Internationale Politik Burkaverbot

Re: Burkaverbot
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 27.08.2016, 00:12:57
Adam,

ich danke Dir für Deine klaren Worte, wobei ich allerdings befürchte,
dass man Dich dafür wieder einmal teeren und federn wird.

Hervorheben möchte ich hier noch einmal den so wichtigen Teil Deines
Postings:

Es ist ernster und es geht nicht nur um die Burka. Die deutsche Bevölkerung war und ist einverstanden, Kriegsflüchtlingen Schutz und Versorgung zu bieten. Es ist den Bürgern auch durchaus klar, daß das teuer wird und dauern kann. Auf diese Reaktion kann man als Bundesbürger durchaus stolz sein. Es ist eine humane und humanistische Reaktion.

Was dieselben Leute, die Asyl bieten, nicht bereit sind zu geben, ist Platz in der Gesellschaft für die Kultur, vor der die Menschen geflohen sind. Und ich muß ihnen recht geben, wenn argumentiert wird, die Gesellschaft und Werte beibehalten zu wollen, für die in Europa Jahrhunderte gekämpft wurde.
geschrieben von Adam


Wenn ich mir überlege, dass sich Frauen an Eisenzäune ketten ließen, in entsetzlichen Gefängnissen Schlimmstes erdulden mussten, um die Freiheit, die wir Frauen heute in der westlichen Welt besitzen zu erkämpfen, dann liest sich das, was hier so zu lesen ist, schrecklich.
Das ist alles noch nicht so lange her - auch bei uns wurde erst 1976 das Gesetz beseitigt, dass zum Inhalt hatte, dass Berufstätigkeit der Frau nur mit dem schriftlichen Einverständnis des Ehemannes ausgeführt werden konnte.
Zur Erinnerung:

emma - Gesetzgeburg vorher - nachher

Ich habe das Bild der "Frau im Käfig" sehr genau geschildert.
Für meine Schulfreundin und mich , als selbstbewusste und selbständige Frauen, war es ein furchtbares Bild, vor allem in Hinblick auf die kleinen Mädchen. Bei Kindern hatten wir Verhüllung bis dahin nicht gesehen.

Das ist Mittelalter unter dem Deckmantel der Religion.
Kontakte und Integration auf einer solchen Ebene sind absolut unmöglich.

Der Schrei nach Bildung darf nicht aufhören, denn nur über Bildung und Aufklärung ist Veränderung möglich.
Die Frauen wird diese als Letzte erreichen. So gehörten die Männer auf die Schulbank...
Oh, ich höre schon wieder den Aufschrei, der durch den Forenwald geht!

Dass die Religion mit der Burka nichts zu tun hat, habe ich weiter vorne sehr genau ausgeführt.
Anstatt einer sachlichen Diskussion ging der übliche Hick-Hack weiter.
Gebetsmühlenartig im Chor "Toleranz und Freiheit" zu intonieren, reicht nicht aus, wenn man sich etwas mehr an Gedanken macht.

Deshalb noch einmal Danke für Deine Zeilen.

Schönes Wochenende!

Meli
ehemaligesMitglied29
ehemaligesMitglied29
Mitglied

Re: Burkaverbot
geschrieben von ehemaligesMitglied29
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.08.2016, 08:20:15
meli und adam,

ich schließe mich hier gerne an. Genau das ist das Thema.
Wie ich schon schrieb, die Männerwelt und die Tradition haben das
diktiert, viele Frauen sind noch meilenweit davon entfernt, selbstbestimmt zu leben.
lupus
lupus
Mitglied

Re: Burkaverbot
geschrieben von lupus
Burka im Krankenbett - kaum zu glauben !

Da war eben der gesundheitliche Leidensdruck nicht groß genug.

lupus

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adam
adam
Mitglied

Re: Burkaverbot
geschrieben von adam
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 27.08.2016, 08:20:15
Adam,

ich danke Dir für Deine klaren Worte, wobei ich allerdings befürchte,
dass man Dich dafür wieder einmal teeren und federn wird.
geschrieben von meli


Wer sollte mich denn teeren und federn können, meli?

Die, die zwar gegen die AfD wettern und jeden Konservativen als Nazi beschimpfen, aber ein Göringzitat akzeptieren, ja vielleicht sogar für treffend halten? Die, die gegen das Göringzitat nicht protestieren oder gar die, die Göring gerne selber zitieren würden? Also all diejenigen, denen man demokratisches Verhalten einprügeln müßte, wenn das möglich wäre, vom Denken möchte ich gar nicht schreiben?

--

adam
mane
mane
Mitglied

Re: Burkaverbot
geschrieben von mane
als Antwort auf uki vom 26.08.2016, 22:20:10
Wenn ich es mir so überlege, Frauen, die sich in einem fremden Land trauen sich völlig anders zu kleiden als die Einheimischen, müssen die nicht ein sehr großes Selbstbewusstsein haben, sich so auffallend zu kleiden?

Gesetz den Fall, sie tun es nicht gezwungener Maßen.
Wie kann das aber zweifelsfrei herausgefunden werden?
~uki~
geschrieben von uki


Hallo uki,

was in den vollverschleierten muslimischen Frauen vorgeht, können wir nicht wissen - das kann nur die Trägerin selbst. Die meisten von uns haben keine Ahnung von den Vorstellungen, Empfindungen und Wünschen dieser Frauen. Wir können nur spekulieren oder sie fragen. Sie fühlt sich vielleicht verletzlich - mit dieser Kleidung könnte sie sich evtl. geborgen und sicher fühlen - auch geschützt, "anständig und demütig" (wie es von ihr oft verlangt wird und sie noch nicht wagt, sich dagegen aufzulehnen?).
Wenn Muslima das etwa so erzählen würden, würden die meisten in unserem Land ihr das nicht glauben. Sie würden sagen, dass sie es nur auf Befehl ihres Mannes (der Familie) tun würde. Es ist sinnlos, Menschen mit vorgefassten, unverrückbaren Ansichten etwas zu erläutern.
Auf der einen und auf der anderen Seite.
Gruß Mane
JuergenS
JuergenS
Mitglied

Re: Burkaverbot
geschrieben von JuergenS
schade, dass sich wieder einmal ein thread fast selbst zu Tode prügelt.

Ich habe verstanden, differenzierte Gedanken zwischen links und rechts sind rechtsradikal.

linke Gedanken sind Allheilmittel.

Ich hab das Gefühl, dass auch viel Wut im Spiel ist, was dazu führt, dass fast jeder radikaler antwortet als er eigentlich möchte, um dem "Gegner" Bescheid zu stossen.

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Re: Burkaverbot
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf mane vom 27.08.2016, 10:08:52
Danke, mane, für deine bisher einfühlsamen Beiträge zu diesem Thema.
Stimmen von muslimischen Frauen, die einen Burkini tragen s. Link unten.
Hier zwei davon:

Warum in Deutschland und Frankreich gerade so ein Politikum aus einem Kleidungsstück gemacht wird, verstehe ich nicht. Es ist doch eher ein Zeichen von Integration, wenn muslimische Frauen einen Burkini tragen, statt bestimmten Aktivitäten einfach fernzubleiben. 
 
Warum lässt man die Leute nicht selbst darüber entscheiden, was sie tragen, wie sie aussehen und ob sie bekleidet oder weniger bekleidet schwimmen gehen? Ich würde mir wünschen,  dass man sich als muslimische Frau in Deutschland nicht mehr mit diesen unnötigen Geschichten auseinandersetzen und sich dafür rechtfertigen müsste. Es gibt ja viele Probleme beim Thema Islam in Deutschland. Frauen mit Kopftuch haben schlechtere Chancen im Beruf, junge Muslime fühlen sich nicht akzeptiert, Menschen werden aufgrund ihrer Religion angefeindet – das sollten wir besprechen und nicht unnötige Diskussionen um Banalitäten wie den Burkini ins Rampenlicht schieben.“
geschrieben von Jusra Sharif, 26, arbeitet als Zahnärztin.


Viele Gegner argumentieren, dass der Burkini unhygienisch sei. Das stimmt einfach nicht. Er ist speziell zum Schwimmen hergestellt, besteht aus demselben Stoff wie Bikinis und Badeanzüge. Ich wasche meinen Burkini auch– also, was soll daran unhygienisch sein? 
 
Der Burkini hat außerdem weder etwas mit der Burka zu tun, noch ist er ein Symbol für die Unterdrückung der Frau. Die Diskussion über den Burkini ist meiner Meinung nach nur eine versteckte Kopftuch-Diskussion. Denn wenn eine Muslima Kopftuch trägt und schwimmen gehen will, zieht sie eben einen Burkini an. Aber wer soll denn einer muslimischen Frau einen Burkini aufzwingen? Ich kenne keinen patriarchalen Vater, der zu seiner Tochter sagt, dass sie jetzt unbedingt ins Schwimmbad gehen muss. 
 
Ich glaube aber ohnehin nicht, dass es bei der aktuellen Diskussion um den Burkini geht. Die Stimmung gegen den Islam ist gerade ziemlich aufgeheizt. Die Leute sind wütend. Sie haben das Gefühl, dass ihnen ein Stück Kultur weggenommen wird, fühlen sich bedroht und hilflos. Dagegen wollen sich einige Menschen hier wehren. Sie können aber nicht einfach alle Muslime rauswerfen. Also versuchen sie, sich stellvertretend einen exklusiven Raum zu schaffen, in dem sie unter sich sein können und der mich als Muslima ausschließt. Das signalisiert mir „Du bist hier nicht willkommen!“ und fühlt sich für mich so an, als wäre ich wieder in der Schule. Denn Ausgrenzung wegen fehlender Sympathie kenne ich so nur von Teenagern.
geschrieben von Merve Kayikci, 22, lebt und studiert in Stuttgart


Nein, auch ich bin kein Fan von Burkas und Burkinis und halte sie, wenn sie nicht frewillig getragen werden, auch für ein Zeichen von Unterdrückung.
Aber hier wird erstens einmal über andere Kulturen in Bausch und Bogen gerichtet, ohne mit Leuten zu sprechen, die aus diesen Kulturkeisen kommen. Und zweitens wird alles vereinheitlicht und verallgemeinert.
Wie die Frauen selber darüber denken, interessiert keinen.
Und dabei frage ich mich allen Ernstes, ob mich die vielen fetten Frauen, die halbnackt am Strand liegen, nicht noch viel mehr abstoßen als eine schöne Frau in einem Burkini. Das ist dann unsere Kultur: ein Exhibitionismus, auch im übertragenen Sinn (z. B. auch die seelische Selbstentblößung überall), der alle zum Hingucken zwingt, auch wenn sie es nicht wollen. Ist das so viel besser?
Re: Burkaverbot
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf JuergenS vom 27.08.2016, 10:12:17
was mich bei dem ganzen Thema erschrickt, sind die Schubladen, in die gleich jeder gesteckt wird, wenn er sehr dafür oder sehr dagegen ist. Schlimm genug, dass sich gewisse radikale Parteien der Leute bemächtigen wollen, die gegen eine zu viel Übernahme dieser fremden Kultur im eigenen Land sind. Nein, gleichzeitig kommen aus der anderen "Ecke" übereifrige Forderungen an die eigenen Landsleute, dass man den Menschen aus der Kultur des Islam bestimmte Dinge doch nicht zumuten dürfe. Und dann prallen die Fronten aufeinander, die Stimmung wird aufgeheizt und dazwischen stehen viele der menschen, um die es eigentlich geht und von denen, und da bin ich überzeugt, die wenigsten diesen Konflikt gewollt haben.

Diejenigen, die ein absolutes Burkaverbot fordertn, sind mindestens genau so schlimm wie jene, die plötzlich den Nikolaustag oder St. Martin Umzüge umbenennen wollen oder die Metzger auffordern, ihre lustigen Plastikschweine aus dem Fenster zu nehmen, weil Muslims dadurch angeblich gekränkt werden! (Und ich bin sehr sicher, dass diese Forderungen niemals von einem Moslem kamen, allenfalls einem deutschen Konvertiten oder einem übereifrigen "linken" Dür-was-immer-auch-Rechtker.

Die komplette Verschleierung sollte schon aus Sicherheitsgründen in bestimmten Bereichen verboten werden. Und für mich gilt: Wenn Du in Rom bist, benimm Dich wie die Römer
adam
adam
Mitglied

Re: Burkaverbot
geschrieben von adam
als Antwort auf mane vom 27.08.2016, 10:08:52
was in den vollverschleierten muslimischen Frauen vorgeht, können wir nicht wissen - das kann nur die Trägerin selbst.
geschrieben von mane


Mane,

die meisten Sklaven haben Angst vor der eigenen Befreiung. Sie wissen nicht, was danach kommt, wissen nichts über Selbstbestimmung, können sich nicht vorstellen, eigene Entscheidungen zu treffen.

Gehört es nicht zur Fürsorgepflicht, die wir gegenüber Asylsuchenden haben, sie aus der Sklaverei zu führen? Wir selber können dabei nur lernen, denn seit Agamemnon haben wir ja selber mit den Ungerechtigkeiten des Patriarchats zu kämpfen, auch heute noch. Wie kann es deshalb weiterhin noch sein, daß wir für Neuankömmlinge eine Unterdrückung akzeptieren, gegen die wir selber angehen?

--

adam
Re: Burkaverbot
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf adam vom 27.08.2016, 10:41:08
Wir sollen andere Völker bzw. Frauen anderer Kulturen aus der Sklaverei befreien? Mit Verboten oder Gewalt? Wir als die Heilsbringer für andere Kulturen, denen wir uns überlegen fühlen?
Das ist nichts anders als purer Chauvinismus, dann kann man auch gleich wieder mit Kolonialismus beginnen und die Länder unter die westliche Knute zwingen.
Eine Sklavenbefreiung kann nur von den Unterdrückten (so sie es wirklich sind, immer sind sie es nämlich nicht) selbst erfolgen, also von unten.
Alles andere führt niemals zur Integration, sondern zum Gegenteil: zu verstärkter Abrenzung (aus einer Trotzhaltung der Betroffenen heraus) und im schlimmsten Fall zu Krieg.

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