Innenpolitik Wir Älteren und die Nazizeit
Liebe Olga, ich denke, es ist wichtig, fundierte Kenntnisse über die
NS-Zeit zu haben.
Es gibt sicherlich Ähnlichkeiten, aber eine eins zu eins Umsetzung, die
wird es nicht geben.
Stauffenberg z.B. fand die Ernennung Hitlers 1933 zum Reichkanzler gut.
Er hat es befürwortet.
Erst nach der Niederlage von Stalingrad änderte er seine Haltung und entschloss
sich, sich dem aktiven Widerstand der Offiziere anzuschließen.
Stauffenberg war ein intelligenter Mensch. Aber das brachte rein gar nix.
Er erkannte nicht, wie mörderisch dieses Regime war, obwohl es deutlich
zu sehen war.
Vermutlich hätte nie ein Gesinnungswandel bei ihm stattgefunden, wenn das
NS-Regime den Ostfeldzug nicht geführt hätte.
Bauchschmerzen bei der Eroberung und Besetzung der westlichen Staaten,
hatte er offensichtlich nicht.
Als erstes wurde ja Polen erobert. Das fand er offenbar auch in Ordnung.
Aber er war Berufsoffizier. Der Sieg zählte.
Ich denke, diese Verkennung, damals im Deutschen Reichstag, die ist auch
heute präsent.
Die Zentrums-Partei war tatsächlich der Meinung, Hitler und Co. hätten alle Hände
voll zu tun, damit die Koalition nicht zerbricht.
Hitler wäre gar nicht fähig zum Regieren.
Das war der Kardinalfehler. Nein, Hitler wollte etwas ganz anderes.
Heute lese ich hier im ST, dass, wenn es einen AFD-Ministerpräsidenten
in einem Bundesland geben würde, dann sehen die Leute, dass er es gar nicht
kann und sich wegen einer gescheiterten Politik von ihm abwenden.
Das finde ich bedenklich, denn er kann etwas und das, was er kann, verheißt
nichts Gutes. Sie werden anders vorgehen. Und genau darin werden sie
erfolgreich sein können.
Darin liegt die Gefahr.
Anna
Ach Anna, Du solltest Dich vielleicht mit einfacheren Themen beschäftigen, als eine Generalität zu beurteilen, die Du anscheinend nicht verstanden hast.
Denn der eigentliche Verrat am deutschen Volk begann mit dem Schwur der Generäle auf die Person Hitlers.
Das war im höchsten Maße unethisch.
Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass sie "das Volk" oder Soldaten retten wollten oder sogar töricht anzunehmen, eine Demokratie schaffen wollten.
Es ist anzunehmen, dass Staufenberg und andere seit dem Winter 1938/39 an Umsturz dachten und arbeiteten.
Der Hungerwinter und die Einkesselung der 6. Armee waren aber erst im Januar 1943.
Wer hat denn einem General Paulus die Verantwortung für seine hungernden und frierenden Soldaten abgenommen?
Wie hat er sich denn verhalten?
Wie seine Fürsorge für die ihm anvertrauten Soldaten verraten?
Und was machte er danach?
Die Teilgeneralität wollte vielmehr, wie der Wagner Chef, einigen die Haut retten, weil sie verdroschen wurden.
Wie feige doch einige waren, zeigte sich daran, dass sie mitten im (erfolgreichen!) Geschehen, ihren Verrat wiederum verraten haben.
Der Aufstand oder besser gesagt, die Verweigerung weiter mitzumachen, ist doch an keiner Stelle ethisch zu begründen, weil das im Grunde Doppelverrat war.
Da glaube ich meinem (anderen Menschen vielleicht auch bekannten) Großvetter mehr, der mit einer der, er sagte die letzte Maschine, den Kessel verlassen konnte.
Ob es tatsächlich das letzte Flugzeug war, ist auch im Grunde auch Wurscht!
Nicht unerheblich war jedoch Görings Versagen und Hitlers Wahn!
Und zudem die Frage, ob man einem Wahnsinninnigen den Treueschwur nicht versagen darf oder vielmehr sollte, auch wenn man dadurch Nachteile hat.
Guten Morgen, lieber Alkmar,
ich empfehle dir das Sachbuch: " Staatsstreich. Der lange Weg zum 20. Juli ",
von Joachim Fest. Siedler Verlag. 1994.
Wenn du dieses mehrmals durchgelesen, kämen wir ins Gespräch.
Wir hätten dann diesbezüglich eine gemeinsame Gesprächsbasis.
Anna
ich habe mich auch mit diesem Teil der Nazizeit gedanklich viel beschäftigt, weil männliche Teile meiner Familie sehr stark involviert waren und praktisch bis zu derem Tode an ihren Taten und Theorien festgehalten haben.
Denn der eigentliche Verrat am deutschen Volk begann mit dem Schwur der Generäle auf die Person Hitlers.
Das war im höchsten Maße unethisch.
Du glaubst doch wohl nicht ernsthaft, dass sie "das Volk" oder Soldaten retten wollten oder sogar töricht anzunehmen, eine Demokratie schaffen wollten.
Es ist anzunehmen, dass Staufenberg und andere seit dem Winter 1938/39 an Umsturz dachten und arbeiteten.
Ja, der Schwur der Generäle - darunter war übrigens auch Helmut Schmidt, der später bis zu seinem Tod so hochgelobte Ex-Kanzler unseres Landes.
Es war gut, dass es nicht zu dem vollendeten Attentat auf Hitler durch diese adelige Offiziersgruppe kam. Die hatten vorher schon detailliert ausgearbeitet, wie Deutschland dann regiert werden soll (demokratisch wäre dies nicht gewesen) und welche Ämter sie bekommen usw.
Am Abend des Attentats wussten sie noch nicht, dass Hitler noch lebt - sie erstürmten aber bereits den Rundfunk usw. und berichteten von ihrem Sieg.
Nicht lange - kurze Zeit darauf wurden sie festgenommen und im Bendler-Block hingerichtet.
Und dann folgte die so.g. Sippenhaft, die nicht nur die Angehörigen dieser Offiziers-Gruppe betraf, sondern alle Adeligen in Deutschland, so auch die Wittelsbacher - deren Geschichte aus dieser Naziverfolgung ich zu erzählen versuchte. Olga
Die Geschichte der Wittelsbacher haben Sie gut erzählt, Olga.
Und es ist richtig: Der gesamte " Kreisauer Kreis ", als ziviler Widerstand,
in welchem viele Adelige waren, wurde zerschlagen, die Männer gehängt,
Frauen und Kinder kamen in die sog. " Sippenhaft ".
Einige der Adeligen wollten einen demokratischen Staat.
Angelehnt an die Weimarer Republik.
Welche Richtung sich durchgesetzt hätte, wissen wir nicht.
Ja, die gesamte Wehrmacht wurde auf Hitler eingeschworen.
Das war bekannt.
Natürlich auch mein Vater und seine Brüder.
Anna
Der Kreisauer Kreis war eine zivilie Widerstandsbewegung aus allen sozialen Schichten der Deutschen. Darunter befanden sich auch "die weisse Rose" und die "rote Kapelle".
Aber es waren eben nicht vorwiegend Nazi--Wehrmachts-Offiziere, sondern sehr mutige Menschen aus dem zivilen Bereich.
Ich besuchte vor einigen Jahren das Gut Kreisau in Polen, wo sich diese Gruppen erstmals 1942 formierten, sich aber bereits im Frühjahr 1944 wieder auflösten (also vor dem Stauffenberg-Attentat) als Graf von Moltke von der Gestapo verhaftet wurde (allerdings nicht wg. dieser Zugehörigkeit zum Kreisauer Kreis). Er wurde in Kreisau geboren - und im Januar 1945 von den Nazis in Berlin hingerichtet. Olga
Ja, das stimmt, es war eine zivile Widerstandsgruppe, wie ich oben
schrieb.
Das Gut Kreisau liegt im heutigen Polen.
Denke, ein Besuch dort lohnt sich auf jeden Fall.
Die " Rote Kapelle " gab es als feste Gruppe nicht.
Die Gestapo fasste ganz unterschiedliche Widerstandsgruppen
unter diesem Begriff zusammen.
Es kann sein, dass einige Personen aus den unterschiedlichen Gruppen
Kontakt hatten zu Leuten aus dem Kreisauer Widerstand.
Für alle, die sich intensiver mit den unterschiedlichen Widerstandsgruppen
während der NS-Zeit befassen möchten, eine Buchempfehlung:
" Wer wir sind. " Von Sabine Friedrich. dtv-Verlag 2012.
Das Buch hat 2015 Seiten und alleine daran kann verstanden werden,
wie komplex der Widerstand während der NS-Zeit sich gestaltet hat.
Ein Dank an die Autorin und ihrer jahrelangen hervorragenden Recherchearbeit.
Anna
Meine Schwägerin, die auch sehr aktiv in der evangelischen Kirche zu Berlin und Brandenburg ist, war lange Jahre in den Nachfolgebewegungen des Kreisauer Kreises tätig.
Als Lehrerin organisierte sie auch viele Reisen mit ihren SchülerInnen dorthin. Und als ich dann wieder mal in Polen war, besichtigte ich dieses Gut, das mir vorher nicht so bekannt war - auch nicht als Widerstandsbewegung gegen die Nazis.Olga
Es erfreut mich außerordentlich zu lesen, dass Schulklassen diesen
Ort aufsuchen und informiert werden.
Auch das ist Teil unserer Geschichte.
In Erinnerung geblieben ist hauptsächlich Stauffenberg, der Putschversuch
der Offiziere.
Der zivile Widerstand war sehr viel größer.
Die meisten haben diesen mit ihrem Leben bezahlt.
Manche waren ganz einfache Leute.
Andere noch sehr jung. Wie die Edelweißpiraten, denen in Köln-Ehrenfeld
ein kleiner Gedenkstein gesetzt worden ist.
Anna
,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,,Hitler war nie das "Genie der Nation", als das er von den einfachen Menschen gesehen wurde. Er war einfach der "nützliche Idiot", der von den ihn umgebenden Reichsleitern (z.B. Göring und Göppels) dazu missbraucht wurde, das Volk mitzureissen, auf dass sie ihr Leben opferten, um den machlüsternen Generälen zu ihrem Kriegsruhm zu verhelfen.
Ja, die gesamte Wehrmacht wurde auf Hitler eingeschworen.
Das war bekannt.
Natürlich auch mein Vater und seine Brüder.
Anna