Internationale Politik Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
Die einzelnen Interessenlinien aufzudröseln führte hier zu weit.Wer sind die Stellvertreter und wen vertreten sie?
Nur soviel: ohne den Interessen ihrer Unterstützer dienlich zu sein, so ganz auf sich allein gestellt, wären die Taliban nicht viel mehr als eine unter vielen Milizen in einem armen Land, beschränkt vornehmlich auf patschunisches Gebiet.
Interessen haben neben Pakistan (dahinter die Saudis = Sunniten), Iran (gegen zuviel Einfluss der Saudis = Schiiten), China (Rohstoffe ?) , Russland (separates Treffen mit den Taliban in Moskau Anfang 2021) neben den westlichen, bislang 'alliierten' Ländern, an erster Stelle die USA (und sei nur um den Einfluss Chinas unter Kontrolle zu behalten)
In einem Land mit vielen Landesgrenzen, vielen ethnischen Gruppierungen (50 Sprachen, über 100 Dialekte) mit ihren jeweiligen 'war lords' und ihren Milizen, kann es keine einheitliche Taliban- Front geben. Die Kunst wird also darin bestehen müssen, eine all diese Interessen ausgleichende Balance herzustellen. Dazu bräuchte man eine respektable 'Führungsfigur',die über den Strömungen steht. Aber das alte Königreich gibt es ja auch nicht mehr...
"Die" Taliban allein sind allerdings dazu nicht in der Lage, weshalb es einer Art 'Interessenallianz ' bedarf, die ich mir aber ohne ausländische 'Garantien' nicht vorstellen kann.
Gefragt ist zunächst eine Art neutraler Vermittler. Die UN etwa ?
Deutschland (zusammen mit Frankreich) könnte wegen seines (noch immer gegebenen) Respekts bei den Afghanenen (und mangels eigener Interessen in der Region) theoretisch so eine Rolle wahrnehmen.
Aber eben nur theoretisch, nicht als Anhängsel von US Aktionen (z.B. gegen China gerichtet), nicht mit seinem Feindbild von Russland, nicht solange es selbst nicht weiss, welche seine Rolle in der "Welt" über seine Exportinteressen hinaus sein soll.
aixois
Sag das doch auch mal den politischen Experten, die ringen auch noch um eine juristische Einordnung, weil beide Begriffe nur eines gemeinsam haben, nämlich daß weder Femizid noch Ehrenmord eine juristische Kategorie bilden.
In beiden Fällen handelt es sich eher um eine tendenziell politisch motivierte Zuordnung oder Definition von Kriminalität und demnach ist Femizid der ultimative Ausdruck männlicher Herrschaftsansprüche über Frauen, denn die ermordeten Frauen haben nicht die Ehre der Frauen beschmutzt, sondern die der Männer!
Und dein vorwurfvolles Geschwafel von
" Dieses relativieren eines schändlichen (Ehren) Mordes ist furchtbar. " verbitte ich mir von Dir, denn das habe ich an keiner Stelle getan, wenn Du nicht weißt, worum es bei Femiziden und Ehrenmorden geht, ist das dein Problem und berechtigt Dich aber nicht, mir solche Gemeinheiten zu unterstellen! !
Edita
Dialog meint aber nicht Doktrinierung. Ihre Probleme müssen die Afghanen möglichst ohne Einmischung von aussen, lösen.
aixois
Genau das ist richtig. Ich habe heute ein sehr interessantes Tagesgespräch gehört mit Herrn Lüders im Hintergrund als Experte. Das „Tagesgespräch“ ist eine Sendung im WDR 5, bei der man anrufen und seine Meinung äußern kann, und es war heute besonders interessant. Wenn ich dich richtig verstehe, stimmt deine Meinung im Großen und Ganzen mit der von Herrn Lüders überein.
Er sagt auch, dass diese Einmischungen anderer Mächte von Anfang an und immer ein Fehler war, weil es in Wirklichkeit nicht um die Befreiung der Frau oder um Menschenrechte ging, darum geht es nie bei Kriegen. Es geht immer um andere, nämlich geopolitische Interessen, das hat er in seinen Antworten erläutert.
Er ist auch der Ansicht, dass die afghanische Gesellschaft sich gar nicht so geändert hat und die Rolle der Frauen immer so war und noch ist, wie du sie beschreibst. Daran hat die Einmischung der Kriegsparteien, vor allem auf dem Land, nicht viel geändert.
Man kann die Diskussion hier hören, es lohnt sich: Afghanistan - Tagesgespräch
Wer sie nicht ganz hören will, sollte mal an den Schluss gehen und sich die beiden letzten Anrufe anhören. Da hat ein Afghane angerufen, der war schrecklich verzweifelt und fing später an zu weinen. Ich hätte fast mitgeheult, so erschütternd war seine Verzweiflung . Er hat immer wieder betont, die Afghanen ständen auf Seite der Frauen und wollten sie nicht unterdrücken wie die Taliban. Man kann ihn ab No. 00.34:39 hören.
Vor allem auch das Fazit, das Lüders ganz am Schluss zieht, ist unbedingt hörenswert.
Afghanistan - Tagesgespräch
Ganz einfach deshalb, weil es DIE befreite, gleichberechtigte Frau auch im heutigen (bislang relativ Taliban-'freien') Afghanistan gar nicht gibt. In ländlichen Gebieten, in denen auch heute noch gut 3/4 der Bevölkerung leben, hat sich für Frauen auch nach 2001 kaum was geändert.Mir wird momentan klar, dass ich recht wenig von diesem Land und seinen Bewohnern weiß.
Ihr Leben unterliegt immer noch und weiterhin der parda (Abschirmung). Die Frau arbeitet - von den Männern 'versorgt' - ohne Gehalt im Haushalt, in der Landwirtschaft und kümmert sich um die 'Aufzucht' des Nachwuchses, vereinfacht gesagt.
aixois
geschrieben von aixois
Zum Bildungswesen:
" Das afghanische Bildungswesen lag in den Jahren des Bürgerkriegs (1992-1994) und der Taliban-Herrschaft (1996-2001) nahezu brach. Zahlreiche Schulen wurden zerstört. Gerade Mädchen und Frauen waren fast vollständig vom Zugang zu Bildungseinrichtungen ausgeschlossen. Dies hat sich seit dem Fall der Taliban und dem Beginn des Wiederaufbaus grundlegend verändert. Dennoch haben bis heute rund 70 Prozent der Männer und über 90 Prozent der Frauen keinen Schulabschluss. Zudem hat Afghanistan eine der niedrigsten Alphabetisierungsraten weltweit: sie wird bei Erwachsenen über 15 Jahre auf gerade einmal 31% geschätzt (ca. 45% bei Männern und 17% bei Frauen).
https://www.daad.de/de/laenderinformationen/asien/afghanistan/ueberblick-bildung-und-wissenschaft/
@ Der- Waldler,
sorry, wenn da ein Kollateralschaden wegen streuender Munition eingetreten sein sollte.
Ich habe aber das Gefühl, Du hast die Zielrichtung schon richtig erkannt.
Nicht, dass ich Dir profundes Wissen absprechen wollte, aber der ironische Pfeil war ganz und gar nicht gegen Dich , sondern gegen eine auf die frauenfeindliche Sicht der Dinge eingeengte Interpretation zielend.
Und die Pfeile kamen ja aus anderen Köchern , da, wo z.B. in Houeillebecq mehr gesehen wird als nur ein professioneller Provocateur, gar als Verteidiger von _Frauenrechten...
aixois
Ich denke einfach mal, dass das alles durchaus nicht (!) so "gewollt" war..., man hatte die Situation, also die Schnelligkeit der Taliban einfach mal total fehleingeschätzt.Hier ein Auszug, Werderanerin, aus dem vom von Moira heute Früh eingestellten Link, der die schnellen Übergabe nachvollziehbar werden lässt:
Ich sehe immer die Bilder vor mir...Taliban auf Mopeds sitzend und das zu tausenden, Gewehr umgehängt... und so wird ein ganzes Land zurück erobert...? Wirkt wie Film...
Das geht nur, wenn ihnen auch brav in die Hände gespielt wird. Hatte heute gelesen, dass in einer eingenommenen Stadt den Taliban als erstes Blümchen überreicht wurden...da stehen einem doch die Nackenhaare hoch aber wahrscheinlich ist das nicht mal "annormal"...
Ein Drama, welches hohe Folgen (Flüchtlingsströme) haben wird !
geschrieben von werderanerin
"Die Vorstellung, man könne nach einem Abzug der Schutztruppe mit einem kleinen Restkontingent
die afghanische Armee ausbilden, sei „völlig illusorisch“. Zumal Letztere, das habe er selbst in Gesprächen mit Soldaten erfahren, aus gesinnungslosen „Tagelöhnern“ bestehe."
https://www.welt.de/politik/deutschland/article126495424/Scholl-Latour-erklaert-Afghanistan-fuer-verloren.html
Solche Aussagen eines alten weißen Mannes haben ganz offensichtlich nicht in die festgefügte Vorstellungswelt damaliger Experten und Expertinnen gepasst.
In der Wirklichkeit von heute angekommen tun sie und ihre Nachfolger das was sie bisher getan haben und was sie am besten können:
Sie erklären erneut allen Ahnungslosen kategorisch - wissensreich und vor dem Hintergrund ihres Expertentums natürlich seriös -
- wie was kam
- wie die Verhälnisse in Afghanistan sind
- mit was gerechnet werden muss
- was ihres Erachtens dort jetzt Sache ist
- und auf was es unbedingt zu achten gilt
Mein Eindruck:
Nicht nur Hans Christian Andersens eitler Kaiser war von solcherlei Experten umgeben.
Edita, ich weiß darüber sehr gut bescheid, ließ doch Mal auf der Homepage von Terres des Femmes, da wird dieses Problem sehr gut beschrieben, ich bin da übrigens Mitglied. Leider kann ich mit meinem Tablet nicht kopieren, sonst hätte ich vielleicht mit ein paar kopierten Zeilen deinen Horizont was Frauenrechte und Probleme anbelangt etwas erweitert und Terres des Femmes hat keine politische Richtung.
Es hilft den Frauen und Mädchen auch nicht, wenn man den Begriff Ehrenmord plötzlich mit Femizid gleich setzt, nur weil in ein paar linke Politikerinnen den Begriff von Femizid benützten, muss es nicht richtig sein.
Da du immer schnell giftig reagierst, bin ich jetzt raus.
Lieber @aixois,
danke für die Klarstellung. Davon abgesehen würde ich mich extrem freuen, gäbe es mal Diskussionen ohne Pfeile.
Lieben Gruß
DW
Houellebecq, de alte Macho, als "Verteidiger von Frauenrechten"! 😉 Ha ha, lange nicht mehr so gelacht!
Aber man kann ihn ja mal dazu benutzen, sein durchaus interessantes Buch herzuzerren, wenn es darum geht, die eigene Meinung zu untermauern, und sei sein phantasievolles Buch noch so ungeeignet zur Beschreibung der Realität.
Hier ein Auszug, Werderanerin, aus dem vom von Moira heute Früh eingestellten Link, der erklärt wie es zu der schnellen Übergabe gekommen ist:Diese Sätze von Scholl-Latour passen auch heute so manchen nicht, obwohl die Entwicklung in Afghanistan ihm Recht gibt. Im TV und im Netz überschlagen sich minütlich die Nachrichten, mehrfach wurde berichtet, dass Soldaten der afghanischen Armee sang- und klanglos übergelaufen sind zu den Taliban. Auch ein Dorfältester sprach heute in die Kamera, dass er hofft, dass mit den Taliban nun Ordnung einkehrt! Ich verstehe es, die Angst ist allgegenwärtig und das Hemd ist näher als der Rock.
"Die Vorstellung, man könne nach einem Abzug der Schutztruppe mit einem kleinen Restkontingent die afghanische Armee ausbilden, sei „völlig illusorisch“. Zumal Letztere, das habe er selbst in Gesprächen mit Soldaten erfahren, aus gesinnungslosen „Tagelöhnern“ bestehe."
https://www.welt.de/politik/deutschland/article126495424/Scholl-Latour-erklaert-Afghanistan-fuer-verloren.html
Solche Aussagen eines alten weißen Mannes haben ganz offensichtlich damals nicht in die festgefügte Vorstellungswelt damaliger Experten und Expertinnen gepasst.
In der Wirklichkeit von heute angekommen tun sie das was sie bisher getan haben und was sie am besten können:
Sie erklären allen Ahnungslosen kategorisch,
wissensreich
und vor dem Hintergrund ihres Expertentums außerordentlich seriös,
erneut
- wie es kam
- mit was gerechnet werden muss
- was ihres Erachtens Sache ist
- und auf was es zu achten gilt