Internationale Politik Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
Bei der Suche nach den Schuldigen wurde nun (von wem eigentlich, der ARD oder einem DE Ortsbeschäftigten oder Grotians Patenschaftsnetzwerk) das Kabul Office der IOM ausgemacht:
Tagesschau: "Evakuierung aus Afghanistan Kritik an UN-Organisation IOM wächst
Das ist für mich nun doch einigermassen überraschend, denn schon Anfang Juli war selbst der Regierung in Berlin bekannt, dass dieses IOM Büro noch gar nicht einsatzklar war, nicht zuletzt wegen der Sicherheitslage.
Auch war seit Monaten bekannt, dass das (im Umbau begriffene Büro) nur per email zu kontaktieren war, nicht aber durch persönliche Besuche.
Pro Asyl Info Blatt (Stand Anfang Juni 2021) :
" - There will be no local offices where people can submit their applications in person.
· - The visa must be applied for in person at the German Embassy in Kabul. Although the consular section is otherwise closed (e.g. for family reunification visas), visa procedures for local staff are still to be handled here."
Dass die Informationslage konfus, um nicht zu sagen chaotisch war, lag ja nun wirklich nicht an der IOM.
Warum auch das Patenschaftsnetzwerk (Grotian) sich dieser (billigen, weil auch von den ARD Autoren kaum recherchierten/verifizierten) Kritik anschliesst, verstehe ich nicht, ist enttäuschend :
Grotian:" Sie [die verzweifelten Ortskräfte] sind dahin gegangen, es wurde noch renoviert. Die Mitarbeiter wurden noch geschult und man kündigte ihnen an, dass Mitte August die ersten Visa-Prozesse beginnen würden."
Zur Erinnerung: Mitte August hatten die Taliban schon einen Ring um Kabul gelegt und kontrollierten weitgehend die Zugänge, es wäre also nicht verwunderlich, wenn die Einsatzbereitschaft, geplant für Mitte August, nicht eingehalten werden konnte.
Es sage jetzt keiner, die deutschen Stellen hätten das nicht gewusst, hätten sich nicht der Funktionsbereitschaft der IOM rückversichert.
IOM/Genf reagiert daher auch ziemlich sauer : Informiert euch mal erst, was unsere (IOMs) Aufgaben sind. Ansonsten fragt nicht uns, fragt die zuständigen deutschen Behörden...
Diese schweigen bislang, sie werden wissen warum.
Selbst die eigenen Visaabteilungen schließen, äußerst komplizierte bürokratische Prozeduren einführen , deren Befolgung keiner Ortskraft ohne Hilfe möglich ist, dann aber die Verantwortung für diese historische Misere vor der Tür des IOM Büros abzukippen, das hat bislang noch kein Minister gewagt.
Es schlüge dem Fass endgültig die Krone ins Gesicht !
aixois
Vielleicht wird das alles etwas abmildern und Merkel kommt mit einem blauen Auge davon bei diesem ganz ganz fiesen Debakel was sie und Scholz als Vize-Kanzler mitverantworten müssen.Die militant-islamistischen Taliban haben in den Verhandlungen mit der Bundesregierung zugesagt, dass Afghanen auch nach dem für den 31. August geplanten US-Truppenabzug das Land verlassen dürfen. Das twitterte der deutsche Verhandlungsführer Markus Potzel am Mittwoch nach Gesprächen mit dem Vizechef des politischen Büros der Taliban in Katar, Schir Mohammed Abbas Staneksai. Dieser habe ihm versichert, dass Afghanen mit gültigen Ausweisdokumenten nach dem 31. August weiterhin die Möglichkeit haben werden, mit kommerziellen Flügen auszureisen.
Taliban sagen deutschem Diplomaten Potzel Ausreisemöglichkeit von Afghanen auch nach US-Truppenabzug zu (msn.com)
Aber auch die USA haben mit Biden ein Riesen-Problem, er steht unter Dauerbeschuss.
US Flugzeuge nehmen nur noch Menschen mit gültigen US-Pass mit, der Rest.???
@freddy-2015
Das ist Diplomaten - Sprech , den man auf die Wirklichkeit runterbrechen muss, d.h. auf der Zungen zergehen lassen muss.
Die Taliban könnten demnach ihr Wort halten wenn z.B. :
- alle, die ausreisen wollen, einen 'gültigen' Pass haben müssen . Wenn aber alle von der alten Regierung ausgestellten Pässe ungültig erklärt werden (weil von korrpten Beamten 'gekauft'), dann müssten neue beantragt werden bei einer Verwaltung, die es noch gar nicht gibt und die- wenn es sie gäbe - sich alle Zeit nehmen könnte, bevor sie einen Passantrag ablehnt bzw einen Pass ausstellt (und auch da kann man differenzieren, indem man z.B. nur einem Elternteil einen gibt, dem anderen nicht usw.).
- wenn definiert wird, was unter "rechtmäßigen" Dokumenten verstanden wird. Die Taliban könnten z.B. eine Art 'Führungszeugnis' verlangen (wir wollen keine von den Ordnungsbehörden gesuchten Straftäter die vor der 'Polizei' das Weite suchen, bei der Flucht ins Ausland helfen ....; ) mit allen Möglichkeiten der Verzögerung bzw. der Verweigerung solcher Dokumente ...; dazu könnte aus die ordentliche, vom Arbeitgeber akzeptierte Kündigung eines Arbeitsverhältnisses gehören mit dem Ziel, den Exodus von Fachkräften zu verhindern bzw. zu bremsen usw.
-wenn bezahlte Flugtickets vorgelegt werden müssen zusammen mit dem Nachweis wie die Bezahlung erfolgte ( falls Devisen, was bei ausländischen Fluggesellschaften der Fall sein dürfte, deren Herkunft -etwa ein Konto im Ausland ...)
- sich solche 'zivile' Ausreisen über viele Monate, wenn nicht Jahre erstrecken, eine lange Zeit, in der sich die "rechtmäßigen' Voraussetzung ständig ändern können, um solche Ausreisen kontrollieren und strikt steuern zu können.
Man sieht also , dass die Taliban das Steuer in der Hand haben und völlig legal handeln können, ohne dass man ihnen eine Verletzung eines (bislang nicht bekannten und wie auch immer geartten ) Abkommens vorwerfen könnte. De jure zumindest, dem "Geiste nach" schon, aber wenn juckt das ?
Die Regierung hat jetzt schon so viele blaue Veilchen-Augen, da kommt es auf ein paar mehr nicht mehr an, ist der Ruf erst mal ruiniert, regiert es sich ganz ungeniert ... in ein paar Monaten ist eh Gras drüber gewachsen, die Medien haben dann die Regierungsbildung im Fokus oder bestenfalls Probleme bei der humanitären Hilfe für die Verhungernden ... aber nicht die auf sich warten lassenden Ausreisen von Journalistinnen, Menschenrechtlerinnen oder IT und sonstigen Fachleuten, die für GIZ Projekte gearbeitet haben.
Möglicherweise gibt es aber auch 'deals' hinter den Kulissen, die für die Taliban so interessant sind, dass, zumindest anfangs, einige Ausreisen rasch und weitgehend problemlos über die Bühne gehen, sobald die Sicherheit gewährleistet ist, und der zivile Flugverkehr wieder aufgenommen wird.
Letzlich hängt das Schicksal der Ausreisewilligen vom 'good will' der Taliban ab, den Taliban, die die deutsche Regierung 20 Jahre lang verfolgt hat, mit der Absicht, sie zu 'vernichten'.
Ich versuche hin und wieder - wie ich das gerne tue - mich die Haut der anderen Seite hineinzudenken: was würdest du tun , wenn du Taliban wärst ...?
aixois
Genau so klar wie Geld ins Land kommen muss, sonst gibt es wieder Unruhen in Afghanistan, dass ist der Knackpunkt bei den Taliban. Vielleicht werden von sie von den Saudis und Co unterstützt.
Die nächsten Monate werden entscheidend sein für Afghanistan.
Kann sein. Vielleicht ? Die Taliban und die Saudis (wie auch Pakistan) sind sich derzeit ja auch nicht gerade 'grün', da ist nichts mit honeymoon. Die Saudis werden sich sicher der einen oder anderen Strömung der Taliban erkenntlich zeigen, d.h. versuchen, Spaltungskonflikte.auch religiöser Natur zu fördern. Je nach dem wie es ihnen passt bzw. wie sich der Iran/Pakistan und auch die USA sich positionieren werden.Vielleicht werden von sie von den Saudis und Co unterstützt.
Es bleibt jedenfalls zeitgeschichtlich sehr spannend
Aixois
dass bedeutet Schmuggel wird in jeder Sparte schwieriger.
Für die meisten Afghanen ausserhalb der Städte ändert sich sowieso wenig.
Mit den vor wenigen Minuten erfolgten (selbst-)mörderischen Anschlägen, mit mindestens 11 Toten, darunter auch Kinder, dürfte die Evakuierungsoperation ab sofort beendet sein.
Warnungen lagen wohl bereits vor, weshalb auch etliche Staaten, bereits gestern bzw, heute anfingen einzupacken und das Land endgültig zu verlassen.
aixois
DAvor wurde seit TAgen gewarnt. Aber ich denke, über das ganze Ausmass dieses Blutbades wird man de facto wenig erfahren, da auch keine Journalisten mehr vor Ort sind (die berichten alle aus Nachbar-Staaten und dies seit vielen Tagen). Auch privaten Bloggern dürfte bald der Saft abgedreht werden (Interent), wenn sie das alles überleben sollten.
Und dann faseln diese Taliban noch, dass auch weiterhin Flüge mit ziviler Luftfahrt ab Kabul möglich sein würden für diejenigen,die über Visa und Ausreisepapiere verfügen. Welche Fluglinie würde unter diesen Voraussetzungen diesesGebiet anfliegen? Ich denke,das Land wird nun so lange abgesperrt von den Taliban, bis die Geld brauchen und sich an die internationale Staatengemeinschaft wenden müssen, wenn sie die Menschen im Land nicht verhungern lassen wollen.
Und dann sollte endlich das getan werden, was Trump und dessen Kumpane so schändlich versäumten: die Taliban müssen Gegenleistungen bringen, wenn sie etwas wollen. Es wird sich dann schnell herausstellen, dass diese Typen nur SCheinriesen sind, auch wenn sie noch im Netz von islamischen Brüdern hoch bejubelt werden. Olga
Die Taliban scheinen momentan "stark" aber wir werden sehen, dass sie es nicht sind und Hilfe benötigen.
Es geht ja auch darum, die Verwaltungsstrukturen weiter bzw. neu zu gestalten, damit das Leben irgendwie weitergehen kann. Die Frage ist doch, verfügen sie über das entspr.. Wissen/Leute..., viele Mitarbeiter sind ja garnicht mehr da oder man möchte sie nicht...
Ein Staat kann nur mit seinen Unterstrukturen existieren...hier wird einer der Knackpunkte sein. Weiterführen oder neu gestalten - haben die Taliban die Leute...?
Mir tun all die Menschen leid, die nicht ausgeflogen wurden - es ist eine Katastrophe, die wohl nie wieder gut zu machen ist - man hat Menschen in Stich gelassen !
Kristine
Über das Ausmass wird man bald mehr wissen, auch Handy Videos. Eines der Attentate geschah ja direkt an einem der Zugänge zum Flughafen, d.h. gewissermassen vor den Augen der Evakuierungskräfte (die sicher auch gerade dabei sind Erste Hilfe den vielen Verwundeten zu leisten).
Ob es die Taliban waren bezweifle ich.
Eher die ISIS Leute (Khorasan Ableger), die das ja schon seit einiger Zeit angekündigt haben und die mit Teilen der Taliban im feindseligen clinch liegen.
Wie ich vermutete, die ersten internen Zwists zwischen den Fanatikern fangen schon an.
Jetzt liegt es an den Taliban, recht schnell zu zeigen, dass sie in der Lage sind, wieder Sicherheit und Ordnung wiederherzustellen (was nicht einfach sein dürfte).
Auch Al Qaida wird jetzt Präsenz zeigen wollen, wenn es um das Verteilen des afghanischen Fells geht.
Dann werdn die ersten Provinzen von der 'Fahne' gehen und den Taliban durch verschiedenste Allianzen das Einrichten bzw. bequeme Leben schwer machen.
Mal abwarten wieviel 'Kinder' die 'Revolution' fressen wird.
axois