Internationale Politik Der witzige Herr Böhmermann

Ich habe weder die Sendung gesehen, noch den Text von Böhmermann irgendwo konkret gelesen.

Aber genau um diesen Text geht es. Das ist keine allgemeine Diskussion um das, was Kunst/Satire darf. Und es geht um die Begründung Böhmermanns, warum er den Text veröffentlicht hat. Nämlich um zu verdeutlichen, daß er ihn dem Gesetz nach eigentlich nicht hätte veröffentlichen dürfen, weil er schon seiner eigenen Meinung nach rein beleidigend gedacht ist und mit Satire nichts zu tun hat.

Jetzt frage ich mich, ob es von mir sehr intelligent wäre, wenn ich vor Gericht aussage, ich hätte einen Diebstahl nur begangen, um zu zeigen, daß Stehlen verboten ist, während ich gleichzeitig das Diebesgut behalten habe.

Es gibt ja den Witz dazu: Kommt ein Mörder mit dem eigenen Steckbrief zum Sheriff und sagt "Ich möchte die Belohnung für mich abholen!".

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adam

"...stelle ich mir die grundlegenden Fragen "Mußte das sein?" und brauche ich einen Herrn Böhmermann, der mir erklärt, was geht und was nicht?"

Das frage ich mich auch, nachdem ich das Gedicht - von ihm vorgetragen - gehört habe.
Das dämliche Getue, unter dem Motto : "Ich zeige mal, was nicht getan werden dürfte, weil man sich damit strafbar macht",ist primitiv und hat nichts mit Satire zu tun.
Egal, wie man zu Erdogan steht - und da sind unsere Meinungen ganz sicher sehr ähnlich- auch Satire hat keinen absoluter Freispruch für Schmähungen und Beleidigungen absolut unter der Gürtellinie.
Bei Böhmermann werden keine "Zustände oder Missstände in sprachlich überspitzter und verspottender Form thematisiert" ( gesetzlich bei uns straffrei), sondern hier wird nur primitiv beleidigt.

"Satire hin oder her. Warum muss man provozieren?
Davon abgesehenWurde nicht Frau Merkel auch schon des öfteren
mit Hakenkreuzen auf Bildern gesehen? Ist im Karneval nicht auch
des öfteren Kritik unter der Gürtellinie zu sehen und zu
hören?"

Also - provozieren darf man- ja muss man manchmal sogar.
Du vermischt bei deinen Beispielen Dinge, die nicht vergleichbar sind.
Das eine ( Merkel-Hakenkreuz) ist strafbar - öffentliche Kritik z. B. Marke Karneval ist (meistens) nicht strafbar. Provokationen regen zum Nachdenken an. Das gilt für beide Seiten.
Die Karnevalisten wissen schon wo sie Grenzen setzen müssen.

Genau das meine ich, Klaus.

Böhmermann sagt ja selber, daß er mit dem "Gedicht" keine Satire verfasst hat, sondern nur beleidigen wollte. So gesehen haut er sich selber in die Pfanne.

Und über allem schwebt die Frage "Mußte das sein?", weil eben schon nicht alles sein muß, was sein könnte und schon gar nicht, wenn es zum Schutz einer Person und des Rechts verboten ist.

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adam

Linktipp: Schmähkritik-Videokolumne von Prantl"

"Nicht die Bundesregierung, die Justiz muss den Fall Böhmermann prüfen."

...und aus diesem Grund sollte die Bundesregierung u Frau Merkel sich in den Fall nicht einmischen, indem man versucht das Amt des "Richters" zu übernehmen, sondern der Fall gehört der Justiz, denn es gibt eine Gewaltenteilung, die zu den Prinzipien der Demokratie gehört und ist im Grundgesetz verankert. Die Situation zeigt m.E. wie wackelig doch der Deal mit der Türkei ist, es brauch nicht viel und der "Turm" könnte einstürzen.
Frau Merkel befindet sich in einer Zwickmühle.
Tina

Sie befindet sich in der Zwickmühle, weil sie sich selbst da hinein-manövriert hat und erpressbar ist, wenn ihre Strategie noch aufgehen soll.

Satire hin oder her. Warum muss man provozieren?
Davon abgesehen: Wurde nicht Frau Merkel auch schon des öfteren
mit Hakenkreuzen auf Bildern gesehen? Ist im Karneval nicht auch
des öfteren Kritik unter der Gürtellinie zu sehen und zu
hören?

Auch wenn Kritik berechtigt ist (in vielen Fällen trifft es genau
den Punkt), muss man nicht alles aussprechen was man denkt.

Genau dazu ist Satire aber da! Es wird viel zu viel pol. correctness jeden Tag angewendet und wir alle sagen "mäh"und machen da mit. Satire will nicht lustig sein, sie hat nichts mit dem zu tun, was die vielen sogenannten "commedians" jeden Tag leisten. Satire ist oft geschmacklos und genau so hatte Böhmermann seine Verse ja auch angekündigt. Aber sie ist nicht verboten und kein Chef eines anderen Landes, zumal einer, der sich selbst jede Einmischung in "seine" Gesetze vom Ausland verbittet, hat ein Recht, hier einzugreifen. Vielleicht schaust Du Dir einfach mal das letzte Video an, das ich eingestellt habe.

Übrigens finde ich es sehr interessant, was gerade der auch von Böhmermann geschmähte griechische Ex-Minister Varoufakis zu dem Fall sagt und er hat Recht: Die Europäer verlieren ihren Humor.

Varouvakis stellt sich hinter B.

Es hat wirklich schon viel, viel schlimmeres gegeben als dieses Gedicht.

Wenn der Anzeige von Erdogan stattgegeben wird und wenn Böhnemann auch nur die geringste Strafe bekommt oder gezwungen wird, sich zu entschuldigen, dann hat das demokratisches Rechtssystem der BRD vollkommen versagt. Und das sage ich nicht, um Böhmermann zu verteidigen oder alles gut zu finden was e rmacht, ich sage das, weil ich für die freie Meinungsäußerung bin und die muss verteidigt werden. Ob das einem Erdogan passt oder nicht.

Im übrigen sollten vielleicht wirklich nur die sichzu Wort melden, die es sich wirklich angehört oder gelesen haben?

Ich hoffe, daß beide verlieren.

....dem kann ich mich uneingeschränkt anschließen, beide "Extreme" braucht keiner.....!

sammy

Falls du mich meinst mit deinem letzten Satz:
Ich habe es gesehen.

Wie ich schon betont habe, meistens trifft Kritik, bzw. Satire, genau
den Punkt. Nur der, der Gegenstand dieser Kritik ist, findet es in
den seltensten Fällen lustig.

Also wenn ich so manche Beiträge hier lese, stelle ich fest, dass einige zum einen gar nicht wissen, was man unter einer Satire versteht. Und zum anderen nicht begriffen haben, was Böhmermann eigentlich intendiert hat.
Natürlich ist das Gedicht geschmacklos, es gefällt niemandem, auch mir nicht. Aber gerade das wollte Böhmermann ja aufzeigen: Dass Erdogans vorherige Aufregung um die wirklich gelungene Extra-3-Satire völlig ungerechtfertigt war und dass man über eine Schmähkritik, wie er sie darstellt, zu Recht empört sein könnte, weil sie die Grenzen der Satire sprengt. Er wollte also Erdogans vorherige Aufregung damit konterkarieren. Und er hat damit genau das erreicht, was er beabsichtigt hat.
Gerade diese Doppelbödigkeit macht Böhmermanns Satire ziemlich genial. Aber natürlich versteht das nicht jeder, zumal viele Leute gänzlich humor- und ironiefrei sind und mit Satire ohnehin nichts anfangen können.

Ich jedenfals habe schon eine Petition unterschrieben, die "Freiheit für Böhmi" verlangt.
Denn ich möchte mir ganz bestimmt nicht von einem türkischen Ministerpräsidenten, der sich immer mehr von der Demokratie entfernt und reihenweise kritische Jounalisten einsperren lässt, die Grenzen der Pressefreiheit oder der Satire in Deutschland vorschreiben lassen.

Ich bin übrigens auch nicht mehr für einen Beitritt der Türkei in die EU, ich habe meine Meinung geändert. Nicht mit Erdogan, der nach anfänglich gelungenen Reformen die Türkei immer mehr zurück in einen islamistischen Staat verwandelt.

Freiheit für Böhmi!

P.S. Keine Sorge, Wolkenschieber. Dem passiert nichts. Da bin ich mir ziemlich sicher. Es gibt nämlich mehrheitlich Juristen und Politiker, die unsere Meinung teilen. (Übrigens schön, dass wir in letzter Zeit so oft übereinstimmen, das war mal anders. )