Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Eine israelische Stimme der Vernunft

Internationale Politik Eine israelische Stimme der Vernunft

adam
adam
Mitglied

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von adam
als Antwort auf hugo vom 05.01.2009, 09:58:01
Ich habe den Link zu Uri Avnery gelesen (die ganzen 2061 Worte) und mich auch bei Wiki über ihn kundig gemacht. Er mutmaßt schlüssig, aber er mutmaßt! Nur zu gerne würde ich ihn fragen: Wie dürfen sich die Israelis eigentlich wehren? Auch hier im Forum wird nur geschrieben, was die Israelis nicht dürfen. Was dürfen sie denn? Sollen sie abwarten, bis die Hamasraketen eine bestimmte Trefferquote haben?

--

adam
Karl
Karl
Administrator

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von Karl
als Antwort auf adam vom 05.01.2009, 10:09:56
Herzlichen Dank für das Lesen, adam!

Über die Effekte von Alternativen zu real stattfindendem Verhalten kann niemals Sicherheit bestehen, deshalb ist "Mutmaßungen" kein Vorwurf. Uri Avnery - wie ich übrigens auch - ist der Meinung, dass ein anderer Umgang mit den Palästinensern auch ein anderes Verhalten derselben erzeugt hätte und dass die heutige bedauernswerte Radikalität der Palästinenser, die auch nur in Würde leben wollen, ein Ergebnis der bisherigen israelischen Politik ist.

Natürlich ist die Spirale der Gewalt nicht allein die "Schuld" der Israelis, sondern historisch ist die Gründung des Staates Israels bereits mit gewaltigen Hypotheken belastet gewesen, wir Deutsche haben ein gutes Teil Schuld an der Radikalisierung der Israelis, die niemals wieder wehrlos Opfer werden wollten. Das kann ich gut verstehen! Auch auf Seiten der Palästinenser hätte sicherlich sehr vieles anders gemacht werden müssen!

In der Vergangenheit wühlen und dort die Rechtfertigungen für neues Unrecht suchen hilft aber niemandem weiter.

Auf der Basis der verkorksten Situation muss nach vorne geblickt werden und es müssen eben Verhaltensänderungen auf beiden Seiten programmiert werden, um Besserung zu erreichen. Dies alles geschieht zur Zeit aber leider nicht. Die große Sorge ist, dass sich die ganze Misere nur weiter verfestigt und verschlimmert, letztlich zum Nachteil beider Seiten, denn ich kann mir nicht vorstellen, dass die Israelis besser leben, wenn sie von Feinden umringt sind. Es ist ein Anliegen von Uri Avnery und anderen Friedensaktivisten in Israel Frieden für Israel und Palästina zu schaffen.

Zumindest in dieser Zielsetzung sollten alle hier übereinstimmen.
--
karl
schorsch
schorsch
Mitglied

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von schorsch
als Antwort auf Karl vom 05.01.2009, 10:24:05


.............
Natürlich ist die Spirale der Gewalt nicht allein die "Schuld" der Israelis, sondern historisch ist die Gründung des Staates Israels bereits mit gewaltigen Hypotheken belastet gewesen, wir Deutsche haben ein gutes Teil Schuld an der Radikalisierung der .........

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karl
geschrieben von karl


Ist es denn genau genommen nicht so, dass der 2. Weltkrieg - und insbesondere die Verfolgung der Juden durch die Deutschen - der primäre Grund war, den Juden ein eigenes Land zuzuschanzen?

Folgerichtig müssten wir doch heute sagen: "Am ganzen heutigen Schlamassel in Palästina sind die (damaligen) Deutschen schuld?"

--
schorsch

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EehemaligesMitglied58
EehemaligesMitglied58
Mitglied

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von EehemaligesMitglied58
als Antwort auf Karl vom 05.01.2009, 10:24:05
[

In der Vergangenheit wühlen und dort die Rechtfertigungen für neues Unrecht suchen hilft aber niemandem weiter.

Auf der Basis der verkorksten Situation muss nach vorne geblickt werden und es müssen eben Verhaltensänderungen auf beiden Seiten programmiert werden, um Besserung zu erreichen.

--[i][/i]

Ja, karl, genau das habe ich nun bereits zweimal in vorherigen diskussionen gesagt, aber leider ist keiner darauf eingegangen.
In nahost besteht eine konkrete situation, die nicht durch andauerndes herumwühlen in der historie gelöst werden kann.
Und das mit der verantwortung beider seiten kann ich nur unterstreichen, nur leider fehlen mir dazu realistische stimmen aus dem arabischen lager.
Hab ich doch heut in der presse gelesen, daß sich im gazah-streifen keiner traut offen auch mal die politik der hamas zu kritisieren.
Du wirfst einigen dikutanten hier einseitigkeit vor.
Die betroffenen des konfliktes sind noch viel einseitiger.
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf schorsch vom 05.01.2009, 10:39:43
@schorsch

den staat israel gibt es nicht wegen dem holocaust, sondern eher trotz der judenverfolgung. die zionistische bewegung mit dem ziel der gründung eines judenstaates in palästina gibt es bereits seit ca. 160 jahren. es ist also blödsinn uns deutschen die schuld an der aggressiven außenpolitik israels zu geben.

in meinen augen sollte israel selbst erstmal seine vorstellungen deutlich machen, wo denn eigentlich die israelischen grenzen verlaufen sollen. dies ist seit der gründung des staates noch niemals erfolgt. im selbstverständnis der zionisten gehört nämlich gerade das westjordanland zu ureigendstem jüdischen siedlungsgebiet.

so lange die israelis die "bibel als grundbuch" verstehen, wird es verständlicher weise keinen frieden in der region geben. es ist perfide politik der israelis, in regelmäßigen abständen sämtliche infrastruktur in den nachbarstaaten durch kriege zur zerstören.
bongoline
bongoline
Mitglied

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von bongoline
als Antwort auf dutchweepee vom 05.01.2009, 11:01:58
Alter birgt gewissermaßen Sturheit in sich, so wird doch immer gesagt.

Ich möchte mich weder zu Israel noch zu Kontrahenten zu Wort melden, denn ich wäre ganz sicher nicht neutral in meinen Äußerungen, aber .....

solange diese alten, verbohrten Säcke auf beiden Seiten auf den Regierungssitzen kleben, wird Sturheit regieren. Ich glaube, innerhalb der folgenden Generation hätte es schon lange ein Umdenken gegeben, aber wenn diese Generation zum Zug kommt, hat sie eben auch wieder das Alter der Sturheit erreicht. Wie oft hat man gehört, Bush gehöre vor den Internationalen Gerichtshof zitiert, genau das gleiche Vorgehen mit den Sesselklebern auf den Regierungsbänken in Israel und der Hamas würde vielleicht eine Chance bedeuten, neuem Denken einen Platz einzuräumen.

In Amerika ist mit Obama nun eine Verjüngung an höchster Stelle eingetreten, allerdings, was will Obama gegen die jüdische Präsenz in den Chefetagen der Multikonzerne ausrichten? Da fängt es ja auch schon mal an. Wird Obama die Stärke zeigen, sich gegen die Multis aufzulehnen und nicht deren Sprachrohr zu sein? Solange meiner Meinung nach von den USA kein massiver Einspruch erhoben wird, wird sich Israel im Rücken gestärkt fühlen.

--
bongoline

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Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 05.01.2009, 09:58:01
@hugo,
"hugo ist dafür jedoch nicht geeignet,,der weiß nämlich gar nicht wie und wann und wer und was ,,sondern der bemerkte auch nur die Auswirkungen,"

Ja- Hugo - du schreibst selbst du weißt "gar nicht wie und wann und wer und was" - aber du regst dich darüber auf, indem du behauptest: "und warum halten sich einig nicht daran und benehmen sich nicht wie Gäste ??".
Sehr professionell und ausgleichend.
--
klaus
adam
adam
Mitglied

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von adam
als Antwort auf dutchweepee vom 05.01.2009, 11:01:58
@dutch

Warum läßt Du deine Ressentiments gegenüber Israel nicht mal außen vor? Beschäftige Dich doch mal mit Uri Avnery. Wiki schreibt über ihn:
Avnery setzt sich für die Trennung von Staat und Religion und gegen den orthodoxen Einfluss auf das religiöse und politische Leben in Israel ein. Avnery propagiert ein „Israel ohne Zionismus“, um den Staat von den angeblich falschen Voraussetzungen der Vergangenheit zu befreien, die sich aus seiner Sicht erschwerend auf den Friedensprozess auswirken.
geschrieben von Wikipedia


Und aus der Vergangenheit gibt es Männer wie Anwar el Sadat und Jitzchak Rabin, die über den Tellerrand gesehen und bewiesen haben, daß zumindest der Wille zum Frieden vorhanden sein kann.

Das ist doch eine Grundlage für die Diskussion und nicht ein paar orthodoxe Juden, die sowieso gegen den Staat Israel sind, weil den nur der Messias gründen kann.

--

adam
rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von rolf †
als Antwort auf adam vom 05.01.2009, 10:09:56
Ich habe bereits in einem andren Thread darauf hingewiesen, daß es mittels der hochentwickelten US-Raketenabwehrtechnik ein Leichtes sein dürfte, einen wirksamen Schutzschild gegen die technisch veralteten Raketen aufzubauen.
--
rolf
hafel
hafel
Mitglied

Re: Eine israelische Stimme der Vernunft
geschrieben von hafel
als Antwort auf hafel vom 04.01.2009, 17:33:57
Auch ich habe Karl Links gelesen und mich dazu auch geäußert. Nur selten sind eben solche Links wirklich wertneutral.
Jeder tote Israeli, jeder tote Palästinenser ist ein Toter zuviel ! Deshalb kann man sich nur wünschen dass Aufrufe aus aller Welt bald erhört werden und die Konfliktparteien ihre Waffen niederlegen.

So dringend dieser Wunsch auch ist, so berechtigt ist jedoch auch die Frage: Warum haben die Regierenden geschwiegen, als die Hamas Israel fast täglich mit Raketen beschossen hat? Warum haben sie es zugelassen, dass der iranische Präsident , der bekanntlich den Staat Israel auslöschen will, die islamischen Extremisten aufrüstet? Und warum schweigen die Regierenden jetzt zu den weltweiten Protesten, die sich gegen die israelischen Luftangriffe, aber nicht gegen die Kassam- und Grad-Raketen der Hamas richten?

Die Terrororganisation Hamas hat diesen Konflikt provoziert. Das Schicksal der unschuldigen Palästinenser ist ihr dabei gleichgültig. Sie hofft auf eine Radikalisierung der Bevölkerung durch die israelischen Angriffe und hat selbst während der Waffenruhe weiter Raketen abgefeuert. Welcher Staat würde da tatenlos zusehen? Es ist beschämend, dass sich die tschechische EU-Ratspräsidentschaft einen Tag, nachdem sie Israel das Recht auf Selbstverteidigung zugebilligt hatte, dafür öffentlich entschuldigte.

Die Israelis haben das Recht auf Selbstverteidigung, aber sie laufen Gefahr es zu verwirken, wenn noch mehr palästinensische Zivilisten sterben. Hinzu kommt, dass Israel in den vergangenen Jahren wiederholt das palästinensische Selbstbestimmungsrecht missachtet und durch Landnahme und Siedlungspolitik das Völkerrecht untergraben hat. Aber es darf dabei nicht vergessen werden, dass Israel seit seiner Gründung ein demokratischer Staat im Ausnahmezustand ist, dem seine Nachbarn das Existenzrecht streitig machen. Während Israel Recht bricht, scheren sich seine Feinde nicht einmal darum – ja sie rühmen sich sogar, dieses Recht mit Füßen zu treten.

Das Beste, was man im aktuellen Konflikt erhoffen kann, ist die Rückkehr zur Waffenruhe. Sie müsste zwingend das Ende der Raketenangriffe der Hamas festschreiben. Im Gegenzug müsste Israel die Blockade des Gazastreifens lockern --- besser noch aufheben. Doch stelt sich dann sofort wieder die Frage, wie dann die Aufrüstung und Selbstmordkommandos zu verhindern wäre, die selbst während der Blockade nicht gestoppt werden konnte.

Das eigentliche Dilemma ist, dass beide Seiten zurzeit keine Waffenruhe wollen. Israel nicht, weil es m. E. nach dem Libanon-Krieg seine in Zweifel gezogene militärische Macht demonstrieren will, und die Hamas nicht, weil sie der arabischen Welt zeigen will, dass der Kampf gegen die Zionisten nicht aussichtslos ist. Und im Hindergrund zieht der Iran, die aufstrebende Macht im Nahen Osten, die Fäden. Deshalb wird der Krieg, dessen Leidtragende vor allem die zivile Bevölkerung ist, vermutlich weiter fortgesetzt. ….. und die Regierenden dieser Welt werden mit gut gemeinten Appellen ihre Hilflosigkeit zu verdecken suchen.
Krieg und Hass kann nie eine Lösung der Probleme sein!


--
hafel

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