Internationale Politik DEMO Pro & Contra Erdogan

Na ja, jährlich hat Erdogan keine Wahlen zu absolvieren und jährlich macht er auch nicht Wahlkampf für die in Deutschland lebenden ca 4 Mio Türken, die in der Türkei wählen dürften. Zuletzt machte er dies vor zwei Jahren. Sollte man dies jetzt nicht mehr akzeptieren, würden viele dieser Türken mit Sicherheit ihm ihre Stimme geben (die es vielleicht vorher nicht getan haben), weil der Trotz sie dazu veranlasst.
Es war früher in unserem Land mehr als unsinnig, dass jeder, der irgendwann mal einen deutschen Schäferhund hatte (z.B. Rumänen, Russen usw.) umgehend die deutsche Staatsbürgerschaft erhielten, aber Kinder von Türken, die hier geboren wurden, nicht. Das musste geändert werden auch aufgrund der EU-GEpflogenheiten und es war völlig richtig so.
Meine Putzfee ist Polin; die Kinder sind hier geboren und haben die deutsche Staatsbürgerschaft. Die Putzfee und ihr Mann lassen sich nun ebenfalls einbürgern, was übrigens viel Aufwand und viel Geld kostet und alles erst nach einige Jahren "tadellosem Verhalten" möglich ist.
Alle EU-Bürger, die bei uns die deutsche Staatsbürgerschaft beantragen und erhalten, dürfen ihre Pässe aus dem Ursprungsland behalten (dazu auch Schweizer und Amerikaner). Nur bei Türken macht(e) man eine Ausnahme; das war immer eine Art Beleidigung, die auch zu den Mosaiksteinchen gehörte, warum es jetzt so rumort. Olga

Hallo Olga,

muss ich vielleicht erklären: Ich betrachte Erdogan als einen Menschen, der sich selbst am nächsten steht. Das heißt: Zeigt er Interesse an seinen Schäfchen, unterstelle ich ihm aufgrund seiner Verhaltensweisen in all den vergangenen Jahren, dass er weiß, dass Vorteile und mehr "Macht" für deutsche Türken auch Vorteile und mehr Macht für ihn bedeuten.
Und er scheint mir eben ausschließlich daran interessiert zu sein: Machtausbau.

Nach dem Ausspruch: "Aus den Augen, aus dem Sinn", ergibt es Sinn, dass Erdogan (egal ob Wahljahr oder nicht) regelmäßige Präsenz in Deutschland zeigt und sich seine Schäfchen nahehält, darauf achtet, dass sie ihm treu bleiben und ihnen stets ins Bewusstsein ruft: Wannimmer euch Unrecht geschieht oder nur geschehen könnte, bin ich da und beschütze euch, gemeinsam sind wir stark.

Und es funktioniert.

Das stimmt, aber geht es nicht jedem Politiker oder Herrscher letztendlich um Machtausbau? Wäre dem nicht so, hätten die auch ihren Beruf(ung) verfehlt. In demokratischen LÄndern dann über Wahlen, für die "man" das Wahlvolk gewinnen muss. Entweder durch persönliche Besuche oder über das Internet oder gar so, wie es Putin macht/machen lässt:
Da gibt es eigene TV-Sender für die bei uns lebenden "Russland-Deutschen", die denen suggerieren (auf Basis grandioser Lügen), was bei uns alles falsch läuft. Erinnere nur an die grosse Lüge, ein russisches Mädchen wäre von "Ausländern"tagelang vergewaltigt worden; letztendlich ging der Teenager selbst mit zu einem Freund, der kein "Ausländer" war. Da schaltete sich sogar lächerlicherweise der russische Aussenminister ein.
Auch er ein Machtmensch, der Leute im eigenen Land jagen lässt, die nicht seiner Meinung sind. Morde werden nie aufgeklärt u.v.m.
Und sollte Trump jemals Präsident werden, ist das Trio komplett mit diesem machthaberischen Politikstil. Er wird dann vermutlich salonfähig für alle anderen, die sich bisher nicht getrauten, so zu agieren und des dann mit Freude tun werden. Davor habe ich grosse Angst. Olga

in Köln soll jetzt die Grossleinwand für die Demo am Sonntag wohl nicht genehmigt werden, auf der wahrscheinlich Erdogan zugeschaltet werden sollte, um zu seinen Anhängern zu sprechen und nun heisst es in den Nachrichten, mab "befürchtet", er würde sogar persönlich anreisen, um zu sprechen. Dann dürft e in Köln aber wirklich der Teufel los sein, Wie kann es sein, dass ein solcher Diktator und Despot hier herreisen darf, um Stimmung für sich zu machen?

Finden Sie das wirklich richtig, wenn Sie Dinge, die sein könnten oder als Gerüchtesuppe mal wieder verbreitet werden, jetzt Ihrerseits als fixe Tatsachen hinstellen? Sie haben doch die Chance, sich hinterher so richtig aufzuregen, wenn sich alles so erfüllten, wie Sie jetzt mit grossem Grauen erahnen.
Sollte er als Staatsmann zu uns reisen wollen, nennen Sie mir ein Argument auf diplomatischer Basis, warum wir ihm die Einreise verweigern sollten/könnten?
Alles andere ist doch sehr schlechter Stil, oder? Hätte ich Ihnen gar nicht zugetraut.... Olga

ich gab weiter, was der öffentlich rechtliche Rundfunk berichtete, Frau Lehrerin. Nicht eigene Vermutungen. Und nein, Herr Erdogan darf sicher privat einreisen, aber ob er diese private Reise als Gelegenheit für eine riesige eigene Propagandarede nutzen darf - achja, das durfte ja auch schon einmal ein Österreicher hier in Deutschland und man weiss, was daraus wurde. Nur ists diesmal für ein Land in Asien und das kann ja wohl nicht sein. Ist der Grat zwischen Demokratieverständnis und Blödheit so klein?

Ich habe doch kein Demonstrationsverbot gefordert, Karl. Wo hast Du das denn (raus)gelesen?

Erdogan würde wohl gerne auf Großleinwand zu seinen Anhängern in Deutschland sprechen. Dazu fällt mir nur ein "Frechheit siegt". Der Mann wird immer dreister. Das Verwaltungsgericht hat das verboten. Entweder werden die Veranstalter heute noch vor das OVG gehen, oder, was ich eher vermute, Erdogan wird per Tonübertragung zu den Demonstranten sprechen.
Nachtrag: Für Interessenten hier noch alle Infos über die Demos in Köln aus dem Kölner Stadtanzeiger:
Alles, was Sie zum Demo-Sonntag in Köln wissen müssen

Linktipp: Aufmarsch der Erdogan-Anhänger

Die Polizei erwartet morgen in Köln 30.000 Teilnehmer bei einer Demonstration gegen den Putschversuch in der Türkei. Vor allem Erdogan-Anhänger werden auf die Straße gehen. Der Polizeipräsident meint, viele würden "stark emotionalisiert" sein.

Es sei kein Zufall, dass in Köln demonstriert werde, betont Haci Halil Uslucan, Wissenschaftlicher Leiter des Zentrums für Türkeistudien und Integrationsforschung. Denn etwa ein Drittel der rund drei Millionen türkischstämmigen Menschen in Deutschland lebe in großen Städten in NRW. "Und in diesen Großstädten gibt es eine starke AKP-Gefolgschaft", erklärt Uslucan.

Er rechne damit, dass am Sonntag vor allem AKP-nahe Türken zur Kundgebung gehen werden. Die Demonstranten stünden nicht für die gesamte türkische Gemeinde. Nicht alle Türken in Deutschland würden demonstrieren wollen, so Uslucan, denn "jeder kann zu den Putschisten gerechnet werden, wenn er sich kritisch äußert, so dass wir eine schweigende Gruppe haben, die vielleicht nicht einverstanden mit den Konsequenzen ist, aber sich auch nicht traut, rauszugehen und zu demonstrieren." Dies betreffe auch die Gülen-nahen Gruppen.

Nach Einschätzung der Polizei dürfte der überwiegende Teil der erwarteten Kundgebungsteilnehmer der Pro-Erdogan-Demonstration sich als "nationaltürkisch" und der türkischen Regierung nahestehend empfinden. "Wir gehen von stark emotionalisierten Teilnehmern aus", sagte Kölns Polizeipräsident Jürgen Mathies. Derzeit prüft die Polizei die Sicherheitslage neu, da möglicherweise türkische Regierungsmitglieder in Köln als Redner auftreten sollen; dies verschärfe die Situation, so die Polizei.

Weitere Gegendemonstrationen wurden unter anderem von den Bündnissen "Köln gegen rechts" und "ErdoWahn stoppen" angemeldet - getragen von der Grünen Jugend, JuSos, JuLis und der Linksjugend. Natürlich verurteilten sie den Putsch, aber "als wir von der Pro-Erdogan-Demo erfahren haben, haben wir beschlossen, dass wir als Bündnis das so nicht stehen lassen können, dass auf Kölns Straßen für antidemokratische Werte und Menschenrechtsverletzungen demonstriert wird", sagte Julia Pesch, Sprecherin der Grünen Jugend Köln. von mir fett gedruckt

So wie ich das gehört habe, sind bisher nur alkoholisierte Rechtsradikale unangenehm aufgefallen und die Demonstration der Türken ist friedlich verlaufen.

Karl