Internationale Politik Brexit yes, no, euch wurscht?
Gerade "Experten" fehlen uns doch in den non-profitablen Bereichen!
Rose, wenn 27 selbstständige Staaten, die in der EU vereint sind, in allen Punkten Einigkeit praktizieren sollten, würde vieles nicht stimmen.
Den Staaten soll und wird ja nicht ihre mentale und nationale Eigenheit genommen; dies ist ja nicht der Sinn und Zweck eines Staatenbündnisses.
Ich denke, die Verschiebung des Brexit bis Ende Januar 2020 wird akzeptiert werden und in der Zwischenzeit werden Neuwahlen in GB stattfinden.
Und da schaut es für Bojo recht gut aus, weil Labour mit Corbyn so schwach sind und seit langem nicht überzeugen können.
Wenn dann Bojo gewählter Premier ist, werden die Karten wieder neu gemischt.
ABer an all dem (EU und GB) sind wahrlich nicht die Chinesen Schuld - das schaffen die Briten schon selbst, bzw. wir Europäer. Olga
BoJo wird es auch dann schwierig haben, eine ihm gefällige Regierungsmannschaft zu finden, wenn ihm der Brexit wirklich gelingen sollte. Denn schliesslich muss jede(r) befürchten, dass er ihn/sie aus dem Saal jagt, wenn er/sie nicht so tickt wie von ihm gewünscht/verlangt!
Aber was, wenn diese Wahlen dann nicht so verlaufen wie BoJo spekuliert..?
Ich halte nicht viel von Markus Lanz als Moderator einer Talkshow, weil er ständig hektisch den Gästen ins Wort fällt. Heute nacht habe ich allerdings seine England-Brexit-Dokumentation gesehn und bin begeistert - auch von ihm als Fotograf.Ich sehe es genauso.Eine sehr interessante Reportage. Paul Collier bringt es auf den Punkt, genau dass was sich in der Gesellschaft abspielt. Ich habe schon viele Artikel von P. Collier hier eingestellt. Und das alles konnte man wissen was sich da entwickelt. Man hört überall das gleiche. Keiner hat die Menschen gefragt, sondern alles einfach entschieden. Viele fühlen sich abgehängt, sie kommen in der Politik nicht mehr vor.Die Menschen haben Wut auf die Nichtbeachtung. Die Globalisierung hat viele Jobs gekostet u wird noch weitere kosten. Es gibt immer mehr einen Kampf um den Arbeitsplatz zwischen Einheimischen und Migranten aus EU Ländern. Es geht um Existenzangst. Das war u ist ein großes Problem für die Briten, darauf hat die EU nicht reagiert. Es gibt immer mehr Armut, das gleiche wie in Deutschland. Die EU ist nicht auf soziales eingegangen, war nicht für die Menschen da. Das alles spiegelt die Reportage wieder. Wie soll das alles noch enden? Mir macht alles Angst, vorallem die Entlassungen die jetzt in Deutschland kräftig beginnen.
Ich kann diese 70 min nur empfehlen, denn dann versteht man wirklich, warum die Engländer raus wollen und gerade raus müssen. Sehr interessant und ungeschminkt:
"Markus Lanz - England ungeschminkt"
Tina
Liebe Olga,
einen direkten Zusammenhang zwischen EU-Zusammenhalt und chinesischen Aktivitäten wollte ich natürlich nicht herstellen. Ich meine nur, daß wir durch die Uneinigkeit auf vielen Gebieten viel schwächer sind und locker überrollt werden können. Selbstverständlich soll und will jede Nation seine Eigenheit bewahren - das ist es doch, was uns alle so fasziniert (z.B. im Urlaub).
Ich glaube, ich hab's wieder nicht auf den Punkt gebracht - aber gerade dieses Thema liegt mir sehr am Herzen.
Also wäre B. J. im Kern ein Politiker, der ein diktatorisches Regime errichten will. Trifft das zu? B. J. ist doch eher ein Taktiker und verfolgt Strategien mit einem Masterplan, den andere ihm einflüstern, z. B. sein "special advisor§ Dominic Cummings. Johnson wurde bereits vor vielen Wochen aufgefordert sich von dieser grauen Eminenz in 10 Downing Street zu trennen. In dt. Medien wurde Cummings als Bismarckverehrer dargestellt und Machiuvellist. Die Lügenkampagne 2016 beim Referendum geht auf ihn zurück
Cummings strebt eine effiziente Regierung an und lehnt das überkommene polit. System GBs ab. Folgerichtig stellt sich B. J. gegen das Parlament, (Parliament of fools nach dem Sunday Telegraph). Das Volk soll gegen das Establishment aufstehen, der Brexit muss gegen das Parlament durchgesetzt werden. Der Weg dahin glaubt Cummings zu kennen.
Bettina Schulz ist in einem Artikel der ZEIT auf Cummings eingegangen. Vgl den Link unten (Wenig Skrupel viel Macht)
Allerdings haben weder Cummings noch B. J. die tiefgreifende Verfassungskrise in GB zu verantworten. Das Land ist durch Fehler in diese Krise hineingeschlittert.
Zu Cummings:
"Cummings ist politisch allerdings keinesfalls rechtsextrem. Er schrieb einmal in einem seiner endlos langen Blogtexte: "Ich mag keine Gruppen, schließe mich nicht irgendwelchen Clubs an. Ich beurteile Personen und Ideen eigenständig – für mich sind Parteien eben da, aber sie prägen nicht mein Urteil, meine Werte, meine Ideen." Seine Texte sind ausufernde Abhandlungen über wissenschaftliche Ideen für den modernen Führungsstil. "Ich will einfach nur, dass Leute erkennen, was uns heute an gutem Regierungsstil hindert, sodass endlich was geändert wird." Cummings' Urteil über die heutige Politik – vor allem auch in Downing Street – ist vernichtend.
Wer seine Gedanken verstehen will, lese seinen Beitrag Some thoughts on education and political priorities. Darin kritisiert er, dass sich die Welt von einer Gesellschaftsordnung, die Zigtausende Jahre lang auf hierarchisch einfacher, linearer Menschenführung mit persönlichem Gedankenaustausch und einfachen Entscheidungsabläufen basierte, in kurzer Zeit in eine extrem komplexe Gesellschaft mit dezentral gefällten Entscheidungen und technologisch bestimmten Abläufen verändert habe, der politische Führungsstil demgegenüber aber archaisch geblieben sei. Die Ausbildung der Entscheidungsträger sei "furchtbar" und mittelmäßig. "Normalerweise sind sie schlecht oder falsch ausgebildet (selbst Elite-Universitäten bieten Kurse für künftige politische Entscheidungsträger an, die völlig ungeeignet sind)", schreibt Cummings mit einem Seitenhieb auf Oxford und all jene Politiker, die dort ausgebildet wurden. Wie Mathematiker, Wissenschaftler und Unternehmer komplexe Probleme angingen, sei Politikern völlig fremd. Das sei schlicht gefährlich, da die heutigen Märkte, die heutige Wissenschaft und Technologie unsere Institutionen und Traditionen zerstören, unsere Gefühle manipulieren und unsere Ideen umlenken könnten." Bettina Schulz in ZEIT
Link:
https://www.zeit.de/politik/ausland/2019-08/dominic-cummings-brexit-berater-boris-johnson
Liebe Olga,
einen direkten Zusammenhang zwischen EU-Zusammenhalt und chinesischen Aktivitäten wollte ich natürlich nicht herstellen. Ich meine nur, daß wir durch die Uneinigkeit auf vielen Gebieten viel schwächer sind und locker überrollt werden können. Selbstverständlich soll und will jede Nation seine Eigenheit bewahren - das ist es doch, was uns alle so fasziniert (z.B. im Urlaub).Liebe Rose,
Ich glaube, ich hab's wieder nicht auf den Punkt gebracht - aber gerade dieses Thema liegt mir sehr am Herzen.
das finde ich aber gar nicht, dass "Sie etwas wieder nicht auf den Punkt brachten". Sie sind doch - so erscheint es mir - ein Frau, die sich mit dem Weltgeschehen befasst, darüber nachdenkt und sich auch austauscht.
Das ist doch schon eine ganze Menge. Und aus eigener Erfahrung weiss ich,dass man hier in diesem politischen Forum viel lernen kann von gut informierten DiskutantInnen, die bereit sind, sachlich und faktengestützt ihr Wissen weiterzugeben. DAs ist doch ein grosser Vorteil, oder? Olga
Warum dieser militärische Begriff "überrollen? Es ist nicht die Uneinigkeit auf vielen Gebieten, die uns schwach macht oder schwach erscheinen lässt, sondern die fehlende Einsicht in ökonomische Abläufe.
Seit Jahrzehnten erleben wir, wie ein Industriezweig nach dem andern in Dtld nicht mehr konkurrenzfähig ist auf dem Weltmarkt und verschwindet oder in Nischenprodukte ausweicht. Es gab mal eine starke dt. Textilindustrie, sie ist in Restbeständen erhalten, die Foto- und Pkonoindustrie war weltweit Spitze, sie ist verschwunden. Ja, es gibt noch dt. Werften, aber längst nicht so viele wie vor 40 pder fünfzig Jahren. Die Dt. Solarindustrie war Spitze. Heute dominieren die Chinesen.
Rose, diese Entwicklung siehst du als bedrohlich an, und deshalb verwendest du den Begriff "überrollen. Diese Indsustriezwiege gingen/gehen verloren, weil andere Länder günstiger produzieren und dt. Produkte vom Markt verdrängen. Auch durch Lohn- und Preisdumpung, Industriespionage.
In der von Dutchwepee und Tina1 eingestellten Reportage von Markus Lanz, die ich in weiten Teilen mir angeschaut habe, wird vom Elend des Nordens gesprochen: Stahlindustrie und Schiffbau sind weg genau dort, wo einst die Industrialisierung ihrne Anfang nahm. Die Menschen sind wütend und Schuld ist die EU, die es aber erst seit den 90er Jahren gibt. (vorher EG und WWG). Der Vorwurf eines Interviewteilnehmers die EU habe zum Niedergang des Schiffbaus beigetragen, weil sie Werftenstilllegungen empfahl, ist falsch. Die EU förderte nicht einen untergehenden Industriezweig. Koreanische Werften, die die Japaner verdrängten waren preiswerter am Markt in den 80ern. Es ist in GB nicht gelungen, neue Industriezweige aufzubauen. Dt. Werften sind zum Spezialschiffbau übergegangen, d.h. sie haben sich spezialisiert.
Das Problem ist, dass Chancen in größeren Wirtschaftseinheiten nicht gesehen werden und die fehlende intellektuelle Flexibilität der Eliten. Der Hinweis, dass nach dem Brexit die Insel zu einem Steuerparadies ausgebaut werden könnte, ist nicht neu. Wir werden uns noch wundern, was die Tories aus dem von May verwehrten aber von Johnson zugestandenen Sonderstatus Norirlands noch machen werden. Die EU wird keine Übersicht mehr haben, was über die unkontrolliert lange grüne Grenze zwischen der Republik IrlaND und Nordirland (mehr als 300 Übergänge) alles fließen wird. Es könnte aber auch sein, dass der Sonderstatus Nordirlands der Anfang zu einer möglichen politischen Einheit der grünen Insel wird. Johnson hatte bei seinem genialen Deal ja keinen Geistesblitz, sondern wurde von Leo Varadkar (Min.präs Republik Irland) auf diese Möglichkeit aufmerksam gemacht. So ganz uneigennützig war dieser Vorschlag wohl wohl nicht.
Es ist ein Irrtum zu glauben, dass alle Probleme aus der Welt geschafft sind, wen nder Brexit vollzogen ist. Dann beginnt die Keilerei von Neuem, weil die zuküftigen Beziehungen gestaltet werden müssen. Die Dummheit in den Köpfen der Brexiteers wird dann immer noch da sein.
Viele Grüße
c