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Internationale Politik Der Stellvertreterkrieg in Syrien

eka231246
eka231246
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Re: Der Stellvertreterkrieg in Syrien
geschrieben von eka231246
als Antwort auf sysiphus vom 05.08.2012, 16:23:21
Hallo alle, zu Karl: die christlichen Viertel in Aleppo liegen zum großen Teil schon längst in Schutt und Asche. Herrliche Kulturgüter für immer verschwunden. Viele der jüngeren konnten mit ihren Familien und manchmal Hilfe von christlichen Hilfsorganisationen in den Libanon oder Westen überwechseln. Die Alten und Armen sind geblieben. Ein geschundenes Volk wie dieses, wird nach seiner Befreiung Jahrhunderte benötigen bis das einst blühende Land, mit der größten Einnahmequelle Tourismus, sich wirtschaftlich neu orientieren kann. Die gesamte Infrastrucktur ist zusammengebrochen, was besonders dem Pendelverkehr zu Schulen, Arbeitsplätzen und Krankenhäusern im Moment große Probleme bereitet.

Assad kann nur die Flucht nach vorn antreten. Alles andere ist Säbelrasseln. Es wurden andere Beispiele gelistet wie: Gaddavi, Sadam Hussein usw. Deren Existens endete mit dem Tod. Dieses Schicksal will ein Assad nicht. Er ist westlich erzogen, hat eine westlich orientierte Frau, kann aber am Ende, wie beispielsweise der Schah von Persien, nicht ohne Anklage vor dem Internationalen Gerichtshof in einem westlichen Land leben. Kann ihn Russland aufnehmen oder gar China, ohne die Internationale Gemeinschaft zu verärgern? Assad ist umgeben von Chergen aus dem alten Regime seines Vaters, die ihre reichen wirtschaftlichen Pfründe und Machtstruckturen erhalten wollen. Ich kann mir nicht vorstellen, dass ihm das Humanitäre Ausmaß der katastrophalen Tragödie vollkommen egal ist, denn durch ihn hat es viele, gerade auf dem Gebiet der Medizinischen Versorgung der ärmeren Bevölkerung, Verbesserungen gegeben. Intern glaubt man eher, dass ihm das ganze total aus der Hand genommen und vieles zum Selbstläufer geworden ist. Totalitäre Staaten funktionieren in der Regel nach ähnlichen Mustern. Die Verbreitung von Gewalt Angst und Schrecken, als Machtinstrument hat seit Jahrhunderten gut funktioniert.

Für mich stellt sich die dringende Frage: Was kommt danach? Wird es wieder Frieden mit Israel geben? Welche Rolle wird der Nachbar Iran spielen. Nicht die Atombombe macht mir Angst. Es ist eher das fundamentale Gedankengut, was in Syrien auf fruchtbaren Boden fallen würde. Iran und Syrien sind in der Region die Länder, die vehement den Holocaust läugnen, Hitler verehren und dem jüdischen Volk in Israel jedes Existenzrecht absprechen. Nicht auszudenken, was folgen könnte, wenn man es zuließe.

Euch allen geruhsame Festtage

Eka
ehemaligesMitglied31
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Re: Der Stellvertreterkrieg in Syrien
geschrieben von ehemaligesMitglied31
als Antwort auf eka231246 vom 22.12.2012, 10:10:59
Ein wirklich interessanter und sachlicher Beitrag!
Wenngleich ich nicht ganz so pessimistisch bin und Jahrhunderte für die Instandsetzung veranschlage, bin auch ich der Meinung, dass die Machtkämpfe dort erst beginnen, wenn dieser leidige Assad weg ist.
Wie weit der Islamismus an Einfluss gewinnt und unter welchen Opfern und was daraus folgt ist heute nicht absehbar.
Ob eine Demokratie nach westlichem Muster eine Lösung für diese Region ist – wir wissen es nicht.
Frieden ohne Israel ist für mich undenkbar, eine Nichtanerkennung des „Existenzrechtes“ eines Volkes, man lasse sich diese Formulierung ´mal auf der „Zunge zergehen“, ist „Auschwitz-Denken“ und muss schlimmste Folgen nach sich ziehen.

Grüße nach Rheinhessen
WF
dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: Der Stellvertreterkrieg in Syrien
geschrieben von dutchweepee
Es ist für mich vollkommen klar, dass der Assad-Klüngel keine Zukunft haben darf - aber ich denke, dass dieser Clan zur Zeit eine berechenbare Größe ist. Sowohl der Westen als auch der Osten nutzt Syrien als politischen, wirtschaftlichen und militärischen Stützpunkt und keiner weiß, wer ein Machtvakuum füllen wird.

Natürlich klingt das unglaublich rational und lässt das Leiden der Zivilisten relativ außen vor, aber wenn die Islamisten dem Assad-Clan folgen, wird natürlich alles viel viel besser?

...vielleicht ist das Ziel ja aber auch die Destabilisierung der Region, um den Iran angreifbar zu machen?

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Medea
Medea
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Re: Der Stellvertreterkrieg in Syrien
geschrieben von Medea
als Antwort auf dutchweepee vom 22.12.2012, 16:18:48
Nein Dutchie
wo Islamisten wüten, kann nichts grünen, da beherrscht
die Angst das Tagesgeschehen. Als sich 1979 Khomeni und seine Jünger
im Iran breitmachten, fiel das Land in einen religiösen mittelalterlichen
Wahnsinn - die Auswirkungen sind bekannt - hoffentlich bleibt Syrien das erspart.

M.
lars
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Re: Der Stellvertreterkrieg in Syrien
geschrieben von lars
als Antwort auf Medea vom 22.12.2012, 17:27:52
Das wird schwierig werden medea, mir scheint dass die Islamisten überall die Oberhand bekommen, verlieren werden die Frauen, bei diesem relegiösen Wahn!
Auch habe ich in den Nachrichten vernommen, dass das Giftgas nur noch an 3 Orten gelagert wird, unter der Kontrolle vom Assads Regime, nicht zu denken, wenn es den Rebellen in die Hände fallen würde. Unter den Verschiedenen Rebellengruppen ist eben auch nicht alles "koscher", wie wir in der Schweiz sagen.
Jedenfalls sehe ich schwarz für Syrien, und die grosse Flüchtlingswelle wäre nicht nötig gewesen.
Bin aber auch der Meinung, dass es keine Diktatoren braucht.
eka231246
eka231246
Mitglied

Re: Der Stellvertreterkrieg in Syrien
geschrieben von eka231246
als Antwort auf dutchweepee vom 22.12.2012, 16:18:48
Dutch,

der Syrische Clan um Assad ist leider nicht berechenbar. Niemand weiß, wer alles dazu gehört und welche Hintermänner vom Ausland aus ihre Fäden ziehen. Das gute ist aber, dass die intelektuellen und reichen in Syrien sowie viele der Mächtigen (auch der Assad Clan) dem alawitischen Glauben angehören. Eine Religion, die nicht die harte Kugel wie die Islamisten fährt. Sie sehen sich eher verwandt mit den Religionen des Christentums, Drusen und Ismailiten. Die Sharia lehnen die meisten von ihnen ab. Das Christentum hat in Syrien anders als in Ägypten große Tradition. Für die Syrer gehört Jesus Christus zu den Propheten und wird in gewisser weise auch verehrt. Zumindest sprechen die vielen gepflegten und schönen Kirchen dafür, dass das Christentum als religiöse Minderheit bisher wenigstens respektiert wurde. Ich will hier nichts verharmlosen, trotzdem halte ich es für gefährlich Syrien und Iran in einen Topf zu werfen nur weil sie sich mit dem Hass gegen Israel ähnlich verhalten eher da liegt die Gefahr für die Zukunft.

Es ist eine Tatsache, dass Assad 2000 nach dem Tod seines Vaters mit Reformen begann und dann nach den ersten Protesten der Bevölkerung (die mehr wollte) in den Jahren nach seiner Amtsübernahme auf Druck seiner Mitstreiter wieder in alte Machtstrukturen zurückfiel. Wiederstand war sinnlos oder man wurde mit langjährigen Haftstrafen aus dem Verkehr gezogen. Dabei ist es bis heute geblieben.

Und übrigens, wer sollte ein Interesse daran haben die Region zu destabilisieren. Was heißt der Westen. Die USA oder Europa? Auch im Osten wer? Die Nachbarn Jordanien, Türkei, Libanon und Israel oder der Iran?

Wir, die von außen beobachten, sollten uns langsam von der Vorstellung verabschieden, dass die Vereinigten Staaten von Amerika scharf darauf ist dort mit großem Geschirr einzurücken um sich dann dem Aufschrei der ganzen Welt auszusetzen.

Gruß Eka

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Mitglied_bed8151
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Mitglied

Re: Der Stellvertreterkrieg in Syrien
geschrieben von ehemaliges Mitglied
arabien eruptiv
auch in syrien grünt es. zurecht bemerkt ein kommentator einer deutschen zeitung heute, dass der syrische bürgerkrieg ein religionskrieg und unkontrollierbar geworden sei. vor allem die stark gewordenen und immer stärker werdenden islamisten unterschiedlicher couleur treiben die mächtigen amerikas um. aber auch die mächtigen russlands fürchten den islamismus. alle wissen, was sie am al-assad-regime hatten und immer noch haben, wenn sie jetzt auch ziemlich heuchlerisch das regime als unmenschlich brandmarken. das fällt ihnen reichlich spät ein nach jahrzehntelanger blutiger herrschaft des al-assad-clans.
baschar al-assad steht auf verlorenem posten und wird wohl bald fallen. dann, so hiesige experten, werde das gemetzel erst richtig losgehen.
ob sich die nato einmischen wird? - genügend truppen zum angriff stehen schon bereit (an der türkischen grenze, aber auch an der jordanischen grenze). - auch ist von einem iraelischen angriff via jordanien die rede. - wer weiß schon, was kommen wird...
---
w.
Mitglied_bed8151
Mitglied_bed8151
Mitglied

Re: Der Stellvertreterkrieg in Syrien
geschrieben von ehemaliges Mitglied

---
w.
Medea
Medea
Mitglied

Re: Der Stellvertreterkrieg in Syrien
geschrieben von Medea
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.12.2012, 12:52:21
Wenn erst einmal die Islamisten ihre blutige Herrschaft
übernehmen sollten, werden sich viele der "befreiten"
arabischen Länder nach ihren "Diktatoren" zurücksehnen.
Es wird fürchte ich in Syrien eine Jagd auf Andersgläubige und ein mörderisches Abschlachten
dieser Menschen stattfinden vergleichbar den
Massakern der Jungtürken gegen das Volk der Armenier Anfang
des zwanzigsten Jahrhunderts.

Einen Frühling kann ich nicht erkennen.

M.
slash
slash
Mitglied

Re: Der Stellvertreterkrieg in Syrien
geschrieben von slash
als Antwort auf Medea vom 16.03.2013, 14:51:54
Oft, wenn ich auf die Unruhen in der Welt blicke denke ich, ob nicht irgend ein Schlächter aus der politischen Riege der vergangenen Jahrhunderte wiederauferstanden ist.

...
slash

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