Innenpolitik Wir Älteren und die Nazizeit
Interessante Schilderungen, keiner von uns war ja in der Nazizeit schon in Ausbildung oder als "Flakhelfer" verpflichtet.
Jetzt erinnere ich mich, dass wir doch ein wenig Aufarbeitung der Nazizeit in der Schule, zumindest indirekt bekamen, das Buch, eines meiner ersten überhaupt, hieß "Draussen vor der Tür" von Wolfgang Borchert, der aber schon 1947 tot war. Die Geschichte machte uns, ohne viel über Geschichte zu wissen, traurig, vielleicht auch betroffen, weil es irgendwie um Kriegsheimkehrer aus einem sinnlosen Krieg ging.
Und viel später kann ich mich an einen Lehrer in der Berufsschule erinnern, der für einen Schlussstrich unter die Aufarbeitung der Nazizeit war, "wir" fanden das auch nicht falsch, damals.
Jetzt jedoch, wo oft Naziverbrechen bei uralten Schuldigen aufgegriffen werden, finde ich das 50 Jahre zu spät und daher sogar unmenschlich.
Ein Cousin von mir war damals in der Hitlerjugend. Er sagte, dass er statt "Heil Hitler" "Drei Liter" gerufen habe!
Nach all den gelesenen Beiträgen kann ich nur noch sagen: Wir "Alten", die "es" noch miterlebt haben, haben eine Aufgabe gegen das Vergessen: Erzählen wir doch möglichst viel unseren Enkeln und Urenkeln davon, was wir wissen - oder inzwischen zu wissen bekamen. Denn die Gefahr ist gross, dass "es" einfach irgendwann in der "Truhe der Sagen und Märchen" versenkt werden wird.
Nach all den gelesenen Beiträgen kann ich nur noch sagen: Wir "Alten", die "es" noch miterlebt haben, haben eine Aufgabe gegen das Vergessen: Erzählen wir doch möglichst viel unseren Enkeln und Urenkeln davon, was wir wissen - oder inzwischen zu wissen bekamen. Denn die Gefahr ist gross, dass "es" einfach irgendwann in der "Truhe der Sagen und Märchen" versenkt werden wird.So ist es; besonders die letzten 5 Jahre zeigen wo manch Seele wieder krank ist. Phil.
Ich wurde nach dem Krieg in Österreich geboren, meine Eltern lebten während des Krieges in Deutschland, mein Vater war deutscher Soldat. Meine Eltern sprachen nie viel über diese Zeit. Mein Mann ist Däne. Sein Vater war in der dänischen Widerstandsbewegung was resutierte dass meine Tochter sich sehr für diese Zeit interessierte. Sie fand noch einige alte Widerstandskämpfer in unserer Stadt und wir erfuhren viele interessante Dinge aus der Zeit.Bei mir war es fast umgekehrt: mein Vater war Wiener und ist seinem Hitler als junger Mann nach Deutschland gefolgt (Berlin und München). In MÜnchen lernten sich dann meine Eltern kennen. Meiner Mutter imponierte dieser grosse, starke Wiener mit seinem Ehrgeiz in dieser Nazitruppe weiter nach oben zu kommen. Gelang ihm auch bis zum Untergang.
Meine Zeugung erfolgte 1943 während eines Kriegsurlaubs meines Vaters; aufgrund seiner damals noch wichtigen Beziehungen zu den Obernazis gelang es, dass meine schwangere Mutter aus dem bombastisch angegriffenen München ins friedlich Garmisch evakuiert wurde, wo ich dann geboren wurde. Wir litten dort keine Not, die Bauern gaben von ihrem Reichtum, verlangten im Gegenzug aber Schmuck usw.
1946 zogen wir dann wieder ins zerbombte München; unser Wohnhaus stand aber noch. Der Vater war im Knast.
All das kenne ich nur aus Erzählungen aus meiner Verwandtschaft - meine ersten Erinnerungen setzten Ende 1948 ein als mein Bruder geboren wurde.
Mein Vater fand nie wieder den Anschluss an ein bürgerliches Leben, geschweige denn zu einer demokratischen BRD. Er war grossenteils arbeitslos, konnte auch seine Familie nicht ernähren und starb 1959 an einem Herzschlag.
Von da an ging es aber - für mich - bergauf. Ich konnte mit Unterstützung meines Amtsvormundes die Restfamilie bald verlassen und meinen eigenen Weg suchen und gehen. Olga
Nach all den gelesenen Beiträgen kann ich nur noch sagen: Wir "Alten", die "es" noch miterlebt haben, haben eine Aufgabe gegen das Vergessen: Erzählen wir doch möglichst viel unseren Enkeln und Urenkeln davon, was wir wissen - oder inzwischen zu wissen bekamen. Denn die Gefahr ist gross, dass "es" einfach irgendwann in der "Truhe der Sagen und Märchen" versenkt werden wird.Keine Sorge, Schorsch:
„Mit zunehmender Länge einer Online-Diskussion
nähert sich die Wahrscheinlichkeit für einen Vergleich mit den Nazis oder Hitler dem Wert Eins an.“
(Godwin's Gesetz)
Na siehste: Hat der Krieg doch noch etwas Gutes zuwege gebracht! (;-)))).......Meine Zeugung erfolgte 1943 während eines Kriegsurlaubs meines Vaters; ......
der Satz von einem Godwin ist mir deshalb schnurz, weil er trivial ist, hier noch dazu aber nicht zutrifft, weil ja hier ausschliesslich dieses Thema zur Debatte steht, kein Transfer vorliegt.
der Satz von einem Godwin ist mir deshalb schnurz, weil er trivial ist, hier noch dazu aber nicht zutrifft, weil ja hier ausschliesslich dieses Thema zur Debatte steht, kein Transfer vorliegt.Trivial würde bedeuten: Alter Hut, jeder weiß, dass es so ist wie Godwin es darstellt?
Für mich war die Überlegung durchaus neu, Jürgen und ich habe mir vorgenommen mal drauf zu achten.
Doch Du führst zurück zu Deinem Thema, vermute ich.
Mein Vater hat erzählt, bei uns im Dorf (jedenfalls in den Kreisen, in denen er verkehrte. Er war ein ganz kleines Licht bei der Eisenbahn, also Schrankenwärter) haben sie immer "Halben Liter" auf plattdeutsch gesagt. Das war kaum zu verstehen.