Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung

Internationale Politik Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung

wandersmann
wandersmann
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RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von wandersmann

Die Bilanz des Afghanistan-Einsatzes der Bundeswehr ist wohl mehr als ernüchternd, wie heute nach dem Abflug der letzten Soldaten festgestellt wurde..
59 tote Soldaten, 100-e auf deutschen Befehl getötete afghanische Zivilisten - das allein beantwortet die Frage danach, ob es das wert war. Ob es diesen Kriegseinsatz wert war, gemessen an den zweifelsohne positiven Effekten für Teile der Bevölkerung, bspw. der wieder hergestellten Bildungsmöglichkeiten für die Kinder und auch der Arbeitsmöglichkeiten für Frauen. Das alles gab es im Afghanistan Babrak Karmals in den 80-er Jahren ja schon mal, wurde aber mit der Machtübernahme durch Islamisten beendet, und das gleiche Szenario steht diesem Land jetzt wieder bevor. Dieses künstlich offen gehaltene Fenster in die Moderne beginnt sich nun wieder zu schließen.
Die Kollaborateure kleben uns nun auch an den Hacken, aber auch das wusste man vorher.
Die finale Erkenntnis Che Guevaras, dass man eine Revolution nicht exportieren kann, bewahrheitet sich auch in diesem Fall mit der marginalen Abänderung, dass es eben unser demokratisches System ist, das nicht ins Mittelalter transponiert werden kann, der dafür nötige Flux-Kompensator steht noch nicht zur Verfügung.

olga64
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RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von olga64
als Antwort auf wandersmann vom 30.06.2021, 19:51:55

Also Che Guevara lasse ich jetzt mal ruhen, zumal er in dieser Gegend, wo Afghanistan liegt, nie aufgetreten ist und selbst ein fürchterliches Ende gefunden hat.
Aber in Afghanistan tritt jetzt das ein, was befürchtet werden musste: alles, was dort an Gutem erreicht wurde (und da gibt es vieles, insbesondere die Rolle der Mädchen und Frauen) wird in Kürze durch die Talibans zunichte gemacht werden.

Es war auch eine der weiteren schlimmen Ideen von Trump, in Doha mit den Taliban zu verhandeln, aber die Regierung in Afghanistan nicht daran teilhaben zu lassen, sondern sie später mit den Tatsachen zu konfrontieren.

Auch für Russland war Afghanistan de facto ein eigenes Vietnam; sie wurden mit Schimpf und Schande aus dem Land gejagt, wo sie ebenfalls 10 Jahre Krieg führten. Olga

aixois
aixois
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RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von aixois
als Antwort auf wandersmann vom 30.06.2021, 19:51:55

beantwortet die Frage danach, ob es das wert war.

Dieses "es" wurde nie eindeutig definiert, sondern je nach dem beliebig im Nachhinein so verstanden, wie man es brauchte.

Eine externe, objektiv-neutrale Bewertung des Einsatzes wird seit langem angemahnt. Sie wird , wenn überhaupt, so schnell nicht kommen. Und so wird der Steuerzahler auch weiterhin nicht wissen, wozu die zig Milliarden € gut waren und die Bürger sich weiterhin fragen dürfen, war ES die Opfer wirklich wert ?

Ganz toll fand ich (mit halbem Ohr nur gehört) was Graf Lambsdorff (FDP) im DLF sagte :
Einsatz war ein voller Erfolg, weil er das Ziel erreicht hat.
Ziel war ein weiteres 9/11 zu vermeiden. Das ist uns in den 20 Jahren der Einsatzzeit gelungen. !

Ob das auch nach dm Abzug so sein wird  ... ?

 

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dutchweepee
dutchweepee
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RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von dutchweepee
afghanistan verloren.jpg
jeweller
jeweller
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RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von jeweller

Manche Länder lernen nicht aus ihrer Vergangenheit. Man muss sich nur ihre führenden Politiker ansehen, dass verleitet mich zum SCHMUNZELN.
Viel Glück.

LG HubertIMG_2148.JPG

freddy-2015
freddy-2015
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RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf aixois vom 26.06.2021, 17:18:31
so ist es dort unten auch,
dann ist es ja gut, wenn Du Dich "dort unten" auskennst.
Du reisst einen bestehenden Satz auseinander, nicht gut.

Freddy  :
Auch das ist total falsch,
ich hatte ja geschrieben und so ist es dort unten auch,
dass nicht alle aus der Region kommen.


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Bandagenanderl
Bandagenanderl
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RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von Bandagenanderl
als Antwort auf freddy-2015 vom 01.07.2021, 13:21:22

Da hat nun Deutschland seine Freiheit am Hindukusch verteidigt. Hat Fortschritt für Frauen und Mädchen gebracht und Schulen eingerichtet. Die Terroristen zurückgedrängt. 
Dann löst ein US Präsident sein Wahlversprechen ein, schließt einen Vertrag mit den Terroristen und holt seine Soldaten heim. Sein Nachfolger ist nicht dumm und revidiert diese Entscheidung nicht, denn auch er will seine Soldaten nicht opfern.
20 Jahre Krieg und politische Lippenbekenntnisse und am Ende bleibt wieder ein Volk auf der Strecke. Da sieht man wie weit es her ist mit Menschenrechten und Ethik. 
 Ich meine, es wäre höchste Zeit sich vom großen Bruder abzunabeln und eigene europäische Politik zu machen. 
Anderl    

wandersmann
wandersmann
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RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf Bandagenanderl vom 01.07.2021, 15:18:19

@ Bandagenanderl

Was das Abnabeln vom großen Bruder betrifft - da gebe ich Dir recht, wir sind ein souveräner Staat und die Nachriegszeit ist lange vorbei, ist ist an der Zeit, mal etwas selbsbewusster aufzutreten.
Das Mitmischen im Krieg in Afghanistan allerdings war überflüssig, nicht nur aus deutscher Sicht. Wären sie lernfähig, dann hätten sie sich nicht erst zum jetzigen Zeitpunkt aus dieser abenteuerlichen Veranstaltung verabschiedet. Unsere Werte, unsere Auffassung einer humanistischen, aufgeklärten Gesellschaft lassen sich nunmal nicht ins Mittelalter transportieren, mit Waffen schon gleich gar nicht. Dieses 20-jährige Experiment arbeitete klar die Inkompatibilität unserer Werte mit denen des blindwütenden Islamismus heraus. Ich befürchte, dass unser Einmischen dort für die Menschen am Ende mehr Schaden als Nutzen gebracht hat.

olga64
olga64
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RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von olga64

ich sehe es als Erfolg für die in Afghanistan lebenden Frauen und auch Männer an, dass eine Generation dieser Menschen erstmals seit Jahrzehnten so etwas ähnliches wie Frieden erleben konnten und insbesondere Mädchen und Frauen in die Schule gehen und lernen durften.
Da werden in diesen vielen Jahren ganz andere Voraussetzungen geschaffen in dieser Bevölkerungsgruppe als es sie in Afghanistan jemals gab.
Diese unverantwortliche Verhandlungstaktik des Mr Trump mit den Taliban "Friedensverhandlungen" zu führen, ohne die amtierende Regierung des Landes einzubinden, öffnen nun das Tor für das Wiedererstarken der Taliban,die nur auf den Abzug der westlichen Truppen gewartet haben.
Sie leben seit langem mit ihren Familien in Pakistan und werden nun zurückkehren und ihre Schreckensherrschaft wieder weiterführen.
Es ist auch kein Wunder, dass sie keine Neuwahlen wollen - Argument: sind im Islam verboten (!). Der Hauptgrund ist aber, dass sogar die Taliban selbst einsehen, dass sie sehr unbeliebt im Volk sind und bei wirklichen Wahlen eine gigantische Niederlage einstecken müssten.
Ich hoffe nur, dass alle Afghanen, die z.B. die deutsche Bundeswehr jahrelang unterstützten, umgehend aus dem Land geholt werden, weil sie vermutlich die ersten sind, die auf den Todeslisten der Taliban stehen.
Olga
 

arno
arno
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RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von arno
als Antwort auf dutchweepee vom 01.07.2021, 09:56:14

Moin, dutchweepee,

die Soldaten aus Afghanistan kommen nach Hause und werden nicht empfangen!
Alle Politiker vermeiden ein Protokoll. Bundespräsident, Bundeskanzlerein und nicht
einmal die Kriegsministerin Annegret Kramp-Karrenbauer erschien zur Begrüßung der Soldaten.
Die Führungseliten haben vergessen, dass diese Soldaten direkt dem Parlament unterstehen.
Ich weiß nicht, was man davon halten soll.

Gruß arno 


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