Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?

Innenpolitik Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?

Re: Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hobbyradler vom 04.03.2016, 10:07:13
Ja, sie sollten sich auseinande setzen können, das müssen sie sogar. Aber nicht in Talkshows, die sind dafür nicht die richtige Platt-Form ("platt" im wahrsten Sinne des Wortes).

Und die Dummheit vieler Wähler zeigt sich bereits an den Wahlergebnissen.
lalelu
lalelu
Mitglied

Re: Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?
geschrieben von lalelu
Daher: gemach, gemach, wir können und sollten uns darauf verlassen, dass eine große Mehrheit der Deutschen merkt, dass dieses Sammelbecken der Unzufriedenen keine ernst zu nehmende Alternative zu den leider etwas dröge und konturlos gewordenen Altparteien ist.


So ist es, Silhouette. Ich verstehe die Aufregung hier nicht, weil schließlich bundesweit knapp 90% der Wähler NICHT der AfD ihre Stimme geben würden, wenn am Sonntag Wahl wäre. Die riesengroße Mehrzahl der Menschen ist nicht so dusselig wie sie von manchen hier hingestellt wird. Für mich ist das Ergebnis 10% gegen 90% noch kein Grund zur Panik, besonders deshalb nicht, weil ich fest daran glaube, dass die Zustimmung weiter sinken wird, wenn man die Menschen mit stichhaltigen Argumenten überzeugt - und Argumente gibt es doch genug. Man braucht sich gar nicht anzustrengen, welche zu finden, sondern die AfD liefert sie in ihrem Wahlprogramm und bei ihren öffentlichen Auftritten selbst.

Im Moment unüberwindbar scheint die Tatsache, dass Regierungsparteien Politik am Bürger vorbei machen und drängende Fragen nicht beantworten. Das frustriert. 


Das ist der springende Punkt, Pagena, sonst würde die AfD garantiert irgendwo unter fünf Prozent herumkrebsen. So wie es aussieht, sind die etablierten Parteien aber aus ihrem Schlummer erwacht. Allmählich dämmert es ihnen, dass sie die Sorgen Menschen ernst nehmen und sich anstrengen müssen, um eigene Fehler zu korrigieren. Wenn das gelingt, wird die AfD wieder deutlich abnehmen – daran glaube ich fest. Bis zu den drei Landtagswahlen reicht die Zeit wahrscheinlich nicht aus; deshalb rechne ich nicht damit, dass die AfD da bereits abrutscht. Falls unsere gemäßigten Politiker es schaffen, die augenblicklichen Probleme beherrschbar zu machen, sehe ich aber der nächsten Bundestagswahl gelassen entgegen.

Bei der ganzen Debatte finde ich es aber bezeichnend, dass diejenigen, welche potentielle AfD-Wähler am heftigsten attackieren, am wenigsten über Fehler der Regierungsparteien klagen.

Unverzichtbar bei solchen Gesprächen ist eine intensive Vorbereitung und die Sachlichkeit. Wer sich darauf konzentriert, behält den kühlen Kopf und kann Paroli bieten. Wer sich emotional gehen lässt, ist einer sachdienlichen Argumentation nicht mehr fähig.



Liebe Pagena, das sehe ich genau so – und nicht nur auf TV-Duelle bezogen.

Protest bedeutet Bekundung des Missfallens bzw. der Ablehnung. Aber ist es denn zwingend notwenig, die AfD, eine rechtsgerichtete Partei mit Blick auf eine rechte Entwicklung in Deutschland zu wählen?
Einen Protest kann ein Wähler auch dahingehend ausdrücken, dass er die regierenden Parteien nicht wählt. Und sollte auch keine Oppositionspartei infrage kommen, besteht noch die Möglichkeit, eine andere Partei zu wählen.
In meinem Bundesland z. B. bewerben sich insgesamt 15 Parteien um die Wählerstimmen und das wird ähnlich auch in den beiden anderen Bundesländern sein.
Also wer die AfD wählt, wählt sie nicht nur aus Protest, sondern sympathisiert auch mit ihrer rechtsgerichteten Gesinnung.


Grundsätzlich gebe ich dir recht, Juliana: man kann auch protestieren, indem man beispielsweise die Tierschutzpartei, die Grauen Panther oder eine andere Partei wählt, die keine Chance hat, in den Landtag oder den Bundestag zu kommen. Trotzdem glaube ich nicht, dass dein letzter Satz für die Mehrheit der Protestwähler gilt. Die Wahl von Parteien, die chancenlos sind, hat nämlich weniger Signalwirkung, als wenn man bei der AfD sein Kreuzchen macht. Protestwähler wollen unseren „Volksvertretern “ kein laues Lüftchen um die Nase wehen lassen, sondern sie mit einer scharfen Brise zur Kurskorrektur zwingen. Wie ich schon wiederholt sagte: ich glaube, dass unsere Politiker es in der Hand haben, die AfD in die Schranken zu weisen.

Höcke im Fernsehduell wäre wunderbar. Eine bessere Anti-AFD Werbung kann ich mir kaum vorstellen.

Für wie dumm halten manche ST-Diskutanten den Wähler?


Ja, Hobbyradler, das frage ich mich auch immer wieder von neuem. Höcke wäre mein Wunschkandidat in einem Fernsehduell.

Jeder Bundes- oder Landespolitiker sollte sich mit der AFD auseinandersetzen können.


Genau so ist es; aber man kann sich ja trotzdem Mühe geben und jemand aussuchen, der nicht auf den Mund gefallen, sondern rhetorisch gewandt ist!

Lalelu
hobbyradler
hobbyradler
Mitglied

Re: Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.03.2016, 10:28:10
Ja, sie sollten sich auseinande setzen können, das müssen sie sogar. Aber nicht in Talkshows, die sind dafür nicht die richtige Platt-Form ("platt" im wahrsten Sinne des Wortes).

Da würde ich dich bitten, mir zu sagen wo man sonst Politiker unterschiedlicher Parteien im Streitgespräch erleben kann.

Und die Dummheit vieler Wähler zeigt sich bereits an den Wahlergebnissen.

Mir gefallen viele Wahlergebnisse auch nicht. Ist empfinde es jedoch als einen der wichtigsten Bestandteile der Bundesrepublik, dieses System der freien Wahlen zu haben.

Es ist Bestandteil des täglichen Lebens, andere Meinungen und anderes Verhalten zu erfahren. Es wäre doch furchtbar langweilig, sofern alle meiner Meinung wären. (zumindest beim letzten Satz wirst du mir zustimmen. )

Ciao
Hobbyradler

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hobbyradler
hobbyradler
Mitglied

Re: Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?
geschrieben von hobbyradler
als Antwort auf lalelu vom 04.03.2016, 10:31:49
...Genau so ist es; aber man kann sich ja trotzdem Mühe geben und jemand aussuchen, der nicht auf den Mund gefallen, sondern rhetorisch gewandt ist!

Schwierig wird es bei einem „Wolf“ der ungewollt im Schafspelz auftritt.

Ciao
Hobbyradler
Karl
Karl
Administrator

Re: Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?
geschrieben von Karl
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 04.03.2016, 09:43:55
Ich glaube sogar, dass die AFD noch gefährlicher ist als die NPD. Warum? Weil sie wählbar erscheint. Bei der NPD sagen sich dann doch viele noch, dass es zu weit ginge, sie zu wählen, sie haben ja doch so ein bisschen mitgekriegt von den Verbrechen der Nazizeit. Bei der AFD meinen sie, es sei halt nicht ganz so schlimm, man könne sie aus Protest ruhig mal wählen.
Und gerade weil sie dann auch von Nicht-Hardcore-Nazis gewählt wird, wird sie immer stärker und kann ihre gefährlichen Pläne immer mehr ungestört aushecken.
Das sehe ich ähnlich.

@ lalelu,

es wäre gefährlich, die AfD aus Protest gegen die Regierungsparteien zu wählen, nur weil man davon ausgeht, dass die AfD ein vorübergehendes Phänomen ist, welches man benutzen wolle, um denen da oben einmal "Dampf" zu machen.

Jeder Wähler hilft über die Parteienfinanzierung mit, dass diese Partei ihren Propaganda-Apparat ausbauen und ihre Aktivitäten verstärken kann. Der Einzug in die Landesparlamente versorgt sie mindestens für eine Legislaturperiode auch mit einer Bühne, die sie nutzen können.

Man sollte den Teufel nicht mit dem Belzebuben austreiben - um es mit einem Sprichwort zu sagen.

Karl

P.S.: Ich hoffe, ich darf sagen, ohne dass dies wieder als Angriff auf irgendjemanden gewertet wird: Ich freue mich darüber, dass wieder Sachlichkeit eingekehrt ist. Danke!
Mareike
Mareike
Mitglied

Re: Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?
geschrieben von Mareike
als Antwort auf lalelu vom 04.03.2016, 10:31:49
10% gegen 90%

So einfach ist es womöglich nicht.

Diejenigen welche Panik verspüren, halten es insgeheim vielleicht für möglich, dass es irgendeine tief-schwarze Koalition geben könnte...

Hinsichtlich Schießbefehl sind für mich die Forderungen nach militärischer Aufrüstung (von der Leyen) auch nicht gerade zimperlich.
Bericht zur BundeswehrVon der Leyen will Ausgaben fast verdoppeln

"Kritik kam aus der Opposition. "Der neue Wehrbeauftragtenbericht liest sich wie ein Aufrüstungsbericht""

Mareike

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pschroed
pschroed
Mitglied

Re: Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?
geschrieben von pschroed
Eine interessante Diskussion, Augstein - Blome. PHOENIX
Ist die Toleranz gegenüber der Nazi Afd gerechtfertigt , oder rennt die deutsche Politik mit verschlossenen Augen gegen die Wand ?
Persönlich kann ich es faßt nicht glauben, heute sind es schon 10% die AFD infiziert sind, wenn nicht noch mehr.

Phil.

Re: Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Juliana vom 04.03.2016, 03:07:34
Juliana, ob Du es fassen kannst oder nicht, ich bin anderer Meinung!

viele gehen davon aus, dass die AfD "demaskiert" werden muss, sich selbst "demontiert", für "gefährlicher als die NPD" gehalten wird usw.

Ist es das Ziel einer politischen Auseinandersetzung zu "demaskieren"?
Was vermutet Ihr denn hinter der Maske, die Nazis?
Nicht vergessen: Wir sprechen über eine Partei, die (derzeit jedenfalls) demokratisch legitimiert ist und auch nicht vom Verfassungsschutz beobachtet wird! Ob das jemandem gefällt oder nicht, ist eine andere Sache!
M.E. sollte es darum gehen, die gesellschaftlichen und politischen Tatsachen
(ungeschönt und nicht verharmlost und schöngeredet) darzustellen und dem Wähler die Bewertung dieser Tatsachen selbst zu überlassen.
(Freunde der Philosophie wissen, dass Tatsachen an sich keinen Wert haben,
sondern subjektiv bewertet werden).
Ich halte das für einen wesentlichen Bestandteil des Demokratieverständnisses.

Es genügt nicht, der Gesellschaft das Schild umzuhängen "wir sind gegen Nazis", um demokratisch zu sein. Es schafft allenfalls ein trügerisches Selbstverständnis.

Kristallo
Mareike
Mareike
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Re: Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?
geschrieben von Mareike
als Antwort auf pschroed vom 04.03.2016, 11:05:45
Persönlich kann ich es faßt nicht glauben, heute sind es schon 10% die AFD infiziert sind, wenn nicht noch mehr.

Daran merke ich, dass Du nie in Deutschland gelebt hast.

Das Gedankengut war immer vorhanden, es wurde jedoch unterdrückt nach dem Motto: Was nicht sein darf, darf nicht ans Tageslicht kommen.

Und das funktioniert nicht mehr.

Mareike
lalelu
lalelu
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Re: Wieso wird die AFD als rechtspopulistisch eingestuft?
geschrieben von lalelu
als Antwort auf Karl vom 04.03.2016, 11:05:22
@ lalelu,

es wäre gefährlich, die AfD aus Protest gegen die Regierungsparteien zu wählen, nur weil man davon ausgeht, dass die AfD ein vorübergehendes Phänomen ist, welches man benutzen wolle, um denen da oben einmal "Dampf" zu machen.
geschrieben von Karl


@ Karl, da bin ich bei dir; ich habe das ja auch nicht als „Empfehlung“ ausgesprochen , sondern als Erklärung dafür, dass ein gewisser Prozentsatz der Wähler seinen Unmut über die etablierten Parteien durch ein Kreuzchen bei der AfD ausdrückt, ohne die Überzeugung dieser Partei zu teilen. Dass diese Taktik alle andere als empfehlenswert ist, darüber brauchen wir nicht zu diskutieren. Man muss diese Menschen durch Argumente zurückholen; durch „Kloppe“ schafft man es sicher nicht.

Man sollte den Teufel nicht mit dem Belzebuben austreiben - um es mit einem Sprichwort zu sagen.
geschrieben von Karl


Richtig – man sollte den Teufel mit Argumenten unschädlich machen. Ich glaube, das wollen die meisten hier im ST; deshalb verstehe ich Schelte nicht, die von manchen „großflächig“ verteilt wird.

10% gegen 90% 

So einfach ist es womöglich nicht.

Diejenigen welche Panik verspüren, halten es insgeheim vielleicht für möglich, dass es irgendeine tief-schwarze Koalition geben könnte...


Die Hoffnung könnte bestehen, aber ich halte sie nicht für realistisch.

Was deinen Link zur Aufrüstung der Bundeswehr betrifft: das kann man nicht in einem Satz abhandeln; es wäre ein völlig neues Thema. Es geht nämlich um die Grundsatzdiskussion, ob man eine Bundeswehr für notwendig, sinnvoll, überflüssig oder verdammenswert hält.

Wenn man pro Bundeswehr argumentiert, sollte man sie so ausstatten, dass ihre Flugzeuge usw. einsatzfähig sind. Wenn man das nicht will, sollte man sie ganz abschaffen oder zu einer Truppe umfunktionieren, die nur für zivile Nothilfe usw. zur Verfügung steht.

Aber, wie gesagt, dieses Thema würde Seiten füllen. Mir fallen auf Anhieb Argumente sowohl dafür als auch dagegen ein … von meiner Überzeugung her mehr dagegen.

Leider leben wir nicht allein auf einer Insel der Glückseligen. Deshalb bin ich zähneknirschend dafür, dass wir die Bundeswehr beibehalten, aber nur für Verteidigungszwecke oder humanitäre Hilfe einsetzen.

Lalelu

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