Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Wir Älteren und die Nazizeit

Innenpolitik Wir Älteren und die Nazizeit

aixois
aixois
Mitglied

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von aixois
als Antwort auf Bias vom 08.12.2020, 18:50:06

'Bildungsahnung' muss ja nicht eine schlechte Eigenschaft sein, besonders wenn einen das Gefühl beschlichen hat, dass  alternatives Wissen existiert ...😁

Bias
Bias
Mitglied

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von Bias
als Antwort auf aixois vom 08.12.2020, 18:53:26
'Bildungsahnung' muss ja nicht eine schlechte Eigenschaft sein, besonders wenn einen das Gefühl beschlichen hat, dass  alternatives Wissen existiert ...😁
Was heißt da Gefühl, Aixois?
Das nähert sich angesichts dessen was ich hier so alles schon gelernt habe kontinuierlich der Gewissheit!
 
Syka
Syka
Mitglied

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von Syka
als Antwort auf aixois vom 08.12.2020, 18:50:42

Upps...entschuldige,aber Kadavergehorsam kanns ja nicht sein, was du meinst ;-)


Anzeige

olga64
olga64
Mitglied

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von olga64
als Antwort auf lupus vom 08.12.2020, 18:23:36

ES wäre keine Ächtung gewesen, wenn Adolf Hitler den Namen seines Vaters "Schicklgruber" getragen hätte, oder? Wäre natürlich nicht so kurz, griffig und prägnant gewesen wie "Hitler" und sicher auch von ausländischen Menschen ziemlich verunstaltet worden - aber das hat er dann ja später selbst erledigt. Olga

lupus
lupus
Mitglied

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von lupus
als Antwort auf olga64 vom 08.12.2020, 19:09:30

Es war von "Vornamen" die Rede.
lupus

aixois
aixois
Mitglied

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von aixois
als Antwort auf olga64 vom 08.12.2020, 19:09:30

"Heil Schicklgruber" klingt halt auch mehr nach Reha und Arnikasalbe, nach Rollkur statt Rollkommando, nach Stuhlgang, nicht Waffengang...


Anzeige

olga64
olga64
Mitglied

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von olga64
als Antwort auf aixois vom 09.12.2020, 00:21:51
"Heil Schicklgruber" klingt halt auch mehr nach Reha und Arnikasalbe, nach Rollkur statt Rollkommando, nach Stuhlgang, nicht Waffengang...
So ist es - oder nach erfolglosem Postkartenmaler ,der teilweise im Obdachlosenasyl leben musste. Aber später erfand er ja auch noch einen weiteren Namen für sich: FÜHRER, den man mit ausgestrecktem Arm brüllen musste. Olga
JuergenS
JuergenS
Mitglied

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von JuergenS

das unsinnige Mäandern fängt schon wieder an, mich interessiert nach wie vor mehr, welchen Bezug die Älteren unter uns haben, aus der Sicht oder Erinnerung ihrer Kindheit, denn "Adolf" und "Schicklgruber" und "Führer" sind olle Kamellen, die langweilen.

Inzwischen erinnere ich mich wieder daran, dass ich damals irgendwie die Massierung der Großflaggen-Hysterie mitbekommen habe, weil ich heute noch Beklemmung verspüre bei der Anballung von großen Flaggen, egal welchen Inhalts.

Kürzlich hab ich auch, nicht erinnerlich wo, eine Karte gesehen, wo Einschläge von Bomben in der Nähe meines Elternhauses in München markiert waren: es waren nur hundert meter, sonst wäre es weggeputzt gewesen. Fast direkt neben dem Haus begann eine riesige Wiese mit Flags jeweils umgeben von Erdwällen, war für uns nach dem Krieg Spielwiese.

jacare4
jacare4
Mitglied

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von jacare4
als Antwort auf JuergenS vom 10.12.2020, 08:52:03
Als der Krieg im Mai 1945 zu Ende war, war ich grade mal 7 Jahre alt. Wir haben auf dem Lande gewohnt. Ich muss gestehen, dass ich nicht so schreckliche Dinge erlebt habe, von denen ich berichten könnte. Keine Aufmärsche, keine Pogrome, kein Feuersturm, kein Fahnenmeer, keine Heldentaten, kein Hunger, kein Bombenhagel, keine Vertreibung, kein Widerstand, kein ... ---

Und doch muss ich sagen, dass ich von der Zeit damals bis heute sehr viele Erinnerungen habe. zum Beispiel: Ganz intensiv ein tiefes Brummen. In den Abendstunden zogen Unmengen von Flugzeugen in Formation relativ langsam am Himmel von West nach Ost über unser Dorf hinweg. Wohl beladen mit den Bomben, die sie Richtung Hannover, Braunschweig, Volkswagenstadt, Magdeburg, Berlin transportierten. Für mich war das Beobachten dieser vielen Flugzeuge nichts direkt Bedrohliches. In den Morgenstunden kamen sie wieder zurück. Hin und wieder war auch mal ein deutsches Jagdflugzeug dazwischen. Dann kamen auch schon mal Wrackteile heruntergesegelt, und einige Bomben.

Interessant fand ich die Fesselballons über der Weserhütte in Bad Oeynhausen. Die sollten wohl Tiefflieger fern halten. Jeden Tag kamen drei bis fünf nagelneue Panzerspähwagen an unserm Haus vorbei. Die waren wohl in der Weserhütte gefertigt worden und rochen noch gewaltig nach frischem Lack. Einer hielt öfter vor unserm Haus und nahm mich mit auf die Probefahrt. 

Oben bei den Hügeln auf dem Berg war eine Beobachtungsstelle. Dazu gehörten mehrere Motorradfahrer. Ich habe immer gestaunt, wie sie mit ihren Motorrädern die steilen engen Wege nach oben schafften. Sie mussten wohl die feindlichen Flieger beobachten und ihre Anzahl durchgeben. 

Ich kann mich noch gut erinnern, wie Onkel Gerhard, Muttis Bruder, gerochen hat, wenn er auf Fronturlaub zu uns kam, und wie das Kommissbrot geschmeckt hat, das ich probieren durfte. Unser Brot von Bäcker Röhr schmeckte so viel anders. Onkel Gerhard und auch Onkel Hugo sind irgendwo im Osten verschollen. 

Eine besondere Erinnerung habe ich an die gespenstisch aussehenden Gasmasken, die wir für jeden von uns hatten und auch zur Probe aufsetzen mussten. Für alle Fälle hatten wir im Keller einen Zwischenraum, den wir für sehr sicher hielten, falls unser Haus irgendwie getroffen und zerstört würde. Einige Nächte haben wir dort auch zugebracht. Im Haus selber hatten wir Verdunklungsglühbirnen und auch Verdunklungen vor den Fenstern. Wir hatten für alle Fälle auch einen Wasservorrat.  "Mein Kampf" stand nicht nicht in unserm  Bücherschrank. Aber in meiner Fibel gab es Männer mit braunen Hemden und besonderen Armbinden.

Ich könnte noch mehr in meinen Erinnerungen kramen, doch ich will niemanden damit zu sehr langweilen, zumal es ja keine Erinnerungen mit besonderem Belang für die damalige Zeit sind.

jacaré4
Michiko
Michiko
Mitglied

RE: Wir Älteren und die Nazizeit
geschrieben von Michiko
als Antwort auf JuergenS vom 10.12.2020, 08:52:03
Der Bezug meiner Großeltern und meiner Mutter bestand nach Gesprächen, an die ich mich erinnere,  überwiegend darin, dass sie am 8. Mai 1944 ausgebombt wurden. Es war eine Luftmine, die dem Haus den einen Teil regelrecht "abrasierte", es war sozusagen offen. Trotzdem polizeilich gesperrt, holten die Bewohner so nach und nach ihre Sachen - soweit noch möglich - trotzdem aus der Ruine. Der Sand aus dem Trichter war 3 Stockwerke hochgeflogen, und meine Mutter erzählte, dass sie neben anderen Dingen auch den Teppich rausholten, den sie solange im Hof mit dem Teppichklopfer bearbeitete, bis ihr das Blut die Arme herunterlief.
Sie bekamen vom Bergungsamt eine wesentlich größere Wohnung nachgewiesen, wo es sich um die Zweitwohnung einer Familie aus Thüringen handelte, die unbewohnt war. Die Thüringer kamen nicht zurück nach Berlin, und so konnten sie diese Wohnung behalten. Aber sie ließen sich das Mobiliar von meiner Familie bezahlen, habe im Dokumentenkoffer noch die Rechnungen....😉
Meine Mutter erinnerte sich noch an das "Christbaumsetzen", das waren kleine Leuchtzeichen am Himmel für die nachfolgenden Bomber, damit die ihre Ziele finden konnten. Wer nicht schnell genug bei Alarm im Luftschutzkeller war, konnte sie sehen.


Michiko

Anzeige