Internationale Politik Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
@cogy
obwohl es mir widerstrebt, ganz unkommentiert möchte ich die Horrorgeschichten Behauptung zur Unterfütterung der Ansicht, dass alle jungen Afghanen ohnehin lügnerische Feiglinge sind, weil sie ihre weiblichen Verwandten (die männlichen natürlich nicht ?) im Stich lassen, um sich hier Asyl zu erschleichen, statt heldenhaft- wie es sich für einen Mann, zumal wenn er jung und kräftig ist, gehört - zu verteidigen, nicht stehen lassen.
Nicht nur Rispe und ich haben mit vielen Afghanen, jungen,alten , auch Frauen und Müttern über die Lagen in Afghanistan und ihre Fluchtgründe gesprochen. Es gibt keinen Grund, Rispes Beschreibungen anzuzweifeln, oder gar als Ausdruck von naivem Nichtwissen runterzumachen.
Die Flüchtlinge sind geflohen, weil für sie eine reale Gefahr besteht für Leib und Leben. Sie sind nicht feige geflohen, weil sie die Frauen ihrem 'Schicksal' überlassen wollen, sondern weil sie auch von den Frauen , ihren Müttern, Schwestern usw. dazu gedrängt wurden ("versuch wenigstens du, dich in Sicherheit zu bringen").
Das dürfte jemandem, der sich mit "den Problemen in Ländern wir Afghanistan beschäftigt", eigentlich nicht entgangen sein.
Ebenso wenig wie der Widerspruch, warum die jungen Männer gegen die Taliban kämpfen sollen, wo doch gar kein Grund dafür vorliegt, da all die Geschichten über die Taten der Taliban von den Flüchtlingen frei erfundene Horrormärchen sind ?
Über Houellebecq, seine Person, seine Ansichten, will ich mich hier nicht weiter auslassen. Das islamische Afghanistan mit dem christlichen Frankreich in einen Topf zu werfen taugt einfach nichts.
aixois
@Edita
danke für diesen sehr erhellenden Einwurf. Er zeigt doch nur, warum es den Taliban in so kurzer Zeit gelungen ist, das Land wieder unter Kontrolle zu bringen :
Die fremden Truppen waren Besatzer, Eindringlinge, von Rache Getriebene, besonders die US Truppen, die von Land und Leuten, von dem , was im Volk gedacht und gefühlt wird, keinen blassen Schimmer hatten und haben (und auch nicht wirklich daran interessiert waren).
Hätten sie, dann wären sie schon längst abgezogen.
Wenig ist hier bekannt, wie sehr die Anwesenheit und das tägliche Handeln - auch 'Behandeln' Unschuldiger nach dem Motto jeder Bartträger ist ein Taliban, zumindest ein Sympathisant - den Stolz und die Ehre der Afghanen tief verletzt hat, auch bei denen, die die Taliban ablehnen.
Die Taliban, nicht die für eine fremdartige 'Demokratie' missionierenden Ausländer, können sich im Volk weitgehend wie die Fische im Wasser bewegen getreu dem Spruch Maos : " Wasser kann ohne Fische fließen, aber Fische können nicht ohne Wasser schwimmen". Das Wasser ist das vielschichtige afghanische Volk und die Fische sind die Taliban.
Wird den Taliban das Wasser entzogen, das wird geschehen ganz allmählich, wenn sie sich gen das Volk stellen, so werden auch sie eines Tages anfangen zu zappeln und um Sauerstoff zu ringen.
Wir stehen erst am Beginn (oder auch der Fortsetzung) eines langwierigen Stellvertreterkonflikts.
aixois
tageschau 23.23 Uhr
So, jetzt ist es also passiert, und der Schrecken ist zur Realität geworden:
Die Taliban haben ihren Sieg erklärt und das Land zum Islamischen Emirat Afghanistan ausgerufen.
Sie sind bereits in den Präsidentenpalast eingedrungen, nachdem Präsident Ghani geflohen ist und das Land bereits verlassen hat. Alle zivilen Flüge wurden am Kabuler Flughafen eingestellt. Somit ist einer der wichtigsten Fluchtwege abgeschnitten. Die arme Bevölkerung!
Für die Evakuierung will die USA jetzt ihre Truppen am Flughafen auf 6000 Soldaten verstärken.
Rosi65
Jetzt liest man sie wieder, all die Pseudo-Experten-Meinungen in Sachen Afghanistan!
Es wird sich zeigen, ob jetzt das 2001 gestürzte erste Islamische Emirat mit all seinen Grausamkeiten wiederstehen wird oder nicht.
aixois
Welche Meinungen meinst Du jetzt ?
Ich z.B. wäre sehr an deiner echten Expertenmeinung über den Zustand und die Chancen der Demokratie in Afghanistan interessiert.
Danke , Markus , für diese Erklärung .
Ich kann nicht umhin , die jetzige Lage mit dem Ende des Vietnamkrieges zu vergleichen - chaotische Flucht . Joggerin
Ich las den Beitrag von @Corgy eher in der Richtung, dass es wieder mal überwiegend die Frauen sind, die diesen Machtwechsel zu bezahlen haben.
Was hat es für einen Sinn, hier über die Lage Afghanistans zu diskutieren wenn selbst Beiträge von Mitdiskutanten so dermaßen verfälscht werden? An keiner Stelle schrieb ich, dass "alle jungen Afghanen ohnehin lügnerische Feiglinge sind" und auch nicht, dass alle mögliche "Schläfer" sind - aber würdest Du da zusammen mit Rispe für alle durchs Feuer gehen? Wenn Männer aus Afghanistan sich mehrfach in Europa und immer wieder mit neuem Namen als Flüchtling melden, unterschiedliche Horrorgeschichten erzählen und mehrfach Leistungen beziehen ? Ja klar Einzelfälle, weiss ichj a, Aber es passierte nicht nur einmal. Aber stell mich nicht als Lügnerin hin und glaube nicht, dass Du allwissend bist - ist keiner von uns.
Gerade sagt eine Reporterin ganz vorwurfsvoll, vor dem Brandenburger Tor stehend, dass die Deutsche Politik, allen voran die Kanzlerin, VERSAGT haben, weil - und jetzt kommt es - sie nicht in der Lage waren, die - so wörtlich "westlichen Werte in Afghanistan zu verteidigen!"
Bitte sehr, was haben denn westliche Werte in Afghanistan zu suchen? Was maßen wir Westler uns denn an? Ist "Demokratie verteidigen" vielleicht nur eine Metapher für Zwangskolonialisierung?
Auch habe ich das Wissen von Rispe nicht als naives Nichtwissen bezeichnet - das sind Deine Worte :-) Nur genau wie sie haltet Ihr Eurer wissen für allgemein gültig und bezeichnet jeden , der anderer Meinung ist, als Lügner - geht gar nicht, Ihr seid nicht die einzigen, die schon mal mit Afghanen gesprochen haben, Warten wir doch einmal ab, was passiert? Afghanistan wäre nicht das erste Land, in dem die Scharia als Rechtsgrundlage gilt, warum also so viel Aufregung? Laut Wikipedia gehören dazu
- Nigeria (einige Bundesstaaten),
- die Malediven,
- im Iran,
- in Saudi-Arabien (Artikel 23 lt. Verfassung),
- Bangladesch,
- Mauretanien,
- Sudan,
- in Gambia,
- in den Arabischen Emiraten inklusive Dubai
- Senegal,
- Katar,
- Kuwait,
- Bahrain,
- Libyen,
- der indonesischen autonomen Provinz Aceh,
- Jemen – dort nebst Anwendung von Stammesgesetzen
- in Teilgebieten Pakistans.
Wie wird denn da die Messlatte angesetzt? Also lassen wir das alles doch erst einmal sinken und sehen, was nun aus Afghanistan wird? Wahrscheinlich besteht die größte Angst ja darin dass die westliche Welt erkennen muss, diesen verdammten Krieg ganz umsonst geführt zu haben - das heißt_ umsonst war er ja nicht, er hat viel zu viele Menschenleben und Material gekostet. Das Volk wird durchatmen , könnte ich mir vorstellen und wer weiß, wie viele der Flüchtlinge nach einer bestimmten Zeit in ihr Land zurückkehren. Ich habe an anderer Stelle bei de, Thema "Ich lese gerade .." das Buch von Mahmood Mamdani "GUTER MOSLEM, BÖSER MOSLEM . Amerika und die Wurzeln des Terrors" empfohlen. EIn sehr provokantes Buch, ja - und viel zu wenig gelesen. Vielleicht würde es den Blick so mancher "RetterInnen des Orients und des Abendlandes" ein wenig erweitern-Aber hier darf man offenbar nicht einmal seine ganz ureigenen Gedanken niederschreiben? Bitte lies doch meinen Beitrag noch einmal ganz genau - im Gegensatz zu Rispe und Dir habe ich meine Worte nicht als allgemein gültig dargestellt sondern eben als MEINE Meinung. Erkennst Du den Unterschied?
Keiner bestreitet, dass es in Afghanistan grauenvolle Massaker gegeben hat und gibt und Flucht ist sicher legitim. Nur wissen wir denn wirklich, ob all die Männer, die uns hier Geschichten erzählen, wirklich unmittelbar betroffen waren? Nein, wir wissen es nicht - nur einmal so ein Vergleich: Ich bin keinesfalls mit der Politik der Israelis in allem einverstanden, aber KEIN junger Israeli würde seine Familie im Stich lassen und alleine auf die Flucht gehen und die Frauen den Taliban, der Hisbollah oder anderen Feinden des Landes überlassen, da könnte die Familie sie noch so sehr bedrängen - die würden bleiben und sich dem Feind entgegenstellen, wohlwissend, dass sie dabei auch ihr Leben verlieren könnten. Gibt Dir das eventuell ein wenig zu denken?
Und der Vergleich mit Houellebecqs Roman "Unterwerfung" - naja , da habe ich vielleicht zu viel Phantasie vorausgesetzt? Es ging nicht darum, das Frankreich ein christlich geprägtes Land und eben nicht Afghanistan ist, es ging darum, dass eben auch durchaus gebildete Männer sich insgeheim einen Scharia-bestimmten Staat wünschen, in denen sie wieder das Sagen haben, in denen sie mehrere Frauen haben können und in dem Frauen eben einfach nichts mehr zu sagen haben, allzeit dem Mann zur Verfügung zu stehen und liegen haben und vor allem dem Mann dienen., DAS habe ich gemeint- Und ich könnte es mir durchaus vorstellen, dass sich viele afghanische Männer das auch herbeisehnen - auch unter den hierher geflüchteten. Unvorstellbar?
Es ist nur zu hoffen dass die EU (27 Mitglieder) eine Lösung finden.
Sonst wird sich die schreckliche NPD&AFD sich wieder im Flüchtlingsthema sülzen.
Das Drama zeigt wieder, die USA starten einen circa eine Billion Dollar teueren Krieg und ziehen sich dann wieder zurück wenn der Erfolg ausbleibt, genau wie das Beispiel in Syrien, wo Putin seine zerstörische Muskeln bis heute spielen lässt und ebenfalls für einen grossen Teil der Flüchtlinge von 2015 verantwortlich ist.
Noch ist es nicht soweit, möge noch die Einsicht und Vernunft eintreten.
Es sind immer die Schwachen wo es auslöffeln müssen, in diesem Fall besonders wieder die afghanische Frauen und Kinder.
Phil.
QUELLE https://www.sueddeutsche.de/politik/eu-nato-china-borrell-afghanistan-taliban-1.5383127
ZITAT SZ
Würde sich das ändern und sich die Flüchtlingskrise von 2015 wiederholen, wäre das für die Europäische Union eine weitere Zerreißprobe. Denn die Mitgliedstaaten haben sich immer noch nicht auf eine gemeinsame Asylpolitik und die faire Verteilung von Flüchtlingen verständigen können. Der zuständige Vizepräsident der EU-Kommission, Margaritis Schinas, rief am Wochenende zur Eile auf: "Die Krise in Afghanistan, aber nicht nur sie, macht es noch offensichtlicher, dass jetzt der Zeitpunkt ist, sich über den neuen europäischen Migrationspakt zu einigen", sagte der Grieche der italienischen Tageszeitung La Stampa.