Internationale Politik Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
Liebe @Edita,
ja, ich denke, dass es so ist. Nur, ich kann es mir für mich einfach nicht vorstellen, meine Eltern, Frau, Kinder dieser Taliban-Meute zu überlassen und mich "in Sicherheit" zu bringen. Ich rede nur von mir und für mich. Dass es für dieses Verhalten Gründe gibt, vielleicht sogar sehr gute, nötige, wichtige Gründe, schließe ich nicht nur nicht aus, ich bin sogar sicher, dass es sie gibt! Aber ich könnte es nicht.
Lieben Gruß
DW
Dein Vergleich hinkt, @edita und zwar gewaltig! Hier wird auch niemand vorgeführt, es werden lediglich Verbrechen als das benannt, was sie sind! Mit dem Herumschwadronieren um den heißen Brei ist keinem geholfen. Und wenn Männer aus einer islamisch geprägten Stammesgesellschaft zum Täter werden, weil die Schwester zu sehr den westlichen Gepflogenheiten zugeneigt ist, fällt das nun mal unter die Rubrik "Ehrenmord", denn die Ehre wird in diesen Traditionen höher angesiedelt als ein Menschenleben, Fakt!
Ein Vorfall aus Berlin wurde angesprochen, obwohl OT Thema möchte ich dazu folgendes anmerken, gefunden unter nachstehendem link im "Stern". Ehrenmord" in Berlin: Ehre und Mord schließen sich aus ...
(...) Die Brüder sollen ihre Schwester umgebracht haben, weil ihnen deren westliche Lebensweise nicht passte. Maryam H. war geschieden, hatte zwei Kinder (9 und 13 Jahre alt), trug kein Kopftuch. Angeblich lebte sie "in ständiger Todesangst" vor ihren Brüdern. Es muss klar benannt werden, dass solche Morde nichts mit "Ehre" oder "verletztem Ehrgefühl" zu tun haben – auch wenn Polizei und Staatsanwaltschaft das leider immer noch in Pressemitteilungen schreiben.
Wenn Männer ihre Töchter, Ehefrauen und Schwestern umbringen, weil sie gegen ihre Moralvorstellungen verstoßen, hat das nichts mit Ehre zu tun. Die Täter definieren das nur als "Ehre". Die Frauen verstoßen gegen Moralvorstellungen, was schlicht ihr Recht ist. Wer von "Ehrenmord" spricht, übernimmt die Verteidigung der Täter, nämlich die Ansicht, dass die Opfer durch ihr Verhalten die Ehre der Familie verletzt hätten. Man gibt den Opfern damit zwischen den Zeilen die Schuld. von "Ehrenmord" spricht, verharmlost. Das Wort "Ehre" ist stark. Es klingt immer nach einer Entschuldigung. Als hätten die Täter ein höheres Motiv für den Mord, nämlich ihre "Ehre". Gleiches gilt für die Formulierung, die Männer hätten sich in ihrem "Ehrgefühl verletzt gefühlt".
2005, also vor 16 Jahren, gehörte "Ehrenmord" zu den "Unwörtern des Jahres". Begründung der Jury: "Inakzeptable Berufung auf eine archaische 'Familienehre' zur Rechtfertigung der Ermordung eines meist weiblichen Familienmitgliedes". (...)
Ich möchte einmal einen Thread erleben, der nicht nach kürzester Zeit in gegenseitigen Beschimpfungen, Pochen auf das eigene Rechthaben, Unterstellungen von "Unwahrheit" usw. ausartet.Wieso geht ihr eigentlich alle davon aus, dass die jungen Männer "Frau, Kinder, Eltern daheim zurücklassen, um ins Ausland zu fliehen" ???
Naja, ich bin wieder raus, ist besser für meine Nerven. Nicht ohne vorher zu sagen, dass es mich auch irritiert hat, dass man Frau, Kinder, Eltern daheim zurücklässt, um ins Ausland zu fliehen. Natürlich weiß ich nicht, wie es ist, ein Mann in Afghanistan zu sein. Ich weiß aber: ICH könnte das nicht. Dann lieber MIT meiner Familie tot. Und bevor ich jetzt Prügel beziehe: Das ist MEIN MEINUNG. Nicht mehr, nicht weniger.
DW
Die jungen Männer, mit denen ich z. B. (natürlich sind das nur Einzelbeispiele, das ist mir selber klar) geprochen habe, waren alle nicht verheiratet, sie sind in ganz jungen Jahren abgehauen, weil sie Angst hatten, von den Taliban zum Kämpfen gezwungen zu werden. Ihre Eltern haben ihnen in den meisten Fällen sogar dabei geholfen, die haben mit ihrer Verwandtschaft so viel Geld wie möglich zusammengekratzt, damit die Schlepper bezahlt werden konnten. Die hoffen dann für ihre Söhne, dass sie sich ein besseres Leben aufbauen können, was ist eigentlich daran verwerflich?
Hier wird furchtbar pauschal geurteilt, alle werden einfach in einen Sack gesteckt. Entweder sind sie feige, weil sie nicht kämpfen oder sie sind Egoisten, weil sie ihre Familien im Stich lassen, oder sie wollen nun unsere Regierung übernehmen und uns alle zu Muslimen machen und unser Land übernehmen (s. das untaugliche Beispiel von "Unterwerfung", das trotz allem ein Roman ist und nicht die Realität darstellt).
Ich habe eben ein Interview mit dem Caritas-Direktor in Kabul gehört. Der hat erklärt, dass nicht einmal die Taliban einheitlich sind und dass es da sogar gemäßigte gibt, die seine, die Caritas-Arbeit in den Provinzen sogar unterstützen, weil ihnen die Hilfe wichtig ist. Er hat auch keine Angst und will vorläufig da bleiben. Wer hätte das gedacht? Ich nicht, ich war sehr erstaunt, das zu hören.
Woran man mal wieder sieht, dass man gar nichts verallgemeinern kann und dass man sich mit Pauschalurteilen zurückhalten sollte, und zwar in jeder Beziehung, wenn man selber in Sicherheit ist und nichts zu befürchten hat in unserem friedlichen Deutschland.
In dem Artikel hat aber ein Mann mit afghanischen Wurzeln geschrieben und ich finde viel richtiges in dem was er ge- und beschrieben hat. Diese „Ehrenmorde“ werden als Teil der Kultur mitgenommen, wohin auch immer.
Hier kann man das von mir erwähnte, sehr interessante Interview mit dem Caritas-Direktor in Kabul hören: Afghanistan - Zuschauen oder eingreifen
Dein Vergleich hinkt, @edita und zwar gewaltig! Hier wird auch niemand vorgeführt, es werden lediglich Verbrechen als das benannt, was sie sind! Mit dem Herumschwadronieren um den heißen Brei ist keinem geholfen. Und wenn Männer aus einer islamisch geprägten Stammesgesellschaft zum Täter werden, weil die Schwester zu sehr den westlichen Gepflogenheiten zugeneigt ist, fällt das nun mal unter die Rubrik "Ehrenmord", denn die Ehre wird in diesen Traditionen höher angesiedelt als ein Menschenleben, Fakt!Ach, was heißt da hinken, Moira.
Natürlich ist jeder dieser Ehrenmorde, wie Massud Reza das im CICERO auch schreibt, ein Femizid. Schließlich war es zuvor unbestreitbar eine lebende Frau, wenn eine solche Frau nach dem Mord tot ist.
Zu fragen ist, weshalb so viele Aufklärerinnen und Aufklärer bevorzugt solche Leerformeln als Aufhänger für ihre Belehrungen verwenden.
Zu fragen ist auch, weshalb die unzähligen Diplomaten, Geheimdienstler, Direktoren von NGO's und andere, die dort in Afghanistan für westliche Dienste tätig gewesen sind und ihr Geld verdient haben uns nun erklären, wie das Desaster trotz ihrer aufgeklärten Weitsicht, ihrer Kenntnis der Umstände und ihrer aufopferungsvollen Tätigkeit zustande gekommen ist
und
wie wir Ahnungslosen jetzt die Familienstrukturen, Lebensweisen und Einsichten von Afghaninnen und Afghanen zu sehen und zu beurteilen haben.
Bei der Gelegenheit: Einen Teil des obligaten Verständnisses aller verständnisvollen Leute hätte man den zurückkehrenden Bundeswehrangehörigen ruhig auch zukommen lassen dürfen.
Neben einem offiziellen Empfangen wäre bei ihnen das eine oder andere Bärchen, bei der Ankunft überreicht oder geworfen, sicher auch gut angekommen, meine ich.
Nun gut, es ist nun mal so wie es war; und darüber werden sie und ihre Angehörigen vermutlich jetzt selbst reichlich nachdenken.
Die Art und Weise, wie ausgerechnet Frauen auch hier im ST diese menschenverachtenden Morde immer und immer wieder versuchen zu relativieren (a la "machen Deutsche ja auch,...") ist sowas von falsch und macht den Eindruck, als wolle man (frau) gerade diese Täter auch noch rechtfertigen. In Europa und der westlichen Welt sind solche Bluttaten die AUSNAHME, in Afghanistan und Co sind sie leider die Regel und werden nicht einmal bestraft. Das ist der "unbedeutende Unterschied" . Und war es nicht ein ehemaliger SPD Justizminister eines Bundeslandes, der die Existenz islamischer Schiedsgerichte in Deutschland grundsätzlich für zulässig hielt? Ausgerechnet die Grünen haben das damals sehr engagiert unterstützt. Man wollte natürlich "nur eine Scharia in einer modernen Form akzeptieren" - nur wie moderne Scharia aussehen soll, weiß man bis heute nicht. I
Nun, von solchen Fällen wird berichtet. Und ich schrieb nicht von "allen", sondern betonte ausdrücklich, dass ich nicht weiß, wie es ist, in Afghanistan Mann zu sein. DAS, was ich in seriösen Medien über solche Fälle las, sah und hörte, veranlasste mich zu meiner Aussage.
Schönen Gruss
DW