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Innenpolitik Wir Älteren und die Nazizeit

olga64
olga64
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von olga64
als Antwort auf Wilfrid45 vom 16.02.2022, 10:46:51

Bei aller Toleranz, zu der ich mich fähig und bereit glaube, mag ich sie nicht mehr hören,die Kriegsgeschichten von Leuten, die zum Kriegsende noch im Bauch ihrer Mütter waren, aber anscheinend in ihrer grenzenlosen Weisheit bis heute schon in diesem Zustand wussten, was sich draussen abspielte und es bis heute transportieren, um ihre Liebe zu einem russischen Diktator zu argumentieren.
Der damals übrigens vermutlich noch nicht mal ein sündiger Gedanke seiner Eltern war, bzw. sich in irgendeinem Bauch befand. Olga

Rispe
Rispe
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von Rispe
als Antwort auf olga64 vom 16.02.2022, 18:23:05

Und zur gleichen Zeit gab es Embryos im Bauch der Mütter in anderen Ländern, die ihre Mütter vielleicht gar nicht mehr kennengelernt haben, weil die deutsche Wehrmacht alles platt gemacht hat.

Es gibt einen Bibelspruch, der lautet: Wer Wind sät, wird Sturm ernten.

Ich sage ja: Die Bibel enthält viele Weisheiten, auch für Nichtgläubige!

Michiko
Michiko
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von Michiko
als Antwort auf Wilfrid45 vom 16.02.2022, 10:46:51
Hallo Carlos, Dresden ist für mich auch dieser Ort wie für dein Erleben! Ein Unterschied als am 13.Februar 1945 die "Feuerwand vom Himmel" fiel hattest du fast den ganzen scheiß, verbrecherischen Krieg persönlich erlebt! Ich dagegen war noch im Bauch meiner Mutter, sie kam gerade von einem Besuch aus dem Lazerett, in dem mein Vater zerschossen gelegen hatte. Wie sie erzählte habe ich richtig Rabatz gemacht, bei diesem "Lärm". Wenn ich heute in diese schönste Stadt der Welt fahre und auch vorher, bekomme ich an einer bestimmten Stelle immer einen Weinkrampf, ob ich will oder nicht, in der Nähe des Postplatzes! Als ich das einmal meiner Mutter erzählte ( als sie noch lebte), sagte sie mir ja, sie habe dort gestanden und die Christbäume gesehen und die ersten Detonationen, sie war auf dem Weg zum Hauptbahnhof, sie erwischte den letzten Zug, gen Berlin.......... Ja, Dresden ist meine Schicksalstadt!
Die Ironie des Schicksal s´ ich wurde ein leidenschaftlicher Maurer und Bauingenieur in Berlin und beseitigte noch Ruinen und baute diese Häuser wieder mit auf! Und in meiner Marinezeit half ich als Feuerwerker bei der Munitionsbeseitigung in und um die Ostsee, Tonnen gesprengt und persönlich entschärft! Und das schönste habe noch alle Glieder unbeschädigt am Körper!
Deshalb muß dem Kriegsgeschrei Einhalt geboten werden, vorallem gegen die Russen.......!
​​​​​​​Wilfrid45
So lange es einen thread zur Nazizeit geben wird, wird es auch user geben, die ihre Erinnerungen und überlieferten Begebenheiten hier erzählen. Meine Familie wurde am 8. Mai 1944 ausgebombt und meine Mutter, die in der Berliner Alexandrinenstrasse bei der damals sehr bekannten Papier-Firma Max Krause  arbeitete, erzählte manches Mal davon. Der vorgewarnte Luftangriff war vorüber, die betroffenen Stadtbezirke waren bekannt und ein Mitarbeiter stieg mit ihr auf das Dach der Firma und sie schauten in Richtung Berlin-Treptow, wo die Eltern wohnten. Brände und Rauchsäulen waren nicht zu sehen und sie war einigermassen beruhigt. Abends fuhr sie zu ihren Eltern, das Haus stand nicht mehr, es war halbiert durch eine Luftmine. Alle Hausbewohner hatten im Luftschutzkeller überlebt und bekamen nach und nach andere Wohnungen vom Bergungsamt zugewiesen.
Übrigens Wilfried, vom Dresdner Postplatz aus bin ich mit der Straßenbahn 11 auf den Weißen Hirsch gefahren, habe mich auch erinnert.

Michiko

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olga64
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von olga64
als Antwort auf Rispe vom 16.02.2022, 18:54:10

Ich kenne auch die überaus tragischen Geschichten, wo junge Mütter mit ihren kleinen Kindern vor den herannahenden Russen flüchten musssten und so grosse Angst hatten,dass sie mit ihren Kindern ins Wasser gingen oder von noch verbliebenen Männern, die nicht im Feld für Hitler kämpften, Pistolen ausgehändigt bekamen, um sich zu erschiessen.
Olga

Der-Waldler
Der-Waldler
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von Der-Waldler
als Antwort auf olga64 vom 16.02.2022, 18:23:05
Bei aller Toleranz, zu der ich mich fähig und bereit glaube, mag ich sie nicht mehr hören,die Kriegsgeschichten von Leuten, die zum Kriegsende noch im Bauch ihrer Mütter waren, aber anscheinend in ihrer grenzenlosen Weisheit bis heute schon in diesem Zustand wussten, was sich draussen abspielte und es bis heute transportieren, um ihre Liebe zu einem russischen Diktator zu argumentieren.
Der damals übrigens vermutlich noch nicht mal ein sündiger Gedanke seiner Eltern war, bzw. sich in irgendeinem Bauch befand. Olga

Liebe Olga,

epigenetische Erkenntnisse, bezogen auf die Psychologie (!), weisen aber sehr deutlich darauf hin, dass nicht nur Embryonen im Bauch ihrer Mütter von deren Ängste und Traumata massiv beeinflusst werden, sondern sogar Kinder, die viel später geboren wurden, Jahre nach den Traumata ihrer Mütter. Das kann sogar bis in die Enkel-Generation reichen. Falls es Sie interessiert: Hier klicken (führt zur Deutschen Welle).

Schönen Abend und gute Nacht

DW

 
Xalli
Xalli
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von Xalli
als Antwort auf Der-Waldler vom 16.02.2022, 22:04:49
Bei aller Toleranz, zu der ich mich fähig und bereit glaube, mag ich sie nicht mehr hören,die Kriegsgeschichten von Leuten, die zum Kriegsende noch im Bauch ihrer Mütter waren, aber anscheinend in ihrer grenzenlosen Weisheit bis heute schon in diesem Zustand wussten, was sich draussen abspielte und es bis heute transportieren, um ihre Liebe zu einem russischen Diktator zu argumentieren.
Der damals übrigens vermutlich noch nicht mal ein sündiger Gedanke seiner Eltern war, bzw. sich in irgendeinem Bauch befand. Olga

Liebe Olga,

epigenetische Erkenntnisse, bezogen auf die Psychologie (!), weisen aber sehr deutlich darauf hin, dass nicht nur Embryonen im Bauch ihrer Mütter von deren Ängste und Traumata massiv beeinflusst werden, sondern sogar Kinder, die viel später geboren wurden, Jahre nach den Traumata ihrer Mütter. Das kann sogar bis in die Enkel-Generation reichen. Falls es Sie interessiert: Hier klicken (führt zur Deutschen Welle).

Schönen Abend und gute Nacht

DW

 
vielen Dank für deinen Beitrag samt Hinweis per "Link" @Der-Waldler, ähnliche Thematik hatten
die Hebamme bei den Geburten und ich. Denke aber, das das Interesse von @olga daran recht klein,
wenn sogar gar nicht vorhanden sein wird, zumal sie, wie sie selbst mal schrieb, keine "Links" öffnet.

LG.Xalli

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Florentine
Florentine
Mitglied

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von Florentine
als Antwort auf Der-Waldler vom 16.02.2022, 22:04:49

Ich habe mich sehr beschäftigt mit den Büchern von Sabine Bode:
Kriegskinder und Kriegsenkel. Da wird dargestellt, wie die Traumata noch in der zweiten und dritten Genration nachwirken. Ich empfehle daher ihre Bücher. Ich bin eine Tochter von Kriegseltern. Ich habe mich nach der Lektüre nicht mehr so allein gefühlt, da ich in einem Land lebe, das nicht am Krieg beteiligt war und in dem man das nicht mit denen besprechen kann, die Kriegseltern haben.
  Kriegsenkel in Deutschland

Sabin
e Bode
Interview mit Sabine Bode

Florentine

 

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Xalli vom 16.02.2022, 23:40:54

@Xalli , es ist so, dass die Eltern, die den Krieg in vollem Grauen mitgemacht haben, etwas ihrer Angst an ihre Kinder weitergegeben haben. Wie sonst sollten die Nachkriegskinder denn diese Ängste in der einen oder, anderen Form  immer wieder spüren? Ich kann bis heute keine Sirenen hören, bin Jahrgang 46 und sollte dann noch zufällig Fluglaerm zu hören sein, flüchte ich zwar nicht mehr unter den Tisch wie ich es als Kind tat, aber das mulmige Gefühl ist da.
Das Thema heißt doch, "wir älteren in der Nazizeit" und da gehören wir Kriegs-und Nachkriegskinder und unsere Erlebnisse und Gefühle dazu und wer es nicht mehr hören /lesen will, soll halt das Thema meiden. 

Rosenbusch 

JuergenS
JuergenS
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von JuergenS
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 17.02.2022, 06:12:08

bei mir wirkt übrigens auch was nach aus der Kriegszeit nach, ich meide die Nähe von Fahnen, zumindest die großen und Anhäufungen davon. Da muß aus der Zeit der Hakenkreuzfahnen etwas bedrohliches nachwirken.

In früheren Zeiten bin ich, bei Dienstreisen, des öfteren fassungslos über die riesigen Parteitagsgelände in Nürnberg gefahren, unglaublich, wie klein einen deren Anblick macht.

 

MarkusXP
MarkusXP
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von MarkusXP
als Antwort auf JuergenS vom 17.02.2022, 08:39:56
bei mir wirkt übrigens auch was nach aus der Kriegszeit nach, ich meide die Nähe von Fahnen, zumindest die großen und Anhäufungen davon. Da muss aus der Zeit der Hakenkreuzfahnen etwas bedrohliches nachwirken.
Ich habe da auch meine Probleme, mit großen Fahnen, auch mit der Deutschen!

Früher war ich gelegentlich in Fußballstadion, "Eintracht, Eintracht" ging mit leicht und emotionsaufgeladen über die Lippen, bei einem Länderspiel wo "Deutschland, Deutschland" gerufen wurde ... war ich stumm! Bei unserer Nationalhymne höre ich auch weg oder schalte den Ton aus!

Zuweilen habe ich also sicherlich ein gestörtes Verhältnis zur Nation Deutschland ... aber ich möchte trotzdem in keinem anderen Land leben! ... ist aber nicht behandlungsbedürftig denke ich!
MarkusXP

 

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