immer an „His Masters Voice“ und „Die Stimme seines Herrn“ denken, die mal das Label der Deutschen Grammophon waren. Kann man hier genauer nachlesen: Die Stimme seines Herrn
Warum?
Ich weiß es selber nicht, vielleicht kommen Sie ja drauf.😉

Bin schon wieder wech. 😘
 

Rispe
Rispe
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Rispe
als Antwort auf Michiko vom 06.08.2022, 08:32:10
Aber auch das gibt es:  Krieg gegen die Ukraine: Das Geheimnis der russischen
Am vorigen Wochenende gab es wieder einen solchen Fall. Ein Video zeigt, wie zwei russischsprachige Männer in Tarnanzügen einem gefesselten und geknebelten ukrainischen Gefangenen bei lebendigem Leib die Hoden abtrennen. Im Hintergrund parkt ein russisches Armeefahrzeug mit einem großen weißen „Z“ auf der Motorhaube. Der Täter trägt einen dunklen Hut mit breiter Krempe und blaue Latexhandschuhe, er benutzt ein Teppichmesser. In dem Video ertönt eine an ukrainische Mütter gerichtete Botschaft, ihre Söhne lieber nicht in den Krieg gegen Russland zu schicken.
Twitter löschte das Video – und löste damit eine Debatte ganz eigener Art aus. Die liberale ukrainische Parlamentsabgeordnete Inna Sovsun etwa protestierte: „Twitter entschied, dass es zu grausam war. Aber genau diese Dinge passieren. Daran ändert auch das Löschen des Videos nichts.“
Tatsächlich hat die Brutalität der Russen bei ihrem Vorgehen in der Ukraine ein Ausmaß angenommen, das in den Mainstreammedien des Westens schon aus Gründen des Jugendschutzes nicht mehr konkret dargestellt werden darf:
In Mykolajiw zum Beispiel wurde am 29. Juli 2022 ein Wohngebiet bombardiert. Es wurde gewartet, bis Straßen und Plätze sich füllten. Das Blutbad begann um 9.45 Uhr und riss allein an einer Bushaltestelle, in deren Nähe gerade Brot verkauft wurde, ein Dutzend Menschen von den Beinen. Fünf waren sofort tot, sieben weitere wurden, teils mit aus den Wunden ragenden Knochen, in nahe Kliniken gefahren, mit ungewissen Überlebenschancen.
Liebe @Michiko, danke.
dazu gibt es auch einen Bericht von Amnesty International, hier der Link: Video soll Kastration von Gefangenem durch russische Soldaten zeigen
Es ist bestialisch, was in diesem Krieg geschieht.

Anzeige

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Edita vom 06.08.2022, 15:07:04

Ich hatte das Video doch schon 2 x eingestellt.........
Das imperialistische Weltbild des Kremls
Auszug:
Zudem verbreiten prominente Politiker wüste Verschwörungserzählungen, wonach das russische Imperium einst große Teile der Welt beherrschte, der Westen diese glorreiche Vergangenheit aber aus den Geschichtsbüchern gestrichen habe.

Meine lapidarische Bemerkung dazu:
... und das war und ist gut so.

Sich damit zu brüsten ist typisch.
Aber auch in unseren Geschichtsbüchern, ja selbst in der Bibel, werden auch solche Schrägen Typen verherrlicht.
Je mehr von denen totgeschlagen wurden, desto brühmter/verherrlichter werden sie als Große Staatsmänner/Wohltäter; als Stramme Kriegsherren, mit denen sich die Welt lieber nicht brüsten sollte.

Solche 'glorreichen' Verbrecher wie zB Stalin, Napoleon, Hitler&Co und Putin&Co braucht kein Mensch. Sich damit auch noch (nachträglich!) als glorreich zu rühmen, ist sehr geschmacklos und dumm.
Eines dürfte heutzutage auch sicher sein, nämlich daß Puin&Co sich in diese Reihe dieser 'Glorreichen Sieben' stellen 'darf'.
aixois
aixois
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von aixois
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 06.08.2022, 14:16:54

Und es besteht Anlass zu besorgter Frage, ob er nach der Ukraine nicht einfach weitermarschieren würde.

Ich kenne diesen Anlass nicht. Um welchen Anlass handelt es sich ?

Aber mir erschliesst sich das Denken in Weltbeherrschungsphantasien und in den dazugeörigen Dominierungsängsten sowieso nicht.

Auch wenn dieses Denken einst nicht nur in vielen Soldatenliedern, sondern auch in Millionen Köpfen  präsent war,  wie es das Beispiel des Lieds von Baumann (von den morschen Knochen...nach WK I 1932 geschrieben) zeigt ,das auf so manchen 'Kameradschaftsabenden'  von den alten Kämpen   martialisch -viril geschmettert wurde (heute auf dem Index, öffentliches Singen und Abspielen verboten), so sind diese Zeiten doch glücklicherweise endgültig vorbei und es sollte auch nicht suggeriert werden (mit den dazugehörigen Ängsten) als ob das faschistische Deutschland im Russland von heute seine Wiedergeburt erlebt.
Oder singen die russischen Soldaten so was ?
 
Wir werden weiter marschieren
Wenn alles in Scherben fällt,
Denn heute da (ge)hört uns Deutschland (Russland...)
Und morgen die ganze Welt.


Und über Putin in 50 Jahren will ich mir keinen Kopf machen : Sarkophag oder Aschenurne, so what ?

Was die  "&Co"-Leute  Putins angeht, so werden sie sich  in 50 Jahren wegen der katastrophalen Klimafolgen wirklich  andere Sorgen machen als die eines Stabsoffiziers,  der sich über das Bauen gesicherter Nachschubwege  den Kopf zerbricht oder die eines jungen Israeli, der Russisch-Vokabeln für einen Test pauken muss...
Juro
Juro
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Juro
als Antwort auf pschroed vom 06.08.2022, 14:56:34

Hallo Phil, 
nee. so lange sie wirklich einer gewissen Ordnung dienen und den Weltfrieden im Fokus haben, gegen durchgeknallte Staatenlenker in aller Welt, sind sie doch etwas sehr Vernünftiges. Im Moment scheinen sie mir eher Partei in der Auseinandersetzung in der Vorherrschaft und zur Verhinderung einer multipolaren Welt zu sein. Die Grenze dabei selbst das Bild eines Durchgeknallten abzugeben ist fließend, weil man ja andere Kräfte unterdrücken muss.

Juro
 


Anzeige

Juro
Juro
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Juro
als Antwort auf Rispe vom 06.08.2022, 15:31:17

Hi Rispe, das ist mir zu kryptisch.
Juro

minerva
minerva
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von minerva

egal wo und was ich etwas über kriege, vor allem aktuelle lese, fällt mir immer nur ein, was einstein mal gesagt hat:

es gibt nur zwei dinge, die unendlich sind: das eine ist das weltall, das andere die menschliche dummheit und beim weltall bin ich mir noch nicht so ganz sicher.

die erde könnte ein paradies sein, in dem alle glücklich leben und sich darum kümmern, daß dieses paradies trotz wetterkapriolen für kinder und enkel erhalten bleibt.

statt dessen läßt man es zu (und unterstützt es teilweise noch) , daß einige vollidioten alles zerstören und massenweise unschuldige menschen ermorden.....................

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf minerva vom 06.08.2022, 18:36:46
die erde könnte ein paradies sein, in dem alle glücklich leben und sich darum kümmern, daß dieses paradies trotz wetterkapriolen für kinder und enkel erhalten bleibt.

statt dessen läßt man es zu (und unterstützt es teilweise noch) , daß einige vollidioten alles zerstören und massenweise unschuldige menschen ermorden.....................
wenn...
dem Menschen nicht der Neid in die Wiege gelegt wurde.
Gepaart mit dem unkotrollierten Hang zum Kujonieren ist das nun mal eine tödliche Mischung.

Es war mal die Absicht jeglicher Religion oder Glaubensrichtung, das in der Griff zu kriegen.
Stattdessen wurde 'jemand' ans Kreuz genagelt.
Er nahm dabei diese Absicht mit nachhause,
und er überließ dieses Vorhaben der 'Kirche' - die es noch selber mißbräuchlich nutzte und nutzt.
Das war/ist seine stillschweigende 'Rache'.
Nur hat die Menschheit es nicht kapiert, noch immer nicht.
Wir können auf diesem sehr schönen Ball also niemals wirklich dauerhaft glücklich werden, und auch neimals in Frieden leben. Und woanders können wir auch (noch) nicht hin, um dort das gleiche Chaos hinzubringen. Aber wir arbeiten emsig daran.
Alkmar
Alkmar
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Alkmar

Ich denke nicht, und das schrieb ich mehrmals, dass der jeweilige "Führer" das Problem darstellt, sondern die jeweilige Gesellschaft und ihre Werte oder Nichtwerte.

Russland weiß um die Schwäche der USA, die mit Trump beinahe in einen Bürgerkrieg mündete, weil er offen eine Demokratie angriff.
Das kann passieren!
Doch warum wird er nicht belangt?
Er wird nicht belangt, weil es einen neuen schwachen Präsidenten gibt und weil es reichliche Schwachstellen in der hoffnungslos veralteten Verfassung gibt.

Wenn also ein Land der Nato (Türkei) nun offen Front gegen das eigene Bündnis machen kann und darf, müsste man doch jetzt spätestens etwas unternehmen.
Das könnten viele tun! Und wenn man erst einmal nicht als Tourist in die Türkei reist.
 
 


Anzeige