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Innenpolitik Wir Älteren und die Nazizeit

aixois
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von aixois
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.10.2021, 13:21:12

Den Amis waren die kleinen Nazis egal ...

und sehr bald schon (im Frühjahr 1946 mit der Einrichtung der von Deutschen besetzten Spruchkammern) auch viele der großen (Gruppen 2 und 3 "Belastete/Minderbelastete").
Spruchkammern waren vielerorts eher "Waschanlagen" bei denen die Beschuldigten das Reinwaschpulver selbst mitbringen konnten (sog. Persilscheine, mit  denen sich die Altkader gegenseitig ihr Desinteresse am Nazi-Regime und ihr Mitläufertum ('Zwangsmitgliedschaften in der Partei usw. bescheinigten).

Ich denke schon, dass die Re-Aktivierung alter 'Netzwerke' und das 'eine Hand wäscht die andere' Vorgehen, sehr hilfreich war, beim raschen Aufschwung. Viele enteignete jüdische Betriebe/Vermögen waren ja noch da und weiterhin in den Händen ihrer durch Naziterror zu Eigentümer gewordenen 'Manager'...
Dem Regime kritisch gegenüber 'Eingestellte waren meist an die Front gekommen (konnten sich weniger drücken als die 'Mitläufer'), dort umgekommen oder noch in Gefangenschaft, hatten also keine/wenig Chancen in den ersten Stunden als es darum ging, die Karten zumischen, mit amTisch zu sitzen. Das galt auch für die politischen Gegner,  die erst langsam aus ihren Verstecken/Exilen/KZ rauskamen. Nur wenige schafften es, an die Schalthebel der Macht zu kommen, da hatten die vielen kleinen 'Mitläufer' schon gesorgt.

aixois
RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf aixois vom 29.10.2021, 16:54:31

Solche Mitläufer haben für sich das schöne Wort "Heimatfront" erfunden, von der sie leider unabkömmlich waren. Dort genossen sie ihre Macht. Die türmten zuerst und waren auch die ersten an den neuen Schreibtischen.   

olga64
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von olga64
als Antwort auf wandersmann vom 28.10.2021, 20:52:01
 
"Volkspolizist" war die übliche Bezeichnung und nicht etwa "VOPO". "VOPO" war die westdeutsche Variante, die aber von den Bürgern in der DDR im alltäglichen Sprachgebrauch überhaupt nicht verwendet wurde, auf wundersame Weise heute aber die gültige Bezeichnung für einen Volkspolizisten ist. Isses nich schön?
Ich könnte mich jedes Mal scheckig lachen beim Ansehen von Dokus über jene Zeit, wenn sich bspw. die Apothekerswitwe aus Meerbusch darüber echauffiert, dass sie so ein junger VOPO bei der Einreisekontrolle mit einem leicht bösen Blick fixierte, und ihr dabei vor Schreck fast das Herz in die Hose rutschte.
Es wäre nichts dagen einzuwenden, wenn es derartiges auch heute näch gäbe.
Es ist natürlich für einen Mann wie Sie schon ein wenig tragisch, wenn er sein Wissen  nachträglich über die Machenschaften der BEdiensteten im Arbeiter- und Mauernstaat aus TV-Dokus beziehen muss.
ABer logisch - Sie und Ihre MitbürgerInnen konnten ja keine eigenen Erfahrungen machen, wie es war, in dieses Land einzureisen und parallel die Eintrittsgebühren zu bezahlen. Sie waren ja eingemauert in diesem kleinen Land und entgingen somit den SChikanen der Grenzbehörden,die sich dann gerne westdeutsche Medienprodukte und anderes unter den Nagel rissen, weil sie erklärten, das dürfe man nicht einführen.
Ich bin und war nie Apothekerwitwe aus Meerbusch (und bezweifle sogar, dass Sie jemals eine solche persönlich kennenlernten). Ich erinnere mich aber, dass ich als junge Frau mit einer Freundin in einem VW-Käfer die Transitstrecke Hof-Berlin benützte, wo ich nicht anhalten usw. durfte.
Aber ich musste mal aufs Klo und nahm meinen ganzen Mut zusammen, rechts ranzufahren und mich in die Büsche zu schlagen, um meinem Bedürfnis nachzukommen. Als ich dann meine Jeans hochzog, stand ein junger uniformierter Typ hinter mir (ob der nun Vopo oder was auch immer war, war mir ziemlich wurscht). Der blafte mich an und zählte die Regeln dieses Landes auf. Meine Freundin hielt mich zurück, damit ich ihm nicht unverblümt meine anerzogene, klassenfeindliche liberale Meinung entgegenschleuderte.
Das alles vergisst man als Wessi-Frau nicht mehr; denn solche Erlebnisse waren einmalig auf der Welt, wie wir feststellen konnten, die wir ja reisen und ERfahrungswerte sammeln durften.

Aber aus Sicht der heute noch existierenden Ostalgikern ist es natürlich richtig, dass eine strengere Einlasskontrolle auch beim Klassenfeind vor Jahrzehnten sicher richtig gewesen wäre: es wäre dann Millionen DDR-Bürgern verwehrt geblieben, dieses Land zu verlassen und ihre Freiheit und Zukunft im kapitalistischen Ausland zu suchen und die DDR hätte evtl. noch einige Jahre länger bestehen können - bis auch der letzte Kredit,den der Klassenfeind gewährte, aufgebraucht war. Olga

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aixois
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von aixois
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.10.2021, 16:59:12

Ich kenne einige, die - bevor sie an ihre alten Schreibtische zurückkehrten - einige Zeit auf 'Kur' oder wegen der Kriegsereignisse 'zusammengebrochen' viele Monate im 'Sanatorium' waren oder sich auf dem Bauernhof des 'Bruders' erholten ... bis die Luft rein war, und eine Rückkehr und störungsfreier Übergang in die neuen Strukturen alten Denkens möglich war. Alter Männer (aber auch junge  13- 14 jährige Pimpfe) unter vorgehaltener Pistole zum Volkssturm gezwungen haben mir 'Nachgeborenem' so einiges erzählen können ( > Zeitzeugen), über das Recht und Unrecht der sog. Entnazifizierung ... da hat kaum ein Hahn danach gekräht, was vorher war.

Wolfgang Neuss (Das Wirtschaftswunder)
"Jetzt kommt das Wirtschaftswunder
Der deutsche Bauch erholt sich auch und ist schon sehr viel runder
...

"Zwar gibt es Leut, die leben heut noch zwischen Dreck und Plunder
Doch für die Naziknaben, die das verschuldet haben
Hat unser Staat viel Geld parat und spendet Monatsgaben
Wir sind ne ungelernte Republik
Ist ja kein Wunder, ist ja kein Wunder
Ist ja kein Wunder nach dem verlorenen Krieg
"

aixois
RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf aixois vom 29.10.2021, 17:29:15
ŕrrrrrrichtig
aixois
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von aixois
als Antwort auf olga64 vom 29.10.2021, 17:16:26

in einem VW-Käfer die Transitstrecke Hof-Berlin benützte, wo ich nicht anhalten usw. durfte.

Ich habs immer noch bis zum Schkeuditzer Kreuz durchgehalten - das Austreten.

Von den Transitstrecken Souvenirs ist mir aber immer noch die Genugtuung gegenwärtig, die wir empfanden, wenn mal  wieder einen Wessi mit einem dicken Brummer Benz rausgezogen hatten, weil er unbedingt hatte testen wollen, wie gut seine Federung mit der AB zurechtkommt, wenn man 130 -150 kmh fährt.

Wir Alt-Käferfahrende transit-Erprobten Studenten wussten ja genau die Stellen, wo es hätte 'blitzen' können .... wenn uns so ein ganzer Schneller überholte, wetteten wir, wann wir dann an ihm , dem Rausgewinkten, leicht grinsend , vorbeifahren würden ... und vor ihm Dreilinden erreichten ...

aixois

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Bias
Bias
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von Bias
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.10.2021, 17:31:58

Was heißt da richtig, Jolly, was hieße falsch?
Deutschland lag in Trümmern. Viele Menschen waren ausgebombt, lebten mehr oder weniger auf der Straße, in Trümmern oder in Baracken und schoben Kohldampf.
Die Männer waren in Massen auf den Schlachtfeldern "gefallen" oder sie waren in Gefangenschaft.
Wie, bitte, hätte es weiter gehen sollen?
Mit wem wäre eine funktionierende Verwaltung einzurichten gewesen?

Dass der Abschaum immer oben schwimmt ist als Binse in den Volksmund eingegangen.
Er schwimmt oben - unabhängig von der Brühe und vom Niveau; gestern wie heute.
​​​​
Vor dem Hintergrund frage ich mich, was die nunmehr zunehmend redundanten Einlassungen zu diesem Thema hier im Thread noch sollen.
Jetzt, wo es da steht - nein, eigentlich frage ich es mich nicht mehr.

olga64
olga64
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RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 29.10.2021, 17:43:55

Aixois, wir haben öfters mal ähnliche ERlebnisse aus der Vergangenheit - das gefällt mir ,damit fühlt sich "frau" nicht so allein....

Ich habe es mir später nicht mehr oft angetan, mit dem Auto nach Berlin zu fahren - der Pinkel-Schock sass tief bei mir (dauert ja bei Mädels auch ein wenig länger als bei Jungs und ist anziehtechnisch auch komplizierter).

Ich fuhre noch einige Male nach Leipzig zur Messe, stellte dabei aber immer fest, dass zu dieser Zeit als sich die DDR als "Fenster zur Welt" darstellen wollte, ihre Bediensteten anscheinend besonders drillte - sie waren etwas höflicher und oft auch zugänglicher.
Mein Transportmittel war später ausschliesslich das Flugzeug von München nach Berlin. Das ging völlig easy und ersparte mir so einiges.
Nur einmal hatte ich noch ein Erlebnis mit einem Flug nach Cuba, der im Westen nicht angeboten wurde, sondern mit der Cubana nur von Ostberlin. Ich flog nach Berlin-West, wurde in einen Bus verfrachtet,der mich nach SChönefeld brachte, wo ich dann aussteigen durfte und auf dem Weg zum Gate ca 10x meinen Pass herzeigen musste. Wir wenigen Wessis, die sich das antun wollten, waren jeweils umringt von DDR-Bediensteten und kamen uns teilweise vor als seien wir GEfangene, die man davon abhalten wollte, wieder zu fliehen.
Aber das fanden wir damals recht lustig und passte in unser Raster "Abeteuer erleben sollen". Olga

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 29.10.2021, 17:16:26
 
Es ist natürlich für einen Mann wie Sie schon ein wenig tragisch, wenn er sein Wissen  nachträglich über die Machenschaften der BEdiensteten im Arbeiter- und Mauernstaat aus TV-Dokus beziehen muss.
ABer logisch - Sie und Ihre MitbürgerInnen konnten ja keine eigenen Erfahrungen machen, wie es war, in dieses Land einzureisen und parallel die Eintrittsgebühren zu bezahlen. Sie waren ja eingemauert in diesem kleinen Land und entgingen somit den SChikanen der Grenzbehörden,die sich dann gerne westdeutsche Medienprodukte und anderes unter den Nagel rissen, weil sie erklärten, das dürfe man nicht einführen.
Ich bin und war nie Apothekerwitwe aus Meerbusch (und bezweifle sogar, dass Sie jemals eine solche persönlich kennenlernten). Ich erinnere mich aber, dass ich als junge Frau mit einer Freundin in einem VW-Käfer die Transitstrecke Hof-Berlin benützte, wo ich nicht anhalten usw. durfte.
Aber ich musste mal aufs Klo und nahm meinen ganzen Mut zusammen, rechts ranzufahren und mich in die Büsche zu schlagen, um meinem Bedürfnis nachzukommen. Als ich dann meine Jeans hochzog, stand ein junger uniformierter Typ hinter mir (ob der nun Vopo oder was auch immer war, war mir ziemlich wurscht). Der blafte mich an und zählte die Regeln dieses Landes auf. Meine Freundin hielt mich zurück, damit ich ihm nicht unverblümt meine anerzogene, klassenfeindliche liberale Meinung entgegenschleuderte.
Das alles vergisst man als Wessi-Frau nicht mehr; denn solche Erlebnisse waren einmalig auf der Welt, wie wir feststellen konnten, die wir ja reisen und ERfahrungswerte sammeln durften.

Aber aus Sicht der heute noch existierenden Ostalgikern ist es natürlich richtig, dass eine strengere Einlasskontrolle auch beim Klassenfeind vor Jahrzehnten sicher richtig gewesen wäre: es wäre dann Millionen DDR-Bürgern verwehrt geblieben, dieses Land zu verlassen und ihre Freiheit und Zukunft im kapitalistischen Ausland zu suchen und die DDR hätte evtl. noch einige Jahre länger bestehen können - bis auch der letzte Kredit,den der Klassenfeind gewährte, aufgebraucht war. Olga
Verehrte Frau Olga,

soeben wurde ein Thread geschlossen wegen Bashings gegen Sie. Ist in Ordnung. Aber was tun Sie? Sie schreiben in der gleichen überheblichen, selbstherrlichen und besserwisserischen Art weiter.
Es gibt einige Leute hier im Forum, ich zähle mich dazu, die Sie anscheinend überhaupt nicht ausstehen können. Und wir bekommen immer wieder von Ihnen die volle Breitseite. Dabei sind oftmals, und das weiß ich aus eigener Erfahrung, die Beiträge überhaupt nicht mit Ihnen in Verbindung gebracht worden. Und trotzdem greifen Sie an.
Ich bin auch keine Freundin von Stänkereien, aber manchmal ist Ihr Stil alles andere als ladylike.

Ein paar Beispiele in Ihrem obigen Beitrag habe ich fett markiert.

Zitat 1: Was glauben Sie denn, haben wir vom Westen gewusst? Wir haben - bis auf den Raum Dresden, weil es dort technisch nicht möglich war - täglich die Tagesschau und andere Beiträge gesehen. Wir wussten, was "drüben" abging. Auch wenn wir nicht rüber durften. Wir waren nicht so blöd, wie Sie glauben.

Zitat 2: Diese Bemerkung hätten Sie sich sparen können. Das ist lächerlich.

Zitat 3: Wir Ossi-Frauen waren emanzipierter als Sie es sich vorstellen können. Aber wir wussten auch, wenn wir nicht anhalten dürfen, dann geht es nicht.

Zitat 4: Ostalgiker ist wieder so ein netter Begriff, jedenfalls so, wie Sie ihn anwenden. Muss man denn vergessen und vor allem leugnen, was gut war? Darf man nicht sagen, das war damals besser? Aber wie oft bezeichneten Sie etwas, das nicht in Ihre Weltanschauung passt gleich als Jammerei?

Zitat 5: Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass uns der Westen mit den Krediten etwas geschenkt hätte? Es wurde genug aus unseren Werken nur für den Westen produziert! Aber auch das wird in Ihrer Vorstellung nicht richtig sein, denn: Es kann nicht sein, was nicht sein darf.

Simiya

 
Bias
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Mitglied

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von Bias
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 29.10.2021, 18:09:14

Das steuert möglicherweise auf die nächste Schließung eines Threads zu, Simiya.
Es sei denn, Du könntest Olgas faktenbewehrten Beitrag, faktengstützt widerlegen.


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