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Internationale Politik Aleppo in Syrien, jetzt Mossul im Irak

olga64
olga64
Mitglied

Re: Aleppo in Syrien, jetzt Mossul im Irak
geschrieben von olga64
als Antwort auf Karl vom 07.01.2017, 09:14:40
Ich habe gestern bei Spiegel-Tv einen interessanten Beitrag gesehen, wo es anscheinend auch einigen westlichen Journalisten gelungen war, in das Kriegsgebiet von Mossul mitzukommen. Dort bewegen sich die Kämpfer gegen den IS an einer dürftigen Front, wo auf der anderen Seite die noch existenen IS-Mörder als Scharfschützen operieren.
Die Bewohner von Mossul wurden von den IS-Mördern gekapert; entweder traten sie dieser Truppe bei und bezahlten "Steuern" oder sie waren vom Tode, vom Verhungern und anderen Grausamkeiten bedroht.
Man sah einen Vater mit seinem kleinen Säugling, der nur notdürftig in einer Sanitärstation von Mossul begutachtet werden konnte; allerdings ist es jetzt möglich, kleinere Sammeltransporte in die nächste Klinik nach Erbil relativ gefahrlos zu bringen. Die Fahrt dorthin dauert allerdings einige Stunden und manche Patienten überleben dies nicht.
Ich bewundere die Kämpfer gegen den IS; wie sollte man anders diesen auch zu Leibe rücken, wenn nicht durch eine Allianz von Menschen, die dies als ihre Aufgabe ansehen. Olga
dutchweepee
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Re: Aleppo in Syrien, jetzt Mossul im Irak
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf Karl vom 07.01.2017, 09:14:40
@karl Sicher sollte man jede vita eines Flüchtlings mit Vorsicht genießen, aber dieser junge Mann hat seine Geschichte sehr glaubhaft dargestellt und die Narben, die sein Leben und seine Flucht hinterlassen haben sind unglaublich und schrecklich anzusehen.

Vielleicht hat er ja auch einfach nur bei seinem Alter geschwindelt, um bessere Chancen auf eine Ausbildung oder ein Studium in Deutschland oder sonstwo zu haben? Wer weiß, auf welche Ideen ein Mensch in Todesangst kommt?

@olga Die Erpressungen und Drohungen des Kalifats sind in der Tat schrecklich und die Zivilisten in Syrien und im Irak haben keine Chance dem zu entkommen. Dieser Krieg geht quer durch Familien und das liegt nicht immer an Überzeugungen, sonder allzuoft an Not, Drohungen und Gewalt. Du schreibst das sehr richtig.

Die schlimmsten Verbrecher operieren allerdings weit außerhalb der Kampfzonen, indem sie je nach politischem Gusto den Terroristen, dem Irak, dem Iran, den Saudies oder Israel die Waffen, Gelder oder Jokerkarten zuspielen. Mir fehlen aufrichtige Experten wie Peter Scholl-Latour, die solche Schweinereien beim Namen nennen.
Re: Aleppo in Syrien, jetzt Mossul im Irak
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf dutchweepee vom 09.01.2017, 23:12:37
Auch wenn bereits längst eine andere Sau durchs Dorf getrieben wird, ich kann und werde Aleppo nicht vergessen.
Und darum möchte ich hier einen Artikel einstellen, der vielleicht den einen oder anderen interessiert?
Bruny

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Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Aleppo in Syrien, jetzt Mossul im Irak
geschrieben von Tina1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.02.2017, 08:52:09
Auch wenn bereits längst eine andere Sau durchs Dorf getrieben wird, ich kann und werde Aleppo nicht vergessen.
Und darum möchte ich hier einen Artikel einstellen, der vielleicht den einen oder anderen interessiert?
Bruny


Ich kenne solche Artikel. Das man plötzlich nichts mehr von Aleppo u. Syrien liest oder hört, zeigt doch deutlich welches Ziel man hatte. Und da man das Ziel nicht erreicht hat, ist Syrien nun uninteressant geworden. Es ging der westl. Allianz u. der USA also nie wirklich um die Befreiung der Menschen u. ein beenden des Krieges. Denn dann hätten sie an der Freude der Menschen teilgenommen. Menschen die froh waren, wo ihre Stadt befreit wurde von den radikalen Rebellen u. vom IS und der Krieg damit endlich zu Ende war. Das war für die Menschen der allergrößte Wunsch. Dieses nicht teilnehmen, sich dazu nicht äußern, zeigt, dass es nie um die Befreiung der Menschen gegangen sein kann, auch nicht vom IS. Denn den IS gab es nach der Befreiung noch stark u. es gibt ihn auch heute noch. Aber die Allianz war schnell verschwunden.

Man hat nun die Menschen ihren Schicksal überlassen, sie in den zerstörten Städten allein gelassen. Es kommt keine Hilfe, man liest drüber nichts. Ein weiterer Beweis, der deutlich macht, dass sie sich überhaupt nicht für die Menschen interessieren. Menschen die nach der Befreiung u. auch jetzt noch, im Elend leben müssen, oft ohne Wasser, ohne Nahrung u. fehlender mediz. Betreung u. ohne ein Dach übern Kopf. Auch hier hört man kein Wort mehr über Mitleid u. Hilfe. Die westl. Allianz u. die USA waren mit beteiligt an der Zerstörung von Aleppo, dadurch gab es auch viele Opfer, die sie zu verantworten haben, aber dann schlell weg, hinter mir die Sinnflut,so ungefähr.

Das alles bestätigt das, was die Nahostexperten schon lange gesagt haben, es ging nur um politische, strategische, wirtschaftliche Eigeninteressen.

Man hat wieder das gemacht, wie man es in den anderen Kriegen auch gemacht hat.
Tina
Re: Aleppo in Syrien, jetzt Mossul im Irak
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Tina1 vom 05.02.2017, 13:55:38
Ja es wurde gelogen und manipuliert was das Zeug hielt. Mehr will ich gar nicht dazu sagen. Aber ein kleines Erfolgserlebnis gab es für mich. Einer meiner Freunde, von dem ich annehmen musste, dass er vor Ort gestorben ist, hat sich bei mir vor ein paar Stunden gemeldet. Er und weitere Helfer, sowie ein Arzt aus Madrid, bauen die weniger beschädigten Viertel von Aleppo wieder auf.
Ich wünsche ihnen viel Glück und würde mich vor Ort beteiligen wenn ich ein paar Jährchen jünger wäre.
Bruny
Re: Aleppo in Syrien, jetzt Mossul im Irak
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Tina1 vom 05.02.2017, 13:55:38
"Die westl. Allianz u. die USA waren mit beteiligt an der Zerstörung von Aleppo,..."


Ich kann mir vorstellen, dass nach den Bombenangriffen und dem Ende der Besatzung ein Aufatmen durch diese Region ging.
Die Berichterstattung aller Medien ist nicht in der Lage, das wirkliche Ausmaß der Zerstörung und des Leids darzustellen.

Aber - bist du sicher, dass Aleppo von den USA bombardiert wurde?

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Re: Aleppo in Syrien, jetzt Mossul im Irak
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Tina1 vom 05.02.2017, 13:55:38
"Die westl. Allianz u. die USA waren mit beteiligt an der Zerstörung von Aleppo, dadurch gab es auch viele Opfer, die sie zu verantworten haben, aber dann schlell weg, hinter mir die Sinnflut,so ungefähr."

Sehe gerade, dass ein erster Teil meines Beitrags nach einem Stromausfall ( so was gibt es noch )abgesendet wurde. Ich konnte ihn nicht verändern und fortsetzen.
----------------- Also noch mal neu! -------------

Ich kann mir vorstellen, dass nach den Bombenangriffen und dem Ende der Besatzung ein Aufatmen durch diese Region ging.
Die Berichterstattung ALLER Medien ist nicht in der Lage, das wirkliche Ausmaß der Zerstörung und des Leids darzustellen.
Es ist übrigens nicht richtig, dass Aleppo von westlicher Seite keine Hilfe bekommt.
Seit Ende Dezember treffen mit russischer Genehmigung Hilfsgüter in Aleppo ein.
U.a. 45 Tonnen medizinische Hilfsgüter, 180t Lebensmittel ... wurden bis 3. Januar über "Ärzte ohne Grenzen" nach Aleppo transportiert.
Eigene Fahrzeuge von westl. Hilfsorganisationen, die bereitstanden , dürfen erst seit 3. Januar nach Aleppo.
Das ist natürlich viel zu wenig, um wirksame Hilfe zu leisten.
Von hier lebenden Syrern, die wieder Kontakt "nach Hause" haben, höre ich sowohl Meldungen über die Freude darüber, dass die Rebellengruppen abziehen mussten, als auch Meldungen darüber, dass in den ersten Tagen nach dem Waffenstillstand westliche Hilfsleistungen von den Syrern und den Russen verhindert wurden.
Selbst sind wir wohl kaum in der Lage realistische Einschätzungen zu geben.

Übrigens - bist du sicher, dass Aleppo von den USA bombardiert wurde?
Tina1
Tina1
Mitglied

Re: Aleppo in Syrien, jetzt Mossul im Irak
geschrieben von Tina1
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 05.02.2017, 15:25:33


Aber - bist du sicher, dass Aleppo von den USA bombardiert wurde?


Klaus Gegenfrage:.. bist du dir sicher, dass Aleppo nicht von den USA bombardiert wurde? Warum eigentlich nicht?

Wenn man auschließlich aus der Luft gegen den IS kämpft, also mit Luftangriffen, wie kann das dann ohne bombardieren gehen? Vielleicht kannst du mir mal erklären wie die USA in Aleppo, gegen den IS gekämpft hat?
Wenn man sich entschlossen hat aus der Luft den IS zu bekämpfen, dann hat man sich auch entschlossen Luftangriffe zu starten, Bomben abzuwerfen. Und das trifft auf alle Kriegsparteien zu.

Und da der IS in Syrien sich hautsächlich dort aufhält, wo die Bevölkerung ist, wie zum Schluss in Aleppo, wo sie den größten Teil von Aleppo eingenommen hatten, wird jede Bombe auch Zivilisten töten, egal wer sie abwirft. Der IS wird sich nicht für die USA möglichst weit draußen im Land aufhalten, um sich dann von den USA u. Verbündeten u anderen auslöschen zu lassen. Damit die USA dann sagen könnte, sie führen einen sauberen Krieg. Sondern der IS hatte u hat eine andere Strategie. Also es ist ein schmutziger Krieg von allen, auch von der USA. Ich habe aber das Gefühl, dass man den Menschen verkaufen wollte, dass der Kampf von den USA u. den arabischen Verbündeten ein sauberer Krieg war u ist.
Klaus das sind so meine Gedanken, nicht mehr und nicht weniger. Ich wollte dir erklären, warum ich die Frage nicht so richtig verstehen kann. Inzwischen ist es ja auch egal, es ist kein wichtiges Thema mehr in den Medien.
Tina

Seit 2014 kämpfen die USA mit Verbündeten in Syrien.
Linktipp:USA fliegen mit arabischen Verbündeten Luftangriffe in Syrien
Die USA haben mit Luftangriffen gegen die Terrormiliz "Islamischer Staat" in Syrien begonnen. An dem Einsatz seien auch Partner-Nationen beteiligt, meldet das Pentagon. Dabei soll es sich um mindestens vier arabische Staaten handeln.

Das US-Militär habe die Extremisten mit einem Mix aus Kampfjets, Bombern und Tomahawk-Raketen angegriffen, sagte Pentagonsprecher John Kirby. Den Befehl habe US-Präsident Barack Obama gegeben.

An dem Einsatz sind laut Kirby auch "Streitkräfte verbündeter Nationen" beteiligt. Der US-Fernsehsender CNN, die "Washington Post" und die Nachrichtenagentur Reuters berichten übereinstimmend, es handele sich dabei um die Vereinigten Arabischen Emirate, Saudi Arabien, Bahrain und Jordanien. Laut CNN soll auch das Emirat Katar beteiligt sein.
.

Laut der "New York Times" konzentrieren sich die Luftangriffe auf IS-Stellungen in der nordsyrischen Provinz Rakka, wo die radikalsunnitischen Extremisten eine ihrer Hochburgen haben. Bewohner der gleichnamigen Provinzhauptstadt im Nordosten des Landes berichten auf Twitter von schweren Explosionen und wiederholten Überflügen von Militärflugzeugen. von mir fett gedruckt
geschrieben von vet/dpa/Reuters/AFP
Re: Aleppo in Syrien, jetzt Mossul im Irak
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Amnesty: Assad-Regime ließ im "Schlachthaus" Tausende Häftlinge hinrichten

Bei den Massenhinrichtungen seien über fünf Jahre ein- bis zweimal in der Woche Gruppen von bis zu 50 Menschen gehängt worden.
Der Bericht stützt sich nach Angaben von Amnesty auf Interviews mit 84 Zeugen, darunter frühere Wächter und Offizielle, Insassen, Richter und Anwälte.
In dem Bericht heißt es, die Gräueltaten seien von höchster Stelle in der syrischen Regierung genehmigt worden.

Syriens Regierung hat nach Erkenntnissen der Menschenrechtsorganisation Amnesty International bis zu 13 000 Gefangene bei Massenhinrichtungen töten lassen. Die Menschen wurden von 2011 bis 2015 in dem berüchtigten Militärgefängnis Saydnaya nahe Damaskus ohne ein rechtsstaatliches Verfahren gehängt, wie es in einem am Dienstag veröffentlichten Amnesty-Bericht heißt. Bei den meisten Hingerichteten habe es sich um Zivilisten gehandelt.
geschrieben von Süddt. Zeitung

Diesen und weitere Berichte über Massaker in Syrien (auf die ich früher schon mehrmals hingewiesen habe und die hier regelmäßig von den gleichen Leuten abgestritten wurden) findet man auf der Seite im Link:
Re: Aleppo in Syrien, jetzt Mossul im Irak
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 07.02.2017, 18:09:21
Assads Sicherheitsapparat bringt systematisch Tausende Gegner um, foltert sie zu Tode, lässt sie verhungern. Das ist weitgehend bekannt. Und doch passiert nichts.

Bei allen Bemühungen, dem mörderischen Krieg in Syrien ein Ende zu machen, hat die internationale Gemeinschaft seit der ersten Genfer Friedenskonferenz 2012 auf drei vertrauensbildende Maßnahmen gedrungen: einen landesweiten Waffenstillstand, den ungehinderten Zugang für humanitäre Hilfe und Zugang zu allen willkürlich verhafteten Personen sowie deren Freilassung.

Die Opposition hat den UN Listen mit Tausenden Namen von Regierungsgegnern übergeben, die in dem Netzwerk von Foltergefängnissen des Regimes von Präsident Baschar al-Assad verschwunden sind. Nach Einschätzung von Amnesty International sind sie "in der überwältigenden Mehrheit normale Zivilisten", die dem Regime als Opponenten galten. Noch vor einem Jahr in München bekräftigte die internationale Syrien-Unterstützergruppe, der auch Russland und Iran angehören, diese Forderung. Passiert ist wie in all den Jahren zuvor: nichts.
Selbst westliche Diplomaten verzichteten darauf, in diesem Punkt Druck zu machen. Der Grund? Das Regime hätte eingestehen müssen, was ohnehin jeder in Syrien weiß und auch darüber hinaus: Sein Sicherheitsapparat hat systematisch Tausende Gegner umgebracht, zu Tode gefoltert, verhungern lassen. Es gibt ausführliche Dokumentationen von Menschenrechtlern über das labyrinthische System aus Geheimgefängnissen. Es gibt die schockierenden Bilder des aus Syrien geflohenen Militärfotografen Caesar, dessen Job es war, die Leichen mit den Foltermalen zu dokumentieren, die entstellten Körper.
geschrieben von Süddt. Zeitung

Fortsetzung s. Link:

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