Internationale Politik Ägypten brandaktuell

schorsch
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Re: Ägypten brandaktuell
geschrieben von schorsch
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.02.2011, 10:19:02
"Das dicke Ende kommt erst noch", sprach der Elefant zur Schlange, die sich seinen Rüssel einverleiben wollte.....
Karl
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Re: Ägypten brandaktuell
geschrieben von Karl
als Antwort auf rodaroda vom 12.02.2011, 01:03:07
Also nochmals: Zu frühzeitigem Jubel besteht noch kein Anlass.
Skepsis ist immer ein guter Ratgeber. Trotzdem teile ich den pessimistischen Ausblick nicht. Ein Grund zum Jubeln besteht schon deshalb, weil das ägyptische Volk gezeigt hat, dass es wach und politisch gereift ist. Bewundert habe ich die besonnene Art der Massen, die sich gewehrt haben, als sie angegriffen wurden, aber ihrerseits keine Gewalt ausgeübt haben, als die Provokationen aufhörten.

Ich glaube nicht, dass das Regime einfach so weiter machen kann und wird, wie bisher. Dazu ist diese Machtdemonstration des Volkes zu eindrücklich und zu imponierend gewesen. Dieses wache und junge Volk der Ägypter wird sich nicht wieder so knechten lassen wie zuvor.

Die durch die Armee garantierte Kontinuität im Übergang auf eine zivile Regierung liegt vielleicht eher im außenpolitischen Bereich. Es steht nicht zu erwarten, dass ein plötzlicher Schwenk auf einen Konfrontationskurs mit Israel stattfinden wird. Langfristig wird sich Israel aber sicherlich darauf einrichten müssen, dass es mehr Partner auf Augenhöhe haben wird als bisher.


Karl
rodaroda
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Re: Ägypten brandaktuell
geschrieben von rodaroda
als Antwort auf Karl vom 12.02.2011, 13:09:12
Die Skepsis rührt nicht unbedingt aus Pessimismus, sondern aus realistischen Überlegungen. Im Jubel über die zurückgelegte politische erste Etappe, wird von den hier Schreibenden, auch von Karl, eben nur der politische Teil berücksichtigt.

Der Aufstand fand jedoch - wie auch in Tunesien - nicht nur aus Freiheitsdrang statt, auch wenn sich dies nach außen zunächst überwältigend manifestierte und auch eine Initialbegründung war.

Begleitet und mit am Leben erhalten wurde alles auch durch die drückenden und perspektivlosen materiellen Lebensumstände, der Armut.

Zwei Hinweise dazu, stehend für viele:
Bei einer Bevölkerung von 80 Mio. wird von 9 Mio. Tagelöhnern berichtet und davon, dass ein Großteil der Menschen von der Hand in dem Mund lebe, viele davon nur mit 2$/Tag auskommen müssen.

Die wirtschaftliche Entwicklung des Landes ist äußerst schwach, es bestehen nur 2 tragende Säulen, der Suezkanal und der Tourismus (es wird angegeben, dass jeder 10. in diesem in irgend einer Form tätig ist)

Ägypten wird praktisch seit 1952 vom Militär regiert. Leistet sich mit 470.000 Mann, 3700 Panzern und 1500 Kampfflugzeugen grotesk hochhochgerüstete Streitkräfte, auch aus Regimeerhaltsgründen.

Diese Zeit hat die Einkommenschere zwischen den jeweiligen Regimeprofiteuren, Offizieren und Günstlingen und dem Rest der Bevölkerung so weit aufgerissen, dass wir uns das wahrscheinlich gar nicht bewußt werden lassen.

Die Menschen erwarten nach dem politischen Erfolg eine Verbesserung ihrer Lebnsumstände, was mir kurz-, ja selbst mittelfristig eine kaum zu lösende Problematik zu schaffen scheint.

Die Geduld der Bevölkerung, angesichts des errungenen politischen Erfolges könnte demnach zu einer kritischen Masse werden.

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Re: Ägypten brandaktuell
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.02.2011, 10:19:02
"das ist wohl keine erkenntnis, sondern nur ein zusammengestoppelter spruch."

Ich finde den Spruch nicht schlecht, weil er nicht zusammengestoppelt ist, sondern für sehr viele Revolutionen nachweislich passt.

Zusammengestoppelt ist eine ständige Wiederholung gleicher Parolen, wie "Schurken"-"unsere Schurken" , "imperium americanum" - egal, um welches Thema es geht.
Das geht jedem so auf den Docht, dass es jede revolutionäre Stimmung abtötet.

hema
hema
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Mubarak verlässt der Lebenswille
geschrieben von hema
Hosni Mubarak verlässt der Lebenswille: Gestürzter Diktator verweigert Behandlung

Ägypten: Will angeblich in seinem Land sterben
Hatte bereits Gallenblasenoperation im letzten Jahr

Der Gesundheitszustand des früheren ägyptischen Präsidenten Husni Mubarak hat sich einem Zeitungsbericht zufolge dramatisch verschlechtert. Der 82-Jährige verweigere die notwendige medizinische Versorgung und wolle nicht zur Behandlung nach Deutschland gebracht werden, berichtete die saudi-arabische Zeitung "Ashark al-Aswat" in ihrer Internetausgabe. "Er hat die Menschen in seiner Umgebung gebeten, ihn in seinem Land sterben zu lassen", zitierte die Zeitung einen ehemaligen Mitarbeiter aus dem Umfeld des militärischen Oberkommandos. "Ich glaube, es ist nur noch eine Frage der Zeit."

Müssen wir jetzt Mitleid mit ihm haben?


myrja
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Re: Mubarak verlässt der Lebenswille
geschrieben von myrja
als Antwort auf hema vom 15.02.2011, 18:53:38
Ist schon eigenartig. Eben noch war er so gesund, dass er gerne noch lange weiter regiert hätte. Und nun ist er plötzlich schwer krank, ja vielleicht sogar dem Tode nahe? Ich wusste gar nicht, dass eine Gallenoperation sooooo schlimm ist. Zumal seine OP doch schon ein Weilchen her ist. Ich kenne einige Menschen, die das hinter sich haben und auch nach Jahren noch quicklebendig sind.

Nein Hema, ich habe kein Mitleid mit ihm. Mitleid – darauf baut er doch jetzt. Er sieht sich als Opfer. Ist er ja auch irgendwie, nämlich ein Opfer seiner Machtgier. Aber das wird er wohl nie begreifen. Mit dem Verlust seiner Macht, mit der Enttäuschung über „sein“ Volk, sieht er nun evtl. auch keinen Sinn mehr in seinem Leben.

Myrja

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schorsch
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Re: Mubarak verlässt der Lebenswille
geschrieben von schorsch
als Antwort auf hema vom 15.02.2011, 18:53:38
@: "...Der 82-Jährige verweigere die notwendige medizinische Versorgung und wolle nicht zur Behandlung nach Deutschland gebracht werden..."

Da käme ja vielleicht aus, dass die Krankheit nur simuliert ist!

Ich denke eher, dass er die Zeit, da man ihn einigermassen unbehelligt am Meeresstrand verweilen lässt, nutzen wird um seine Abreise in ein sicheres Exil - inklusive Transfer seiner Milliarden - zu organisieren.
hema
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Re: Mubarak verlässt der Lebenswille
geschrieben von hema
als Antwort auf schorsch vom 16.02.2011, 09:45:46
Man hat ja bei seiner letzten Rede gesehen, dass er fern jeder Realität ist. Jetzt begreift er noch immer nicht, dass er "seinem" Volk nichts Gutes getan hat und ist trotzig und beleidigt. Armer alter Mann!

Geld bringt der aus Ägypten sicher keines mehr hinaus. Hab gesehen die passen da gut auf.

Es wäre ja sogar äußerst wichtig, dass das Geld, das er im Ausland gebunkert hat SOFORT zurück fließt. Die Menschen dort brauchen es dringend um überleben zu können.

Hat er ein Recht darauf in Ägypten bleiben und da sterben zu können, oder soll er zur Rechenschaft gezogen werden?







olga64
olga64
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Re: Mubarak verlässt der Lebenswille
geschrieben von olga64
als Antwort auf hema vom 16.02.2011, 11:10:45
[quote=hema]Man hat ja bei seiner letzten Rede gesehen, dass er fern jeder Realität ist. Jetzt begreift er noch immer nicht, dass er "seinem" Volk nichts Gutes getan hat und ist trotzig und beleidigt.

Hema - ich dachte immer, eine Rede kann man nur beurteilen, wenn man sie hört und nicht, wenn man sie sieht. Sollten Sie sie hörend interpretiert haben - sprechen Sie arabisch/ägyptisch wirklich so gut, dass Ihnen dies gelungen ist?
Anscheinend haben Sie noch immer persönlichen Kontakt zu ihm - woher sollten Sie sonst wissen, welche Gewissensbisse ihn nun plagen? Lassen Sie uns doch detailliert an Ihrem hohen Wissen teilhaben - ist ja wirklich hochinteressant, in welchen Kreisen manche Diskutanten so verkehren. Olga



hema
hema
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Re: Mubarak verlässt der Lebenswille
geschrieben von hema
als Antwort auf olga64 vom 16.02.2011, 16:25:17

Sorry, wenn ich eine Rede ich TV sehe, dann höre ich auch den Übersetzer.

Wie ist das bei ihnen? Nichts sehen, nichts hören, nichts wissen ????




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