Internationale Politik Broder muss sich zügeln: Kritik an Israels Regierungspolitik ist kein Antisemitismus
Broder muss sich zügeln: Kritik an Israels Regierungspolitik ist kein Antisemitismus
geschrieben von Karl
Der konkrete Anlass: Broder hatte die Tochter von Galinsky, Frau Evelyn Hecht-Galinsky als Antisemitin bezeichnet, weil sie der Politik Israels in den besetzten Gebieten kritisch gegenüber steht.
Das Landgericht Köln hat jetzt gegen Strafandrohung Broder verboten, seine Diffamierung fortzusetzen. Eine Zuwiderhandlung kann ihn teuer zu stehen kommen.
Eine Kritik an der Besatzungspolitik Israels ist nicht gleichbedeutend mit Antisemitismus. Das Urteil ist wegweisend und dürfte auch hier im Seniorentreff Bedeutung haben und allzu leichtfertig geäußerten Antisemitismusdiffamierungen gegen Kritiker der israelischen Politik einen Riegel vor schieben.
Wer zu Israels Besatzungspolitik schweigt und billigend die Abriegelung der Millionen Palästinenser im Gazastreifen in Kauf nimmt, der hilft Israel nicht.
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karl
Das Landgericht Köln hat jetzt gegen Strafandrohung Broder verboten, seine Diffamierung fortzusetzen. Eine Zuwiderhandlung kann ihn teuer zu stehen kommen.
Eine Kritik an der Besatzungspolitik Israels ist nicht gleichbedeutend mit Antisemitismus. Das Urteil ist wegweisend und dürfte auch hier im Seniorentreff Bedeutung haben und allzu leichtfertig geäußerten Antisemitismusdiffamierungen gegen Kritiker der israelischen Politik einen Riegel vor schieben.
Wer zu Israels Besatzungspolitik schweigt und billigend die Abriegelung der Millionen Palästinenser im Gazastreifen in Kauf nimmt, der hilft Israel nicht.
Wenn die Besatzung nicht beendet wird, wird auch der Staat Israel beendet
Der wirkliche Antisemit ist der, der angesichts der Menschenrechtsverletzungen in den besetzten Gebieten schweigt, da es jedem klar ist, dass die Fortsetzung der Besatzung das Ende des Staates Israel auf sich ziehen wird.
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karl
Welche persönliche Motivation Herrn Broder bei seinen Rundumschlägen so treibt, weiß ich nicht.
Aber man sollte daran denken, daß er als Privatperson, gegebenenfalls als Journalist, nicht aber etwa als Repräsentant der Menschen jüdischen Glaubens und/oder jüdischer Herkunft hier in Deutschland spricht. (Ich fühle mich NICHT durch ihn vertreten!)
Die Bertha
vom Niederrhein
P.S. Siehe auch Broder Beitrag im aktuellen SPIEGEL; auch etliche Leserbriefe in der FAZ zu diesem Thema.
Aber man sollte daran denken, daß er als Privatperson, gegebenenfalls als Journalist, nicht aber etwa als Repräsentant der Menschen jüdischen Glaubens und/oder jüdischer Herkunft hier in Deutschland spricht. (Ich fühle mich NICHT durch ihn vertreten!)
Die Bertha
vom Niederrhein
P.S. Siehe auch Broder Beitrag im aktuellen SPIEGEL; auch etliche Leserbriefe in der FAZ zu diesem Thema.
Ich finde das Urteil sehr begrüssenswert, wird doch endlich mal differenziert!
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susannchen
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susannchen
Re: Wirklich nur eine Anmerkung
Henryk M. Broder sehe ich ganz anders: er stellt unbequeme Fragen und zwingt uns fast dadurch manche Stereotype zu überdenken. Zum Beispiel, wenn er wiederholt die Frage stellt, warum die Dinge nicht beim Namen genannt werden, sondern leicht umschrieben werden.
Bürger mit Migrationshintergrund ist dafür ein Paradebeispiel – es handelt sich dabei eigentlich um Zuwanderer – aber das mit dem Migrationshintergrund klingt eher über jedem Verdacht erhaben.
Oder Fahrgästen mit Mobilitätsstörung, weil man ja nicht politically incorrect sein möchte, indem man einfach Rollstuhlfahrer sagt.
Wenn Broder, wie anlässlich der Verleihung des Ludwig-Börne-Preises sich gegen eine falsch verstandene Toleranz aussprach, die auch keinen Halt macht vor manchen extremistischen Tendenzen, dann ist dies bei weitem kein Grund ihn in die falsche Ecke zu schieben.
Man muss nicht seiner Meinung sein, um seine Beiträge oder Bücher sehr lesenswert zu finden.
Im Gegensatz zu manch einem politically korrektem Moderator unserer Fernsehlandschaft der uns mit der Zeit so langweilt und uns keinen Anlass mehr gibt selber nachzudenken, hält uns Henryk M. Broder zumindest wach und veranlasst uns mal wieder aktiv mitzudenken.
Nein, vertreten durch ihm fühle ich mich auch nicht – aber warum muss ich eigentlich durch jemandem vertreten sein?
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miriam
Bürger mit Migrationshintergrund ist dafür ein Paradebeispiel – es handelt sich dabei eigentlich um Zuwanderer – aber das mit dem Migrationshintergrund klingt eher über jedem Verdacht erhaben.
Oder Fahrgästen mit Mobilitätsstörung, weil man ja nicht politically incorrect sein möchte, indem man einfach Rollstuhlfahrer sagt.
Wenn Broder, wie anlässlich der Verleihung des Ludwig-Börne-Preises sich gegen eine falsch verstandene Toleranz aussprach, die auch keinen Halt macht vor manchen extremistischen Tendenzen, dann ist dies bei weitem kein Grund ihn in die falsche Ecke zu schieben.
Man muss nicht seiner Meinung sein, um seine Beiträge oder Bücher sehr lesenswert zu finden.
Im Gegensatz zu manch einem politically korrektem Moderator unserer Fernsehlandschaft der uns mit der Zeit so langweilt und uns keinen Anlass mehr gibt selber nachzudenken, hält uns Henryk M. Broder zumindest wach und veranlasst uns mal wieder aktiv mitzudenken.
Nein, vertreten durch ihm fühle ich mich auch nicht – aber warum muss ich eigentlich durch jemandem vertreten sein?
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miriam
Re: Wirklich nur eine Anmerkung
Ich halte Broder für einen üblen Polemiker und Agitator und befinde mich mit dieser Meinung in einer Gesellschaft, in der ich mich sehr wohl fühle (A. Grosser, T.I. Steinberg, D. Bartetzko).
Dass er vom Spiegel gedruckt wird, ist möglicherweise ein Alibi dafür, dass dort längst nicht mehr alles gedruckt wird, was sich die Spontis von heute so ausdenken, und sei es nur mit Rücksicht auf die Anzeigenkunden.
Zum Antisemitismus-Thema selbst äußere ich mich nicht mehr, solange man in Deutschland unter Naturschutz stehen muss, um sich äußern zu dürfen, ohne in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden. Mit Naturschutz meine ich eine astreine jüdisch-israelisch-konservative Biographie, die selbst A. Grosser in den Augen dieser Fundamentalisten nicht aufzuweisen hat.
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silhouette
Dass er vom Spiegel gedruckt wird, ist möglicherweise ein Alibi dafür, dass dort längst nicht mehr alles gedruckt wird, was sich die Spontis von heute so ausdenken, und sei es nur mit Rücksicht auf die Anzeigenkunden.
Zum Antisemitismus-Thema selbst äußere ich mich nicht mehr, solange man in Deutschland unter Naturschutz stehen muss, um sich äußern zu dürfen, ohne in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden. Mit Naturschutz meine ich eine astreine jüdisch-israelisch-konservative Biographie, die selbst A. Grosser in den Augen dieser Fundamentalisten nicht aufzuweisen hat.
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silhouette
Re: Broder muss sich zügeln: Kritik an Israels Regierungspolitik ist kein Antisemitismus
geschrieben von adam
Hallo Karl,
die Einstweilige Verfügung, mit einer Strafandrohung von 250.000,- € gegen H.M. Broder, ist allerdings durch das Urteil des Landgericht Köln schon wieder vom Tisch. Herr Broder darf nach dem Urteil Frau Hecht-Galinski weiterhin Antisemitismus vorwerfen, allerdings muß er dies durch einen Sachbezug begründen. Schmähungen wurden ihm verboten. Siehe Link
taz.de zum Urteil
domradio zum Urteil
Was Deinen Link betrifft, war ich mit der Rede der Bundeskanzlerin als Bundesbürger nicht einverstanden, genausowenig aber mit der Bezeichnung "Schuldbewußtsein" im Offenen Brief des Dr. Margalit. Da hätte ich lieber "Verantwortungsbewußtsein" gelesen.
--
adam
die Einstweilige Verfügung, mit einer Strafandrohung von 250.000,- € gegen H.M. Broder, ist allerdings durch das Urteil des Landgericht Köln schon wieder vom Tisch. Herr Broder darf nach dem Urteil Frau Hecht-Galinski weiterhin Antisemitismus vorwerfen, allerdings muß er dies durch einen Sachbezug begründen. Schmähungen wurden ihm verboten. Siehe Link
taz.de zum Urteil
domradio zum Urteil
Was Deinen Link betrifft, war ich mit der Rede der Bundeskanzlerin als Bundesbürger nicht einverstanden, genausowenig aber mit der Bezeichnung "Schuldbewußtsein" im Offenen Brief des Dr. Margalit. Da hätte ich lieber "Verantwortungsbewußtsein" gelesen.
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adam
Re: Broder muss sich zügeln: Kritik an Israels Regierungspolitik ist kein Antisemitismus
Der Vorwurf des Antisemitismus wiegt schwer. Wer sich diesem Vorwurf ausgesetzt sieht, der muss befürchten, moralisch geächtet zu werden. Jedenfalls in Deutschland, wo man wegen seiner nationalsozialistischen Vergangenheit auf antisemitische Äußerungen und Tendenzen – zum Glück – sehr empfindlich reagiert.
Wer von einem Gericht bescheinigt bekommt, er sei ein Antisemit, der ist fortan aus der öffentlichen Debatte ausgeschlossen. Darum ging es Henryk M. Broder. Der für seine Wortgewalt bekannte Publizist wollte mit verbalen Attacken seine Gegnerin einschüchtern. Die Richter werteten das zu Recht als „Schmähkritik“.
Die Jüdin Evelyn Hecht-Galinski hatte die Regierenden in Israel für ihr hartes Vorgehen gegen die Palästinenser kritisiert. Nicht einmal, sondern immer wieder. Sie hatte dem Zentralrat der Juden, deren Vorsitzender ihr Vater Heiz einst war, vorgeworfen, ein Sprachrohr dieser Politik zu sein. Ein meines Ermessens harter Vorwurf. Einseitig ist es auch, denn es blendet die Raketenangriffe auf Israel ebenso aus, wie die verheerenden Attentate der palästinensischen Selbstmörder. Aber diese Kritik mist eben nicht antisemitisch – und das ist entscheidend.
Das Urteil ist wegweisend. Es stellt klar, dass Kritik an der israelischen Politik nicht mit dem Totschlagargument des Antisemitismus erledigt werden kann. Die Regierenden in Jerusalem haben das längst begriffen. Nun muss es auch ein Heißsporn wie Broders zur Kenntnis nehmen.
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hafel
Wer von einem Gericht bescheinigt bekommt, er sei ein Antisemit, der ist fortan aus der öffentlichen Debatte ausgeschlossen. Darum ging es Henryk M. Broder. Der für seine Wortgewalt bekannte Publizist wollte mit verbalen Attacken seine Gegnerin einschüchtern. Die Richter werteten das zu Recht als „Schmähkritik“.
Die Jüdin Evelyn Hecht-Galinski hatte die Regierenden in Israel für ihr hartes Vorgehen gegen die Palästinenser kritisiert. Nicht einmal, sondern immer wieder. Sie hatte dem Zentralrat der Juden, deren Vorsitzender ihr Vater Heiz einst war, vorgeworfen, ein Sprachrohr dieser Politik zu sein. Ein meines Ermessens harter Vorwurf. Einseitig ist es auch, denn es blendet die Raketenangriffe auf Israel ebenso aus, wie die verheerenden Attentate der palästinensischen Selbstmörder. Aber diese Kritik mist eben nicht antisemitisch – und das ist entscheidend.
Das Urteil ist wegweisend. Es stellt klar, dass Kritik an der israelischen Politik nicht mit dem Totschlagargument des Antisemitismus erledigt werden kann. Die Regierenden in Jerusalem haben das längst begriffen. Nun muss es auch ein Heißsporn wie Broders zur Kenntnis nehmen.
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hafel
Re: Wirklich nur eine Anmerkung
Zum Antisemitismus-Thema selbst äußere ich mich nicht mehr, solange man in Deutschland unter Naturschutz stehen muss, um sich äußern zu dürfen, ohne in eine bestimmte Schublade gesteckt zu werden. Mit Naturschutz meine ich eine astreine jüdisch-israelisch-konservative Biographie, die selbst A. Grosser in den Augen dieser Fundamentalisten nicht aufzuweisen hat.
Hoppla, da wären wir nun in einem viel brisanteren Thema, Silhouette. Soll ich dir ganz offen sagen wie ich dazu stehe - hoffend, dass du oder auch andere es mir nicht übel nehmen?
Als Jüdin fühle ich mich eben dadurch diskriminiert. Man mutet mir gar keine Diskussion zu, warum eigentlich?
Ich verzichte darauf alle möglichen Gründe dafür aufzuzählen, möchte aber präzisieren: ich bin keine religiöse, keine konservative, passe vielleicht auch in keine andere Schublade hinein – bin aber trotzdem Jüdin und bekennen mich auch dazu. Nicht zum Jüdischen Glauben, sondern zu meiner Zugehörigkeit zum Jüdischen Volk.
Wieso man beim Judentum bzw. bei den Israelis so schnell von Fundamentalisten spricht, bleibt mir und auch vielen anderen mit denen ich mich über dieses Thema unterhalte, ein Rätsel.
Hier die offiziellen Zahlen die sich auf Israel beziehen - logischerweise ist der Anteil der Ultraorthodoxen wie man die Fundamentalisten eigentlich nennt, ausserhalb Israels noch geringer.
Aus Wikipedia:
76,7 Prozent der Bevölkerung Israels gehören der jüdischen Religion an. Damit ist Israel der einzige Staat der Welt, in dem Juden die Mehrheit der Einwohner darstellen. Sechs Prozent der israelischen Juden bezeichnen sich als Charedim (ultra-orthodox religiös), weitere 9 Prozent als „religiös“, 34 Prozent bezeichnen sich selbst als „Traditionalisten“ (die sich nicht strikt an das jüdische religiöse Gesetz, die Halacha halten), und 51 Prozent als „säkular“.
Ende des Zitats.
Also sind eigentlich eine kleine Mehrheit Sekulär, was man sehr gerne vergisst. Und Fundamentalisten, wie man die Ultraorthodoxen bezeichnet, machen gerade mal 6% der Bevölkerung aus.
Andere wichtige Frage: Wie viele Terroristische Anschläge hat diese Gruppe verübt?
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miriam
Re: Wirklich nur eine Anmerkung
Tut mir leid, Miriam, ich möchte auch in keine Schublade. Die Bezeichnung "Fundamentalisten" war vielleicht missverständlich gewählt. Damit meinte ich nicht die orthodoxen Religiösen, sondern jene, die bei jeder Gelegenheit die Antisemitismuskeule schwingen.
Vor einiger Zeit habe ich hier etwas von Daniel Barenboims Erfahrungen auf diesem Gebiet erzählt.
Ich bin schon wieder in eine Themenfalle getappt. Unter 4 Augen gerne, aber hier nicht weiter.
--
silhouette
Vor einiger Zeit habe ich hier etwas von Daniel Barenboims Erfahrungen auf diesem Gebiet erzählt.
Ich bin schon wieder in eine Themenfalle getappt. Unter 4 Augen gerne, aber hier nicht weiter.
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silhouette
Re: Wirklich nur eine Anmerkung
Liebe Silhoutte,
ich akzeptiere natürlich voll und ganz deine Entscheidung - hätte gerne deinen Beitrag bezüglich Barenboim gelesen.
Persönlich schere ich mich immer weniger um die Keulen die geschwungen werden, um die Voreingenommenheiten, um die Denkkorsetts, etc... also um allerhand Zwänge.
Auch dafür ist ein Forum sehr geeignet - man lernt einerseits sehr aufmerksam hinzuhören, andererseits sich dadurch aber nicht verpflichtet zu fühlen.
--
miriam
ich akzeptiere natürlich voll und ganz deine Entscheidung - hätte gerne deinen Beitrag bezüglich Barenboim gelesen.
Persönlich schere ich mich immer weniger um die Keulen die geschwungen werden, um die Voreingenommenheiten, um die Denkkorsetts, etc... also um allerhand Zwänge.
Auch dafür ist ein Forum sehr geeignet - man lernt einerseits sehr aufmerksam hinzuhören, andererseits sich dadurch aber nicht verpflichtet zu fühlen.
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miriam