Forum Politik und Gesellschaft Internationale Politik Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung

Internationale Politik Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung

freddy-2015
freddy-2015
Mitglied

RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von freddy-2015
als Antwort auf MarkusXP vom 25.06.2021, 21:22:29

Markus mit der Einstellung was die Mission angeht hast du schon Recht aber eine Sache sehe ich folgendermassen.
Mali und Somalia, da kann man eine Verbindung herstellen, Islamisten. Wobei ich den Ermittlungen nicht vorgreifen möchte in welchem Zusammenhang die Tat  im Würzburg steht. Seit wir Deutschen in Krisengebiete mit präsent sind finden Terroranschläge hier mehr statt.

 

Karl
Karl
Administrator

RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von Karl
als Antwort auf freddy-2015 vom 25.06.2021, 23:05:34

@freddy-2015

nur angehängt.

Der Mann in Würzburg war in psychiatrischer Behandlung. Ich würde jetzt keinen Zusammenhang konstruieren. Wir werden mehr erfahren, aber sicher nicht von Facebook oder Telegram.

Karl

MarkusXP
MarkusXP
Mitglied

RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf freddy-2015 vom 25.06.2021, 23:05:34
Markus mit der Einstellung was die Mission angeht hast du schon Recht aber eine Sache sehe ich folgendermaßen.
Mali und Somalia, da kann man eine Verbindung herstellen, Islamisten. Wobei ich den Ermittlungen nicht vorgreifen möchte in welchem Zusammenhang die Tat  im Würzburg steht. Seit wir Deutschen in Krisengebiete mit präsent sind finden Terroranschläge hier mehr statt.

 
Natürlich könnte sich Deutschland von allen Auslandseinsätzen zurück ziehen ... andere Staaten könnten das auch ... sagen wir einmal: es machten alle Staaten, UN hin oder her ... kein Land macht mehr militärische Einsätze im Ausland, wo auch immer, wozu auch immer ... egal ob sie gerufen werden!

Ich glaube nicht das unsere Welt dann sicherer würde, eher das Gegenteil!
MarkusXP

Anzeige

wandersmann
wandersmann
Mitglied

RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf MarkusXP vom 25.06.2021, 23:31:07

@ MarkusXP

Es geht bei diesen "Friedensmissionen"  doch nicht darum, den Einwohnern dieser Länder etwas gutes zu tun. Es geht um uns,  um die Sicherung unserer Außenhandelspolitik-

Ein damals amtierender Bundespräsident plauderte ganz unaufgeregt aus dem Nähkästchen, indem er sagte:

" Meine Einschätzung ist aber, dass insgesamt wir auf dem Wege sind, doch auch in der Breite der Gesellschaft zu verstehen, dass ein Land unserer Größe mit dieser Außenhandelsorientierung und damit auch Außenhandelsabhängigkeit auch wissen muss, dass im Zweifel, im Notfall auch militärischer Einsatz notwendig ist, um unsere Interessen zu wahren, zum Beispiel freie Handelswege, zum Beispiel ganze regionale Instabilitäten zu verhindern, die mit Sicherheit dann auch auf unsere Chancen zurückschlagen negativ durch Handel, Arbeitsplätze und Einkommen. "

Er rechtfertigte mit dieser modernen Form der Kanonenbotpolitik  bewaffnete Außenhandelspolitik Deutschlands.

aixois
aixois
Mitglied

RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von aixois
als Antwort auf MarkusXP vom 25.06.2021, 21:22:29

wollen verhindern das sich die Kriegsparteien die Hälse durchschneiden

Wenn man denn wüsste, wer genau die  "Kriegs"- Parteien wären. Wenn ich mich recht erinnere hatte ich schon mal geschrieben, dass der Mali Einsatz (MINUSMA) genauso ein 'Flop' werden wird wie Afghanistan.
Wer die Gegend kennt (auch die Bundeswehr sollte in ihren Archiven noch Berichte ihrer Soldaten finden, die Mitte der 1980-er in Mali waren , um Militärhilfe -Ausbildung/Pionierarbeiten - zu leisten) und die mindestens seit der Unabhängigkeit schwelenden, immer mal offen ausbrechenden Konflikte zwischen Ethnien, Schmugglerbanden, usw. kennt, weiss, dass da nichts dabei rauskommt.

Ich habe südlich von Gao öfters mit den Tuareg zutun gehabt  und werde 2 Dinge nie vergessen: zu einem kannten sie den exakten Tageskurs des Dollars mitten in der Wüste (clevere Händler , gut organisiert), zum anderen zeigte mir eine alter Targui, den ich als Bürger Malis ansah, als Antwort alle seine Pässe : aus Mauretanien, Senegal, Mali, Niger, Burkina Faso ... und lachte herzlich dabei: ich bin ein stolzer  Bürger der Wüste, die uns gehört und die wir beherrschen, für uns gibt es keine Grenzen, um Ruhe zu haben, besorgen wir uns halt die Papiere und gab einen seinem Sohn mit dem Hinweis, dass er erneuert werden müsse.

Der vom Westen organisierte Sturz Ghaddaffis führte dazu , dass große Mengen Waffen in den Süden gelangten und mit ihnen die Kämpfer (auch, aber nicht nur Islamisten) ,die sie bedienen konnten.
Es gibt da Strukturen, Vereinbarungen, wechselnde Koalitionen, Konflikte  zwischen den Clans/Stämmen/Herrschern, die wir von aussen in einem Sahelland, das 3 mal so groß wie DE ist, nicht überschauen können. Die Franzosen haben versucht, die Clans gegeneinander auszuspielen und sich dabei eine blutige Nase geholt. Eins ist sicher, wie in Afghanistan betrachten alle Indogenen von Mali (und anderen Sahelländern) die UN Truppen als Eindringlinge, die möglichst bald verschwinden sollen, weil sie die Spannungen steigen lassen, sie aber nicht abbauen können.

Über 220 Tote auf Seiten der MINUSMA Einheiten, Tausende Tote bei den Einheimischen nicht nur in Mali (erst vor zwei Wochen wurde eine Familie ausgelöscht in einem kleinen Dorf im Nordosten von Burkina, wo ich seinerzeit immer mal wieder Rast gemacht hatte - friedlicher ging es damals nicht).
Die Unsicherheit unter der Bevölkerung nimmt zu, niemand weiss, wann die 'Hani'* wieder einen Terroranschlag verüben. Die Hani sind längst über alle Dünen verschwunden, wenn endlich die UN Soldaten auftauchen. Wenn es ganz schlimm kommt, kommen bei der Verfolgung dann auch völlig Unschuldige ins Visier (wer ist Feind, wer nicht, die sehen alle gleich aus) mit den aus Afghanistan bekannten Folgen.

Friedenssicherung ? Welchen Frieden ? Je länger und intensiver die verhassten Fremden verzweifelt ihre hoffnungslosen friedenssichernden Massnahmen (auch 'Befragungen') durchführen, desto eher erreichen sie das Gegenteil dessen, weshalb sie ins fremde Land gekommen sind (Bundeswehr ist jetzt auch im Niger bis Niamey aktiv - war aber nie ein Thema in den Medien hier).

Dass die Franzosen Anfang Juni ihre Operation Berkhane (gemeinsame Militäraktionen mit Mali) vorübergehend eingestellt haben, zeigt, dass sie dabei sind , die Effektivität ihres Einsatzes zunehmend in Frage zu stellen. Und die Bundeswehr (Aufklärung/Droheneinsatz,Ausbildung/Ausstattung  von Armee und Polizei) ?
Das Argument "Mädchenschulen" zieht ja in Mali nicht.

Unsere Freiheit (wie AKK sagt) in den endlosen Dünenlandschaften des Sahel verteidigen ohne den 'Feind' zu kennen ???

* Hani = homme arabe non identifié = arabischer Mann, nicht zu identifizieren; Tuareg tragen ihren gewickelten Tagelmust (Schesch) und sind voneinander kaum zu unterscheiden (Hani oder Tuareg ? Für Fremde nicht erkennbar)


aixois


 
Karl
Karl
Administrator

RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von Karl
als Antwort auf MarkusXP vom 25.06.2021, 23:31:07

@MarkusXP,

ich kann über den Mali-Einsatz nicht urteilen. Ich gebe zu, darüber zu wenig zu wissen. Generell halte ich aber Friedensmissionen der UNO für etwas Gutes und ich bedauere, dass die UNO als Organisation so schwach ist, dass sie dies nicht aus eigener Kraft leisten kann, sondern auf Kräfte der Mitgliedsstaaten zurückgreifen muss. In der Vergangenheit hat die UNO zwar öfters versucht, Massaker zu verhindern, aber erfolgreich war sie aufgrund ihrer Schwäche selten.

Ich wäre für eine Stärkung der UNO. Aber eine solche liegt wohl noch in sehr weiter Ferne. Noch sind die Staaten nicht gewillt, von ihrer Macht etwas an die UNO abzutreten. Der Führung der UNO fehlt ja auch noch jede demokratische Legitimation.

Karl


Anzeige

Mitglied_cde6d1e
Mitglied_cde6d1e
Mitglied

RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von ehemaliges Mitglied

"Friedensmissionen" der UN befrieden weder das Land, noch die Konfliktparteien, wie die Einsätze in der Vergangenheit belegen. Diese Einsätze verlängern Konfliktsituationen, die sich sonst längst erledigt hätten. Sie verhindern auch keinen einzigen Toten in diesen Konflikten, wie sich gezeigt hat.
In der Region kracht das seit Ende der 60er von West-Sahara über Mauretanien, Guinea-Bissao und Mali ff.
Keine militärische Präsenz der UN hat irgendetwas positives bewirkt.

Morvan

MarkusXP
MarkusXP
Mitglied

RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.06.2021, 09:40:07

Danke!
Ich komme ins Grübeln ob ich mit meiner Meinung zu Mali richtig liege ... 

Wenn alle abziehen bedeutet dies, alles dem freien Spiel der Kräfte zu überlassen ... das war 1994 in Ruanda zwischen Hutu und Tutsi der Fall ... etwa 800.000 Menschen sind dem zum Opfer gefallen, es können aber auch 1.000.000 gewesen sein. Die Bilder sind mir noch präsent!
MarkusXP



 

Mitglied_cde6d1e
Mitglied_cde6d1e
Mitglied

RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf MarkusXP vom 26.06.2021, 09:53:07
Danke!
Ich komme ins Grübeln ob ich mit meiner Meinung zu Mali richtig liege ... 

Wenn alle abziehen bedeutet dies, alles dem freien Spiel der Kräfte zu überlassen ... das war 1994 in Ruanda zwischen Hutu und Tutsi der Fall ... etwa 800.000 Menschen sind dem zum Opfer gefallen, es können aber auch 1.000.000 gewesen sein. Die Bilder sind mir noch präsent!
MarkusXP
 

Es hat noch nie ein freies Spiel der Kräfte in diesen Konflkten gegeben, weil massive wirtschaftliche Interessen und Einflußnahme der 1. Welt dem entgegenstehen.
Die "Friedensmissionen" der UNO dienen vornehmlich der Interessensicherung, allerdings nicht des zu befriedenden Staates.

Morvan

btw
ich habe den Konflikt West-Sahara - Spanien vs. Frente Polisario noch sehr deutlich vor Augen
wandersmann
wandersmann
Mitglied

RE: Afghanistan Abzug, Mali Aufstockung
geschrieben von wandersmann
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 26.06.2021, 10:02:46

@ Morgan

Den Begriff "Friedensmission" für derlei Militärische Einsätze zu verwenden, bedeutet,  sich exakt an die Orwellsche Definition  "Krieg=Frieden" zu halten. Wenn aber selbst Bundespräsidenten die Gewissheit haben, dass es bei diesen Einsätzen um die Sicherung unserer Handelswege geht, sollten wirken diesen Fällen nicht leichtfertig und naiv von friedensschaffdnden Maßnahmen sprechen.

Aus seiner Sicht war der Würzburger Somali vermutlich auch in einer notwendigen Friedensmission unterwegs. 


Anzeige