Innenpolitik Wir Älteren und die Nazizeit
Ich möchte ja nicht stänkern :-)Ich habe von der frühen Nachkriegszeit gesprochen, lieber digi, nicht von der Zeit von 1933 bis 05/1945! In diesem Zusammenhang habe ich ein Zitat gebracht das Adenauer zugeschrieben wird!Niemand darf je vergessen, dass, wer aufgemuckt hätte, weg gewesen wäre ohne Wiederkehr.Niemand (nicht nur der StaatsAngestellten) hatte überhaupt eine Chance für Protest, musste die Gusche halten.
Und die es versuchten, landeten am Fleischerhaken in Plötzensee (pdf).
geschrieben von digi
MarkusXP
Sondern lasse das mal so als MißVerständnis stehen.
Geheuer ist mir dabei allerdings nicht gerade.
Und Adenauer hat viel gesagt.
Millionen waren ja mehr oder weniger aktiv an dem System beteiligt, haben auch die Nationalsozialistische Ideologie geteilt ... erst nach der Niederlage ist ja Anzahl der Widerstandskämpfer sprunghaft angestiegen.
Ich erinnere mich noch gut daran, als bekannt wurde, dass Bundestagspräsident Gerstenmeier und der Ministerpräsident Filbinger aus Baden-Württemberg schon vor 1945 etwas höhere Posten bekleiden durften. Als das bekannt wurde, waren die Buchstaben auf der 1. Seite der Bildzeitung besonders dick.
1959 begann ich meine "Laufbahn" bei der Deutschen Post, Abt. Fernmelderei. Dort hatte ich mich mit einer Kollegin angefreundet, von deren Vater bekannt wurde, dass er zu den o.g. Zeiten auch schon seinem Tagwerk in gehobener Position nachgegangen war. In den Jahren danach hatte er sich wieder eine herausragende Position im bremischen Staatsdienst erarbeitet. Dann kam heraus, dass seine Vergangenheit nicht die beste war. Da war vielleicht was los! Seine Tochter hatte sehr darunter zu leiden. Manches Mal hat sie vor Verzweiflung geheult, wenn wir in der Pause waren. Sie war froh, dass ihr noch ein paar Freundinnen geblieben waren, die in dieser schlimmen Zeit zu ihr hielten. Wenn man jeden Tag etwas über den eigenen Vater in der Zeitung lesen muss, der keine astreine Vergangenheit hatte, das war schon ziemlich schlimm.
Gruss Zausel2
"Endlich" mal wieder ein interessanter Beitrag, der auch betroffen macht, weil er ein Mosaiksteinchen der Nachkriegszeit ist, die ja viele von uns, höchst unterschiedlich, durchlebt haben.
Margot Friedländer wurde in diesen Tagen 100 Jahre alt.
Sie ist geborene Berlinerin und musste in sehr jungen Jahren während der Nazizeit für ein Rüstungsunternehmen arbeiten. Als sie eines Tages nach Hause kam, erfuhr sie von den Nachbarn,dass ihre Mutter und ihr kleiner Bruder deportiert wurden; als einzige Erinnerungsstücke übergab man ihr von der Mutter eine 'Bernsteinkette und ein Adressbüchlein. Sie hat sie nie mehr gesehen.
Sie selbst tauchte in Berlin unter, wurde jedoch verraten und nach Theresienstadt deportiert, wo sie überlebte und auch ihren Mann kennenlernte. Beide emigrierten 1946 in die USA. Dort lebte sie viele Jahrzehnte. Irgendwann begann sie, sich ihren Erinnerungen zu stellen und schrieb alles auf.
Ihre nächste Entscheidung war dann, im schon fortgeschrittenen Alter nach Berlin zurückzukehren, wo sie jetzt in einem Altenheim lebt.
Sie ist nach wie vor sehr aktiv, besucht Schulen und hält Vorträge und schreibt Bücher. Sie erklärt, dass sie den nachfolgenden Generationen zu den Nazis keinerlei Vorwürfe macht, aber solange sie lebt, wird sie daran arbeiten,d ass diese Menschen solche Verbrechen nicht mehr zulassen werden.
Aufgrund der Entwicklungen mit neuen Nazis und AfD in Deutschland erfüllt sie dies mit grosser Sorge, veranlasst sie aber auch, trotz ihres hohen Alters nicht aufzuhören mit den Mahnungen an die jetzt lebenden Menschen.
Frau Friedländer war irgendwann bei Markus Lanz. Schon damals war ich voller Bewunderung für diese kleine, zarte Dame, die aber so viel Kraft hat und wohl immer hatte, sich diesen Dämonen zu stellen. Olga
Vor Jahrzehnten ist mir ein Büchlein in die Hände gefallen, das ich immer noch in Ehren halte.
Die veröffentlichten spitzfindigen 'Stänkereien' der BBC (natürlich GB) über das HitlerRegime:
Robert Lucas -Teure Amalia, vielgeliebtes Weib!
Briefe des Gefreiten Adolf Hirnschal an seine Frau in Zwieselsdorf.
(Verboten und verbrannt / Exil)
Isbn 3-596-25177-X
BookLooker
Die 5 Euros sind wirklich gut angelegt, versprochen.
Welch' sinnvoller Titel, Adolf schales Hirn.
Gnadenlos genial das Ding.
Hut ab vor dieser Iron Lady!
Ein Büchlein, das fast in Vergessenheit geraten ist, aber in jeder gut sortierten Bibliothek zu finden ist:
Der Leitfaden für britische Soldaten in Deutschland 1944 (orig.: Instructions for British Servicemen in Germany 1944), eine Broschüre des britischen Außenministeriums, die während des 2. WK an etwa 400.000 Soldaten verteilt wurde, bevor sie zum Kampfeinsatz nach Deutschland geschickt wurden.
Mit Hilfe dieses Leitfadens sollten die britischen Soldaten psychologisch geschult und mit den Lebensgewohnheiten und Eigenheiten der Deutschen vertraut gemacht werden. Das "merkwürdige" deutsche Volk würde „militärisches Gepräge“ lieben und gleichzeitig unter einem nationalen Minderwertigkeitsgefühl leiden. Eine Mischung aus „Sentimentalität und Gefühlskälte“ wäre bezeichnend für diese Menschen und angeblich würden die Briten mehrheitlich die Deutschen so sehen. Die Deutschen wiederum sähen die Briten als "weniger fleißig" und "schlecht organisiert", hegen aber eine gewisse Bewunderung für Großbritannien.
Die Soldaten sollten so psychologisch geschult werden, um nicht auf die Propagandamittel der Nazis hereinzufallen. Es sollte ihnen aber auch deutlich gemacht werden, dass sie sich allen Deutschen gegenüber immer fair zu verhalten hätten. Sehr konkret und teilweise auch ziemlich skurril wird beleuchtet, was wir gerne essen und trinken, welche Sportarten wir betreiben und wie wir feiern. Uns kann diese kleine Broschüre auch heute noch einen Spiegel vorhalten, und das Bild von uns, das wir in diesem Spiegel sehen, ist manchmal erschreckend, manchmal amüsant und oft unfassbar komisch.
Leitfaden für britische Soldaten in Deutschland 1944
So ganz aus der Luft gegriffen scheinen mir die damaligen Ratschläge nicht zu sein..... 😉
@digi
danke für den Tipp 😉. Schon bestellt (nur 4 € 😏) !
Habe mir vor Jahren die 'Instructions' mal ins Bücherregal gestellt (wollte etwas über den Umgang mit den 'Fauleins' efahren), muss jetzt mal suchen, ist wohl umzugsbedingt im Bermudadreieck der Kartons verschwunden ...
aixois
Sie selbst tauchte in Berlin unter, wurde jedoch verratenEin solches Untertauchen dürfte heute bei gegebenen staatlichen Datenerfassungs- und Überwachungsmöglichkeiten nicht mehr möglich, Verrat daher nicht mehr nötig sein...
aixois