Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?

Innenpolitik Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?

olga64
olga64
Mitglied

Re: Zum Thema
geschrieben von olga64
als Antwort auf bukamary vom 11.03.2016, 14:08:11
Und was ist mit Frau von Storch (der DAme, die eine Torte ins Gesicht bekam)? Kurz nach dem Petry-Interview im Mannheimer MOrgen erklärte sie, sie sei völlig einverstanden mit diesem Schiessbefehl. Ein FB-Diskutant fragte sie, ob dies auch Frauen und Kinder beträfe - darauf Frau von Storch "Ja".
Dafür bekommt sie und die AFD-Fraktion jetzt in Brüssel grosse Probleme (man will die dort ja rauswerfen) und versucht, es jetzt zu relativieren, in dem sie versichert, Kinder seien nicht gemeint gewesen - die Mütter aber schon (auf welche die Gewehre dann gerichtet würden).
Was kann man hier eigentlich noch schönreden, bzw. als Verteidigung für die Alterntive für Demokratie ins Feld führen? Da gehört dann schon viel Fantasie der Sympathisanten dieser Partei hinzu und ein ausgeprägtes missionarisches Sendungsbewusstsein. Olga
margit
margit
Administrator

Interview mit Petry
geschrieben von margit
als Antwort auf bukamary vom 11.03.2016, 14:08:11
@ bukamary,

ich teile Deine Meinung!

Wir haben hier aber glühende Verteidiger von dieser Frau Petry und dem, was sie "nicht" gesagt habe und meiner Ansicht nach nicht hätte deutlicher ausdrücken können.

Aufgrund eines anderen Beitrags lese ich gerade eine Dissertation über die Goebbels-Reden, die sich mit der Rhetorik des Nationalsozialismus beschäftigt. Dadurch sensibilisiert habe ich mir die Rhetorik von Petry in dem kurzen Interview Ausschnitt, den Wandersmann hier eingestellt hat, etwas genauer angesehen. Im Folgenden will ich auf einige Auffälligkeiten hinweisen:

Petry fordert "wieder Recht und Ordnung herzustellen".
Damit unterstellt sie, in der Bundesrepublik herrsche kein Recht und keine Ordnung - und impliziert, dass sie dazu in der Lage ist, dies wieder herzustellen. Wie sie das machen will, verrät sie nicht.

Sie will umfassende Grenzkontrollen nach Österreich. Auf die Frage, wie sie das machen will, gibt sie keine Antwort, sondern flüchtet sich mit einer Unterstellung (»Ich weiß genau, dass Sie mich zur Schlagzeile ,Petry will Grenzzäune errichten' provozieren wollen«) in die Opferrolle und vermeidet so eine Antwort.

Auf die Nachfrage, wie ihr Plan denn aussehe, antwortet sie dann, dass sie Grenzsicherungsanlagen errichtet will. Sie vermeidet dabei das Wort "Zaun" - wie die "Sicherungsanlagen" aussehen sollen, sagt sie nicht.

Der Interviewer fragt nach, wie hoch die Zäune sein sollen.
Keine konkrete Aussage Petrys, sondern wieder ein Ausweichmanöver.

Petry will, dass Polizei Flüchtlinge hindert, den deutschen Boden zu betreten. Wie wird nicht gesagt. Auf Nachfrage, was sei, wenn doch ein Flüchtling deutschen Boden beträte, wieder der Vorwurf (Opferrolle), sie würde in eine bestimmte Richtung getrieben und keine Antwort auf die Frage.

Der Interviewer möchte nun doch eine Antwort und Petry kann nicht mehr ausweichen. Und jetzt kommt die Antwort, wie sich Petry das Vorgehen gegen den Flüchtling vorstellt: »Er [der Polizist] muss den illegalen Grenzübertritt verhindern, notfalls auch von der Schusswaffe Gebrauch machen. So steht es im Gesetz.«
Damit ist die Katze aus dem Sack. Petry versucht ihre Aussage mit einer Falschbehauptung zu legitimieren. Es stehe "im Gesetz" - eine Behauptung, die suggerieren soll, dass keine Zweifel und Fragen mehr erlaubt sind.

Auf Nachfrage kommt keine Antwort, sondern Petry lenkt wieder von der Frage ab, bleibt aber bei ihrer Aussage. Zur Bekräftigung des Waffeneinsatzes wird jetzt sogar das gute alte Latein bemüht: "Ultima Ratio".

Resumee: Rhetorisch geschickt ist die Dame, aber leicht durchschaubar:

Sie stellt eine Behauptung auf und stellt sie als allgemein anerkanntes Faktum dar.

Konkreten Fragen weicht sie aus, indem sie sich als Opfer darstellt (sie werde provoziert, sie könnten es nicht lassen, sie werde in eine Richtung getrieben). Antworten vermeidet sie.

"Das Gesetz" als Abstraktum wird bemüht, um weitere Diskussionen zu verhindern. Ob es so ein Gesetz überhaupt gibt, ist dabei für sie unwichtig.

Der Einsatz von Waffen gegen unbewaffnete Flüchtlinge wird als "Ultima Ratio" eindeutig gefordert, aber so geschickt verpackt, dass der Leser ihr auf den Leim geht, da er nur bei genauem Hinsehen den Inhalt ihres Statements erkennen kann.

Margit
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Interview mit Petry
geschrieben von pschroed
als Antwort auf margit vom 11.03.2016, 19:01:42
Danke Margit für diesen Klartext.

Phil.

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Monja_moin
Monja_moin
Mitglied

Re: Interview mit Petry
geschrieben von Monja_moin
als Antwort auf margit vom 11.03.2016, 19:01:42
Danke Margit für den Link zu dieser wirklich interessanten Dissertation.
Ich habe mich erst nur kurz eingelesen.
Habe vor es alles zu lesen, das dauert allerdings etwas. Ist ja eine sehr ausführliche Arbeit.

Gruß Monja.
Re: Interview mit Petry
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf margit vom 11.03.2016, 19:01:42
Danke Margit für Bericht und Link.

Wie schwach und auch oft einfältig die Aussagen unserer
Politiker der etablierten Parteien!
Und wie raffiniert und eindeutig die Bemühungen der AfD.

Offenbar brauchen wir mal eine konkrete Auseinandersetzung
in Deutschland, um politisch aufzuwachen.

Meine Ergebnisse aus Gesprächen im Haus und Ort sind nicht
gerade ermunternd.

Morgen werden wir die Intelligenz der Wähler sehen.

Gruss
Clematis
pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Interview mit Petry
geschrieben von pschroed
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.03.2016, 07:36:54

Morgen werden wir die Intelligenz der Wähler sehen.

Gruss
Clematis


Das wird ein spannender oder eher ein trauriger Tag.
Warum hält die LINKE sich so zurück ? ... unverständlich ...
Ich würde ihnen trotz allem den Wählerzulauf eher gönnen als der NAZI AFD.
Das wäre das kleinere Übel.

Phil.

ZITAT FOCUS

Drastische Worte von Jürgen Todenhöfer: Auf seiner Facebook-Seite äußerte er sich nun zur politischen Zukunft des Landes und forderte dazu auf, auf keinen Fall die AfD zu wählen. Die aktuelle Lage im Land sei gefährlicher denn je.
Kurz vor den Landtagswahlen in drei Bundesländern hat Jürgen Todenhöfer auf Facebook einen dramatischen Appell an die Deutschen gerichtet. Auf seiner Facebook-Seite schrieb er: „Die Lage ist gefährlicher als vor dem 1. Weltkrieg. Und so gefährlich wie 1933, als die Nazis die Macht ergriffen. 12 Jahre brauchte Hitler damals, um die Welt in Schutt und Asche zu legen. 70 Millionen Tote hat er auf dem Gewissen. Wie lang würde Trump brauchen? Wie lange die AfD?“
Dann ging er noch einen Schritt weiter: „Die US-Wahlen können wir nur schwer beeinflussen. Aber die in Deutschland. Wir dürfen nicht im Sessel sitzend zuschauen, wie unser Land vor die Hunde geht. Wir müssen uns wehren. Mit intelligenten demokratischen Mitteln. Wählt, was Ihr wollt! Aber nicht die AfD oder die NPD!"

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Edita
Edita
Mitglied

Re: Interview mit Petry
geschrieben von Edita
als Antwort auf margit vom 11.03.2016, 19:01:42

Wir haben hier aber glühende Verteidiger von dieser Frau Petry und dem, was sie "nicht" gesagt habe und meiner Ansicht nach nicht hätte deutlicher ausdrücken können.
Aufgrund eines anderen Beitrags lese ich gerade eine Dissertation über die Goebbels-Reden, die sich mit der Rhetorik des Nationalsozialismus beschäftigt. Dadurch sensibilisiert habe ich mir die Rhetorik von Petry in dem kurzen Interview Ausschnitt, den Wandersmann hier eingestellt hat, etwas genauer angesehen. Im Folgenden will ich auf einige Auffälligkeiten hinweisen:
Margit


Liebe Margit,
wir haben hier auch "glühende Unterstützer" eines Kristallo und anderen, ich sage mal " Liebäuglern rechtsextremer Ansichten " , der genau diese gleiche rhetorische Methodik in seinen Beiträgen anwendet, und das habe ich in diesem Thread das erste Mal auf Seite 23 um 9:16h geschrieben, und das zweite Mal auf Seite 33 um 9:31h, und da noch mit einem Link über die besondere Sprache der Rechtsextremen untermauert, auch im Internet, wie z.B. in Foren wie diesem hier:
Rechte Sprache im Internet

Edita
Re: Interview mit Petry
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.03.2016, 07:36:54
Ich komm gerade von der Sammelstelle für Flüchtlinge.
Hab noch Besteck und Kochtöpfe abgegeben.
(Wir bekommen immer im Wochenblättle gesagt, was benötigt
wird.)

Regale mit Kleidung sind voll, mindestens 20 Fahrräder sind
vorhanden.

Die Helfer sind am Ende ihrer Kraft. Alle zwischen
55-65 Jahre alt, keine jüngeren.

Container sind nun aufgestellt, eine ganze Reihe mit Nasszellen,
Männlein-Weiblein getrennt.

Das Thema: die Wahlen morgen. Viele Bedenken und Sorgen, WIE
die wohl ausgehen wird. Allmählich fürchte ich mehr die Nicht-Wähler, es ist so viel Unsicherheit vorhanden.

Jetzt macht sich das Versäumnis der etablierten Parteien
bemerkbar.

Dennoch: ich will morgen zuversichtlich zur Wahl gehen.

Clematis
pippa
pippa
Mitglied

Re: Interview mit Petry
geschrieben von pippa
als Antwort auf margit vom 11.03.2016, 19:01:42
Resumee: Rhetorisch geschickt ist die Dame, aber leicht durchschaubar:

@Margit
Für dich ist sie natürlich leicht durchschaubar, aber was ist mit den Anhängern von Pegida und AfD?

Die wollen weder diskutieren noch durchschauen, die wollen nichts weiter als „EINFACHE ANTWORTEN“ und das auch noch auf Fragen, die ihnen selber nicht einmal eingefallen sind.

Aufgeklärt wollen sie natürlich auch nicht werden, denn dies bedeutete ja die Demaskierung ihrer Idole.

Danke für den Link.
Pippa

Die Parallelen zur "Machtergreifung 1933", die ich aus den Erzählungen meiner Eltern ziemlich genau kenne, rauben mir die Nachruhe, und ich bin froh, dass meine Eltern dies nun nicht mehr erleben müssen.
Re: Interview mit Petry
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 12.03.2016, 10:16:23
Zitat Clematis: "Die Helfer sind am Ende ihrer Kraft."

Das wundert mich. Zur Zeit kommen nämlich keine "frischen Flüchtlinge" mehr an, um es mal ganz zynisch auszudrücken. Die sitzen alle in Griechenland fest in Schlamm und Wasser, aber einem "sicheren Herkunftsland", wie man mir versicherte. Zur Erleichterung sämtlicher Hetzer, Miesmacher, AFD-Apologeten und Gegner der Flüchtlingspolititik.
Es kann also nicht ganz so schlimm sein mit der Überforderung der Helfer zur Zeit.

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