Internationale Politik Afghanistan hat sein My Lai

hugo
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Afghanistan hat sein My Lai
geschrieben von hugo
als Antwort auf Karl vom 19.03.2012, 07:25:54
hm das hab ich gestern auch gelesen, konnte es jedoch nicht (noch nicht) glauben.
So dumm dachte ich mir, können doch nicht mal die untersten Befehlsebenen der Amis sein, sich solche Märchen vonwegen Einzeltäter ausdenken und weiter nach oben melden und dann weltweit rausposaunen,,wenn es nicht stimmt.

Das muss man doch wissen das sich derartige Vorkommnisse in der heutigen Zeit nicht mehr unter den Teppich kehren oder dauerhaft verdrehen lassen. Da hat wohl die Befehlskette einen Knick, oder die mittlere oder gar obere Dienststelle hat sich -in der verzweifelten Hoffnung es wird schon nicht rauskommen- mal wieder selber ins Knie geschossen.

egal, so oder so, ich denke morgen wissen wir mehr,,,
an der Bemerkung des Journalisten das der Grabenfunk in solchen Krisengebieten besonders aufgedeckte Schandtaten dramatisiert, aufbauscht ausschmückt,,, ist natürlich was dran,,,deshalb naja wollte ich lieber etwas zögern mit der Posaune,,

hugo
Karl
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Re: Afghanistan hat sein My Lai
geschrieben von Karl
als Antwort auf hugo vom 19.03.2012, 07:52:02
Wem ist mehr zu glauben? Überlebenden Augenzeugen oder dem Militär? Die Abwertung der Aussagen von Augenzeugen, nur weil es Afghanen sind, zeugt bestenfalls von Rassismus und imperialer Ignoranz.
"Mehr als ein Dutzend Soldaten (...) haben Dorfbewohner getötet und dann die Leichen verbrannt", sagte der Abgeordnete Nahim Lalai Hamidsai aus Kandahar am Sonntag. Das habe die Untersuchung einer Parlamentskommission ergeben, der Hamidsai angehört. "Alle Dorfbewohner, mit denen wir gesprochen haben, sagten, dass 15 bis 20 Männer da waren."
geschrieben von Spiegel-Online

Karl
hugo
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Re: Afghanistan hat sein My Lai
geschrieben von hugo
als Antwort auf Karl vom 19.03.2012, 08:01:17
Wem ist mehr zu glauben? Überlebenden Augenzeugen oder dem Militär? (karl)

ja das ist ja das Problem, das man hin und hergerissen ist zwischen dem Entsetzen über die Nachricht an sich und der Empörung über das Verfälschen der Nachricht.

,,und da sich solche Vorkommnisse in Kriegszeiten und Krisengebieten häufen (womit "fürs Publikum" die Gefahr der Gewöhnung und Abstumpfung steigt) wírds auch zwangsläufig mehr Verdachts-, und Beweisfälle geben wo getäuscht getrickst verdreht verfälscht wird,,

ich konnte mir anfänglich auch nicht vorstellen das ein deutscher Militär US Kampfhubschrauber auffordert Tanklaster an denen sich gerade dutzende Zivilisten aufhalten, anzugreifen. Das kam dann auch so scheibchenweise ans Licht, wie andere bekanntgewordene Sauereien.

Da scheint doch -was ich auch positiv werte- die Angst vor der Öffentlichkeit immer mehr um sich zu greifen. Üblicherweise machte sich doch eine siegreiche Militärübermacht in der Vergangenheit weniger Gedanken wie mit Details umgegangen wurde, Hauptsache "Ihre Erfolge" wurden gebührend gehuldigt.

und die Historienschreiber wurden im Interesse des Siegers wirksam.

das ist heute immer weniger -unkontrolliert und ungestraft- möglich
(ich liebe das Internet -in dieser Beziehung- von mal zu mal mehr und bin dankbar für solche Plattformen wie diese Deine..)

hugo

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Mitglied_81b4260
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Re: Afghanistan hat sein My Lai
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hugo vom 19.03.2012, 08:25:29
Wäre ein "es wird zurückgeschossen" in Zeiten der modernen Kommunikationstechniken möglich gewesen?

Nein! ... und deshalb liegt es im Interesse jedes Staates diese nach Möglichkeit regulieren und sperren zu können. Jeder Staat hat Dreck am Stecken, jeder Krieg ist dreckig.
Niemand kann in einem kriegerischen Konflikt sauber bleiben.
Krieg weckt die niedersten Instinkte im Menschen.
dutchweepee
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Mitglied

Re: Afghanistan hat sein My Lai
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf Karl vom 19.03.2012, 08:01:17
karl: "Wem ist mehr zu glauben? Überlebenden Augenzeugen oder dem Militär?"

Und wem ist beim Militär mehr zu glauben? ...dem Soldaten im Kampfeinsatz oder seinem Presseoffizier?

Ich habe mit einem Bundeswehr-Soldaten gesprochen, der in Afghanistan unter Waffen stand. Die ziehen auf irgendeinen befestigten Posten, mauern sich ein und hoffen nicht mit Raketen und Mörsern beschossen zu werden. Von dort aus müssen sie tatenlos zuschauen, wie die ganz normalen afghanischen Bauern (nicht die verruchten Taliban) ihre Frauen halbtot schlagen und die Kinder verprügeln, wenn sie in die neugebaute Schule gehen.

Die Bundeswehr-Soldaten dürfen nichtmal eingreifen, wenn dort eine Frau zu tode gesteinigt wird, denn wenn es dann zu einem "Zwischenfall" zwischen muslimischen Bauern und christlichen Soldaten kommt, geht das durch die Weltpresse. Es ist sinnlos dort Christen als "Friedenstruppe" einzusetzen. Das müssen definitiv muslimische Truppen sein oder zumindest Truppen aus einem muslimischen Staat. Saudi Arabien gibt doch Milliarden für seine Armee aus - solln die doch dort ein UN-Mandat bekommen.

p.s.:
Die "Taliban" sind die Brüder und Väter der Dorfbewohner, die unsere Soldaten jeden Tag sehen. Nun schätzt mal, wer für die afghanischen Bauern der Feind ist - der eigene Vater oder der ungläubige, gepanzerte und schwerbewaffnete Soldat von der anderen Seite der Welt?
adam
adam
Mitglied

Re: Afghanistan hat sein My Lai
geschrieben von adam
als Antwort auf hugo vom 19.03.2012, 08:25:29
ich konnte mir anfänglich auch nicht vorstellen das ein deutscher Militär US Kampfhubschrauber auffordert Tanklaster an denen sich gerade dutzende Zivilisten aufhalten, anzugreifen. Das kam dann auch so scheibchenweise ans Licht, wie andere bekanntgewordene Sauereien.
geschrieben von hugo


Und ich konnte mir nicht vorstellen, was dutzende Zivilisten, Nachts um 2 Uhr, bei einem gestohlenen und dann stecken gebliebenen Nato-Tanklastzug wollten. Diese Frage stellte damals auch ein afghanischer Gouverneur.

Wer kann sich vorstellen, daß "zufällig" Koranschriften in eine US-Müllverbrennung geraten? Wer hat Interesse daran, daß die Bevölkerung sich darüber empört?

Man kann Vieles so hinbiegen, damit die gewünschte Stimmung entsteht.

--

adam


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rolf †
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Re: Afghanistan hat sein My Lai
geschrieben von rolf †
als Antwort auf adam vom 19.03.2012, 10:40:42
Mein Sohn könnte sich auch nicht vorstellen, nachts aufzustehen, weil in der Nähe, also einige km entfernt, ein Kohlenzug stand.
Wir schon, denn wir wollten heizen und kochen können.
hugo
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Mitglied

Re: Afghanistan hat sein My Lai
geschrieben von hugo
als Antwort auf adam vom 19.03.2012, 10:40:42
Und ich konnte mir nicht vorstellen, was dutzende Zivilisten, Nachts um 2 Uhr, bei einem gestohlenen und dann stecken gebliebenen Nato-Tanklastzug wollten.
geschrieben von adam


ja aber jetzt wissen wir es und können es uns sehr gut vorstellen.

die wollten Benzin zapfen ehe alles ausgelaufen wäre oder Andere gezapft hätten oder die Dinger wieder verschwunden oder in Flammen aufgegangen wären,,

übrigens sind hier auch zunehmend Benzindiebe unterwegs und fast immer nachts,,,also so abwegig ist das nicht.

Deine Frage nach dem Interessenten an schlechten Nachrichten,,,, da ist wohl nicht allzuviel Phantasie nötig,,,,wer mag die Bundeswehr nicht, wer mag die Amis in Uniform dort nicht ?? da werden wohl einige Einheimische mitwirken die sich etwas ausrechnen wenn sie wieder ungestört loslegen können.

Falls nicht, was ich gar nicht weiter andenken möchte, unter den Uniformierten Ausländern Jemand ist der die Schnauze so voll hat das ihm sonst nix weiter einfällt um seinen Auslandseinsatz bzw den der gesamten Truppe auf eigene Faust früher beendet sehen möchte,,

wie schrieb doch mart gerade ? "Krieg weckt die niedersten Instinkte im Menschen",,,,ja das will ich nicht bestreiten,,

hugo
justus39
justus39
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Re: Afghanistan hat sein My Lai
geschrieben von justus39
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 19.03.2012, 08:44:04
Jeder Staat hat Dreck am Stecken, jeder Krieg ist dreckig.
Niemand kann in einem kriegerischen Konflikt sauber bleiben.
Krieg weckt die niedersten Instinkte im Menschen.



..und ich habe doch tatsächlich bis heute geglaubt, dass wir dort Brunnen bohren, Schulen für Mädchen bauen, und dass am Hindukusch unsere Freiheit verteidigt wird.
sysiphus
sysiphus
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Re: Afghanistan hat sein My Lai
geschrieben von sysiphus
als Antwort auf adam vom 19.03.2012, 10:40:42
Badische Zeitung - Montag, 19. März 2012

Amoklauf bei Kandahar

Die Menschen in Afghanistan können am Tag danach noch immer nicht fassen, was geschehen ist: "Hier waren keine Taliban, es gab keine Kämpfe", klagt eine Frau, die bei dem Blutbad selbst vier Familienangehörige verloren hat. "Warum ist dieser Soldat zu uns gekommen und hat unschuldige Menschen getötet? War er betrunken oder hat er Spaß am Töten?"

Die Taliban, aber auch afghanische Politiker wecken Zweifel an der Alleintäterschaft des Feldwebels.



WIKIPEDIA

Die Taliban richten sich bei Anschlägen gezielt gegen die afghanische Zivilbevölkerung. Im Jahr 2009 waren sie laut Angaben der Vereinten Nationen für über 76 % der Opfer unter afghanischen Zivilisten verantwortlich. Auch im Jahr 2010 waren die Taliban für über 3/4 der zivilen Todesopfer in Afghanistan verantwortlich. Zivilisten sind mehr als doppelt so häufig das Ziel tödlicher Anschläge der Taliban wie afghanische Regierungstruppen oder Truppen der ISAF.

Die Afghanistan Independent Human Rights Commission (AIGRC) nannte die gezielten Anschläge der Taliban gegen die Zivilbevölkerung ein "Kriegsverbrechen".[43] Religiöse Führer verurteilten die Anschläge der Taliban als Verstoß gegen die islamische Ethik.

Menschenrechtsgruppen haben den Internationalen Gerichtshof in Den Haag dazu veranlasst, eine vorläufige Untersuchung gegen die Taliban wegen Kriegsverbrechen durchzuführen.

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