Internationale Politik Es ist Krieg in Europa

carlos1
carlos1
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von carlos1
als Antwort auf pschroed vom 07.03.2022, 17:07:39


Lieber Phil,
ss gehört zum Standardrepertoire jeder Machtpolitik während eines Krieges, wenn die Waffen sprechen und die Lage sich jeden Tag noch ändern kann, über die Zeit danach, also nach dem Krieg oder der militär. Operation zu sprechen. Vorschläge sind dann aber nichts weiter als Seifenblasen, die jederzeit wieder platzen können. Trotzdem: Die Hoffnung stirbt in einem Krieg zuletzt. Aber Hoffnungen beeinflussen Stimmungen und die Kampfmoral. Wozu kämpfen und sterben, wenn in wenigen Punkten Lebensfragen der Nation auf dem Papier als lösbar erscheinen.

Neutralität ist ein Zauberwort, verbunbden mit der Existenz etwa der Schweiz und Österreichs in der europ. Staatenwelt.  Warum sollte das nicht möglich sein. In der Nato ist die Ukraine momentan nicht, wird es auch nicht so bald sein. Warum nicht auf etwas verzichten, das man ohnehin nicht ohne Schwierigkeiten bekommen wird, um dafür das Elend des Krieges zu verlassen? 

Die Frage ist nur, wie diese Neutralität im Detail ausgestaltet werden kann in der unmittelbaren Nähe der argwöhnischen Großmacht Russland. Eine sy. 1200 km lange Grenze, eine offene Grenze dazu, würde dann beide Staaten immer noch verbinden. Es wird eine russlandfreundliche Partei in der Ukraine geben, die auf die Einhaltung russlandfreundlicher Klauseln in einem Vertrag achten wird, mit Rückendeckung aus Moskau. Es versteht sich von selbst, dass eine Neutralität sich nicht auf den Schutz anderer Mächte stützen könnte, etwa der USA, oder europ. Mächte wie Frankreich, Großbritannien oder gar Deutschland. Selbst bei einer ausschweifenden Phantasie gibt das Machtpotenzial dieser Staaten nicht so viel her, dass man auf diese Staaten als Garanten setzen möchte. Die USA scheiden von vornherein als außereurop. Macht für die Garantie einer solchen ukrainischen Neutralität für Russland aus. Die Ukraine wiederum wird auf der Einbeziehung der USA als Garantiemacht für eine neutrale Ukraine bestehen. Bei den USA wäre eine Garantie keine erneute für die Neutralität der Ukraine denkbar unter bestimmten innenpolitischen Voraussetzungen (keine erneute Präsidentschaft Trumps und ähnliche Figuren). Auf jeden Fall stünde diese Garantie für eine ukrain. Neutralität immer unter einem gewissen Vorbehalt. Die USA sind seit Obama ein Land, das den Pazifik und die aufstrebende Weltmacht China im Blick hat nicht das alte Europa oder gar den ukrainischen Vorhof Russlands auf seiner Südflanke. 

Phil weist in seinem Beitrag auf eine Meldung aus Russland hin, die das Vorgehen in der Ukraine als Totalversagen bezeichnet.

"Russischer Geheimdienstler nennt Ukrainekrieg angeblich »Totalversagen«

Warum das so sein könnte (könnte!), leuchtet ein, wenn man mögliche Szenarien einkalkuliert, die wahrscheinlich sind. Sollte tatsächlich ein Öl- und Gasboykott gegenüber Russland auf die Schnelle stattfinden, könnte das im Verein mit anderen Sanktionen zu Engpässen in der Wirtschaft führen und bei der Finanzierung der kostspieligen militärischen Operationen in der Ukraine nicht förderlich sein..

Die Hilfe Chinas wäre dabei eher ein Danaergeschenk. Russland würde von China  abhängig werden, eine Macht, die Russland an Produktivität und wirtschaftlichem Erfolg längst überholt hat  China könnte in ferner Zukunft Interesse an Teilen Sibiriens entwickeln, wenn es Russland nicht gelingt eine leistungsfähige Wirtschaft zu entwickeln. Momentan ist die Lage so, dass der Zufluss an Geld für die gewaltigen Mangen an Rohstoffen (Erdgas, Öl, Kohle etc) einen ausgeglichenen Haushalt, eine starke militärische Rüstung und Geschenke an das Putin unterstützende Wahlvolk ermöglichen. Die Unterstützung könnte brüchig werden, wenn große außenpolitische Erfolge ausbleiben und ein Leben mit mehr Lebensqualität nicht zu erwarten ist. 

DER FRIEDEN IST NOTWENDIG FÜR DIE WELT UND FÜR UNS ALLE

c

 
pschroed
pschroed
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von pschroed
als Antwort auf carlos1 vom 07.03.2022, 22:33:15

Danke lieber Carlos, für diesen aufklärenden Beitrag 👍Phil.

Nick42
Nick42
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Nick42
als Antwort auf carlos1 vom 07.03.2022, 22:33:15
......Neutralität ist ein Zauberwort, verbunbden mit der Existenz etwa der Schweiz und Österreichs in der europ. Staatenwelt.  Warum sollte das nicht möglich sein.....
Die Frage ist nur, wie diese Neutralität im Detail ausgestaltet werden kann in der unmittelbaren Nähe der argwöhnischen Großmacht Russland.....
 
Eine Neutralität der Ukraine ist nach meiner Einschätzung in überschaubarer Zeit nicht denkbar.

Wer will das und könnte es garantieren? Die USA will es nicht garantieren und Europa kann es nicht garantieren. Alle Welt rätselt jetzt, was Putin noch alles zuzutrauen ist. Meine Einschätzung ist, dass für Putin jetzt alles oder nichts gilt, dass für ihn nur noch eine Ukraine in Frage kommt in der er das Sagen hat. Und dass er jetzt dafür alles riskiert.

Und die Ukraine ist ein gespaltenes Land. viele wollen, wenn sie es frei  entscheiden könnten, eindeutig in den Westen mit NATO und Eu-Beitritt.  Und ein anderer Teil der Ukraine fühlt sich Russland verbunden und will gar nicht in den Westen. Und das war auch schon vor dem Krieg ein Teil des Problems.

Nick42

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JuergenS
JuergenS
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von JuergenS
Ich ertrinke in Zusatzinformationen und Meinungen, ich hoffe nur darauf, dass man die Kurve bekommt, bevor die Ukraine ausgeblutet ist, Putin den Knopf drückt.

Strategisch halte ich als Hauptvermittler nun China für möglich, nicht wegen seiner vorbildhaften Weltpolitik, sondern seiner dominanten Wirtschafts-Stärke und relativen Weitsicht.
pschroed
pschroed
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von pschroed

Bei allem Verständnis für die DE Energiepolitik, das ist nicht negativ gemeint.
Aber warum hat die Politik nicht reagiert, wo  besonders DE sich in solch eine tiefe Abhängigkeit von RU legte, obschon regelmässig  vor der Erpressung gewarnt wurde.

Jetzt könnte es wirklich eng werden für ganz Europa sollte Nordstream 1 geschlossen werden. Die Erpressung wo vor immer wieder gewarnt wurde ist jetzt eingetreten.

Noch ist es nur eine Drohung, sollte aber die Sperrung eintreten, werden wir lernen müssen wie hoch die Kirschen in der Zukunft für uns alle hängen werden.

In dem Konzern wo meine Wenigkeit tätig war gab es fünf riesige Gasbrenner, wäre der Gas zugedreht worden, wären in meiner Zeit 1370 Mitarbeiter arbeitslos gewesen, es gab  zum Gas keine Alternative. 
Und das nur für eine Plant.

Obschon es erst langfristig richtig wäre, aber wir sind nicht bereit, Konzerne Produktionslinien werden ihre Produktion einstellen müssen, es gibt nur eine einzige Gasentladungsanlage in DE

Die Reduzierung der Co2 Ziele wird DE  gezwungenerweise  so erreichen, aber die Konsequenz auf die Schliessung möchte ich mir nicht ausmalen. 
Möge die Vernunft vor diesem Schritt , wie so oft siegen.  Phil.

QUELLE ZEIT DE

Nord Stream 1:Russland droht mit Gaslieferstopp
Vizeregierungschef Alexander Nowak warnt, Russland könnte die Gaslieferung durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 stoppen. Das Land sehe sich in diese Richtung gestoßen.
7. März 2022, 21:47 Uhr

Russlan hat nach Beginn des Krieges gegen die Ukraine erstmals offen mit einem Gaslieferstopp durch die Ostseepipeline Nord Stream 1 gedroht. Ein derartiges Embargo wäre angesichts der "unbegründeten Anschuldigungen gegen Russland bezüglich der Energiekrise in Europa und des Verbots von Nord Stream 2" gerechtfertigt, sagte der russische Vizeregierungschef Alexander Nowak in einer im Staatsfernsehen ausgestrahlten Rede. "Wir haben das volle Recht, eine 'spiegelgerechte' Entscheidung zu treffen und ein Embargo zu erlassen auf die Durchleitung des Gases durch die Pipeline Nord Stream 1, die heute maximal mit 100 Prozent ausgelastet ist."

QUELLE SPIEGEL

Wann das Terminal in Brunsbüttel fertig wird, steht noch nicht fest. Die Projektpartner wollen es aber »so zügig wie möglich umsetzen«. Die Idee für solch ein »nationales LNG-Terminal« in Brunsbüttel stammt aus dem Jahr 2015, eine Projektgesellschaft gibt es seit 2018. Viel passiert ist seitdem nicht.
Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) hatte vor einer Woche als Reaktion auf den Ukrainekrieg und die Abhängigkeit von russischem Erdgas auch den schnellen Bau von zwei LNG-Terminals in Deutschland angekündigt und dabei Brunsbüttel und Wilhelmshaven als Standorte genannt.
RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf pschroed vom 08.03.2022, 08:47:31

Lieber pschroed, Russland würde sich aber selbst ins Knie schießen, sollten sie Nordstrem 1, schließen wollen, zu dem aus den USA die Drohung eines Embargos für Öl kommt. Dann wäre Putins Kriegskasse leer und es macht  auch  mich wütend, dass sich Deutschland von Russland so abhängig gemacht hat. Offenbar braucht es immer große Katastrophen, bevor die Politik reagiert und kapiert, Corona und der Mangel an  medizinischen Produkten hat uns die Abhängigkeit von China gezeigt, der Krieg zeigt Deutschland seine empfindlichste Stelle, die Energie. Beides wäre mit etwas vorauschauender Politik vermeidbar gewesen. Und im Falle Putins sowieso, dass er immer unberechenbarer wurde, hat er schon lange gezeigt. 
Hoffen wir, dass die Diplomatie siegt und Europa etwas daraus lernt. 
​​​Rosenbusch 


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pschroed
pschroed
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von pschroed
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 08.03.2022, 09:13:47

Es ist richtig liebe Rosenbusch, es ist nur zu hoffen dass es gut ausgeht. Phil.

Tina1
Tina1
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Tina1
als Antwort auf carlos1 vom 07.03.2022, 22:33:15


Lieber Phil,
Trotzdem: Die Hoffnung stirbt in einem Krieg zuletzt. Aber Hoffnungen beeinflussen Stimmungen und die Kampfmoral. Wozu kämpfen und sterben, wenn in wenigen Punkten Lebensfragen der Nation auf dem Papier als lösbar erscheinen.

Neutralität ist ein Zauberwort, verbunbden mit der Existenz etwa der Schweiz und Österreichs in der europ. Staatenwelt.  Warum sollte das nicht möglich sein. In der Nato ist die Ukraine momentan nicht, wird es auch nicht so bald sein. Warum nicht auf etwas verzichten, das man ohnehin nicht ohne Schwierigkeiten bekommen wird, um dafür das Elend des Krieges zu verlassen? 

DER FRIEDEN IST NOTWENDIG FÜR DIE WELT UND FÜR UNS ALLE

c
Carlos ich stimme dir zu. Das wichtigste muss sein, dass der Krieg aufhört, dass Menschenleben gerettet werden und da muss man auf Kompromisse eingehen, auch wenn es schwerfällt, aber anders geht es nicht. Wenn man die Menschen schützen will, die Infrastruktur des Landes schützen will, großes weiteres Leid von den Menschen abwenden will, dann darf man nicht wollen, dass der Krieg weitergeführt wird. Also das Thema Waffenlieferungen darf nicht mehr vorrangig sein. Es ist ein ungleicher Kampf, der zu einem Weltkrieg führen kann. Das Ziel müssen Lösungen sein, eine hast du genannt, um den Krieg beenden zu können. Und nicht wir brauchen Waffen, um den Krieg weiterzuführen und damit Menschenleben in Kauf nehmen. Langsam hört man auch Stimmen in den Diskussionsrunden, die in die Richtung denken, also über Lösungen reden, um den Krieg beenden zu können. Und das muss ganz schnell gehen. Jeder Tag, wo der Krieg weiter geht, ist ein Tag zu viel.
Tina
(von mir fett gedruckt)

 
pschroed
pschroed
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RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von pschroed
als Antwort auf carlos1 vom 07.03.2022, 22:33:15

Ich glaube auch Carlos dass ein Weg gefunden werden muss, es ist gut dass zur Zeit viele diplomatischen Bemühungen laufen, mit der Hoffnung dass Putin nicht komplett durchgedreht ist. Phil.

Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Es ist Krieg in Europa
geschrieben von Michiko
als Antwort auf pschroed vom 08.03.2022, 09:47:51
Ich glaube auch Carlos dass ein Weg gefunden werden muss, es ist gut dass zur Zeit viele diplomatischen Bemühungen laufen, mit der Hoffnung dass Putin nicht komplett durchgedreht ist. Phil.
Phil.,

es werden auch diplomatische Vermittungsbemühungen laufen, die die Öffentlichkeit nicht erfährt. Darauf setze ich mehr als auf das, was wir erfahren. Auch ein Putin ist käuflich. Wenn man die vielen Bilder der zerstörten Städte und Orte, der flüchtenden Menschen über abenteuerliche Wege, die vielen Kinder, alte Menschen und Verletzte sieht, dann ist man fassungslos und es nimmt kein Ende. Hoffentlich wird es nicht irgendwann mal heißen:   Und die Weltöffentlichkeit sah zu".

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