Internationale Politik Christen die Kehlen durchgeschnitten
In der Türkei nimmt die Gewalt gegen Christen kein Ende - gestern wurden drei Christen, darunter einem Deutschen, schlachtviehmäßig die Kehlen durchschnitten, sie verbluteten in einem christlichen Verlagshaus, das Bibeln, Kreuze und christliche Literatur verkaufte.
Die mutmaßlichen Täter, fünf Türken im Alter von 19 und 20 Jahren wurden festgenommen.
Dazu schreibt die Türkei-Korrespondentin Susanne Güsten: "Nach dem Blutbad von Malatya soll bloß keiner behaupten, daß es verrückte Einzelgänger waren, die den drei Christen kaltblütig die Kehlen durchschnitten. Diese Schutzbehauptung hat sich abgenützt in den vergangenen 15 Monaten, in denen der katholische Priester Andrea Santoro im nordtürkischen Trabzon und der armenische Journalist Hrant Dink mitten in Istanbul von Männern ermordet wurden, die anschließend als fehlgeleitete Einzeltäter dargestellt wurden. .....
Die traurige Wahrheit ist, daß die
türkische Nation eine Lüge lebt:
Fast 85 Jahre nach Gründung der Türkischen
Republik als laizistischen Staat, in dem auch die christlichen und jüdischen Minderheiten zuhause sein sollen, steht dieses Verfassungsbürgertum nach wie vor nur auf dem Papier. Die Überzeugung, daß nur ein moslemischer Türke auch ein echter Türke sein könne, prägt noch immer die nationale Identität. ...."
Diese Sätze, von einer Türkei-Expertin geschrieben, dürften wohl kaum unter "Muslim-Bashing" abgetan werden.
Medea.
Die mutmaßlichen Täter, fünf Türken im Alter von 19 und 20 Jahren wurden festgenommen.
Dazu schreibt die Türkei-Korrespondentin Susanne Güsten: "Nach dem Blutbad von Malatya soll bloß keiner behaupten, daß es verrückte Einzelgänger waren, die den drei Christen kaltblütig die Kehlen durchschnitten. Diese Schutzbehauptung hat sich abgenützt in den vergangenen 15 Monaten, in denen der katholische Priester Andrea Santoro im nordtürkischen Trabzon und der armenische Journalist Hrant Dink mitten in Istanbul von Männern ermordet wurden, die anschließend als fehlgeleitete Einzeltäter dargestellt wurden. .....
Die traurige Wahrheit ist, daß die
türkische Nation eine Lüge lebt:
Fast 85 Jahre nach Gründung der Türkischen
Republik als laizistischen Staat, in dem auch die christlichen und jüdischen Minderheiten zuhause sein sollen, steht dieses Verfassungsbürgertum nach wie vor nur auf dem Papier. Die Überzeugung, daß nur ein moslemischer Türke auch ein echter Türke sein könne, prägt noch immer die nationale Identität. ...."
Diese Sätze, von einer Türkei-Expertin geschrieben, dürften wohl kaum unter "Muslim-Bashing" abgetan werden.
Medea.
Re: Christen die Kehlen durchgeschnitten
Hallo Medea,
gleicher Gedanke !!
Wenn es möglich ist, kann Karl ja meine Einlassung löschen.
--
tobias
gleicher Gedanke !!
Wenn es möglich ist, kann Karl ja meine Einlassung löschen.
--
tobias
Ich bin genau so entsetzt wie Ihr - medea und tobias und möchte dazu hier einen Leserbrief an die FAZ von 2001 kopieren, der Fakten beschreibt - sachlich und kompetent. Möge sich jeder sein Urteil bilden ...
----quote---
Christen in der Türkei -
wie Fische auf dem Trockenen
"Wie wichtig das Wasser für den Fisch ist, merkt er erst, wenn er keines mehr hat, wie wichtig unsere Kirche für uns ist, merken wir erst, wenn wir sid nicht mehr haben"
Voller Resignation ist dieser Satz eines jungen syrisch-orthodoxen Christen in Midyat, im Südosten der Türkei. Die meisten der ehemals 200 000 Angehörigen dieser Minderheit haben ihr angestammtes Siedlungsgebiet, den Tur Abdin, verlassen, sind nach Deutschland oder in die skandinavischen Länder ausgewandert; etwa 12.000 von ihnen wohnen heute in Istanbul, knapp 2.000 sind noch in der alten Heimat geblieben. Die Kirche ist die Klammer, die sie zusammenhält, ihnen sprachliche und religiöse Identität verleiht. Aber die Zeit der Christenheit in der Osttürkei scheint zu Ende zu gehen, trotz eines Apells von Ministerpräsident Ecevit an die Christen im Ausland, sie sollten zurückkommen.
So wie den syrisch-orthodoxen Christen ergeht es im Prinzip allen christlichen Minderheiten in der Türkei. Von einst 250.000 Griechisch-Orthodocen in Istanbul sind knapp 2.000 übriggeblieben, von mehr als zwei Millionen Armeniern (in osmanischer Zeit) leben noch 80.000 im Land. Alle Christen zusammen, einschließlich der Ausländer, stellen heute einen Bevölkerungsanteil von weniger als einem Prozent, Tendenz sinkend, fühlen sich doch die Christen oft als Bürger zweiter Klasse. Zu sehr greift der Staat, dessen Verfassung eine strenge Trennung von Politik und Religion vorsieht, immer wieder in das Leben der Christen und ihrer Kirchen ein.
Als säkularer Staat garantiert auch die Türkei in ihrer Verfassung das Recht des einzelnen auf Religionsfreiheit. Schwierig wird es, wenn sich mehrere einzelne zu einer Gruppe zusammenschließen und etwa eine Kirche oder ein Gemeindehaus bauen wollen. Das geht schon seit etwa 80 Jahren nicht mehr ohne weiteres. Das aus den Zeiten Atatürks stammende Verbot, das eigentlich gegen islamische Gemeinschaften gerichtet war, wird in der Praxis fast ausschließlich gegen christliche Gemeinschaften angewandt. Keine christliche Gemeinde darf neue Gebäude errichten. Dagegen ist heute überall der Bau von Moscheen zu beobachten. Nun haben etwa die Griechen mehr Kirchen, als sie brauchen. Sie könnten vielleicht eine der nicht genutzten Kirchen einer neu gegrundeten türkisch-evangelischen Gemeinde geben, die kein Gebäude hat. Das allerdings ist verboten und kann zur Enteignung des Gebäudes führen. Da Kirchen keine juristischen Personen, geschweige denn Körperschaften des öffentlichen Rechts sind, können sie auch keine Immobilien als Geschenk annehmen oder erben. Selbst das Mieten vön Räumen ist ihnen verwehrt.
Eine weitere erhebliche Beeinträchtigung kirchlichen Lebens ist das staatliche Verbot, Pfarrer und Religionslehrer auszuhilden. Vor 30 Jahren wurden alle theologischen Hochschulen, christliche wie islamische, geschlossen. Die islamischen konnten inzwischen wieder öffnen, die christlichen nicht. Theologen aus dem Ausland zu holen ist ebenfalls verboten. Bleibt als letzte Möglichkeit, junge Menschen zum Theologiestudium ins Ausland zu schicken, allerdings mit dem Risiko, daß sie dann nicht in die Türkei zurückkommen. Als Kompromiß hat die staatliche Seite der Griechisch-Orthodoxen Kirche vorgeschlagen, christliche Theologen an den staatlichen theologischen Fakultäten auszubilden. Nun heißen die Fakultäten zwar theologische Fakultäten, sind aber de facto islamisch-theologische Fakultäten. Christliche Theologiestudenten würden also von islamischen Hochschullehrern ausgebildet. Alternativen sind nicht in Sicht. Dabei drängt die Zeit. Es ist absehbar, wann Gemeinden und die wenigen kirchlichen Schulen keine ausgebildeten Theologen mehr haben.
Immer wieder wird die Türkei darauf hingewiesen, daß es in einem vereinten Europa eine Diskriminierung religiöser Minderheiten nicht geben darf. Aber auch unabhängig von der, Frage, ob die Türkei Mitglied der Europäischen Union wird oder nicht, hat sie nach dem Buchstaben ihrer eigenen Verfassung Religionsfreiheit zu gewähren. Das heißt konkret:
Christen in der Türkei müssen Kirchen bauen und geistlichen Nachwuchs ausbilden dürfen, müssen als religiöse Gemeinschaften Rechtssicherheit genießen und ihr Leben ohne staatliche Bevormundung gestalten können.
---quote ende---
Der Autor ist evangelischer Pfarrer in Istanbul.
FAZ 14.12.2001
wie glücklich darf man sich schätzen, in einem so liberalen Land wie Deutschland zu leben, indem selbst in christlichen Kirchengemeinden für den Bau muslimischer Moscheen gesammelt wird.
--
angelottchen
----quote---
Christen in der Türkei -
wie Fische auf dem Trockenen
"Wie wichtig das Wasser für den Fisch ist, merkt er erst, wenn er keines mehr hat, wie wichtig unsere Kirche für uns ist, merken wir erst, wenn wir sid nicht mehr haben"
Voller Resignation ist dieser Satz eines jungen syrisch-orthodoxen Christen in Midyat, im Südosten der Türkei. Die meisten der ehemals 200 000 Angehörigen dieser Minderheit haben ihr angestammtes Siedlungsgebiet, den Tur Abdin, verlassen, sind nach Deutschland oder in die skandinavischen Länder ausgewandert; etwa 12.000 von ihnen wohnen heute in Istanbul, knapp 2.000 sind noch in der alten Heimat geblieben. Die Kirche ist die Klammer, die sie zusammenhält, ihnen sprachliche und religiöse Identität verleiht. Aber die Zeit der Christenheit in der Osttürkei scheint zu Ende zu gehen, trotz eines Apells von Ministerpräsident Ecevit an die Christen im Ausland, sie sollten zurückkommen.
So wie den syrisch-orthodoxen Christen ergeht es im Prinzip allen christlichen Minderheiten in der Türkei. Von einst 250.000 Griechisch-Orthodocen in Istanbul sind knapp 2.000 übriggeblieben, von mehr als zwei Millionen Armeniern (in osmanischer Zeit) leben noch 80.000 im Land. Alle Christen zusammen, einschließlich der Ausländer, stellen heute einen Bevölkerungsanteil von weniger als einem Prozent, Tendenz sinkend, fühlen sich doch die Christen oft als Bürger zweiter Klasse. Zu sehr greift der Staat, dessen Verfassung eine strenge Trennung von Politik und Religion vorsieht, immer wieder in das Leben der Christen und ihrer Kirchen ein.
Als säkularer Staat garantiert auch die Türkei in ihrer Verfassung das Recht des einzelnen auf Religionsfreiheit. Schwierig wird es, wenn sich mehrere einzelne zu einer Gruppe zusammenschließen und etwa eine Kirche oder ein Gemeindehaus bauen wollen. Das geht schon seit etwa 80 Jahren nicht mehr ohne weiteres. Das aus den Zeiten Atatürks stammende Verbot, das eigentlich gegen islamische Gemeinschaften gerichtet war, wird in der Praxis fast ausschließlich gegen christliche Gemeinschaften angewandt. Keine christliche Gemeinde darf neue Gebäude errichten. Dagegen ist heute überall der Bau von Moscheen zu beobachten. Nun haben etwa die Griechen mehr Kirchen, als sie brauchen. Sie könnten vielleicht eine der nicht genutzten Kirchen einer neu gegrundeten türkisch-evangelischen Gemeinde geben, die kein Gebäude hat. Das allerdings ist verboten und kann zur Enteignung des Gebäudes führen. Da Kirchen keine juristischen Personen, geschweige denn Körperschaften des öffentlichen Rechts sind, können sie auch keine Immobilien als Geschenk annehmen oder erben. Selbst das Mieten vön Räumen ist ihnen verwehrt.
Eine weitere erhebliche Beeinträchtigung kirchlichen Lebens ist das staatliche Verbot, Pfarrer und Religionslehrer auszuhilden. Vor 30 Jahren wurden alle theologischen Hochschulen, christliche wie islamische, geschlossen. Die islamischen konnten inzwischen wieder öffnen, die christlichen nicht. Theologen aus dem Ausland zu holen ist ebenfalls verboten. Bleibt als letzte Möglichkeit, junge Menschen zum Theologiestudium ins Ausland zu schicken, allerdings mit dem Risiko, daß sie dann nicht in die Türkei zurückkommen. Als Kompromiß hat die staatliche Seite der Griechisch-Orthodoxen Kirche vorgeschlagen, christliche Theologen an den staatlichen theologischen Fakultäten auszubilden. Nun heißen die Fakultäten zwar theologische Fakultäten, sind aber de facto islamisch-theologische Fakultäten. Christliche Theologiestudenten würden also von islamischen Hochschullehrern ausgebildet. Alternativen sind nicht in Sicht. Dabei drängt die Zeit. Es ist absehbar, wann Gemeinden und die wenigen kirchlichen Schulen keine ausgebildeten Theologen mehr haben.
Immer wieder wird die Türkei darauf hingewiesen, daß es in einem vereinten Europa eine Diskriminierung religiöser Minderheiten nicht geben darf. Aber auch unabhängig von der, Frage, ob die Türkei Mitglied der Europäischen Union wird oder nicht, hat sie nach dem Buchstaben ihrer eigenen Verfassung Religionsfreiheit zu gewähren. Das heißt konkret:
Christen in der Türkei müssen Kirchen bauen und geistlichen Nachwuchs ausbilden dürfen, müssen als religiöse Gemeinschaften Rechtssicherheit genießen und ihr Leben ohne staatliche Bevormundung gestalten können.
---quote ende---
Der Autor ist evangelischer Pfarrer in Istanbul.
FAZ 14.12.2001
wie glücklich darf man sich schätzen, in einem so liberalen Land wie Deutschland zu leben, indem selbst in christlichen Kirchengemeinden für den Bau muslimischer Moscheen gesammelt wird.
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angelottchen
medea schrieb:
"In der Türkei nimmt die Gewalt gegen Christen kein Ende"
Ui, medea, gleich solch harsche Worte, nur weil rechtsradikale Islamisten mal eben ein paar Christen geschächtet haben?!
Islam heißt Frieden! Konnte man doch wieder einmal recht schön am lebenden bzw. toten Beispiel sehen.
--
gerald
"In der Türkei nimmt die Gewalt gegen Christen kein Ende"
Ui, medea, gleich solch harsche Worte, nur weil rechtsradikale Islamisten mal eben ein paar Christen geschächtet haben?!
Islam heißt Frieden! Konnte man doch wieder einmal recht schön am lebenden bzw. toten Beispiel sehen.
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gerald
Das Verbechen ist furchtbar und der aufgeklärte Teil der türkischen Gesellschaft hat ein riesiges Problem. Wie kann die perfide Strategie der Gotteskrieger, auch in der Türkei den Religionskrieg zu entfachen, gestoppt werden?
Im Irak wird uns jeden Tag vorgeführt wie skrupellos die Al Qaida vorgeht, um Unfrieden zwischen Volksgruppen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Im Irak hat sie mit dieser Strategie "Erfolg", der Bürgerkrieg zwischen den Sunniten und Schiiten ist praktisch bereits im Gange.
Es ist klar, was die Extremisten auch in der Türkei wollen. Sie wollen verhindern, dass die Türkei als Bollwerk der westlichen Welt innerhalb der islamischen Welt ausgebaut wird. Deshalb werden die jetzigen Morde nicht die letzten gewesen sein, befürchte ich. Der Versuch der Destabilisierung der Türkei und der Desavouierung ihrer Regierung wird weiter gehen. Der Beitritt der Türkei zur EU soll mit allen Mitteln verhindert werden.
Ich warne davor, der Al Qaida dadurch in die Hände zu spielen, dass wir nun nicht den nach Europa orientierten Kräften in der Türkei unter die Arme greifen, sondern die Türkei als Ganzes mit dem Blutbad identifizieren. Ich warne davor, den Terror dadurch zu unterstützen, dass wir ihm seinen Willen tun.
--
karl
Im Irak wird uns jeden Tag vorgeführt wie skrupellos die Al Qaida vorgeht, um Unfrieden zwischen Volksgruppen für ihre Zwecke zu instrumentalisieren. Im Irak hat sie mit dieser Strategie "Erfolg", der Bürgerkrieg zwischen den Sunniten und Schiiten ist praktisch bereits im Gange.
Es ist klar, was die Extremisten auch in der Türkei wollen. Sie wollen verhindern, dass die Türkei als Bollwerk der westlichen Welt innerhalb der islamischen Welt ausgebaut wird. Deshalb werden die jetzigen Morde nicht die letzten gewesen sein, befürchte ich. Der Versuch der Destabilisierung der Türkei und der Desavouierung ihrer Regierung wird weiter gehen. Der Beitritt der Türkei zur EU soll mit allen Mitteln verhindert werden.
Ich warne davor, der Al Qaida dadurch in die Hände zu spielen, dass wir nun nicht den nach Europa orientierten Kräften in der Türkei unter die Arme greifen, sondern die Türkei als Ganzes mit dem Blutbad identifizieren. Ich warne davor, den Terror dadurch zu unterstützen, dass wir ihm seinen Willen tun.
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karl
Und ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass die Gotteskrieger Ruhe geben, wenn die Türkei der Eu beitritt?
--
simba
--
simba
Re: Was ist das Ziel der Extremisten?
Nein Simba,
das glaube ich auch nicht. Was ich eher denke ist, daß der tätige Terrorismus sich dann endgültig nach Europa verlagert - das wird dann zum Tatort blutiger Auseinandersetzungen werden.
Buchempfehlung: "Heiliger Krieg in Europa", wie die radikale Muslimbruderschaft unsere Gesellschaft bedroht" von Udo Ulfkotte.
Lieber Karl, ich fürchte, Du bist da ein wenig zu gutgläubig.
Medea.
--
medea.
das glaube ich auch nicht. Was ich eher denke ist, daß der tätige Terrorismus sich dann endgültig nach Europa verlagert - das wird dann zum Tatort blutiger Auseinandersetzungen werden.
Buchempfehlung: "Heiliger Krieg in Europa", wie die radikale Muslimbruderschaft unsere Gesellschaft bedroht" von Udo Ulfkotte.
Lieber Karl, ich fürchte, Du bist da ein wenig zu gutgläubig.
Medea.
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medea.
simba schrieb am 20.04.2007 um 09.27:
> Und ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass die Gotteskrieger Ruhe geben, wenn die Türkei der Eu beitritt?
>
> --
> simba
--
Wie wahr, wie wahr .. genau das sind auch meine Gedanken, simba ..
Es gibt sicher sehr, sehr viele Türken, die absolut für eine Trennung von Religion und Staat sind und die keine Mullas an der Macht haben wollen - die gibt ers aber leider nur in den Grossstädten und dort, wo Oxident und Orient ständig miteinander zu tun haben (Touristenregionen usw.) Das tiefe Anatolien und die ganze ländliche Bevölkerung ist lange nicht so weit und enn man dann die vielen konservativ denkenden Türken, die im Ausland leben (zB in Deutschland) , dann darf man sich schon Sorgen machen. Die nächsten Wahlen in der Türkei dürften spannend werden.
angelottchen
> Und ihr glaubt doch nicht im Ernst, dass die Gotteskrieger Ruhe geben, wenn die Türkei der Eu beitritt?
>
> --
> simba
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Wie wahr, wie wahr .. genau das sind auch meine Gedanken, simba ..
Es gibt sicher sehr, sehr viele Türken, die absolut für eine Trennung von Religion und Staat sind und die keine Mullas an der Macht haben wollen - die gibt ers aber leider nur in den Grossstädten und dort, wo Oxident und Orient ständig miteinander zu tun haben (Touristenregionen usw.) Das tiefe Anatolien und die ganze ländliche Bevölkerung ist lange nicht so weit und enn man dann die vielen konservativ denkenden Türken, die im Ausland leben (zB in Deutschland) , dann darf man sich schon Sorgen machen. Die nächsten Wahlen in der Türkei dürften spannend werden.
angelottchen
Hier noch ein Auszug aus einem Bericht der QUANTARA.DE (quantara ist Arabisch und heisst Brücke. Das Portal wird von der Deutschen Welle in Zusammenarbeit mit der Bundeszentrale für politische Bildung (bpb), dem Goethe-Institut (GI) und Institut für Auslandsbeziehungen (ifa) betrieben).
quote:
Verschleierte Realitäten
Diejenigen, die den Laizismus aufheben und die Scharia, das islamische Recht, zum Leben erwecken wollen, sind gesellschaftlich marginalisierte Extremisten. Doch bei der Ausgestaltung laizistischer Praxis sind noch viele Fragen offen.
Warum unterhält der laizistische, türkische Staat einen gewaltigen Apparat, das Amt für religiöse Angelegenheiten? Warum ist die Glaubensrichtung der Aleviten, nicht repräsentiert? Warum gibt es Religion als Pflichtfach an öffentlichen Schulen? Warum werden immer wieder Fälle von Diskriminierung nicht-muslimischer Religionen bekannt? Warum liefern einzelne Kommunen Moscheen unentgeltlich Trinkwasser, während Kirchen und Synagogen zur Kasse gebeten werden? Eine Kirche in Ankara hat sich jüngst in einer Klage gegen die Stadtverwaltung Ankara gerichtlich das unentgeltliche Trinkwasser erstreiten müssen.
Doch über wichtigen Debatten hängt ein Schleier, während die Kopftuchfrage in aller Munde ist. Das anachronistische Kopftuchverbot ersetzt die Debatte um reale Probleme. Sie kommt sowohl den islamistischen Kräften als auch den politisch erstarrten, kemalistischen Kopftuch-Gegnern zugute. Eine Entmystifizierung der Debatte ist gefordert.
Sie ist auch bereits in Gang gekommen. So fordern Säkulare, die der politischen Linken angehören, eine Aufhebung des Kopftuchverbots an Universitäten. Und es gibt auch gläubige Konservative, die die Auffassung vertreten, dass die Aufhebung des Kopftuchverbots nicht alleinige Lösung der Probleme darstellt, sondern dass in einzelnen gesellschaftlichen Bereichen der Laizismus gestärkt werden müsse.
Ömer Erzeren
© Qantara.de 2005
quote ende
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angelottchen
quote:
Verschleierte Realitäten
Diejenigen, die den Laizismus aufheben und die Scharia, das islamische Recht, zum Leben erwecken wollen, sind gesellschaftlich marginalisierte Extremisten. Doch bei der Ausgestaltung laizistischer Praxis sind noch viele Fragen offen.
Warum unterhält der laizistische, türkische Staat einen gewaltigen Apparat, das Amt für religiöse Angelegenheiten? Warum ist die Glaubensrichtung der Aleviten, nicht repräsentiert? Warum gibt es Religion als Pflichtfach an öffentlichen Schulen? Warum werden immer wieder Fälle von Diskriminierung nicht-muslimischer Religionen bekannt? Warum liefern einzelne Kommunen Moscheen unentgeltlich Trinkwasser, während Kirchen und Synagogen zur Kasse gebeten werden? Eine Kirche in Ankara hat sich jüngst in einer Klage gegen die Stadtverwaltung Ankara gerichtlich das unentgeltliche Trinkwasser erstreiten müssen.
Doch über wichtigen Debatten hängt ein Schleier, während die Kopftuchfrage in aller Munde ist. Das anachronistische Kopftuchverbot ersetzt die Debatte um reale Probleme. Sie kommt sowohl den islamistischen Kräften als auch den politisch erstarrten, kemalistischen Kopftuch-Gegnern zugute. Eine Entmystifizierung der Debatte ist gefordert.
Sie ist auch bereits in Gang gekommen. So fordern Säkulare, die der politischen Linken angehören, eine Aufhebung des Kopftuchverbots an Universitäten. Und es gibt auch gläubige Konservative, die die Auffassung vertreten, dass die Aufhebung des Kopftuchverbots nicht alleinige Lösung der Probleme darstellt, sondern dass in einzelnen gesellschaftlichen Bereichen der Laizismus gestärkt werden müsse.
Ömer Erzeren
© Qantara.de 2005
quote ende
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angelottchen
Hallo Angelottchen et al.,
Sorgen machen ist ok. Die macht sich wohl jeder denkende Christ, Nichtchrist und Moslem.
Über die gemeinsamen Ziele kann wahrscheinlich Einigkeit erzielt werden. Diese Ziele sind ein friedliches Zusammenleben der Religionen und Völker. Auch in Bezug auf die Ausgangslage können wir wahrscheinlich untereinander Einigkeit erzielen. Die Ausgangslage ist, dass in der Türkei die fundamentalistischen Kreise die Macht nicht innehaben. Das gemeinsame Ziel sollte also sein, diese Extremisten nicht zu stärken, sondern die gemäßigten, Europa zugewandten Kräfte.
Über die Methoden hierzu können wir uns streiten. Meiner Meinung nach macht es sehr viel Sinn, die Türkei in Europa einzubinden und nicht, sie von Europa zu isolieren. Letzteres ist sowieso unmöglich, denn wirtschaftlich, politisch und kulturell ist die Türkei mit Europa bereits eng verwoben. Ich sehe eine Chance in dem Beitritt der Türkei zur EU das Verhältnis dauerhaft zu stabilisieren. Das wird nicht die Lösung aller Probleme sein, aber ein Schritt in die richtige Richtung.
Ihr macht euch Sorgen. Ich mir auch, ich sorge mich, dass die fragilen Brücken zwischen den Kulturen durch die zunehmende und gewollte Polarisierung zerbrochen werden, zu unser aller Schaden. Wenn wir nicht die Verständigung suchen, sondern die Konfrontation werden alle die Verlierer sein. Eure Reaktion ist von den Extremisten gewollt. Sie freuen sich, wenn der Türkei von Europa die Türen zugeschlagen werden, denn dann werden sie ein leichtes Spiel haben. Eine laizistische Türkei mit all ihren Fehlern sollte uns um Vieles lieber sein als ein fundamentalistischer Gottesstaat direkt vor unserer Haustüre.
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karl
Sorgen machen ist ok. Die macht sich wohl jeder denkende Christ, Nichtchrist und Moslem.
Über die gemeinsamen Ziele kann wahrscheinlich Einigkeit erzielt werden. Diese Ziele sind ein friedliches Zusammenleben der Religionen und Völker. Auch in Bezug auf die Ausgangslage können wir wahrscheinlich untereinander Einigkeit erzielen. Die Ausgangslage ist, dass in der Türkei die fundamentalistischen Kreise die Macht nicht innehaben. Das gemeinsame Ziel sollte also sein, diese Extremisten nicht zu stärken, sondern die gemäßigten, Europa zugewandten Kräfte.
Über die Methoden hierzu können wir uns streiten. Meiner Meinung nach macht es sehr viel Sinn, die Türkei in Europa einzubinden und nicht, sie von Europa zu isolieren. Letzteres ist sowieso unmöglich, denn wirtschaftlich, politisch und kulturell ist die Türkei mit Europa bereits eng verwoben. Ich sehe eine Chance in dem Beitritt der Türkei zur EU das Verhältnis dauerhaft zu stabilisieren. Das wird nicht die Lösung aller Probleme sein, aber ein Schritt in die richtige Richtung.
Ihr macht euch Sorgen. Ich mir auch, ich sorge mich, dass die fragilen Brücken zwischen den Kulturen durch die zunehmende und gewollte Polarisierung zerbrochen werden, zu unser aller Schaden. Wenn wir nicht die Verständigung suchen, sondern die Konfrontation werden alle die Verlierer sein. Eure Reaktion ist von den Extremisten gewollt. Sie freuen sich, wenn der Türkei von Europa die Türen zugeschlagen werden, denn dann werden sie ein leichtes Spiel haben. Eine laizistische Türkei mit all ihren Fehlern sollte uns um Vieles lieber sein als ein fundamentalistischer Gottesstaat direkt vor unserer Haustüre.
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karl