Internationale Politik Der witzige Herr Böhmermann

luchs35
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Re: Der witzige Herr Böhmermann
geschrieben von luchs35
Vielleicht schafft es der bekannte Schweizer Satiriker Andreas Thiel, immerhin Träger des Deutschen Kabartettpreises, aufzuzeigen, was "Satire" in der Art nach Böhmermann in Wirklichkeit ist.

Allerdings weiß ich nicht, ob es der verlinkte Kommmentar über die Grenze schafft. Wäre schade, denn noch klarer geht eine Antwort nicht, wie sie Thiel hier formuliert hat.

Luchs35
dutchweepee
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Re: Der witzige Herr Böhmermann
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf luchs35 vom 17.04.2016, 11:23:28
Das ist leider nur für Abonennten zugänglich, Luchsi.
adam
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Re: Der witzige Herr Böhmermann
geschrieben von adam
als Antwort auf dutchweepee vom 17.04.2016, 11:11:45
Das Zitat ist von Klaus, dutch. Aber ich unterstütze es voll und ganz.
Ich habe es auch satt, mir vorschreiben zu lassen, wie und was ich zu denken habe. Um zwischen Satire und Gossendenken zu unterscheiden, brauch es keine Juristen und Staatsrechtler. Da genügt menschliches Empfinden.

Tucholsky? Ja sicher, der wußte was Satire ist und was sie darf, aber eben Satire und keine Beleidigungen auf unterstem Niveau. Und wenn es Satire ist, darf sie natürlich alles, jede Überspitzung der allgemein wahrgenommenen Wahrheit. Wobei die Betonung auf Wahrheit liegt. Tucholsky machte mutige Satire, das Gefängnis vor Augen, bis er das Land verlassen mußte, das wilhelminische Zeitalter samt Weltkrieg erst kurz hinter sich, im Land mächtige Kaisertreue, Nationalisten und Militaristen, alle unterstützt von schwerreichen Großindustriellen. Damals glich Deutschland eher der heutigen Türkei als einem wirklich demokratischem Land.

Heutzutage muß in Deutschland erst ein Bambi an einen Bushido vergeben werden, bis jemand merkt, daß der eigentlich ein Gangster ist und ein Grimmepreis an Jan Böhmermann, ehe festgestellt wird, daß der ein Selbstdarsteller ist, eher ein Felix Krull als ein Satiriker.

Jan Böhmermann sollte in Erwägung ziehen, sich für sein "Gedicht" zu entschuldigen, selbst einen Schlußstrich zu versuchen und nicht noch sein Publikum über Facebook als urteilsunfähig zu beschimpfen.

--

adam

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luchs35
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Re: Der witzige Herr Böhmermann
geschrieben von luchs35
als Antwort auf dutchweepee vom 17.04.2016, 11:31:48
Habe es befürchtet, Dutch. Aber wer es haben möchte, dem schicke ich es ausgedruckt per PN .

Luchs35
dutchweepee
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Re: Der witzige Herr Böhmermann
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf adam vom 17.04.2016, 11:43:34
...Um zwischen Satire und Gossendenken zu unterscheiden, brauch es keine Juristen und Staatsrechtler. Da genügt menschliches Empfinden.
geschrieben von adam

Du weißt, dass das Blödsinn ist, da zum Glück die meisten Menschen sogar in unserem Land nicht so "empfinden" wie Du es gerne hättest.

@Luchsi Ich würde gerne lesen, was Andreas Thiel schreibt. Im voraus: DANKESCHÖN!
adam
adam
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Re: Der witzige Herr Böhmermann
geschrieben von adam
als Antwort auf dutchweepee vom 17.04.2016, 11:55:22
Natürlich ist das kein Blödsinn, sondern gleiches Recht für alle.

Du, dutch, entscheidest danach, wem Du eine Beleidigung gönnst und wem nicht. Du beugst das Recht und das ist, nicht nur nach geltendem Recht, sondern auch nach menschlichem Empfinden, verboten.

--

adam

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Tina1
Tina1
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Re: Der witzige Herr Böhmermann
geschrieben von Tina1
als Antwort auf dutchweepee vom 17.04.2016, 11:55:22

@Luchsi Ich würde gerne lesen, was Andreas Thiel schreibt. Im voraus: DANKESCHÖN!


Hier kannst du lesen, was Andreas Thiel geschrieben hat.

Linktipp: «Böhmermann begab sich unter die Gürtellinie»

"Der Fall sorgt bei Schweizer Künstlern für Gesprächsstoff – zumal auch hierzulande die Beleidigung eines ausländischen Staatschefs mit einer Freiheitsstrafe von bis zu drei Jahren geahndet werden kann.

Satiriker Andreas Thiel kritisiert Böhmermann, lässt aber einigen Interpretationsspielraum offen: «Nach meinem Verständnis bewegt sich die Satire so weit oberhalb der Gürtellinie, dass die Luft dünn wird. Böhmermann hingegen begab sich so weit unter die Gürtellinie, dass die Luft dick wurde.» Dass Böhmermann dort unten ausgerechnet auf Angela Merkel treffe, sage viel aus über das aktuelle politische Klima in Deutschland."
mane
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Re: Der witzige Herr Böhmermann
geschrieben von mane
als Antwort auf luchs35 vom 17.04.2016, 11:23:28
Vielleicht schafft es der bekannte Schweizer Satiriker Andreas Thiel, immerhin Träger des Deutschen Kabartettpreises, aufzuzeigen, was "Satire" in der Art nach Böhmermann in Wirklichkeit ist.

Allerdings weiß ich nicht, ob es der verlinkte Kommmentar über die Grenze schafft. Wäre schade, denn noch klarer geht eine Antwort nicht, wie sie Thiel hier formuliert hat.

Luchs35


Hallo Luchs,

auf dieser Seite ist der sehr treffende Kommentar zu lesen:

Satire aus der deutschen Bikinizone

Man darf die Dummheit des Satirikers auch nicht unterschätzen. Je lauter das Publikum lacht, desto besser erscheint ihm die Pointe. Und wann wird am lautesten gelacht? Wenn die Schamgrenze verletzt wird. Willkommen unter der Gürtellinie.

Dann kommt Böhmermann und will aufzeigen, was wirklich zu weit gegangen wäre. Indem er ein Gedicht vorträgt, in welchem Erdogan aufs übelste beschimpft wird. Erdogan wird öffentlich als pädophiler «Ziegenficker» mit «kleinem Schwanz» beleidigt. Damit macht sich Böhmermann lächerlich.

Benutzt ein Satiriker Fäkalsprache, ist es das Gleiche, wie wenn eine Wurstverkäuferin oder ein Hubstaplerfahrer Fäkalsprache benutzen. Es ist keine Kunst, sondern Niveaulosigkeit. Die Ankündigung, man zeige jetzt, was nicht erlaubt wäre, ist eine alte rhetorische Finte, die wir Satiriker anwenden, wenn wir mal was sagen wollen, was man eigentlich nicht sagen dürfte. Solche Relativierungen sind Standard, um kurze Grenzüberschreitungen abzufedern. Mit seiner minutenlangen Grenzüberschreitung erweckt Böhmermann aber den Verdacht, dass es ihm nicht um das Aufzeigen der Grenze ging, sondern ausschliesslich um die Überschreitung.
geschrieben von Andreas Thiel


Gruß Mane
luchs35
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Re: Der witzige Herr Böhmermann
geschrieben von luchs35
als Antwort auf mane vom 17.04.2016, 12:53:40
Ok, da es anscheinend noch weitere Quellen gibt, stelle ich nun den kompletten Kommentar aus der "Ostschweiz am Sonntag" ein:

Satire aus der deutschen Bikinizone

Gastkommentar – Der Satiriker Andreas Thiel zum Fall Jan Böhmermann gegen Erdogan

"Man darf die Dummheit des Satirikers auch nicht unterschätzen. Je lauter das Publikum lacht, desto besser erscheint ihm die Pointe. Und wann wird am lautesten gelacht? Wenn die Schamgrenze verletzt wird. Willkommen unter der Gürtellinie.
Die jüngste Debatte über Satire hatte das Lied «Erdowie, Erdowo, Erdowahn» ausgelöst, in welchem Erdogans Willkürpolitik angeprangert wird: Die Stürmung von Zeitungsredaktionen, die Verhaftung von Journalisten, Polizeiknüppel gegen Frauen, Bomben über Kurdistan, Unterstützung des IS – und für Angela Merkel kam die hübsche Zeile «Sei schön charmant, denn er hat Dich in der Hand». Erdogan reagierte, indem er den deutschen Botschafter einbestellte und sich lächerlich machte. Erdogan benahm sich wie ein Vegetarier, der die Wurstverkäuferin anbrüllt: «Willst du mich provozieren?»
Dann kommt Böhmermann und will aufzeigen, was wirklich zu weit gegangen wäre. Indem er ein Gedicht vorträgt, in welchem Erdogan aufs übelste beschimpft wird. Erdogan wird öffentlich als pädophiler «Ziegenficker» mit «kleinem Schwanz» beleidigt. Damit macht sich Böhmermann lächerlich.
Benutzt ein Satiriker Fäkalsprache, ist es das Gleiche, wie wenn eine Wurstverkäuferin oder ein Hubstaplerfahrer Fäkalsprache benutzen. Es ist keine Kunst, sondern Niveaulosigkeit. Die Ankündigung, man zeige jetzt, was nicht erlaubt wäre, ist eine alte rhetorische Finte, die wir Satiriker anwenden, wenn wir mal was sagen wollen, was man eigentlich nicht sagen dürfte. Solche Relativierungen sind Standard, um kurze Grenzüberschreitungen abzufedern. Mit seiner minutenlangen Grenzüberschreitung erweckt Böhmermann aber den Verdacht, dass es ihm nicht um das Aufzeigen der Grenze ging, sondern ausschliesslich um die Überschreitung. Welchen Lerneffekt erzielen wir wohl bei Kindern, indem wir sie belehren: «Folgende Wörter dürft ihr nie benutzen» und ihnen dann sämtliche Fäkalausdrücke eintrichtern, die uns einfallen? Und wie reagiert wohl der Billettkontrolleur, wenn er mich beim Schwarzfahren erwischt und ich ihm sage: «Dies ist eine Kunstaktion, ich wollte bloss auf das Problem der Schwarzfahrerei aufmerksam machen.» Wenn ich jemanden unter der Gürtellinie beleidige, dann beleidige ich ihn unter der Gürtellinie, egal ob ich Satiriker bin oder Kranführer. Primitive Satire ist nicht bissige Satire. Bissig ist, wenn Ingo Appelt über Merkels Milliarden-Deal mit Erdogan sagt: «Erdogan ist Deutschlands bestbezahlter Türsteher.»

Böhmermann hat keine Diskussion über Satire angeregt. Er hat die Diskussion bloss unter die Gürtellinie verlegt. Dass er deswegen bedroht wird, ist genauso absurd, wie wenn die Wurstverkäuferin unter Polizeischutz gestellt werden muss, weil militante Vegetarier die Gegend unsicher machen."

Luchs35
Tina1
Tina1
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Re: Der witzige Herr Böhmermann
geschrieben von Tina1
als Antwort auf mane vom 17.04.2016, 12:53:40
Danke Mane. Nun kann man den Link
ja doch öffnen. Was Andreas Thiel schreibt,
ist in meinen Augen richtig, er bestätigt
das, was von vielen hier geschrieben
wurde.
Tina

Auzug aus dem Link:

"Wenn ich jemanden unter der Gürtellinie beleidige, dann beleidige ich ihn unter der Gürtellinie, egal ob ich Satiriker bin oder Kranführer. Primitive Satire ist nicht bissige Satire. Bissig ist, wenn Ingo Appelt über Merkels Milliarden-Deal mit Erdogan sagt: «Erdogan ist Deutschlands bestbezahlter Türsteher.»

Böhmermann hat keine Diskussion über Satire angeregt. Er hat die Diskussion bloss unter die Gürtellinie verlegt."

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