Innenpolitik Wutbürger, nächste Runde

Das St.Florians-Prinzip bestimmt viel im Weltgeschehen.
Jeder will rasch zur Autobahn, weil er ein Auto hat(wenige Ausnahmen). Keiner will aber mit lautem Verkehr leben, den die Otto-Motoren und die Rollgeräusche der Autos nun mal machen.
Ähnlichen Krach machen, neben Vergiftung der Luft, Flugzeuge.
Wohne ich weit weg davon, mir wurscht.
In der Einflugschneise werde ich zum Wutbürger.


Will ich wegfliegen, freue ich mich, weil das überhaupt möglich ist.

Nun werden die Münchener Bürger am 17.Juni abstimmen, ob sie eine 3.Start/Landebahn befürworten.
Klar doch, die ist ja weit ausserhalb der Stadt.
Wie stimme ich, in dessen Brust zwei Seelen wohnen, ab?

Das bestimmt meine rechte Hand am 17.6.

Die Bürger im Umfeld des Fluchhafens stimmen nicht ab, warum eigentlich.

Servus

Ich finde dies auch unmöglich. Wenn ich mir vorstelle, wie der Oberwutbürger Seehofer und seine Mannen darauf reagiert hätten, wenn dies z.B. in anderen Bundesländern passiert wäre (vorwiegend in denen, in welchen die FDP noch was zu sagen hat), hätte sein Ausbruch sicher gesendet werden dürfen.
Ist auch eine schwache Leistung von Herrn Uhde, den ich ansonsten - eitel wie er ist - seit vielen Jahren sehr mag. Die Münchner werden sicher pro Flughafen stimmen - sie wollen ja schnell weg - nach Olbia, Sylt oder auch Übersee. Aber auch die Flughafen-Anrainer fliegen irgendwann mal - viele von denen sind ja auch erst in diese Gegend gezogen als es den Flughafen schon gab. Und in prosperierenden Gegenden wie Bayern musste man sich schon frühzeitig darauf einstellen,dass das letzte Wort beim Flughafen nicht gesprochen war. Schwierige Situation - Olga (die nicht wahlberechtigt ist in dieser Sache, aber ziemlich ratlos).

Na wenigstens teilt ihr meine Ambivalenz, wenn auch durch stumme Ratlosigkeit.

Servus, hab ja noch bis 17.6. Zeit.

Meine Tochter sagt übrigens, sie sei für die 3. Startbahn, sie wohne ja nicht dort draussen, ich denke, das ist die übliche Denke, gel heiliger Florian.

Servus

"Wutbürger, nächtse Runde"

Ja - heigl - genauso ist das oft mit dem "Wutbürger". Gut formuliert!
Der eine ist "Wutbürger" - der andere ist wütend auf die "Wutbürger" und das alles wechselt dann mal - je nach Interessenlage.
Ich kenne das egoistische hin und her aus meiner Braunkohlenregion.

Kritisch wird es erst dann, wenn überregional zu regionalen Problemen "Wutbürger" regelrecht "gezüchtet" und politisiert werden.

Nur ganz wenige zornige Bürger regen sich auf, wenn Kirchenglocken mit mehr als 96 dBA ca. 40m vom Ort der Entstehung die Nacht oder Morgenruhe stören. Mir liegt ein Schreiben des BW-Umweltamtes vor, in dem diese Art schmerzhaften Lärmes sozialadäquat bezeichnet wird. Nun googelt mal nach diesem Wort.

Ich habe mir Fenster mit Dreifachverglasung einbauen lassen, damit ich Telefongespräche entgegen nehmen und dem aktuellen TV-Programm folgen kann. Als ich vor 15 Jahren in dieses Haus einzog war der Lärm noch nicht so hoch und intensiv!

Nur ganz wenige zornige Bürger regen sich auf, wenn Kirchenglocken mit mehr als 96 dBA ca. 40m vom Ort der Entstehung die Nacht oder Morgenruhe stören. Mir liegt ein Schreiben des BW-Umweltamtes vor, in dem diese Art schmerzhaften Lärmes sozialadäquat bezeichnet wird. Nun googelt mal nach diesem Wort.

Ich habe mir Fenster mit Dreifachverglasung einbauen lassen, damit ich Telefongespräche entgegen nehmen und dem aktuellen TV-Programm folgen kann. Als ich vor 15 Jahren in dieses Haus einzog war der Lärm noch nicht so hoch und intensiv!

Was ist in den 15 Jahren seit Deinem Einzug in das Haus passiert, Hinterwaeldler?
Hat man eine neue noch klagvollere Kirchenglocke eingebaut?
Wohnst Du an einer Einflugschneise oder einer noch stärker frequentierten Bahnlinie?
Es interessiert mich wirklich.

(...) Der eine ist "Wutbürger" - der andere ist wütend auf die "Wutbürger"
und das alles wechselt dann mal - je nach Interessenlage.

@Klaus, haargenau so ist es .

MargArit

Was ist in den 15 Jahren seit Deinem Einzug in das Haus passiert, Hinterwaeldler?
Hat man eine neue noch klagvollere Kirchenglocke eingebaut?

Vor ca. 6 Jahren wurde vom Gemeinderat (Bürgermeisteramt) der Kirchengemeinde eine Quarzuhr spendiert und eingebaut. In der Folge waren es bsw. zum Morgenläuten früh 6:05 Uhr nicht mehr 130 (etwas mehr als 2 Min) sondern 180 Schläge (3 Minuten). Weiterhin wurde auch offensichtlich die Läutemaschine und die Schallöffnungen verändert, so das der Schall mehr nach unten abgestrahlt wird. Vermutlich haben die Spender der Glocken (eingravierte Namen) bzw ihre Angehörigen am Ortsausgang das Läuten nicht richtig gehört.

Vor 15 Jahren waren es werktäglich 3200 und heute sind es 4000 Schläge. Dies teilt sich auf in Morgenläuten 6:00, Frauenläuten 11:30 (soll die Frauen von den Feldern an den Herd rufen), Mittagsläuten 12:00, Feierabend 18:00 und Abendgebet 19:30. Die Anzahl der Schläge errechnet aus der durchschnittlichen Schlagfrequenz von 70 Schläge/min, der Anzahl der beteiligten Glocken und der Dauer des Läutens.

Auf den Stundenschlag will nicht weiter eingehen. Um Mitternacht sind es immerhin 36 Schläge die so klingen als würden vor meinen Schlafzimmerfenstern zwei verbeulte Melkeimer aufeinander geschlagen.

Dann kommt noch zweimal in der Woche das sg. säkulare Läuten, wie Läuten zum Zusammenrufen zur Andacht/Gebet, Angelusläuten und Abschlussläuten hinzu, wobei das Angelusläuten vom jeweiligen Priester abhängig ist. Nicht zu vergessen, dass der Messner hin und wieder mal Rasen mäht und da das Motorengeräusch seinen Ohren schmerzt, er die Glocken anstellt. In solchen Situationen kannst du nur noch den Finger zeigen und die Grillparty beenden. Die Menschen können sich eh nichts mehr sagen.

Das ist kein Witz sondern der reale Irrsinn im südbadischen Hinterwaldhofen mit seiner 100 jährigen Kirche. Jedes mal wenn ich in die zutiefst katholischen Länder im Süden Europas fahre bin ich erstaunt, wie ruhig, ja fast symbolisch, dort das Läuten gehandhabt wird. Im Südtiroler Innichen habe ich zwischen zwei Kirchen ein erholsamen Pfingsturlaub erlebt (das Haus sieht man), obwohl in den Kirchen deutsche und italienische Gottesdienste stattfanden.

Ich habe mich diesbezüglich mal mit einem Franziskaner vom Kloster Werd unterhalten und der meinte das ich keine Chance habe und erst dann die Kirchengemeinde aufhört, wenn die Glocken auf der Kanzel liegen. Im Reichenauer Münster hat man es übrigens innerhalb von 20 Jahren fast geschafft.

Zusammenrufen zum Gebet vor meinem Schlafzimmerfenster: Sonntagsglocken gegen 8:00h

Das macht mich ratlos, hw.

Hast du keine Mitstreiter, denn das ganze sehen doch sicher sehr viele so wie du.
4000 Glockenschläge, laut pro Tage, können doch nicht 51% kalt lassen, da müßte sich doch eine Mehrheit finden.
Oder ist das ganze ein Problem der engen Vernetzung der Menschen in deinem Ort geschuldet?

Wut einmal anders. Alle sind wütend, aber kaum jemand unternimmt etwas.

Servus

Habe da ein prima Mittel gegen das nervende Glockengebimmel :
D Y N A M I T !!!
Etwa 20 Kg. verwandeln nicht nur die Glocken in Sammelstücken für Buntmetallsammler, sondern die ganze Kirche in eine Art Raumschiff.
Weit fliegt das Schiff allerdings mit den 20 Kg Treibstoff nicht, da müssten schon einige Betroffene auch jeweils 20 Kg spenden. Machen die ganz bestimmt, mußt sie nur herzlich bitten.
Am wirkungsvollsten ist Deine Bitte während des Frühläutens oder um Mitternacht, wenn ehrliche Menschen gerne schlafen würden.


contra

Meine Tochter sagt übrigens, sie sei für die 3. Startbahn, sie wohne ja nicht dort draussen, ich denke, das ist die übliche Denke, gel heiliger Florian.

Servus

Tja, lieber Heigl - es erhebt sich natürlich auch die Frage, wie habt Ihr denn Eure Tochter erzogen? Im üblichen, egoistischen Sinne? Dann sollte der Floriansfinger auch auf Euch als Eltern zeigen, wie ich finde.
Am Ammersee haben wir eine ähnliche Posse zu beobachten. Es geht um einen Recyclinghof, den keiner mag, den aber alle brauchen. Es wurde vom dortigen Gemeinderat beschlossen,diesen weg vom Ort an den Ortseingang zwischen zwei gut befahrenen Strassen zu platzieren. Nach 10 Monaten (!) regt sich nun der Wutbürger und will, dass dieser Recyclinghof anderswo hinkommt - genauer, in andere Ortschaften. Er wird - obwohl er anscheinend einige andere Wutbürger aufsammeln konnte - Pech haben. Erinnert ein wenig an Stuttgart 21 - da erwachten die Wutbürger auch erst nach Jahren (und verloren dann kläglich). Olga