Innenpolitik Wir Älteren und die Nazizeit
Ich denke ....die "Logorrhoe" , die sollten Sie mal besser denen überlassen , die sich in Sachen "Nazizeit" wirklich auskennen .
Die ernsthaft daran interessiert sind .
Die wirklich was dazu zu berichten haben .
Und nicht denen , die sich hier nur irgendwie austoben wollen .
Einverstanden ?
Ich möchte mal einen Beitrag hier einstellen über eine relativ unbekannte Facette zur Nazizeit. Auch das hat es gegeben. Stella Ingrid Goldschlag (geboren 10. Juli 1922, verstorben 1994) war eine deutsch-jüdische Denunziantin der Gestapo, die während des 2. WK als sogenannte „Greiferin“ in der Illegalität lebende untergetauchte Juden in Berlin aufspürte und der Gestapo auslieferte. Sie selbst stammte aus einer jüdischen Familie. Ihre Eltern wurden nach Theresienstadt deportiert und dort umgebracht. Vermutlich hatte sie versucht, durch ihre Tätigkeit die Eltern zu retten, was nicht gelang. Das Schicksal ihrer Eltern hat die Frau nicht davon abgehalten, weiter Verstecke von jüdischen Menschen aufzuspüren und an die Gestapo zu verraten. Ihre Tochter, geboren 1945, wollte mit ihr nichts zu tun haben und wanderte als erwachsene Frau nach Israel aus.
Bei Interesse kann das Leben dieser Frau im blauen link nachgelesen werden.
Was manche Menschen tun , um selbst besser ? überleben zu können , das ist nicht neu .
Gold=Geld=Leben .
Da gibt es keine Skrupel .
Auch das sind in meinen Augen "böse" Menschen .
Die Gründe hierfür mögen unterschiedlich sein .
"Gut" sind sie nicht .
Meine Uroma hatte einen Juden jahrelang in ihrer Wohnung versteckt .
Bis weit nach 1945 hinaus .
Der Herr Holaczek .
Weit nach Beendigung des 2. WK hat der sich erst aus dem Haus getraut .
Ich bin mit ihm "groß geworden" .
Er war ein ganz liebreizender Mensch .
Ich wollte rasch meinen Beitrag noch um eine Liste derer ergänzen, die in Deutschland auf jede nur mögliche Weise jüdischen Menschen geholfen haben, die Verfolgung in der Nazizeit zu überleben. Bewegend und wissenswert.
Liste der Gerechten unter den Völkern aus Deutschland
Es gab so Viele , die geholfen haben .
So Viele .
So Viele mit Herz .
So Viele mit Mut .
Nicht , weil sie "Verstand" oder "Intellektualität" besaßen .
Nein . Einfach nur ,weil sie mutig , herzlich und menschlich dazu in der Lage waren .
Danke für diesen lesenswerten Beitrag.
Aber die Brutalität und auch unfassbare Unmenschlichkeit äusserte sich auch in vielen Fällen darin, dass in Mietshäusern,wenn "die Juden" abgeholt wurden, umgehend Nachbarn oder Hausbewohner in die verlassene Wohnung gingen, um dort mitzunehmen, was transportfähig war: es dürfte auch heute noch viele "grossbürgerliche" Wohnungen geben, wo wertvolle alte Schränke, Bilder, Porzellan, Besteck usw. gedankenlos über Generationen benützt wird.
Vermutlich wurden auch lange Pelzmäntel usw. von solchen Leuten entwendet und getragen - das geht seit einigen Jahren nicht mehr, weil Pelze in der Öffentlichkeit nicht mehr gerne gesehen werden.
Olga
Grübel:
Vor ein paar Tagen meinte ich noch, ICH sei der Böseste hier......
😍
Danke für diesen lesenswerten Beitrag.@Olga64
Aber die Brutalität und auch unfassbare Unmenschlichkeit äusserte sich auch in vielen Fällen darin, dass in Mietshäusern,wenn "die Juden" abgeholt wurden, umgehend Nachbarn oder Hausbewohner in die verlassene Wohnung gingen, um dort mitzunehmen, was transportfähig war: es dürfte auch heute noch viele "grossbürgerliche" Wohnungen geben, wo wertvolle alte Schränke, Bilder, Porzellan, Besteck usw. gedankenlos über Generationen benützt wird.
Vermutlich wurden auch lange Pelzmäntel usw. von solchen Leuten entwendet und getragen - das geht seit einigen Jahren nicht mehr, weil Pelze in der Öffentlichkeit nicht mehr gerne gesehen werden.
Olga
Ob in den Mietshäusern so verfahren wurde, das weiß ich nicht, aber zu vermuten, wenn nicht sofort versiegelt wurde. Es gibt eine authentische Begebenheit, geschildert von der Betroffenen, die sich im Dorf Hemmerden zugetragen hat.
Der Finanzbeamte Josef Krüppel, tätig im Finanzamt Grevenbroich und späterer Stellv. Leiter des Amtes. Als Josef im August 1939 ein Schreiben von der Oberfinanzdirektion Düsseldorf erhielt, in dem er aufgefordert wurde Parteimitglied der NSDAP zu werden, trat Josef der Partei bei. Im Jahre 1941 erhielt Josef ein Schreiben aus Berlin, das den Titel Abschiebung (Enteignung) von Juden trug. Nachdem die jüdische Bevölkerung des Ortes deportiert wurden, veräußert der Finanzbeamte den Hausrat in einer öffentlichen Versteigerung. So erhält der Beamte für den Hausrat der Familie Winter 4 048,89 RM und überweist diesen Betrag an die Finanzkasse. Der Finanzbeamte lässt das Haus auf das Finanzamt überschreiben und treibt als Hausverwalter die Miete für das Finanzamt ein. In der Nachkriegszeit wird Josef Krüppel damit beauftragt, die enteigneten jüdischen Familien zu entschädigen. Da Krüppel immer noch Hausverwalter des Hauses ist, muss er zu dem Haus der Familie Winter vorbeikommen, um dort Schäden des Hauses zu begutachten. Dabei erfolgt eine Auseinandersetzung mit Marianne Stern, der einzigen Überlebenden der jüdischen Familie Winter. So sieht Marianne eines Tages, wie der Beamte ein Fahrrad an das Haus abstellt. Darauf sagt sie zu ihm: „ [...] Sie wissen nicht, wo die Fahrräder geblieben sind ? Sie fahren ja auf dem Fahrrad von meinem Schwager. Hören Sie mal, es wird Zeit, dass sie das Fahrrad zurückbringen.“ Der Finanzbeamte antwortet ihr darauf: „ [...] Dazu bin ich nicht verpflichtet.“ . Marianne erwidert: „ [...] Gesetzlich nicht, aber moralisch schon [...] Sie befürchten meine Schnauze, dass ich allen erzähle, dass der und der Beamte vom Finanzamt Grevenbroich noch ein Judenfahrrad fährt!“ . Josef übergibt daraufhin Marianne das Rad. Krüppel wird im Jahre 1955 frühpensioniert und verstirbt 1962 infolge eines Schlaganfalles.
Marianne Stern, geb. Winter war die einzige jüdische Überlebende der Shoa des Ortes Hemmerden, die in ihren Geburtsort zurückkehren konnte.
Mariannes Heimkehr Quelle des Textes
Es gibt bis heute immer wieder Verfahren, initiiert von den Nachkommen der ermordeten Juden,die in den USA oder Israel leben und mit darauf spezialisierten Anwälten versuchen, Bilder und andere Wertgegenstände in ihren 'Besitz zu bringen.Das ist eine jahrelange Tortur, weil sie "aktuellen Besitzer" sich weigern,dieses Diebesgut herauszugeben.
Es wäre interessant, zu erfahren, wie viele dieser Wertgegenstände in irgendwelchen Kellern o.ä. bis heute untergebracht sind und wie sich dann eine jüngere Generation dazu stellen würde, wenn man ihr die wahre Geschichte des Erwerbes berichten würde. Olga
Wenn es um eigene Erlebnisse aus der Nazizeit geht dürfte es hier im ST nur ganz wenige Teilnehmer geben. Ich gehöre nach dem Alter auch nicht ganz dazu.
Es ist für mich schon immer erstaunlich auf welche Behauptungen ein nicht kleine Teil unserer Eltern , Großeltern und Angehörigen darauf hereingefallen sind und das zum Teil wirklich geglaubt haben müssen.
Wie „wir die Herrenrasse, wir ein Volk ohne Raum, die Bedrohung von allen Seiten und besonders aus dem Osten“.
Wäre es heute möglich, dass solche Behauptungen wieder von einer großen Anzahl von Menschen als real und glaubwürdig aufgenommen werden?
Nein, ich will es nicht glauben , aber ich bin mir nicht sicher.
lupus