Innenpolitik Wir Älteren und die Nazizeit
Ich kann Filme ueber den Holocaust nur schwer ertragen, wenn ueber die ermordeten Kinder erzählt wird, schalte ich ab.
Für mich ist es immer noch unbegreiflich, dass diesen Nazimoerdern zugejubelt wurde oder dass sie überhaupt an die Macht kamen.
Ich bin über unser Mehrparteien System froh, die Chance dass wieder so ein Rattenfänger an die Macht in Deutschland kommt, ist gleich Null, oder zumindestens sehr niedrig. Trotzdem ist mir immer unbehaglich zu mute, wenn der Bund zuviel Macht bekommt, wie eben als das Infektionsgeschehen in den Händen der Regierung lag, ich bin auch froh, dass die Impfpflicht aus dem Parlament heraus kommen soll.
Unsere Politiker sind bis auf die Afd alles Demokraten, trotzdem ist mir lieber, dass die Macht nicht eine Partei und eine Person in den Händen hat. Ich bin ein Kind der Weltkriegsfluechtlinge, in einer Fluechtlingsbaracke geboren und da lebte meine Familie in schlimmen Verhältnissen bis zu meinem 7. Lebensjahr.
Irgendetwas aus der Kindheit und von den schlimmen Geschehen während der Nazizeit obwohl wir das alles erst in späteren Jahren erfahren haben (wie fast alle damals), blieb als Gefühl wohl bei mir hängen.
Rosenbusch
Frau Olga, sie sollten weder bei diesem Thema noch bei anderen von sich auf Andere schließen.
Sie sind einmalig!
Und ich stimme mit Ihrer an anderer Stelle geäußerten Meinung überein, dass es gut sei, dass Sie keine eigenen Kinder haben.
"Man muss denken wie die wenigsten und reden wie die meisten", soll sinngemäß Arthur Schopenhauer empfohlen haben.
Das und Philipp Jenningers Rede zum 50. Jahrestag der Novemberpogrome fällt mir beim Lesen solcher und ähnlicher Beiträge oft ein, Rosenbusch.
Bei Schopenhauer bin ich mir nicht sicher, ob dem so wie er es schreibt zuzustimmen ist. Beobachte ich doch, dass Menschen dazu neigen ihr Denken zurückzuhalten, wenn sie merken, dass die Gelegenheit es zu äußern ungünstig ist (Frau Elisabeth Noelle-Neumann hat das mit dem Ausdruck "Schweigespirale" gekennzeichnet).
Jenninger?
Der hat seinerzeit alleine mit einem Ausdruck, den andere als unpassend, als ungehörig empfanden, für reflexhafte Empörung gesorgt.
Ich habe mir damals die Rede kommen lassen und fand beim Lesen nichts daran auszusetzen (ein WELT-Reporter, erinnere ich, hat in einem Nachruf zum Tod Jenningers am 04. Januar 2018 gefragt, was hat Jenninger falsch gemacht und kam lapidar zum Ergebnis - nichts!)
Was will ich damit sagen?
Es sind heute wie damals und in all den Jahren zuvor die gleichen Menschen, die Zeit angepasst immer ähnlich auf Umstände reagieren. Unsere Eltern und Großeltern waren nicht anders als wir. Sie hatten nach der Not des I. Weltkrieges sicher auch ein geschärftes Bewusstsein, wollten in ihrer Mehrzahl mit hoher Wahrscheinlichkeit nie mehr Krieg, nie mehr Steckrüben und haben 1939 sich dann doch wieder in die größte aller Bedrohungen verwickelt gesehen. Haben Seele, Geist und Knochen zu Markt getragen.
Ich ahne beim Schreiben, wer mir nun umgehend wieder was vorhalten wird. Schreibs dennoch, auch weil ich in dem, was gewöhnlich an Vorhaltungen kommt u.a. einen Beweis für die Stimmigkeit meiner Einschätzung sehe.
Was damals Staatsziel gewesen ist, das wissen wir heute, ist von monströsen Verbrechen begleitet worden. Verbrechen, die es den Herrschenden gelang, als notwendige gute Taten hinzustellen und Mördern ein Gefühl von Heldentum zu vermitteln.
Verabscheuungswürdig, ja; verabscheuungswürdig, aber real.
Was folgt daraus für mich:
Aufpassen, Bias; erinnern und die Schalmeienklänge von einer besseren Welt vor diesem Hintergrund beurteilen.
Kein Politiker, kein "Experte", niemand von denen, die sich aufmachen, die Welt zu einem besseren Ort zu machen, denkt im Eifer an dich und die Lebensumstände derer, die er damit beeinflusst.
Opfer, gegenwärtige Opfer, die sie mit der Aussicht auf künftiges Heil versprechen, werden regelmäßig Leuten abverlangt, mit denen die Propheten wenig gemein haben.
Karl Raimund Popper, ein Denker - mit welchem sich u.a. Helmut Schmidt gerne austauschte - hat in seinen Werken mehrfach davor gewarnt, solchen häufig apodiktisch vorgetragenen Tönen unkritisch zu begegnen.
Mich besorgt derzeit die Vehemenz, mit welcher Leuten begegnet wird, die für ihre Überzeugungen auf die Straße gehen.
Alles Spinner, Rechte, Umstürzler, Verblendete, Nazis, denke ich, wenn ich Bilder sehe, die mit Absicht nicht oder selten die Totale zeigen. Leute, die "Hass" und "Hetze" auf die Straße tragen?
Und dann stelle ich dem, was ich sehe die Worte gegenüber, mit denen die aktiven Menschen auch hier im Forum von manchen bedacht werden und - denke erneut nach.
"Faszinosum", Philipp Jenninger? Damit benennt man Schrecken gefälligst nicht.
Klingts doch zu sehr nach Bewunderung, auch wenns im Kontext gehört, gelesen und verstanden eher ratloses Entsetzen kennzeichnet.
Aber wer achtet schon auf Zusammenhänge, wenn es gilt, Hass aufzuspüren, um das Böse zu zeitnah bekämpfen?
Abschließend:
Mir geht es gefühlsmäßig so wie Dir, Rosenbusch, wenn mir das Thema, bspw. im Fernsehen, wieder einmal nahegebracht wird.
Komm gut durch den Tag
Guten Morgen ,
Sie haben sich da unendlich viel Mühe gegeben mit Ihrem Beitrag . Respekt .
Ich möchte Ihnen trotzdem die Rückmeldung geben , dass das , was Sie geschrieben haben ( worum geht es im Kern ??) so sophisticated ist , dass zumindest ich es nicht erfassen kann ohne anschließend eine Philosophenrunde zu befragen .
Ich weiß jetzt nicht , ob Ihr Beitrag etwas mit dem "täglichen Umgang mit der Nazizeit" zu tun hat .
Oder ob dieser Beitrag sich in Sphären bewegt , die eher nicht so unbedingt lebenstauglich sind .
T48
Also am besten - abschalten?
Wie soll man Dir antworten @Bias, wenn Du schon prophylaktisch den Widerspruch erwartest und diesen einsortierst?
Erinnerungskultur ist m. E. essentiell notwendig, wenn es darum geht, die Zukunft zu gestalten. Zwar mag dies auch nur wie ein Allgemeinplatz rüberkommen, aber nur weil etwas offensichtlich zutreffend ist, darf man es nicht verschweigen.
Gerade weil Menschen durch Ideologien und "Führer" geblendet sein können, ist es wichtig herauszuarbeiten, worin das begründet ist, welche menschlichen Untiefen das möglich machen konnten und können.
Denn - gerade weil sich, wie Du ja auch sinngemäß schreibst, unsere menschliche Natur von derjenigen vorhergehender Generationen nicht unterscheidet, gerade weil es nur die geschichtlichen Erfahrungen sind, die uns "anders" machen, ist Erinnerung an die Geschichte mehr als ein "Fliegenschiss", es ist eine notwendige Voraussetzung dafür, diese Welt zu einem besseren Ort zu machen.
Dieses Ziel zumindest sollte uns alle vereinen.
Karl
Ich kann Filme ueber den Holocaust nur schwer ertragen, wenn ueber die ermordeten Kinder erzählt wird, schalte ich ab.Ich picke einen deiner Sätze mal raus: ".... die Chance dass wieder so ein Rattenfänger an die Macht in Deutschland kommt, ist gleich Null, oder zumindestens sehr niedrig .....".
Für mich ist es immer noch unbegreiflich, dass diesen Nazimoerdern zugejubelt wurde oder dass sie überhaupt an die Macht kamen.
Ich bin über unser Mehrparteien System froh, die Chance dass wieder so ein Rattenfänger an die Macht in Deutschland kommt, ist gleich Null, oder zumindestens sehr niedrig. Trotzdem ist mir immer unbehaglich zu mute, wenn der Bund zuviel Macht bekommt, wie eben als das Infektionsgeschehen in den Händen der Regierung lag, ich bin auch froh, dass die Impfpflicht aus dem Parlament heraus kommen soll.
Unsere Politiker sind bis auf die Afd alles Demokraten, trotzdem ist mir lieber, dass die Macht nicht eine Partei und eine Person in den Händen hat. Ich bin ein Kind der Weltkriegsfluechtlinge, in einer Fluechtlingsbaracke geboren und da lebte meine Familie in schlimmen Verhältnissen bis zu meinem 7. Lebensjahr.
Irgendetwas aus der Kindheit und von den schlimmen Geschehen während der Nazizeit obwohl wir das alles erst in späteren Jahren erfahren haben (wie fast alle damals), blieb als Gefühl wohl bei mir hängen.
Rosenbusch
Ich glaube da irrst du dich. Schon nach dem 1. Weltkrieg meinten das die Gutmütigen. Die Realität aber zeigt dies: Nach jeder Niederlage bleiben in einem Teil der Besiegten Rachegefühle zurück, dass "man" verloren hat - und weil man doch, trotzdem man sich soooo stark -, und den "Untermenschen" gegenüber so *übermenschlich" und unbesiegbar - gefühlt hatte, und nun zu Kreuze kriechen muss. Aus diesen Verlierergefühlen heraus entsteht ein Hass, der dazu führt, dass man nach Gleichgesinnten sucht, sie auch zuhauf findet - und irgendwann wird der Hass wie ein Vulkan ausbrechen.
Also am besten - abschalten?
Lautet ein Kurzschluss?
Wie soll man Dir antworten @Bias, wenn Du schon prophylaktisch den Widerspruch erwartest und diesen einsortierst?
Kommt nicht von ungefähr. Ist als Erfahrungswissen für Faktensucher nachprüfbar.
. . . . . .
Mach was aus dem Tag
Guten Morgen ,Keine Ursache, liebe Tina.
Sie haben sich da unendlich viel Mühe gegeben mit Ihrem Beitrag . Respekt .
Ich möchte Ihnen trotzdem die Rückmeldung geben , dass das , was Sie geschrieben haben ( worum geht es im Kern ??) so sophisticated ist , dass zumindest ich es nicht erfassen kann ohne anschließend eine Philosophenrunde zu befragen .
Ich weiß jetzt nicht , ob Ihr Beitrag etwas mit dem "täglichen Umgang mit der Nazizeit" zu tun hat .
Oder ob dieser Beitrag sich in Sphären bewegt , die eher nicht so unbedingt lebenstauglich sind .
T48geschrieben von Tina48
Unendlich gerne geschehen. Schließlich bewegt sich außer Deinem Geist noch der anderer Leute hier im Forum.
Außerdem übts einzuordnen.
Komm gut durch den Tag und bleib aufmerksam.
Guten Morgen Bias,
Beobachte ich doch, dass Menschen dazu neigen ihr Denken zurückzuhalten, wenn sie merken, dass die Gelegenheit es zu äußern ungünstig ist (Frau Elisabeth Noelle-Neumann hat das mit dem Ausdruck "Schweigespirale" gekennzeichnet).
Jenninger?
Der hat seinerzeit alleine mit einem Ausdruck, den andere als unpassend, als ungehörig empfanden, für reflexhafte Empörung gesorgt.
Was will ich damit sagen?
Es sind heute wie damals und in all den Jahren zuvor die gleichen Menschen, die Zeit angepasst immer ähnlich auf Umstände reagieren. Unsere Eltern und Großeltern waren nicht anders als wir. Sie hatten nach der Not des I. Weltkrieges sicher auch ein geschärftes Bewusstsein, wollten in ihrer Mehrzahl mit hoher Wahrscheinlichkeit nie mehr Krieg, nie mehr Steckrüben und haben 1939 sich dann doch wieder in die größte aller Bedrohungen verwickelt gesehen. Haben Seele, Geist und Knochen zu Markt getragen.
Was damals Staatsziel gewesen ist, das wissen wir heute, ist von monströsen Verbrechen begleitet worden. Verbrechen, die es den Herrschenden gelang, als notwendige gute Taten hinzustellen und Mördern ein Gefühl von Heldentum zu vermitteln.
Verabscheuungswürdig, ja; verabscheuungswürdig, aber real.
,i
Abschließend:
Mir geht es gefühlsmäßig so wie Dir, Rosenbusch, wenn mir das Thema, bspw. im Fernsehen, wieder einmal nahegebracht wird.
Komm gut durch den Tag
mir ist jetzt nicht klar, warum du auf diesen Beitrag Protest ernten solltest, er regt mich zum nachdenken kann. Andere vielleicht nicht.
Wir ist schon immer in der Lage, bei zu erwartender Gegenwehr über seine Bedenken und Gefühle zu sprechen, wer ist so stark? Wenige, denn die Fogen muss man ertragen können.
Und ja, die Menschen sind heute so wie damals, lernfähig zwar, bis dann irgendwann das vergessen oder verdrängen der Geschehen der Nazizeit eintritt. Vielleicht ist es das, was mich manchmal so ängstigt, oder besser ausgedrückt, mich irgendwie ein schlechtes Gefühl beschleicht, und da sind wir bei dem was man allgemein als Schwäche oder gar Feigheit bezeichnet, nicht jeder ist zum Held geboren und die Gefahr des Mitlaufens um nicht aufzufallen und mitmachen,, dabei sein, ist bei diesen Menschen besonders groß, nicht zu vergessen, diejenigen, die gerne Hass verströmen in jeder Beziehung, die Extremisten.
Aber ich tröste mich damit, dass unsere Demokratie so gestaltet ist, dass braune Fanatiker (und auch linke Fanatiker) nicht an die Macht kommen, denke und hoffe ich jedenfalls. Insofern bin ich wieder einmal sehr froh, dass wir im Moment eine 3er Koalition haben, nicht, weil ich unbedingt nur linke Parteien bevorzuge, nein, wegen der Gefahr bei einer langen Regierungszeit zu autokratisch zu regieren, einfach zu viel Macht zu haben. Aber in einem hast Du auch recht und das ist etwas, was mir auch nicht gefällt, das verfolgen derjenigen, die keine massentaugliche Meinung vertreteten. Auch das kann schnell umschlagen.
Einen schönen Tag
Rosenbusch
.....Dieser Beitrag könnte zur Lebenstauglichkeit beitragen, wenn er als Anstoß verstanden würde, über das Phänomen des Mitläufertums nachzudenken, sowie Ignatz Bubis es tat, in seiner Bewertung der Jenninger Rede.
Oder ob dieser Beitrag sich in Sphären bewegt , die eher nicht so unbedingt lebenstauglich sind .
T48