Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Ein Militärputsch kann nicht die Lösung sein

Internationale Politik Ein Militärputsch kann nicht die Lösung sein

Edita
Edita
Mitglied

Re: Ein Militärputsch kann nicht die Lösung sein
geschrieben von Edita
als Antwort auf wandersmann vom 17.07.2016, 22:43:32
Beim Kampf gegen den IS war die Rolle der Türkei eh immer zwielichtig und mir hat sehr gut gefallen, daß Kujat das betont hat und auch angemahnt hat aufzuhören, die Türkei in dieser Hinsicht immer überzubewerten und endlich mal zu sagen, " es geht auch ohne die Türkei"!

Edita
Re: Off topic
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Edita vom 17.07.2016, 20:20:34
"Sehr, sehr merkwürdig das Ganze........aber ich war auch noch nie Soldat und schon gar nicht bei einem Putsch dabei!"


Siehst du - genau das solltest du beachten, wenn du dich wunderst und es merkwürdig findest, dass die Soldaten Angst hatten.
Was meinst du wohl wieviel Entscheidungsmöglichkeiten die einfachen Soldaten haben, wenn sie Befehle bekommen und was in den jungen Menschen vorgeht, wenn sie merken, was hier abläuft und dass hier irgendwas völlig schief geht.
Edita
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Re: Off topic
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.07.2016, 09:09:42
Unbedingt Klaus, ich gebe Dir recht, diese Meinung von mir ist unter dem Eindruck entstanden daß die beteiligten Militärs und die Polizei nicht wußten, daß sie sich gerade an einem Putsch beteiligten, aber so langsam klären sich ja einige der Ungereimtheiten......

Edita

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Re: Off topic
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Es freut mich, dass ich sogar in der linken "Jungen Welt" genau das zur Abwegigkeit eines inszenierten Staatsstreichs lese, wie ich es selber geäußert habe. Nicht einmal die schließen sich den Verschwörungstheoretikern an. Auch alle anderen guten Kommentatoren äußern sich so, haben bestimmt alle von mir abgeschrieben:
Der Artikel von der "Jungen Welt" ist überhaupt sehr gut geschrieben, man sollte ihn lesen:
Wegen des planlosen Vorgehens der Militärs erwägen einige Kommentatoren – bis hinein in die deutschen bürgerlichen Leitmedien –, der Putsch könne eine Inszenierung Erdogans gewesen sein, um seine eigene Macht weiter ausbauen zu können. Dagegen sprechen allerdings der hohe Blutzoll des Coups sowie der Umstand, dass die nun verhafteten Soldaten, Offiziere und Juristen, deren Zahl in die Tausende geht, wohl kaum ohne harte Bestrafung davonkommen werden. Welches Interesse könnten sie an solch einer Inszenierung gehabt haben?
geschrieben von Peter Schaber, Junge Welt
Edita
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Re: Off topic
geschrieben von Edita
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 18.07.2016, 10:47:25
Marina - das mag ja alles sein, aber.....daß er fürchterliche Pläne im Kopf schon fertig geschmiedet hatte, das zeigt die schon erstellte Liste von den bis jetzt 6000 verhafteten Richtern, Anwälten, Politikern und Journalisten, denn.....so kurz nach einem Militärputsch hat man in der Regel solch eine Liste nicht zur Verfügung, denn da hat man a.) andere Sorgen und b.) andere Entscheidungen zu treffen!

Edita
Bago
Bago
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Re: Off topic
geschrieben von Bago
Es wird immer verwirrender was nun eigentlich in der Türkei passiert ist.Es ist nicht abnormal, dass ein Land, wo das durchschnitliche Wirtschafswachstum der letzten 10 Jahre bei 4,7 % lag, Begeisterung bei der Bevölkerung hervorruft.Den meisten Menschen geht es deutlich besser als vor 10 Jahren.Leider hatte das zum Resultat, dass Erdogan
für die Mehrheit der Bevölkerung ein toller Präsident ist.

Der Putschversuch.
Je mehr man liest in der Presse, je grösser wird der Zweifel, ob es vielleicht doch alles so geregelt worden ist. Wenn 2 F-16 von aufständischen Soldaten, das Flugzeug von Erdogan im Visier haben und nicht abschiessen ist das schon sehr komisch.Auch die vielen Verhaftungen so kurz nach dem Putschversuch weisst mehr darauf hin ,dass diese Listen schon angefertigt waren vor es zum Putschversuch kam ,denn m.E. ist es fast unmöglich so schnell zu wissen wer das alles organisiert hatte.Aber es ist jedenfalls eine sehr gute Möglichkeit, sehr viele Erdogan Gegner los zu werden.

Wie wird es aber weitergehen in der Türkei, die Regierung wird,denke ich,immer mehr im arabischen Raum ihre Freunde suchen und sich vom westen entfernen.

Ich hoffe, dass Erdogan doch noch mal einsieht,dass seine Politik für das Türkischen Volk nicht das Beste ist, aber ich bezweifle das.

Bago

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Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Ein Militärputsch kann nicht die Lösung sein
geschrieben von Tina1
als Antwort auf wandersmann vom 17.07.2016, 22:43:32
@ Bruny

Zustimmung.
Vor allem Kujat argumentiert sehr fachkundig.


Kujat hat auch gesagt, das die Anhänger von Erdogan nicht wegen Demokratie( denn die gibt es schon länger nicht mehr in der Türkei, sie wurde u. wird gerade von Erdogan abgeschafft) auf die Straße gegangen sind, sondern weil Erdogan über via FaceTime sein Volk zum Widerstand gegen die Putschisten aufgerufen hat.
Und das, nachdem das Militär eine Ausgangssperre für das ganze Land verhängte. Die Ausgangssperre diene der Sicherheit der Bürger, hieß es in einer Erklärung, die Putschisten im Staatssender TRT 1 verlesen ließen.
Danach müsste man m. E. Erdogan für die Toten in der Zivilbevölkerung zur Verantwortung ziehen. Die Situation hat wieder gezeigt, wie schnell er seine starken Anhänger mobilisieren kann, auch in Deutschland. Das hat man ja auch bei der "Armenien-Resolution" gesehen. Auch da sind seine Anhänger auf die Straße gegangen, auch in Deutschland. Und es wurde von Erdogan u. seinen Anhängern Druck auf türkischstämmige Abgeordnete in Deutschland ausgeübt, bis hin zu Morddrohungen.
Tina

Linktipp: Die Bilder der Nacht
Tina1
Tina1
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Re: Ein Militärputsch kann nicht die Lösung sein
geschrieben von Tina1
Auch das kann man lesen:

Linktipp:Warum der Putsch gescheitert ist

"Nur wenige Stunden dauerte der Putschversuch, dann hatte die türkische Regierung die Lage wieder unter Kontrolle. Unser Korrespondent erklärt, warum dem Militär der Umsturz misslang und welche Rolle der Geheimdienst des Landes dabei gespielt haben könnte.

Knapp 3000 Verdächtige aus den Reihen der Streitkräfte sind seit gestern festgenommen worden. Unter ihnen sollen sich auch die Generäle Adem Hududi, der Chef der Zweiten Armee, Erdal Öztürk, der Chef der Dritten Armee und Akin Öztürk, der Luftwaffenkommandeur befinden.

Sie spielen Medienberichten zufolge Schlüsselrollen beim fehlgeschlagenen Putsch. Dass der Staatsstreich scheiterte, hatte zwei Hauptgründe: Die Militärführung stand weder geschlossen noch mehrheitlich hinter den Umsturzplänen, und der Geheimdienst hatte offenbar Wind von der Aktion bekommen, weshalb sie um mehrere Stunden vorverlegt wurde.

In der im Fernsehen verlesenen Erklärung war von einer Ausgangssperre ab 06.00 Uhr die Rede. Der Politikwissenschaftler Hüseyin Ersöz meint, dass daraus geschlossen werden könne, dass der Putsch eigentlich erst in den frühen Morgenstunden beginnen sollte. "Präsident Recep Tayyip Erdogan sollte von seinem (Urlaubs-)Hotel in Marmaris abgeholt und in Gewahrsam genommen werden. Doch weil - so verstehen wir es - der Geheimdienst dem Präsidenten bereits am Nachmittag von einem möglichen Plan berichtete, haben die Putschisten schon um 22.00 Uhr angefangen." Das vorzeitige Losschlagen habe zu großen Ausfällen und Fehlern bei der Umsetzung geführt."

Linktipp: Wollten Putschisten Erdogans Säuberungswelle verhindern?

"Gibt es zwischen dem Putschversuch und der folgenden Verhaftungswelle einen Zusammenhang? Einiges spricht für die These, dass hohe Offiziere Erdogans Säuberung in Militär und Justiz zuvorkommen wollten.

2745 Richter und Staatsanwälte abgesetzt

Gestützt wird die These von Sik zum Zusammenhang von Putsch und Säuberungswelle dadurch, dass sich die Suspendierung von 2745 Richter und Staatsanwälten an einem Samstagnachmittag – sollte sie denn wirklich die Strafe für die Unterstützung des Putsches sein – nicht in wenigen Stunden organisieren ließe, sondern von langer Hand geplant gewesen sein muss."
olga64
olga64
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Re: Off topic
geschrieben von olga64
als Antwort auf Bago vom 18.07.2016, 11:43:51
Ich bin sehr Ihrer Meinung und denke auch, dass die "Listen" schon vorher existent waren (die Richter wurden ja nicht verhaftet, sondern suspendiert - aber auch hier dürften die "unliebsamen" schon vorher bekannt gewesen sein).

Es kann auch sein, dass dieser Putsch inszeniert war, von wem auch immer - wenn nicht ,war er extrem dilettantisch. Heute ist zu lesen ,dass viele Soldaten dachten, sie müssten zu einer Übung und dann erst erfuhren, dass es ein Putsch war, als sie am Boden lagen und von den Bürgern und Polzisten verprügelt wurden.
Letztendlich entscheidet ausschliesslich das türkische Volk, ob es Erdogan gut findet oder nicht, ob es ihn behalten möchte oder nicht. Bisher war es mehrheitlich immer so. So lange die Opposition nicht vom Wähler gestärkt wird, wird sich auch nichts ändern.
Dieser Putsch macht Erdogan noch stärker, deshalb empand er ihn als Geschenk Gottes (eine seltsame Formulierung bei diesen vielen Toten).
Wir alle ausserhalb der Türkei können hier nur meinungstechnische Sonntagsreden halten - Einfluss haben wir nicht. Aber wir sind aus verschieden Gründen abhängig von der Türkei (Nato, Flüchtlinge, auch ökonomisch, da die Türkei mehr Waren importiert als exportiert). Olga
youngster
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Re: Off topic
geschrieben von youngster
als Antwort auf olga64 vom 18.07.2016, 17:51:19
Aber wir sind aus verschieden Gründen abhängig von der Türkei (Nato, Flüchtlinge, auch ökonomisch, da die Türkei mehr Waren importiert als exportiert). Olga


Nicht zu vergessen das schöne Urlaubsland "Türkei".

Aber das dürfte für die nächste Zeit auch vorbei sein leider, denn zu unsicher ist die innenpolitische Lage dort. Ist vielleicht nicht doch noch ein Bürgerkrieg zu befürchten? Bleibt die Türkei von weiteren Terroanschlägen verschont? Wie hält es Erdugan mit den andersdenkenden Oppositionellen in seinem Land? Wie will er das Kurdenproblem lösen? Möchte er wirklich auch weiterhin die strikte Trennung von Religion und Staat? Und nicht zuletzt wie wird er nun mit den Putschisten verfahren, haben sie rechtsstaatliche Gerichtsverfahren zu erwarten?

Alles Fragen die wir bei uns nicht lösen können und wo wir es vermeiden sollten uns da einzumischen.

Gruß youngster

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