Internationale Politik Erinnerung an die Pogrom - Nacht 1938 9 November
Phil.
Lieber Phil,
ja, heute ist ein schrecklicher Jahrestag. Ich erinnerte bereits daran im Thread "Der 80. Jahrestag der Reichspogromnacht".
Gestern habe ich die Seite "reichspogromnacht.zum.de" auf den neuesten Stand gebracht. Verlinken möchte ich auch meine Rede bei der Preisverleihung zum Schülerwettbewerb "Erinnerung sichtbar machen" in Mainz zum Thema. Deren Abschluss war:
Karl"Die Lehre aus dieser Vergangenheit ist:
es ist notwendig bereits den Anfängen zu wehren,
damit Vergleichbares nie wieder geschehen kann. Die Demokratie muss wehrhaft sein!"
Am 17. November 1938 schildert der jüdische Mendel Czapnik seinen schon nach Palästina ausgewanderten Eltern in einem Brief die Geschehnisse vom 9./10. November 1939 – der Reichspogromnacht – in Kiel:
„Liebe Eltern! Euren Brief habe ich erhalten. Ich kann Euch leider heute keine guten Nachrichten mitteilen. Gott sei Dank, dass ich gesund bin; mir ist nichts passiert und man hat mich nicht verhaftet und ins Konzentrationslager geschickt. Was hier vorgekommen ist, kann man Euch gar nicht schildern. Es wird Euch wahrscheinlich bekannt sein, dass ein gewisser Grünspan, ein jüdischer Jung von 17 Jahren, hat auf den jüdischen Botschafter in Paris geschossen, und dieser Botschafter von Rath ist tot. Daraufhin hat man sich hier an uns gerächt auf jede Weise, hier in Kiel und in alle Städte in Deutschland. Am Mittwoch nachmittag um 5 Uhr ist dieser Botschafter von Rath in Paris gestorben, und am Donnerstag morgen um 4 Uhr, heute vor 8 Tagen, hat man die hiesige Synagoge in Brand gesteckt... ... ...das Jammern war so groß. Jeder einzelne hat geweint, man hat sich kaum fassen können vor Weinen. .. Ich musste mein Gewerbe abmelden und die Kunden bezahlen nicht viele, und dabei hat man nicht, wohin laufen; Polen läßt nicht herein. ... Du schreibst, ich soll mich wenden zu der hiesigen Gemeinde, zu welcher Gemeinde? Die Gemeinde sitzt im Konzentrationslager, das Vermögen hat die boshafte Regierung beschlaggenommen. Es gibt auch kein Hilfsverein in Hamburg, denn in Hamburg ist dasselbe gewesen was in Kiel. ...Was wird sein der Schluß? Habet Ihr meinen letzten Brief von der Polenreise erhalten? Erwarte sofort Antwort. Die besten Grüße! Mendel“
Quelle: vimu - das virtuelle Museum zeigt lebendige Geschichte der deutsch-dänischen Grenzregion von Hamburg bis Odense von 1830 bis heute.
eine bemerkenswerte Webseite ..
Die Novemberporgrome 1938 in Sachsen ...
Bruchstücke 1938
Die Gedenkstätte Yad Vashem in Jerusalem hat auch eine Gedenkseite in deutscher Sprache, die viel mehr beinhaltet als nur Zahlen und Fakten ..
Yad Vashem - Der Novemberpogrom
In der Nacht vom 9. auf den 10. November 1938 gingen in Deutschland mehr als 1.400 Synagogen in Flammen auf. Tausende von jüdischen Geschäften und Betrieben wurden ausgeraubt und zerstört. Der gängigen Zählung zufolge wurden im Laufe des Pogroms 91 Juden ermordet. In den darauffolgenden Tagen wurden etwa 30.000 jüdische Männer von der deutschen Polizei verhaftet und in die Konzentrationslager Dachau, Sachsenhausen und Buchenwald gebracht. Hunderte von jüdischen Gefangenen kehrten nicht aus diesen Lagern zurück. ....
"Die Lehre aus dieser Vergangenheit ist:Lieber Karl - diesen Satz höre ich seit meinem 15. Lebensjahr, und der hat sich bei mir seither eingebrannt kann ich fast sagen, und wie sieht es aber tatsächlich aus?es ist notwendig bereits den Anfängen zu wehren,Karl
damit Vergleichbares nie wieder geschehen kann. Die Demokratie muss wehrhaft sein!"
Tatsächlich sind wir doch schon längst auf einem Schleichweg wieder in der gleichen Richtung, und das kann und will ich nicht akzeptieren, ich bin der Meinung, daß den Leuten, die dahin tendieren, viel zu wenig die klare Kante gezeigt wird, dieses ewige weichspülende Wischiwaschi, von wegen " besorgte, ängstliche Bürger " und " man darf sie nicht alle in einen Topf schmeißen " kann ich nicht mehr hören, genau daher nehmen sie sich das Recht immer dreister zu werden!
Ein wirklich ängstlicher besorgter Bürger hat andere Sorgen als sich dem Rechtsradikalismus anzuschließen und deren Parolen in die Welt hinaus zu brüllen und zu grölen!
Wenn wir mit diesem Theater nicht aufhören und die Personen und die Dinge nicht beim Namen nennen, wird es so weitergehen und noch schlimmer werden!
Edita
.....na´dann schmeiß mal alle "ängstlichen Bürger in einen Topf"" und zeige denen in einer Demokratie die "klare Kante". Mal sehen wie die Auswirkungen sind....Tatsächlich sind wir doch schon längst auf einem Schleichweg wieder in der gleichen Richtung, und das kann und will ich nicht akzeptieren, ich bin der Meinung, daß den Leuten, die dahin tendieren, viel zu wenig die klare Kante gezeigt wird, dieses ewige weichspülende Wischiwaschi, von wegen " besorgte, ängstliche Bürger " und " man darf sie nicht alle in einen Topf schmeißen " kann ich nicht mehr hören, genau daher nehmen sie sich das Recht immer dreister zu werden!
M.E. wäre es besser eine "Politik, Wirtschaft und Gesellschaft" für ein besseres Miteinander zu gestalten.
sammy
Moin,
„Was Hitler getan, hat Luther geraten, mit Ausnahme der direkten Tötung durch Gaskammern“
(Philosoph Karl Jaspers)
'Dem geistigen Brandstifter des Holocaustes und Hitlers Idol, dem Verbrecher M. Luther, haben
deutsche Politiker in weiteren Bundesländern einen jährlichen Gedenktag eingerichtet.
Alte deutsche Werte dürfen nicht vergessen werden!
Gruß arno
Du hast völlig recht, Edita. Wenn wir wirklich etwas gelernt haben aus unserer Vergangenheit, dann sollte es auch nicht sein, dass man als Kämpferin gegen Rechtsextremismus und Rassismus von oben ermahnt wird, weil man klare Worte findet für die Relativierer, Verharmloser und Leute, die von hinten oder um die Ecke kommend ihre braun angehauchte oder/und rassistische Gesinnung durchschimmern lassen, aber zu intelligent sind, sie offen zu deklarieren.
Dann sollte man auch nicht dulden, dass die Planung eines Schießbefehls von rechtsextremen Rassisten wie Trump auf unbewaffnete Flüchtlinge als ein „Wehret den Anfängen“ gerechtfertigt wird und die, die ihren Abscheu dagegen formulieren, beschimpft werden.
Das, gerade das, sind doch die Stellen, an denen man heute beweisen kann, dass man etwas aus der Geschichte gelernt hat. Die Konsequenzen können doch nicht nur in eine Richtung, nämlich in Bezug auf Antisemitsmus, gezogen werden, sie müssen ganz klar allen Minderheiten, Verfolgten und Unterdrückten gelten. Und das sind heute nicht mehr in erster Linie Juden, sondern vor allem Muslime und die vielen Flüchtlinge in der Welt, die von allen Seiten nur abgewehrt werden und denen inzwischen weitgehend die Rettung auf dem Meer entzogen worden ist durch die Stilllegung der NGO-Schiffe und viele andere Maßnahmen, die sie zurückhalten und im Elend schmoren lassen. Und die, sollten sie es geschafft haben, permanent mit Verunglimpfung und Hetze, Bedrohung, wenn nicht gar Anzünden ihrer Unterkünfte, Mord und ähnlichen Gewaltakten, direkt oder indirekt, rechnen müssen.
Aber wehe, man engagiert sich hier zu sehr und versucht, Minderheiten eine Stimme zu geben und sich für sie einzusetzen. Dann ist man ein "Gutmensch" und gilt als Störererin der Harmonie wegen der klaren Worte an manche Hetzer oder Stimmungsmacher!
Ja, was haben wir aus der Geschichte gelernt? Das frage ich mich auch oft.
Wie aber können wir uns gegen eine Demokratie zur Wehr setzen, die schon vor langem begonnen hat, Vergleichbares zuzulassen?
Gestern habe ich die Seite "reichspogromnacht.zum.de" auf den neuesten Stand gebracht. Verlinken möchte ich auch meine Rede bei der Preisverleihung zum Schülerwettbewerb "Erinnerung sichtbar machen" in Mainz zum Thema. Deren Abschluss war:"Die Lehre aus dieser Vergangenheit ist:Karl
es ist notwendig bereits den Anfängen zu wehren,
damit Vergleichbares nie wieder geschehen kann. Die Demokratie muss wehrhaft sein!"