Internationale Politik Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
nicht gewusst haben oder nicht gewusst haben wollen?
Lieber Anderl, gerade die USA so gut funktionierende Geheimdienste, da sollen sie das nicht gewusst haben? Es wäre ja aber auch nicht das erste Mal, dass gerade der CIA seine ganz eigene Politik am Präsidenten vorbei betreibt und Sachverhalte vor der Weltöffentlichkeit ganz anders darstellt als sie waren oder sind. Man denke nur an Chile, an Nicaragua, an den Kongo und die Ermordung Lumumbas, an den Obristen-Putsch in Griechenland 1967, an den jpngsten Balkankrieg ... die Reihe ist unendlich lang
dass viele Staaten gar keine Afghanen mitnehmen wollten.
Alles andere was jetzt, auch speziell in Deutschland passiert, hat nur einen Zweck.
So tun als ob keiner was gewusst hat, obwohl klar war das die US Truppen weg sind am Tag X. Schaden abwenden von der Groko, ein Sinn-loses Unterfangen denn so blond ist keine/r das man den Braten nicht riecht......................................................
Rede zu Afghanistan: Bidens Version hinterlässt Zweifel
Da gibt es ja Anlass zur Hoffnung. Denn erfolgreich haben sich die USA seit langem nicht geschlagen. Leider schaffen sie es immer wieder, die Nato für sich einzuspannen.
Ohne US Militäreinsätze und US weltpolitische Diplomatie ginge es vermutlich friedlicher auf der Welt zu.
Anderl
Ich kann nicht verstehen, wenn man sagt, dass der Einsatz sinnlos war, dass er nichts gebracht hat. Das sagen die linken u grünen. Warum ist denn die Bevölkerung, vorallem die Frauen total am Boden, weil die Truppen Afghanistan verlassen? Der Artikel bring es auf den Punkt u ist auch mein Denken.
Tina
https://taz.de/Afghanistan-nach-Abzug-des-Westens/!5794791/
"Afghanistan nach Abzug des Westens: Nicht alles war umsonst "
"Mit der Fokussierung auf die Evakuierungen drückt sich die große Mehrheit in der politischen Debatte vor der eigentlichen Frage: War alles umsonst? War es der falsche Krieg und die ganze Mission damit von Anfang an zum Scheitern verurteilt, wie Kolumnistin Bettina Gaus im Spiegel schreibt? Nun, auf jeden Fall können sich alle, die schon immer gegen den Afghanistan-Einsatz waren, nun bestätigt fühlen.
Ist es nichts wert, dass in den 20 Jahren eine ganze Generation junger Frauen heranwachsen konnte, die zur Schule gehen und berufstätig sein durfte? Spielt es keine Rolle, dass die bis dahin brutal unterdrückten Hazara in dieser Zeit ein regelrechtes „Bildungswunder“ zustande brachten? Ist es völlig egal, dass das Land – für afghanische Verhältnisse – zwei Jahrzehnte lang relative Stabilität erlebte? Oder dass sich eine kleine, aber eben nun existierende Zivilgesellschaft entwickelt hat?
Die afghanische Gesellschaft hat weithin sichtbare Politikerinnen, Rechtsanwältinnen und Journalistinnen erlebt, Menschenrechtsaktivist*innen und halbwegs demokratische Wahlen. Mag sein, dass sich vielerorts auf dem Land zu wenig verändert und die radikalen Islamisten dort weiterhin das Sagen hatten. Doch es hat bisher Orte relativer Freiheit gegeben, eine weibliche Fußballnationalmannschaft und Medienvielfalt.
Vielleicht reichen diese Entwicklungen nicht, um nachhaltig Widerstand gegen die Taliban zu leisten. Aber all das ist nicht nichts. Es stimmt nicht, dass alles umsonst war, denn die Taliban können nicht dort weitermachen, wo sie 2001 aufgehört haben. Die afghanische Regierung mag auf katastrophale Weise versagt und der Westen die Menschen im Stich gelassen haben. Dennoch haben gerade die jüngeren Afghan*innen in den zwei Jahrzehnten Nato-Präsenz eine Vorstellung davon bekommen, wer sie sein könnten und welches Potenzial ihr Land hat.
Unfreiwillig komisch wirkt dagegen, was ein langjähriger Kritiker des Militäreinsatzes in Afghanistan diese Woche in der Talk-Show Maischberger zu sagen hatte. Gregor Gysi von der Linkspartei schlug als Alternative zur militärischen Intervention in Afghanistan allen Ernstes „Wandel durch Annäherung“ vor. Hätte ja bei Willy Brandt und der DDR auch geklappt. Vergleicht er hier wirklich Erich Honecker und seine Genossen mit den Taliban?
Es lässt Zweifel aufkommen, ob Gysi auch nur annähernd verstanden hat, wer die Taliban sind und was islamistischer Fundamentalismus bedeutet. Er sollte einmal, und sei es nur für einen Tag, eine Burka überziehen und die Welt durch ein blaues Gitter betrachten. Ich habe noch eine im Schrank, die ich ihm gern ausleihen kann. Oder er müsste sich für ein Wochenende Videos im Internet ansehen, auf denen Frauen gesteinigt, Schwule geköpft und Dieben die Hand abgehackt wird. "
... dass die Alliierten nichts von den Aktivitäten der Taliban zur Machtübernahme gewusst haben ... dass gelogen wird, dass sich die Balken biegen.
Ich glaube, dass gelogen wird, aber was die Machtergreifung angeht, denke ich eher, dass die Besatzungstruppen sich selbst in die Tasche gelogen haben, d.h. sie wussten, dass die Regierung sich nicht halten können würde, und dass Kabul von den Taliban (durch eine irgendwie ausgehandelte 'Vereinbarung') übernommen werden würde. Sie wussten, dass die Taliban seit langem auf dem Voremarsch waren und
Sie haben sich aber selbst was vorgemacht, was die Kampfbereitschaft der afghanischen Truppen angeht, die sie jahrelang ausgebildet und mit den modernsten Waffen ausgestattet hatten.
Dass diese Truppen, nicht bereit länger waren, den Kopf hinzuhalten für eine korrupte, ungeliebte Regierung und schon gar nicht für die fremden Soldaten und deshalb die Taliban machen liessen,
Damit hatten sie nicht gerechnet: dass es so schnell gehen würde, und dass der ganze Aufwand der letzten 20 Jahren für die Katz war. Die Taliban übrigens auch nicht.
Dass es Informanten gab in Kabul,die wussten, wo die Feinde der Taliban, die ISKP Leute, sich aufhielten, ist nicht überraschend.
Womöglich haben die Taliban selbst den Amis den Tipp gegeben.
aixois
Danke Tina1, daß Du Dir die Mühe gemacht hast, den Afghanistan-Einsatz der ausländischen Militärs ins richtige Licht zu rücken, denn viele sind ja auch der Meinung, daß nur Deutsche und Amerikaner den Afghanen "westliche Kultur, Sitten und Gebräuche" aufzwingen wollten!
Edita
Ich kann nicht verstehen, wenn man sagt, dass der Einsatz sinnlos war, dass er nichts gebracht hat. Das sagen die linken u grünen. Warum ist denn die Bevölkerung, vorallem die Frauen total am Boden, weil die Truppen Afghanistan verlassen? Der Artikel bring es auf den Punkt u ist auch mein Denken.Das Problem hat ein Freund auf den Punkt gebracht, warum kommen junge Männer hierher in die EU und Amerika anstatt zu kämpfen.
Tina
Ist es nichts wert, dass in den 20 Jahren eine ganze Generation junger Frauen heranwachsen konnte, die zur Schule gehen und berufstätig sein durfte? Spielt es keine Rolle, dass die bis dahin brutal unterdrückten Hazara in dieser Zeit ein regelrechtes „Bildungswunder“ zustande brachten? Ist es völlig egal, dass das Land – für afghanische Verhältnisse – zwei Jahrzehnte lang relative Stabilität erlebte? Oder dass sich eine kleine, aber eben nun existierende Zivilgesellschaft entwickelt hat?.....geschrieben von Tina1
Ich möchte damit eines zum Ausdruck bringen, solange in Afghanistan viele mit der Taliban kämpfen anstatt gegen sie, nützt ein Eingreifen von aussen nichts.
Wir also der Westen, haben den Fehler doch nicht das erste mal gemacht.
Die 20 Jahre werden den Frauen jetzt nichts mehr nützen, denn die Frauen sind von der Bildfläche verschwunden.
Wer die Freiheit und die Bildung gekostet hat, für den ist es jetzt doppelt und dreifach so schlimm. Ich halte weiterhin Kriege im Ausland für uns Deutsche ein No go.
Ich kann mich der Meinung von Silke Mertins nicht anschließen, die sich in ihrem Beitrag implizit aufdrängt : nämlich , dass die Afghanen sich von Talibans 20 Jahre in Unmündigkeit und brutaler Unterdrückung im Steinzeitalter hätten gefangen halten lassen.
Den Beweis, dass nicht auch durch zivile Organisationen (Entwicklungshilfe iwS) Fortschritte hätten erzielen können, gerade in urbanen Zonen (auf dem Lande hat sich mit oder ohne Taliban ohnehin nicht viel geändert, das tut sie leichtfertig ab - ist halt so, sie sagt aber nicht, dass dort 3/4 der Afghanen mehr oder weniger Taliban gefällig leben) hat sie und kann sie nicht erbringen.
Es trifft auch nicht zu, dass wegen der NATO eine "ganze Generation junger Frauen" berufstätig sein konnten und in die Schule gehen durften. Es waren die urbanen Gebiete, die besser verdienenden Familien, die kleinen Eliten, die diese Entwicklungen mitmachen konnten. Sie stellen nicht die ganze, sondern nur einen kleinen Bruchteil der Generation junger Frauen dar.
Und was die relative Stabilität angeht: ich habe mit vielen Afghanen (innen) gesprochen, alle berichteten von der täglichen Sorge vor neuen Bomben, Attentaten, Entführungen, Erpressungen, sie hatten es satt in dieser dauernden Unsicherheit zu leben (deshalb sind sie ja geflohen), die sie vereinfacht und in erster Linie, dem Verhalten der US Truppen ankreideten und weshalb sie sagten, besser die Taliban als die Amerikaner, da wird es mehr Sicherheit geben.
Auch in islamischen Ländern, wo es keine NATO Truppen gab, sind die letzten 20 Jahre nicht spurlos vorübergegangen, sind gesellschaftliche Änderungen eingetreten, hat sich die Jugend über das Internet informieren können, wesahalb die Behauptung, dass es an der NATO liegt, dass die Taliban nicht "da weitermachen können, wo sie 2001 aufgehört haben" als sehr gewagt.
So hinterwäldlerisch ahnungslos wie Frau Mertins sie darstellt, sind weder die Taliban noch die jungen Afghanen/innen !
Die Billionen Dollars, die die letzten 20 Jahre verschlungen hatten, wurden doch nicht für die Schaffung von einem weiblichen Fussballteam (um die 'mann'schaft zu vermeiden) oder einer kleinen, von den Gnaden der Besatzungstruppen abhängigen Zivilgesellschaft (nach westlichem Muster ?) verwendet !
Was hätte man (auch in Afghanistan) auch nur mit einem Bruchteil dieser wahnsinnig hohen Mittel nicht alles für die Zivilgesellschaft (und den Armutsabbau, die Entwicklung ländlicher Gebiete...) ) tun können !
Veränderungen - von den Afghanen selbst getragen - hätten vorangebracht werden können , die dann keine künstliche Zwischenerscheinung gewesen wären, sondern allmählich nachhaltig wirksame dynamische Prozesse eingeleitet hätten, die aus sich heraus zu einer schrittweisen Liberalisierung geführt hätten ) .
Ganz ohne zig Tausende zivile und militärische Opfer : wofür ?
Wofür auch das Plädoyer von Frau Mertins um dieses Versagen eines aufgezwungenen nation building 'schön ' zu reden.
Sollen die etwa die Truppen zurückkehren oder muss man den Afghanen konzedieren, dass sie ihre Nation selbst entwickeln müssen, dass sie Hilfe bekommen können, wenn sie danach fragen und dass diese Hilfe nicht frei jeglicher Auflagen sein wird ?
Das klingt jetzt fast wie ein Verriss - Bühne frei, auch meinen Beitrag unter 'Feuer' zu nehmen !
aixois
Ich bewundere sowieso immer die Leute, die genau wissen, wie sie den Einsatz und auch den Abzug zu beurteilen haben.
Ich kenne nur das, was die Medien hier berichten und war nie in Afghanistan. Habe auch nie mit Politikern gesprochen, die hinter die Kulissen geguckt und Verhandlungen geführt haben.
Die Einzigen, mit denen ich bis vor kurzem gesprochen habe, waren Geflüchtete aus Afghanistan, und die sind immer schon wegen der Taliban geflohen, auch in den letzten Jahren vor dem Abzug. Die Taliban waren nämlich immer da und haben da ihr Unwesen getrieben, wurden teilweise auch von den lokalen Ortskräften gedeckt, die sogar manchmal mit ihnen gemeinsame Sache gemacht haben.
Aber mir leuchtet auch ein, dass eine ganze Generation (vor allem von Mädchen und Frauen) das kennengelernt hat und genießen durfte, was sie ohne den Einsatz nie kennengelernt hätte, denn wenngleich die Taliban nie weg waren, konnten sie doch nicht alles unterwandern und nicht alle Verbesserungen verhindern.
Das heißt nicht, dass ich damals, als der Einsatz begann, dafür gewesen wäre und überhaupt für Auslandseinsätze der Bundeswehr bin. Aber mein Fazit ist trotzdem nicht ganz so düster, wie es hier von vielen gezogen wird.
Wohl, was die Zukunft betrifft, da kann man nur schwarz sehen. Aber nicht alles, was die Vergangenheit betrifft.
Zitat Schlusssatz des Artikels:
„Wer Militärinterventionen grundsätzlich ablehnt, dem muss klar sein, was es weltpolitisch bedeutet: zusehen, wenn anderswo großes Leid geschieht – wie in Ruanda, in Syrien oder bei den Jesid*innen im Irak. Das ist schwer auszuhalten und moralisch fragwürdig. Nicht zu handeln kann ebenso großen Schaden anrichten wie ein Militäreinsatz. Schuldig werden kann man auf die eine wie die andere Weise.“
Ich bin jedenfalls froh, dass ich solche Entscheidungen nie treffen muss. Weder für Einsätze noch für Abzüge von Einsätzen. Denn, wie es da steht: Schuldig werden kann man auf die eine wie die andere Weise.“
P.S. Ich habe deinen Beitrag, @aixois, erst nach Absenden meines Beitrags gelesen. Den muss ich mir mal genauer angucken und darüber nachdenken. Einiges beurteilst du ja sehr anders als ich. Z. B. haben die Geflüchteten, mit denen ich gesprochen habe, mir nicht erzählt, dass sie wegen der Amerikaner geflüchet sind. Sie alle berichteten von den Taliban und dass die ihre Spione überall hätten und sie als Kämpfer einspannen wollten. Davor vor allem waren die geflohen, mit denen ich gesprochen habe.