Internationale Politik Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
Wieso anbiedern ? Wenn sie es schaffen sollten so etwas wie 'Vertrauen' zu schaffen, dann können sie die kommen lassen, die an der Ausbeutung der vielfältigen Bodenschätze des Landes interessiert sind. Sie werden mit denen sicher auf Augenhöhe (und hart) verhandeln wollen, nicht in anbiedernder Unterwürfigkeit und dabei versuchen, flexibel zu bleiben, zu 'diversifizieren', nicht nur auf ein Pferd zu setzen. Aber darin haben die Afghanen ja Erfahrung.Also biedert man sich an .
Da die Taliban selbst im (oft überschätzten) Drogengeschäft aktiv sind und auch "Steuern" (zakat - ushr) und Zölle erheben, sind sie selbst nicht ganz ohne Einkommen.
Für das Land reicht es natürlich nicht.
aixois
Ich las kürzlich die Geschichte einer Privatinitiative, mit der die deutsche Filmemacherin Theresia Breuer versuchte, selbst Afghanen (vorwiegend Frauen, mit denen sie lange im Kontakt ist) aus dem Land zu holen.
Sie charterte einen Airbus in Georgien, heuerte einen ägyptischen Piloten an; an Bord war auch ein Ex-Soldat der Bundeswehr. Die Gruppe verfügte über Listen,die vorher mit dem deutschen Aussenministerium abgestimmt wurden, um welche Leute es sich handelt; im Airbus war Platz für 200 Passagiere.
Sie schaltete auch Katar ein, weil ihr von Anfang an klar war,dass das grösste Problem darin bestand, die Menschen zum Flughafen Katar zu bringen.
DAs Versprechen der Katarer erwies sich als hinfällig, weil niemand kam. Von der Bundeswehr am Flughafen Kabul erhielt sie die Nachricht ,dass diese selbst stark beschäftigt seien, Leute rauszuholen und auch die Menschen der Privatinitiative übernehmen könnten.
Die Maschine stand tagelang am Flughafen Kabul, auch mit der grossen Angst, Opfer eines SElbstmordattentats zu werden.
Am Ende konnte sie Kontakt zu einem Australier aufbauen, der lange in Kabul lebt, die Sprache der Afghanen spricht und anscheinend auch weiss, wie man mit denTaliban verfahren muss. Er sammelte dann einen Bus mit den Leuten von der Liste voll; dazu erpressten ihn die Taliban, auch aus deren Familien Leute mitzunehmen, die allerdings alle weder über einen Pass noch über Ausreisepapiere verfügten. Der Australier schilderte dann ,dass er sich darauf einliess - es bei Ankunft am Flughafen dann aber zu etwas rabiaten Szenen kam, weil die Taliban natürlich nicht über die Gates kamen. Diese Irrfahrt dauerte ca 36 Stunden. Bei Ankunft am Gate prüften die Amerikaner die Listen und Menschen und liessen jene durch, die dafür eine BErechtigung hatten.
Wie man lesen kann, schaffte es die Initiative jedoch,ca 180 Menschen in dieses Flugzeug zu packen und nach Katar zu fliegen.
Frau Breuer schenkte es sich leider nicht, am Ende zu erklären,seitdem die Bundeswehr sich am Airport Kabul "aus dem Staube machte" würde es reibungsloser funktionieren. PErsönlich weiss ich nicht, was ich von solchen Kommentaren halten soll, weil ich auch als Nichteexpertin den Eindruck gewonnen hatte, diese ca 600 Soldatinnen und Soldaten haben ihren Einsatzbefehl auch unter grosser Gefahr für ihr eigenes Leben dort ausgeführt und sollten eigentlich nicht am Ende noch verspottet werden.
Das war ja eines der Probleme der letzten 20 Jahre, dass auch die deutschen Soldatinnen und Soldaten weder Aufmerksamkeit noch grosse Wertschätzung vom deutschen Volk erhielten, es sei denn, es mussten mal wieder einige Särge mit jungen Leuten, die in diesem Krieg gefallen waren, nach Deutschland transportiert werden. Olga
Es war nicht die Filmemacherin Theresa Breuer, sondern die Luftbrücken-Aktivistin Mattea Weihe, die diesen abwertenden Kommentar abgab.
Die "Luftbrücke Kabul" hatte ihre Arbeit dennoch nicht eingestellt und im Alleingang noch 189 Personen retten können. Sie hatten dazu nach Angaben der Aktivistin Mattea Weihe "als zivilgesellschaftliches Bündnis die gesamte Schwarmintelligenz eingesetzt, um Dinge möglich zu machen" und gleichzeitig eng mit dem US-Militär zusammengearbeitet. So habe man es schließlich geschafft, den Konvoi der Flüchtlinge erneut zusammenzustellen, bis an das Flughafentor zu bringen und den Amerikanern zu übergeben. Man wolle nun weitere "Hunderte Menschen" evakuieren.Deine Information, dass die Taliban den Vermittler erpressten, auch eigene Leute mitzunehmen, habe ich nicht gefunden, bitte teile mir die Quelle mit, ich habe ein persönliches Interesse.
Die Luftbrücken-Aktivistin kritisierte die deutschen Behörden massiv. Diese hätten dem Rettungsunternehmen immer neue bürokratische Hindernisse in den Weg gelegt: "Nachdem sich die Deutschen aus dem Staub gemacht hatten, ging alles viel einfacher", sagte Weihe der SZ. "Die Amerikaner hingegen haben uns wahnsinnig unterstützt."
Quelle
Danke.
VG - Via
Ja, es stimmt: diesen SAtz sagte die deutsche Aktivistin Mattea Weihe.
Den gesamten Artikel über den Australier Jordan B. (ein Freund von Theresia Breuer und ebenfalls Filmemacher) findet man in der heutigen SZ unter der Überschrift "Das Abenteuer seines Lebens" (Seite 7).
Die Vorgeschichte der Mission von Theresia Breuer mit dem in Georgien gecharterten Airbus, in den sie selbst mit ihrer Crew nur 18 AfghanInnen retten konnte, konnte man schon vor einigen Tagen in der SZ lesen. Olga
Vielen Dank!
VG - Via
Ja , eben , Aixois . Für das Land reicht es nicht .
Und auch bei den Taliban gibt es Große und Kleine .
Die Kleinen dürfen den Kopf hinhalten und die Großen wollen verdienen .
Ja , eben , Aixois . Für das Land reicht es nicht .Na ja, Joggerin,
Und auch bei den Taliban gibt es Große und Kleine .
Die Kleinen dürfen den Kopf hinhalten und die Großen wollen verdienen .
bei allen Seherqualitäten von Aixios kann sich natürlich auch alles ganz anders entwickeln.
Gerade eben erst hat die Regierung der USA und deren verbündete Regierungen erfahren, wie rasch eine von hochrangigen Fachleuten erstellte Prognose zur Makulatur geworden ist.
Man kann sich garnicht so schnell informieren , wie rasant dort die Entwicklung abläuft .
Danke , lieber Bias !
Ich setze hier mal ein Zitat aus einem der SZ Artikel ein :
Ich kann mir - aus eigener Erfahrung - in etwa vorstellen, was da schief lief.Die Rettungsaktion der "Luftbrücke Kabul" war höchst ungewöhnlich und umstritten. Sie hatte zwar mit Kenntnis und Unterstützung der Bundesregierung begonnen. Danach hatten sich aber klare Meinungsunterschiede ergeben, die am Ende zum Alleingang der Aktivisten führten.
Ein Urteil will ich mir auf der Basis der vorliegenden Informationen und gegenseitigen Schuldzuweisungen, Dementis , Vorwürfe usw. eindeutig nicht erlauben.
Jedenfalls schien da von Anfang an etwas schief zu hängen.
Nur soviel: Privatinitiativen, so gutwillig sie auch sein mögen, können oft nicht über den Zaun ihrer eigenen Interessen schauen, um die Verfahrens-Abläufe, besonders staatlicher Stellen, zu verstehen. Dass da dann was schieflaufen kann, sollte man aber nicht leichtfertig irgend jemand in die Schuhe schieben. Und schon gar nicht den gestressten Soldaten vor Ort, es sei denn, man kann offensichtliche Inkompetenz belegen.
Ich stelle mir nur mal vor, wie es gewesen wäre, wenn fünf oder zehn oder gar mehr private Chartermaschinen sozusagen 'last minute' eingetroffen wären, mit jeweils separaten Listen von zu evakuierenden Angehörigen spezieller Interessengruppen der Privatinitiativen ... und das in einer Sicherheitslage, wie der gegebenen, ein paar Stunden vor den Abzug der eigenen Leute ... wenn dann noch Schwarmnetzwerke mit den unterschiedlichsten Kontakten auch an höheren Stellen (was hatte Qatar damit zu tun) im Verborgenen aktiviert werden, dann wäre es verwunderlich, wenn es da nicht zu Pannen an den Schnittstellen von Privat und Staat käme.
aixois
Mich wundert sehr, dass die Alliierten nichts von den Aktivitäten der Taliban zur Machtübernahme gewusst haben, aber beim Vergeltungsschlag für das Attentat, mit der Drohne punktgenau Terroristen herauspicken können.
Ich habe den Eindruck, dass gelogen wird, dass sich die Balken biegen. Wie immer im Krieg: "Die Wahrheit stirbt zuerst!"
Dazu bin ich noch auf ein Zitat des Lyrikers Paul Valery gestoßen:
"Der Krieg ist ein Massaker an Menschen, die sich nicht kennen,
zum Nutzen von Menschen, die sich kennen, sich aber nicht massakrieren."
Anderl