Innenpolitik Wir Älteren und die Nazizeit
Die Älteren und mehr noch die Jüngeren werden heute in Dresden und an vielen anderen Orten an die Zerstörung der Stadt vom 13. auf den 14. Februar 1945 erinnern, als fast ganz Dresden im Feuersturm unterging. Zum 77. Mal jährt sich am Sonntag die Bombardierung von Dresden im Zweiten Weltkrieg. Angesichts der Fülle von Versammlungen, Demonstrationen und Gedenkveranstaltungen im Stadtgebiet ist die Polizei wieder im Großeinsatz. Traditionell läuten am Abend des 13. Februar in Dresden zwei Mal alle Glocken der Stadt. Um 18 Uhr läuten sie zehn Minuten lang, wenn die Menschenkette die Altstadt umschließt. Ein zweites Mal läuten sie um 21:45 Uhr, zum Zeitpunkt des ersten Bombenangriffs auf Dresden am 13. Februar 1945. Danach lädt die Frauenkirche zu einer "Nacht der Stille" ein. Bild pixabay
@Michiko
Der Himmel auf dem Foto ähnelt dem nach dem ersten Angriff auf Dresden, als die getroffenen Stadtteile lichterloh brannten. Ich habe den Abend/die Nacht in Erinnerung. Und die Erinnerung gehr nicht weg. Es war nicht mal 22 Uhr, ich hatte einen unruhigen Traum. Es war sehr laut in diesem Traum. Ein Dröhnen lag in der Luft. Als ich wachgerüttelt wurde war das Dröhnen immer noch da und es krachte wie bei nahen Blitzeinschlägen bei Gewitter. Taschenlampengefuchtel. Mutter, Opa und Bruder ab in den Keller. Die Haustür schepperte in einem fort, bei jedem Schlag. Ich ahnte zunächst nichts, aber es waren Bomben und dachte, wie gut es war, nicht mehr im Keller des Hauptbahnhofs in Dresden zu sein wie vor einigen Tagen. Die Himmel nach dem zweiten Angriff mit überwiegend Sprengbomben, darunter die schweren Luftminen mit über 1000kg TNT, war klar. Hitze hatte den Rauch verdrängt. Darunter die entsetzliche Hitze, die einen Feuersturm entfacht hatte und viele Menschen mitriss oder wg. Sauerstoffmangel erstickte.
Beim dritten Angriff um die Mittagszeit kein Sirenenwarnton mehr. Flugzeuglärm, Krachen wie von Bordgeschützen. Ich stand da und guckte mir das an. Jemand rief mich an, ich sollte mich in den Keller begeben. Lastwagen mit Packungen von Menschen Leibern dicht gedrängt auf der Ladefläche waren am Vormittag vorbeigefahren, die Gesichter der Menschen schwarz und z. T. blutig. Mir schien es als würden Flugzeuge aus der dichten Wolken- bzw. Rauchdecke herabstoßen.
Ich war damals 11 Jahre alt.
c
@carlos1
wahrscheinlich wird Dich an jedem 13. Februar die Erinnerung einholen, danke für Deine sehr persönliche Schilderung. Die Zerstörung der Stadt und der Feuersturm waren immer Gespräch mit meinen Wirtsleuten, als ich mal für 2 Jahre in Dresden arbeitete. Da wohnte ich in der Heinrich-Cotta-Strasse auf dem Weißen Hirsch, lang lang ist's her. Und die Frauenkirche war auch noch nicht wieder aufgebaut, die vom Brand rauchgeschwärzten Steine lagen durchnummeriert auf dem großen Platz hinter der Kirche. Aber jetzt ist die Stadt schöner als je zuvor und ein kultureller Höhepunkt.
Michiko
Danke, @carlos1,
mir fehlen da die Worte; das ist erschütternd. So etwas von einem Zeitzeugen, der es selbst erlebt hat, zu lesen, ist etwas ganz anderes als das im TV in den Nachrichten zu hören. Danke.
Lieben Gruß
DW
Noch stehen einige steinerne Ruinendenkmäler. Mögen sie auch von unseren Nachkommen so stehen gelassen werden, um auch sie ab und zu daran zu erinnern, dass Machtdünkel die Menschheit zu ihrem eigenen schmählichen Ende führt......
Ich kann mich nur den Worten von @Der-Waldler anschliessen.
Danke @Carlos1 Phil.
Guten Morgen Carlos! Was für eine schreckliche Situation, die Erinnerung daran verläßt einen wohl nie!
Wie mag es wohl den Ukrainern z.Zt. gehen, die täglich die Gefahr eines Krieges spüren - wie wollen sie ihre Kinder und die Alten darauf vorbereiten, um dann geschützt zu sein?! Mein Gott, wird die Menschheit nie klüger? Auch die Russen haben doch Kriegs-Gräuel erlebt - wollen die um jeden Preis Land- und Machtgewinn durchsetzen?
Einen direkten Bombenangriff musste ich nicht erleben. Die Bomberverbände überquerten bei helllichten Tag und gutem Wetter umgeben von Jagdflugzeuge unser Dorf und etwas später hörte man wie ein Gewitter die Explosionen in der etwa 20km entfernten Stadt. Ein amerikanischer Bomber überflog schon recht tief brennend fast unser Haus und stürzte im Nachbarort ab. Am Himmel sechs Fallschirme . wohl die Mannschaft, die noch ein bar km davonschwebte.
Übrigens, wer schon mal etwas von der "Freien Republik Schwarzenberg" gehört hat. Ein Gebiet das ein paar Wochen weder von den Amerikanern noch von den Russen besetzt wurde.
In diesem Gebiet habe ich als Kind nahe der Grenze gewohnt. Etwa 1km von uns hatten die Amerikaner einen Schlagbaum errichtet und wir durften einige Wochen unsere Verwandten nicht aufsuchen.
Später hat es dann einen Gebietstausch gegeben und die Russen sind gekommen, Beinahe hätte ich also viel früher Bundesrepublikaner werden können.
lupus
Ich möchte mich zwischendurch mal wieder bedanken, welch interessante, nachvollziehbare persönliche Schilderungen bisher erfolgten.
Unsere Generation hat hauptsächlich Eindrücke zu bieten, die grossteils sehr tief wirken, ohne unmittelbare Beteiligung, das waren jeweils unsere Vorfahren.
Die Ironie des Schicksal s´ ich wurde ein leidenschaftlicher Maurer und Bauingenieur in Berlin und beseitigte noch Ruinen und baute diese Häuser wieder mit auf! Und in meiner Marinezeit half ich als Feuerwerker bei der Munitionsbeseitigung in und um die Ostsee, Tonnen gesprengt und persönlich entschärft! Und das schönste habe noch alle Glieder unbeschädigt am Körper!
Deshalb muß dem Kriegsgeschrei Einhalt geboten werden, vorallem gegen die Russen.......!
Wilfrid45