Internationale Politik Auf den Ruinen der Moral: Oradour-sur-Glane
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Re: Auf den Ruinen der Moral - Oradour-sur-Glane
Meine Großmutter, die überzeugte Nazi gewesen war und ihre Überzeugung auch nie verleugnen konnte (für sie waren immer noch 'die Juden' schuld am Krieg), hat nur einmal erwähnt dass "man sagte, in Dachau sei es ganz furchtbar - man aber besser nicht darüber sprechen würde..."
Euch allen die hier so unermüdlich diskutiert, einen schönen guten Morgen...
Ich denke, dass eben diese Themen sehr wichtig sind. Auch die Nazi-Oma, die später fand, dass man darüber besser nicht sprechen würde, ist Teil des Nachkriegsbildes.
Und m.E. sollten diejenigen die das Grauen noch miterlebt haben, jetzt noch berichten - auch wenn sie alles aus einer mehr oder weniger sicheren Distanz mitbekommen haben, wie es bei mir der Fall war.
Meine Generation, die ich damit hauptsächlich meine, stirbt aus.
Oder noch schlimmer, ihr Gehirn stirbt ihnen weg - und damit natürlich auch die wertvollen Erinnerungen.
In diesem Sinne begrüßen Euch
Miriam und jener Teil von grauen Zellen, die ihr noch verblieben ist...
Ich erinnere bei dieser Gelegenheit auch an die kleine Diskussion die am 15.07 im Rahmen des Themas "Unnützes Wissen" zwischen qilin und mir stattfand, über Transnistrien.
Ich verlinke es mal: Transnistrien - Beitrag von Miriam
Mareike
Mareike
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Re: Auf den Ruinen der Moral - Oradour-sur-Glane
Danke dir Mareike - ich hoffe, dass dieses Beispiel betreffend Transnistrien, richtig verstanden wird.
Damit war keine Korrektur beabsichtigt, sondern eine historische Ergänzung.
Wenn Orte nicht durch Denkmalschutz oder durch andere Hinweise darauf aufmerksam machen, kann man natürlich nicht vermuten, was sich da einige Jahre oder Jahrzehnte zuvor, ereignet hat.
Doch eben diese geschichtlichen Spuren, machen die Bedeutung eines Ortes aus - und sind im Gegensatz zu Oradour-sur-Glane, nicht immer sichtbar.
Miriam
Damit war keine Korrektur beabsichtigt, sondern eine historische Ergänzung.
Wenn Orte nicht durch Denkmalschutz oder durch andere Hinweise darauf aufmerksam machen, kann man natürlich nicht vermuten, was sich da einige Jahre oder Jahrzehnte zuvor, ereignet hat.
Doch eben diese geschichtlichen Spuren, machen die Bedeutung eines Ortes aus - und sind im Gegensatz zu Oradour-sur-Glane, nicht immer sichtbar.
Miriam
Meine Großmutter, die überzeugte Nazi gewesen war und ihre Überzeugung auch nie verleugnen konnte (für sie waren immer noch 'die Juden' schuld am Krieg), hat nur einmal erwähnt dass "man sagte, in Dachau sei es ganz furchtbar - man aber besser nicht darüber sprechen würde..."
() qilin
Meine Großmutter ( geb.1898 ) war auch eine " Anhängerin " Hitlers, sie ist ihm sogar nach Nürnberg nachgefahren, um ihn " live " erleben zu können, und zwar vom südöstlichsten Zipfel von Österreich, war also damals eine halbe Weltreise! Ich würde mich aber nicht trauen zu behaupten, daß meine Omi eine überzeugte Nazi war, denn ihr Faible für Hitler entsprang zwar der " Sicherung des Deutschtums ", aber das lag an der politischen Konfliktsituation ihrer Heimatstadt Radkersburg ! Diese Stadt war im Lauf der Geschichte durch ihre Grenzlage ( Österreich-Slowenien ) immer wieder in kriegerische Handlungen verwickelt, die Regelsprache in Schule, Amt und Gericht war Deutsch, aber noch relativ weit vor dem 1.Weltkrieg begann es in der Sprachenfrage zu kriseln,und eskalierte dann während des 1.Weltkrieges, was darin gipfelte, daß die Stadt nach dem Krieg von Truppen der SHS-Staaten besetzt wurde! ( SHS = Königreich der Serben, Kroaten, Slowenen ) Vorher waren es die k.u.k. Truppen ( östereich-ungarisch)! Also kam es schon nach dem 1. Weltkrieg auch wieder zu Rebellionen und Aufständen der deutschsprachigen Bevölkerung! 1920 räumten die SHS-Truppen zwar wieder das Gebiet, aber die Stadt war dann von da ab geteilt, hüben Österreich und drüben Slowenien! ( Bis 2007 !)
Also kam " ein Hitler " meiner Großmutter und etlichen Anderen Österreichern dort unten gerade recht!
So hat meine Omi mir ihre Hitler-Anhängerschaft erklärt, und auch versprochen, daß sie nichts von den Deportationen und Vergasungen gewußt hat, und solange ich es nicht widerlegt bekomme, oder selber belegen kann, muß ich das glauben!
Edita
JETZT
»Man lebt damit«, sagt Wiktorja Delimat. Man lebt damit, auf allen Seiten. Entscheidend scheint, wie man es tut. Der spätere Friedensnobelpreisträger Elie Wiesel war als Jugendlicher im KZ Buchenwald eingesperrt und musste erleben, wie sein Vater dort vor seinen Augen starb. Am 5. Juni 2009 kehrte er auf Einladung des US-Präsidenten nach Buchenwald zurück. Elie Wiesel sagte dort:
»Die Zeit ist doch gekommen. Es reicht doch. Es reicht. Wir wollen nicht mehr auf Friedhöfe gehen. Es reicht. Es gibt genug Waisen, genug Opfer. Es muss irgendwann einen Moment geben, an dem es einem gelingt, Menschen zusammenzubringen.
Deswegen sagen wir jedem, der hierher kommt: Geht zurück, erinnert euch und seid entschlossen, aufeinander zuzugehen! Die Erinnerung muss die Menschen aufeinander zugehen lassen und sie nicht voneinander trennen...."
Abhebung von mir
Mehr: Auf der Spur
Mareike
Es wirft allerdings in diesem Zusammenhang ein etwas zweifelhaftes Bild auf das bayerische Bildungssystem, wenn Oradour dort nicht besprochen wurde. Oder OLGA musste in diesem Moment gerade Kreide holen, oder sowas in der Art....
Ich weiss ja nicht, ob, wann und wo Sie eine Schule besucht haben. Aber auch wenn das bayerische Schulsystem nach wie vor zu den besten der Welt gehört und ich dieses insgesamt 13 Jahre als Schule und weitere 4 Jahre als Studentin besucht habe, war es leider in meiner Generation so,dass die Naziverbrechen generell "ausgeblendet" wurden.
Auch in meiner Familie, auch Nazi-vorbelastet, wurde ich als Schülerin darüber nie aufgeklärt - die hatten alle selbst zu viel Dreck am Steckn bis zu ihrem Tode.
Deshalb informiere ich mich lebenslang und prangere auch lebenslang die Gräueltaten der Deutschen und insbesondere deren Soldaten (egal ob Waffen-SS oder Wehrmachtsangehöriger) lautstark an - immerhin wollten die ja alle den "totalen" Krieg, wie die Filmaufnahmen gut zeigen. Olga
Re: Auf den Ruinen der Moral: Oradour-sur-Glane
geschrieben von ehemaliges Mitglied
immerhin wollten die ja alle den "totalen" Krieg, wie die Filmaufnahmen gut zeigen. Olga
Bis auf die Stelle "immerhin wollten die ja alle den "totalen" Krieg" kann ich alles nachvollziehen.
Aber welche Filmaufnahmen sind das ?
Ich kenne davon sehr viel aus der Schulzeit.
Erinnern kann ich mich diesbezüglich nur an die Rede von Goebbels.
Einen Ausschnitt sah ich kürzlich.
Sportpalastrede
Frage, wer durfte da wohl anwesend sein ?
Und wie viele Anwesende waren es ? Edit: 14.000 Zuhörer
Kann man die wirklich dem ganzen Volk gleichsetzen ?
Propaganda wirkt.
Aber ob das ganze Volk "den totalen Krieg" wollte ?
nordstern
Vielleicht mal als Gedankenanstoß:
"Am 25. Oktober 1929 kommt es zum folgenreichen "Schwarzen Freitag" an der New Yorker Börse. Die USA erleben den schwersten Börsencrash ihrer Geschichte. Aufgrund einer Überhitzung des Aktienmarktes als Folge zügelloser Investitionspolitik bricht die anhaltende Phase der amerikanischen Hochkonjunktur über Nacht zusammen. Die USA, Geldgeber der Welt, Finanziers der europäischen Alliierten und Kreditgeber der Weimarer Republik, sind pleite. Die Folgen für Deutschland sind dramatisch. Schlagartig ziehen die USA ihr Kapital aus Deutschland ab und fordern Schulden und Kredite ein, weil sie mit frischem Geld die eigene Wirtschaft wieder ankurbeln müssen. Deutschland bekommt den Rückzug der amerikanischen Investitionen drastisch zu spüren. Die Weltwirtschaftskrise treibt die Zahl der Arbeitslosen sprunghaft in die Höhe. Von 1,6 Millionen im September 1929 steigt die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 1933 auf über sechs Millionen. Die inzwischen hervorragend organisierte Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) nutzt diese Situation konsequent für sich aus und wird zum Sammelbecken für die verelendenden und unzufriedenen Menschen.
http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/deutsche_politik/weimarer_republik/schatten_krieges.jsp
Mareike
"Am 25. Oktober 1929 kommt es zum folgenreichen "Schwarzen Freitag" an der New Yorker Börse. Die USA erleben den schwersten Börsencrash ihrer Geschichte. Aufgrund einer Überhitzung des Aktienmarktes als Folge zügelloser Investitionspolitik bricht die anhaltende Phase der amerikanischen Hochkonjunktur über Nacht zusammen. Die USA, Geldgeber der Welt, Finanziers der europäischen Alliierten und Kreditgeber der Weimarer Republik, sind pleite. Die Folgen für Deutschland sind dramatisch. Schlagartig ziehen die USA ihr Kapital aus Deutschland ab und fordern Schulden und Kredite ein, weil sie mit frischem Geld die eigene Wirtschaft wieder ankurbeln müssen. Deutschland bekommt den Rückzug der amerikanischen Investitionen drastisch zu spüren. Die Weltwirtschaftskrise treibt die Zahl der Arbeitslosen sprunghaft in die Höhe. Von 1,6 Millionen im September 1929 steigt die Zahl der Arbeitslosen im Jahr 1933 auf über sechs Millionen. Die inzwischen hervorragend organisierte Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) nutzt diese Situation konsequent für sich aus und wird zum Sammelbecken für die verelendenden und unzufriedenen Menschen.
http://www.planet-wissen.de/politik_geschichte/deutsche_politik/weimarer_republik/schatten_krieges.jsp
Mareike
Lieber Nordstein - das werden wir wohl nie mehr herausfinden, ob das deutsche Volk wirklich gesamt den totalen Krieg wollte. Die meisten sind tot - der Rest der noch überlebenden war natürlich nicht dabei, hatte nichts bemerkt usw.
Darum geht es mir letztendlich aber auch nicht mehr. Ich denke, dass aktuelle Beispiel von Oradour sur Glane zeigt überdeutlich,dass nicht das Volk der Täter (wir) entscheiden darf, wann "das alles vorbei sein soll" - sondern nur die Nationen der Opfer, in dem sie zur Versöhnung bereit sind oder gar verzeihen. Olga
Darum geht es mir letztendlich aber auch nicht mehr. Ich denke, dass aktuelle Beispiel von Oradour sur Glane zeigt überdeutlich,dass nicht das Volk der Täter (wir) entscheiden darf, wann "das alles vorbei sein soll" - sondern nur die Nationen der Opfer, in dem sie zur Versöhnung bereit sind oder gar verzeihen. Olga
Re: Auf den Ruinen der Moral: Oradour-sur-Glane
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Ich denke, dass aktuelle Beispiel von Oradour sur Glane zeigt überdeutlich,dass nicht das Volk der Täter (wir) entscheiden darf, wann "das alles vorbei sein soll" - sondern nur die Nationen der Opfer, in dem sie zur Versöhnung bereit sind oder gar verzeihen. Olga
Das sehe ich auch so und habe das hier auch deutlich gemacht.
nordstern