Innenpolitik Wie wird der Osten wählen?
In wenigen Wochen wird in Brandenburg, Thüringen und Sachsen der Landtag gewählt.
Das Einwohnerpotential in diesen drei Bundesländern beträgt zwar nur ca 10% der deutschen Bevölkerung, aber die Ergebnisse dürften richtungsweisend sein, nicht nur im Hinblick auf die AfD, sondern auch die SPD usw.
Aktuelle Wahlprognosen sehen wie folgt aus:
Brandenburg Thüringen Sachsen
AfD 21% CDU 28% CDU 28%
SPD 17% Linke 24% AfD 25%
Linke 17% AfD 20% Linke 16%
CDU 16% SPD 11% Grüne 12%
Grüne 16% Grüne 8% SPD 8%
FDP 5% FDP 5% FDP 5%
Ob es wirklich so kommen wird, wissen wir natürlich erst am Wahlabend.
Welche Koalitionen dann möglich sind, ebenso, weil es auch davon abhängen wird, ob und wie die FDP in die Landtage einziehen kann. Olga
Danke für dieses interessante Thema. @Olga . Ich denke, dass DIE LINKE in den kommenden Wahlen eine Kraft sein wird, die den Rechten der AfD Paroli bieten kann und wird. Was die Koalitionen angeht, kann man wohl jetzt noch keine Aussagen machen, aber Bremen zeigt, dass alles möglich ist. Ich finde es jedenfalls gut und richtig, dass DIE LINKEn ihren Prinzipien treu bleiben und nicht plötzlich zum Kriegstreiber mutieren wie die "expazifistischen" Grünen, aber das spielt ja landespolitisch nur eine untergeordnete Rolle.
Ich stelle den m.E. sehr guten Wahlkampfspot der LINKEN nochmals ein, da es Dein Thema noch nicht gab, als ich ihn a.a.O. gepostet hatte.
...schönes Wochenende Allen:
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Ganz so positiv ist das natürlich nicht.
Wenn man die Verluste der Linken in Brandenburg seit 2009 ansieht (fast 10%) ist dies sicherlich keine Bestätigung für diese Partei.
Auch in Thüringen, wo sie sogar den MP stellt, wird es nicht leicht werden.
Wenn die CDU dort doch mit den Grünen und evtl. FDP koalieren könnte, wäre das auch ein Problem für die regierende Linke.
ABer Sie erwähnten in einem anderen Beitrag voller Lobesworte für 'Sachsen die Linke. Mit ca 16% kommt sie schwer gegen CDU und AfD an.
Das ist m.E. auch das Problem der Linken in Ostdeutschland. Sie können weder von den Abstürzen der SPD ERfolge beziehen, noch haben sie grosse Chancen gegen die AfD. Olga
Als zeitgemäß empfinde ich, dass sich die FDP auf Landesebene möglicherweise aus allen 3 Landtagen wird verabschieden müssen. Unter Umständen sogar die SPD mit ihren derzeit kümmerlichen 8% in Sachsen und Thüringen. Es wäre damit die endgültige Verabschiedung von der "Bonner Republik", der Verstaubtheit der Vergangenheit. 30 Jahre sind ein langer Zeitraum für diese "Befreiung", aber es ist wohl nötig und auch an der Zeit.
5% bei einer Partei ist immer eine Wackel-Situation, die sich aber am Wahlabend dann aufklären wird.
Ich denke aber, dass mittlerweile (zumindest im Westen) viele die Grünen wählen und nicht mehr FDP. Die Grünen sind ja die Partei des gutverdienenden Grossstadt-Publikums und man kann auch noch das ökologische Gewissen beruhigen, das vermutlich belastet ist, wenn man mit dem SUV zum Biomarkt fährt.
Ich zähle aber die Grünen auch zur Bonner Republik und glaube, dass es auch im Osten Koalitionen zwischen CDU/Grünen geben wird, um die AfD vom Hofe zu halten. Olga
Lt. einer aktuellen Forsaumfrage würde im Land Brandenburg die SPD nun hinter AfD und CDU mit nur 17 % regelrecht abstürzen. Die Grünen würden ihr Wahlergebnis von 2014 (6,2%) auf 16 % mehr als verdoppeln. Die Linke würde ebenfalls Verluste einfahren und nur noch auf 14 % kommen.
Soweit die Prognosen aber eines ist wohl ziemlich klar, die regierende SPD wird wohl mit dem Machtverlust rechnen müssen, würde also bedeuten, dass rot-rot weg ist...
Mögliche Koalitionen von SPD Linken und Grünen wäre eine Variante oder auch CDU, Grüne, Linke.
Eine Zusammenarbeit mit der AfD wird ausgeschlossen...alles offen !!!
Warum ist das so...seit immerhin 2009 regiert in Brandenburg SPD + Linke, die Unzufriedneheit ist hoch, liegt bei bei ca. 59 %!
Hierbei spielt vor allem auch der Ministerpräsident Woidke eine entscheidene , negative Rolle, er ist nicht sehr beliebt, nur noch ca. 58 % sind zufrieden, was für einen MP nicht gerade rühmlich ist.
Wahlentscheidend sind nicht die potsdamnahen Regionen incl. Potsdam..., obwohl auch da die Verkehrsprobleme / Pendlerprobleme eine große Rolle spielen.
Probleme gab und gibt es eben in den sogenannten "abgehängten" Regionen, wie die Uckermark, die Prignitz aber auch die hochaktuelle Braunkohlenregion.
Angst ist eine schlechter Ratgeber, sagt man aber die Menschen dort, fühlen sich nicht wahrgenommen, wählen aus Frust AfD.
Wir sind erst neulich wieder durch einen Teil des schönen Landes Brandenburg geradelt und es gibt kaum noch Orte, die "leben"..., es sind nur noch Quartiere zum wohnen und schlafen, nicht mal mehr die berühmte "Dorfkneipe" gibt es..., alles weg .
Die jungen Leute sind lange weg und kommen nur selten zurück, warum auch. Sie wollten nicht weg, hatten aber keinerlei Chance im eigenen Bundesland !
Wenn man das so sieht, ist es sehr traurig, wie ganze Regionen einfach verschwinden , wegsterben werden.
HIer sollte / muss angesetzt werden und vor allem aber sollte man den Menschen Vorort mal richtig zuhören !
Die Menschen jammern nämlich nicht, haben nur die ewig gleichen Versprechungen einfach satt !
Kristine
Solche "sterbenden" Orte haben wir in Sachsen-Anhalt im letzten Jahr auch gesehen; die gibt es allerdings auch im ehemaligen Westen. Z.B. Bodenwerder im Weserbergland. Eine tote Innenstadt! Sterbende Dörfer und Städte sind kein Problem der ostdeutschen Bundesländer, sondern das ist ein bundesweites Problem.
Wo es keine Wirtschaftskraft gibt, sterben die kleinen Städte. Und wo sich "der Markt" die großen Einkaufszentren an den Stadtrand gebaut hat, da tobt das Leben. Und trotzdem hat die AfD in sterbenden westdeutschen Städten nicht die Zugkraft wie im Osten. Es muss also an etwas anderem liegen.
Man lese sich mal den folgenden interessanten Artikel bei t-online durch, der einen Wahlkampfabend mit dem sächsischen Ministerpräsidenten beschreibt. Dort werden Menschen gezeigt, die aus den verschiedensten Gründen die AfD wählen, obwohl sie mit ihr eigentlich nicht übereinstimmen. Sie wählen sie trotzdem. Es ist nicht zu begreifen!
https://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/id_86197866/landtagswahl-sachsen-kretschmers-scheitern-koennte-deutschland-veraendern.html
Hast du schon mal was von Protestwahl gehört?
Ich begreife das irgendwie schon …
Ich weiß heute wirklich noch nicht, wen ich hier in Sachsen wählen soll …
Aber ich weiß, wen ich nicht wählen werde, auch wenn ein Herr Biedenkopf heute mit 89 Jahren noch im Zeitungsinterview uns in Sachsen erklären möchte, dass die CDU trotz vieler Fehler seiner Nachfolger der richtige Weg war und ist …
sirod49
Du schreibst es ja selbst..."es muss also an etwas anderem liegen...". Ich habe neulich im ZDF die beiden Folgen "30 Jahre Mauerfall" gesehen, wo beide Teile Deutschlands betrachtet wurden und entspr. von "Ossis wie Wessis" moderiert wurden.
Es gibt heute eben immernoch "das geteilte Deutschland", wie es zu "Mauerzeiten" bestand, weil es bei den Älteren noch ganz tief im Kopf verankert ist.
21 % der Westdeutschen hatte demnach noch niemals eine Fuß in den Osten gesetzt, 5 % der Ostdeutschen haben noch nie etwas vom Westen gesehen...
Junge Menschen sind heute schon viel weiter, sie studieren dort, wo es rundum gute Bedingungen gibt, egal ob im Osten oder Westen. Das macht doch schon mal Mut auf Kommendes. Diese jungen Menschen haben keine Mauern mehr im Kopf !
Wenn man AfD Wähler verstehen möchte, sollte man mit ihnen reden und sich für diese Menschen interesserieren, vielleicht kann man dann zumindest so einiges verstehen und nachvollziehen.
Urteile sind ganz schnell gefällt, richtig sind sie oftmals überhaupt nicht, weil sie an den Realitäten vorbei gehen.
Kristine
Ich bezog mich in meinem Beitrag besonders auf diesen Absatz:
"Schließlich könnte man auch fragen, ob nicht immer alles komplizierter ist, und umso mehr in einem Land, in dem am Rande einer Wahlkampfveranstaltung ein Mann erzählt, nur die SPD sei sozial, aber die habe keine Chance, also wähle er AfD; in dem ein Mann sagt, manchem in der AfD fehle nur noch die Armbinde zum Nazi, er habe große Angst vor deren Radikalität, aber er überlege, sie zu wählen, als, na, Protestwähler; in dem ein anderer Mann sagt, wegen des Klimas seien radikale Maßnahmen notwendig, man müsse Plastik verbieten und diese ganze Reklame, die er jeden Morgen im Briefkasten habe, und er werde die AfD wählen; in dem der Verlust von Arbeitsplätzen in der Solarbranche vor einigen Jahren kaum ein Thema war und der drohende Verlust von Arbeitsplätzen in der Braunkohle die Menschen aufwühlt, weil es um Gefühle geht, nicht nur um Jobs."
Na ja, Protestwahl. Wogegen? Gegen alles, was einem persönlich nicht gefällt?
Und wie du richtig sagst: "Urteile sind ganz schnell gefällt, richtig sind sie oftmals überhaupt nicht, weil sie an den Realitäten vorbei gehen."