Internationale Politik Brexit yes, no, euch wurscht?
Ich habe die gestrige Hart aber Fair Sendung nur teilweise gesehen, weil ich befürchete, diverse Gschaftlhuber drängen in die Medien, um wieder mal spekulativ zu erklären, wie es mit dem Brexit nun enden wird oder auch nicht.
Das ist mir auf Dauer zu langweilig, wenn ich in die schlecht geputzten Kristallkugeln mancher Leute schauen soll, die auch nicht mehr wissen als ich.
Ich kann beruhigt abwarten, bis heute Abend das ERgebnis verkündet wird und dann hoffentlich einige kluge, versierte Leute erklären, wie es de facto mit Grossbritannien weitergehen kann und wird. ABer das möchte ich dann nicht in einer Talkshow sehen, wo inkl. Moderator jeder jeden unterbricht, wenn der andere gerade dabei ist, einen Satz zu formulieren.
DAs ist u.a. sehr schlechtes Benehmen, mit dem ich nicht so gut umgehen kann.
Aber es amüsierte mich als die immer frustrierter aussehende Frau Strolch nun wiederum erklärte, die eigentlich Schuldige am Brexit sei Frau Merkel.
Sie hat übersehen, dass nicht allzu viele Afrikaner oder Asiaten über den Ärmelkanal nach Grossbritannien geschwommen sind. Es handelte sich um eine ältere Angelegenheit, die mit der Freizügigkeit der Polen, Rumänen, Bulgarien schon lange vor 2015 begonnen hatte. Grossbritannien öffnete sich damals sehr schnell (im Gegensatz zu Deutschland) für dieses Potential an Arbeitssuchenden, beschäftigte sie auch in niedrigeren Jobs und will sie nun seit Jahren los werden, was natürlich innerhalb der EU mit Ländern ,die eine Freizügigkeit auf diesem Sektor geniessen, nicht möglich ist.
Aber so weit scheint Frau von Strolch wenigstens öffentlich nicht in der Lage sein, zu denken, wenn sie das "ERfolgsmodell" der AfD plakativ bedient: an allem ist Frau Merkel Schuld und zwar weltweit. Olga
wenn man sich wirklich interessiert die verschiedenen Argumente im britischen Unterhaus zu hören, das in etwa 2 Std. abstimmt, dann ist gerade Phoenix eine gute Quelle. Live Übertragung simultanübersetzt.
Also den Engländern aus 1. Hand zuhören, als über sie zu reden.
Wer die Nettikette nicht im Herzen hat, dem nützen nicht mal kluge Bücher darüber!
Die Übersetzerin leistet ganze Arbeit. Aber echt.
Der "Deal" wurde krachend abgelehnt. Morgen erfolgt wohl ein Misstrauensantrag der Opposition.
Karl
Margit und ich haben bei Spiegel-Online den Livestream vom britischen Parlament verfolgt. Das läuft schon völlig anders ab als in unserem Parlament. Der Mister Speaker ist der wichtigste Mann und der jetzige Inhaber dieses Postens hat die richtige Stimme dafür.
Theresa May war leichenblass, aber gefasst und hatte eine für dieses Ergebnis wohl schon ausgearbeitete Rede parat. Sie wolle morgen die Vertrauensfrage stellen. Damit kam sie dem Oppositionsführer Jeremy Corbyn zuvor, der morgen ein Misstrauensvotum anstrengen will.
Jetzt ist alles möglich. Großbritannien zerlegt sich derzeit selbst. Es kam auch ein "honorable gentleman" aus Schottland zu Wort, der deutlich machte, dass die EU in Schottland mehr geliebt wird als England.
Karl
Ja, die Abstimmung im britischen Unterhaus über den Brexit-Deal endet mit einer krachenden Niederlage für Theresa May, aber ehrlich gesagt, war das doch auch vorhersehbar. Ich kann es mir eigentlich auch nicht vorstellen, dass T. May das Mißtrauensvotum überstehen wird. Der Karren steckt tief im Dreck.
Bruny
"Großbritannien zerlegt sich derzeit selbst." Karl
Das Abstimmungsergebnis überraschte nicht. Auch in dieser deutlichen Höhe der Neinstimmen. Grob gesagt 2/3 Neinstimmen.
Es gibt weder Erfahrungen, wie es weitergeht, noch was für Auswirkungen kurz- und/oder langfristig das bringen wird.
Die Feststellung, Großbritannien zerlegt sich selbst, halte ich für verfrüht. Ein pessimistischer Blick in die Glaskugel.
England ringt. Polarisiert in 2 extreme Positionen.
In so einer wichtigen Frage mal eben "durchzuherrschen" ist nicht die Sache des englischen Verständnis von Demokratie.
Das ist für uns Deutsche befremdlich. Aber deshalb gleich mal Selbstzerlegung zu diagnostizieren?
Mich beeindruckte der Redner, der sagte, er selbst hat immer gegen den Brexit gekämpft und in Komissionen gearbeitet, die sich für eine Lösung in diese Richtung einsetzten. Aber das Ergebnis des Referendums (+ speziell die Ergebnisse in seinem Wahlkreis), verpflichten ihn, für den Brexit zu stimmen. Und dann führte er noch aus, weshalb der Brexitdeal nicht infrage kommt (und über den Deal wurde heute abgestimmt).
Jetzt ist alles möglich. Großbritannien zerlegt sich derzeit selbst. Es kam auch ein "honorable gentleman" aus Schottland zu Wort, der deutlich machte, dass die EU in Schottland mehr geliebt wird als England.
Karl
Ja. Vielleicht wacht ja so mancher britische Brexit-Befürworter demnächst nur noch als Engländer auf.
--
adam
Guten Morgen adam,
wir können die Entwicklungen natürlich nicht vorhersagen, aber dass dies ein Stresstest für Großbritannien wird, ist klar.
Dabei liegen die Fälle Nordirland und Schottland jeweils anders.
In Nordirland besteht die Gefahr, dass sich die beiden Bevölkerungsblöcke wieder zu bekriegen anfangen. Die einen (katholisch) wollen den Anschluss an Irland, die anderen (anglikanisch) unbedingt im Königreich bleiben. Die politische ist hier leider auch eine religiöse Grenze, was Konflikte immer nur noch weiter anheizt und nicht zum Frieden beiträgt. Die EU-Mitgliedschaft war ein wesentlicher Faktor bei der Befriedung. Wenn jetzt wieder eine harte Grenze zwischen Irland und Nordirland gebildet wird, bricht der Konflikt wahrscheinlich neu auf.
Schottland fühlt sich schon immer von den Engländern unterworfen und sie haben mehrheitlich für den Verbleib in der EU gestimmt. Es besteht die Möglichkeit, dass der harte Brexit die Separatisten stärkt. Es ist offen, wie sich somit das Verhältnis zu England weiterentwickeln wird. Das Imperium läuft Gefahr selbst auf den britischen Inseln zu zerbröseln.
Karl