Innenpolitik Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
Als Schweizer freue ich mich natürlich (und bin fast ein wenig stolz darauf), dass es ausgerechnet der Schweizer Bundesrat ist, der sich diesem hehren Ziel verpflichtet hat. Zwar ist es keine leichte Aufgabe, das Ziel zu erreichen. Aber sie hat immerhin eine Signalwirkung. Vielleicht eines Tages auch auf die anderen Länder? Oder wird man sich dort einfach damit begnügen, die naiven Schwizerli zu belächeln?
Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
@ Wolfgang: "das einzige mittel gegen den gau ist, atomkraftwerke sofort abzuschalten. das kostet die gesellschaft nichts."
Sofern das Thema überhaupt mit dem Kosten-Aspekt beleuchtet werden soll, so kostet die Abschaltung doch etwas, und nicht wenig. Es ist eben nicht einfach ein "Lichtschalter", den man umkippt und dann ist alles aus, sondern die Kernstäbe müssen (wie auch das Beispiel Japan zeigt) nach dem Abschalten kontrolliert runter gekühlt werden. Das geht alles nicht zum Nulltarif.
Aber Wolfgang, ich gebe Dir natürlich Recht, mit dem Abschalten verringern wir gewaltig dieses gerade vor uns liegende Horrorszenario. Und Geld sollte nach der Sicherheit an zweiter Stelle stehen.
Hafel
Sofern das Thema überhaupt mit dem Kosten-Aspekt beleuchtet werden soll, so kostet die Abschaltung doch etwas, und nicht wenig. Es ist eben nicht einfach ein "Lichtschalter", den man umkippt und dann ist alles aus, sondern die Kernstäbe müssen (wie auch das Beispiel Japan zeigt) nach dem Abschalten kontrolliert runter gekühlt werden. Das geht alles nicht zum Nulltarif.
Aber Wolfgang, ich gebe Dir natürlich Recht, mit dem Abschalten verringern wir gewaltig dieses gerade vor uns liegende Horrorszenario. Und Geld sollte nach der Sicherheit an zweiter Stelle stehen.
Hafel
Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
Tja Wolfgang, das hast du nun davon, zu glauben, ich begreife ausgerechnet auf diesem Gebiet nicht, worum es geht.
2000 Watt ist keine Verbrauchsangabe, sondern gibt die im Moment abgegriffene Leistung an. Strom ist nun mal ein ganz momentanes Happening.
Dass die Schweizer sich solche vereinfachenden Slogans gefallen lassen, steht auf einem anderen Blatt. Irgendwie muss es in die Dickschädel rein. Unsere Regierungsslogans sind auch nicht besser.
Ein Pro-Kopf-Jahresverbrauch von 17 000 kWh (das ist in der Tat ein Verbrauchswert) bedeutet, dass eine Gesellschaft wie die unsere, in der die Stromanbieter mit einer Jahreslieferung von ca. 3000-4000 kWh für einen Zwei-Personenhaushalt rechnen (nachzuprüfen bei der Strompreisabfrage von z.B. Verivox), über ihren selbst erlebten Haushaltsbedarf hinaus einen Stromverbrauch von 13 bis 14 000 kWh pro Kopf verursacht.
Und jetzt wette ich mit dir, wofür der Stromverbrauch draufgeht: Nicht für meine Zugfahrten, nicht für meine Brötchen, sondern für den ganzen Schnickschnack, den die moderne Menschheit glaubt, brauchen zu müssen.
Nicht ohne Hintergedanken (ich schreibe nie, ohne zu denken) habe ich im anderen Thema zu Japan nach dem Industrieverbrauch der japanischen Großindustrie wie z.B. Sony und Yamaha gefragt, der Japan sein Wirtschaftswunder verdankt.
Ich muss dir allerdings gestehen, dass ich ein ganz schlechter Konsument dieser Ware und folglich dieses Stroms bin. Die Produktion z.B. der Spielzeuge der Unterhaltungsindustrie verbraucht Unmengen Strom, angefangen vom Plastik bis zu den Chips. Gleiches gilt für die Produktion von Textilien, angefangen von der Faser bis..... Auch das spielt sich in Fernost ab. Ich brauche diese Fummel nicht. Aber alles das erhöht den Stromverbrauch in den Ländern, in denen High Tech produziert wird. Folglich auch in der Schweiz, wo man nicht mehr in Jodelgruppen geht, sondern seine Freizeit auch mit solchem Spielzeug verbringt. Ja, wirklich!
So, und jetzt kommst du mit deiner Kapitalistenallergie und ziehst ausgerechnet du dir den Schuh an, dass du deinen privaten Stromverbrauch zu drosseln hast, damit die moderne Spielzeugwarenindustrie (sie ist nicht die einzige, oh nein, das nun auch nicht, willst du einen noch längeren Text?) ungebremst Strom und seltene Rohstoffe verbrauchen darf und dich zum Mitschuldigen an ihrem Verbrauch machen darf. Das passt nun gar nicht zu dir. Oder sollen die Züge wieder mit Kohle beheizt werden? Was sagt da dein Umweltherz?
Siehste, und auch darum hatte die Schweiz 1960 ihre "2000 Watt Verbrauch". Weißt du, was sich dort an High Tech Industrie niedergelassen hat?
Es lebte sich übrigens auch gut dort als Tourist, wenn man erst mal bis in die Bergtäler vorgedrungen war. Und die Berge zu Fuß zu besteigen, war sehr gesund! Aber die Einheimischen waren zu großen Teilen noch bettelarm. Die drohen dir heute mit der Plattschaufel, wenn du ihnen ihre touristische Infrastruktur wegen Stromverbrauchs streitig machst, denn sie sind lieber gut situiert als bettelarm.
Ich würde mir wünschen, (aber bis hier unten liest ja doch keiner mehr), dass unsere Gesellschaften sich ein bisschen zurückbesinnen auf das, was für ein gutes Leben wesentlich ist und was nicht. Und das geht ohne Energie, dazu braucht es nur ein bisschen mehr Gehirnschmalz und Fantasie in der täglichen Lebensgestaltung.
2000 Watt ist keine Verbrauchsangabe, sondern gibt die im Moment abgegriffene Leistung an. Strom ist nun mal ein ganz momentanes Happening.
Dass die Schweizer sich solche vereinfachenden Slogans gefallen lassen, steht auf einem anderen Blatt. Irgendwie muss es in die Dickschädel rein. Unsere Regierungsslogans sind auch nicht besser.
Ein Pro-Kopf-Jahresverbrauch von 17 000 kWh (das ist in der Tat ein Verbrauchswert) bedeutet, dass eine Gesellschaft wie die unsere, in der die Stromanbieter mit einer Jahreslieferung von ca. 3000-4000 kWh für einen Zwei-Personenhaushalt rechnen (nachzuprüfen bei der Strompreisabfrage von z.B. Verivox), über ihren selbst erlebten Haushaltsbedarf hinaus einen Stromverbrauch von 13 bis 14 000 kWh pro Kopf verursacht.
Und jetzt wette ich mit dir, wofür der Stromverbrauch draufgeht: Nicht für meine Zugfahrten, nicht für meine Brötchen, sondern für den ganzen Schnickschnack, den die moderne Menschheit glaubt, brauchen zu müssen.
Nicht ohne Hintergedanken (ich schreibe nie, ohne zu denken) habe ich im anderen Thema zu Japan nach dem Industrieverbrauch der japanischen Großindustrie wie z.B. Sony und Yamaha gefragt, der Japan sein Wirtschaftswunder verdankt.
Ich muss dir allerdings gestehen, dass ich ein ganz schlechter Konsument dieser Ware und folglich dieses Stroms bin. Die Produktion z.B. der Spielzeuge der Unterhaltungsindustrie verbraucht Unmengen Strom, angefangen vom Plastik bis zu den Chips. Gleiches gilt für die Produktion von Textilien, angefangen von der Faser bis..... Auch das spielt sich in Fernost ab. Ich brauche diese Fummel nicht. Aber alles das erhöht den Stromverbrauch in den Ländern, in denen High Tech produziert wird. Folglich auch in der Schweiz, wo man nicht mehr in Jodelgruppen geht, sondern seine Freizeit auch mit solchem Spielzeug verbringt. Ja, wirklich!
So, und jetzt kommst du mit deiner Kapitalistenallergie und ziehst ausgerechnet du dir den Schuh an, dass du deinen privaten Stromverbrauch zu drosseln hast, damit die moderne Spielzeugwarenindustrie (sie ist nicht die einzige, oh nein, das nun auch nicht, willst du einen noch längeren Text?) ungebremst Strom und seltene Rohstoffe verbrauchen darf und dich zum Mitschuldigen an ihrem Verbrauch machen darf. Das passt nun gar nicht zu dir. Oder sollen die Züge wieder mit Kohle beheizt werden? Was sagt da dein Umweltherz?
Siehste, und auch darum hatte die Schweiz 1960 ihre "2000 Watt Verbrauch". Weißt du, was sich dort an High Tech Industrie niedergelassen hat?
Es lebte sich übrigens auch gut dort als Tourist, wenn man erst mal bis in die Bergtäler vorgedrungen war. Und die Berge zu Fuß zu besteigen, war sehr gesund! Aber die Einheimischen waren zu großen Teilen noch bettelarm. Die drohen dir heute mit der Plattschaufel, wenn du ihnen ihre touristische Infrastruktur wegen Stromverbrauchs streitig machst, denn sie sind lieber gut situiert als bettelarm.
Ich würde mir wünschen, (aber bis hier unten liest ja doch keiner mehr), dass unsere Gesellschaften sich ein bisschen zurückbesinnen auf das, was für ein gutes Leben wesentlich ist und was nicht. Und das geht ohne Energie, dazu braucht es nur ein bisschen mehr Gehirnschmalz und Fantasie in der täglichen Lebensgestaltung.
Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
deshalb spreche ich ja auch nicht vom rein privaten verbrauch (an dem du dich festgebissen hattest) sondern vom viel zu hohen kollektiven verbrauch und von der notwendigkeit einer sparsamen gesellschaft. - stichwort: 2000-Watt-Gesellschaft
solch eine gesellschaft würde ganz anders und ganz anderes und insgesamt viel weniger produzieren und konsumieren.
der physiker HANS-PETER DÜRR geht noch einen schritt weiter: Die 1,5 Kilowatt-Gesellschaft
dazu braucht es andere politiker und eine andere politik.
--
Wolfgang
solch eine gesellschaft würde ganz anders und ganz anderes und insgesamt viel weniger produzieren und konsumieren.
der physiker HANS-PETER DÜRR geht noch einen schritt weiter: Die 1,5 Kilowatt-Gesellschaft
dazu braucht es andere politiker und eine andere politik.
--
Wolfgang
Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
Dann entfällt auf den Teil Stromverbrauch, den andere angeblich für dich als einen Kopf verbrauchen müssen, nur noch 10 000 kWh pro Jahr (nicht privater Pro-Kopf-Verbrauch):
1,5 kW x 24 Std. x 365 Tage minus angenommene 3000 kWh, die eine Person dem Stromversorger über den Stromzähler zahlt. Das schmeißt mich noch nicht vom Stuhl.
Dafür braucht es mehr als ein paar andere Politiker, solche, die meinen, mit dem Fahrrad zum Parlament würde etwas bringen. Dazu braucht es ein anderes gesellschaftliches Bewusstsein, das die Verantwortung bei sich sieht und diese nicht auf abstrakte "andere Politik" abwälzt.
1,5 kW x 24 Std. x 365 Tage minus angenommene 3000 kWh, die eine Person dem Stromversorger über den Stromzähler zahlt. Das schmeißt mich noch nicht vom Stuhl.
Dafür braucht es mehr als ein paar andere Politiker, solche, die meinen, mit dem Fahrrad zum Parlament würde etwas bringen. Dazu braucht es ein anderes gesellschaftliches Bewusstsein, das die Verantwortung bei sich sieht und diese nicht auf abstrakte "andere Politik" abwälzt.
Sil,
ich h a b e alles gelesen.
Und ich danke dir.
Meine naturwissenschaftlichen Kenntnisse sind nicht mehr sehr zu verbessern....,
aber ich lese alles, was du schreibst.!!
(Und ich bin so gespannt auf die Ergebnisse am 27.03.!!
ich h a b e alles gelesen.
Und ich danke dir.
Meine naturwissenschaftlichen Kenntnisse sind nicht mehr sehr zu verbessern....,
aber ich lese alles, was du schreibst.!!
(Und ich bin so gespannt auf die Ergebnisse am 27.03.!!
Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Laß es mich so sagen,
ewig werden Zahlen hin und hergeworfen.
Aber, es gab auch ein Leben vor der Kernenergie --- das war nicht so wahnsinnig schlecht --- Was spricht dagegen, dass es nicht wieder ein normales, anständiges Leben nach der Kernenergie geben wird?
.... Falls bis dahin, nicht noch weitere Teile der Erde verstrahlt sind.
Ja und die Menschen in 20.000 werden sicherlich nicht wissen, wo wir morgen den strahlenden Abfall unserer Verschwendungsgesellschaft verbuddelt haben. Vor 20.000 Jahren war nämlich bei uns noch Eiszeit.
ewig werden Zahlen hin und hergeworfen.
Aber, es gab auch ein Leben vor der Kernenergie --- das war nicht so wahnsinnig schlecht --- Was spricht dagegen, dass es nicht wieder ein normales, anständiges Leben nach der Kernenergie geben wird?
.... Falls bis dahin, nicht noch weitere Teile der Erde verstrahlt sind.
Ja und die Menschen in 20.000 werden sicherlich nicht wissen, wo wir morgen den strahlenden Abfall unserer Verschwendungsgesellschaft verbuddelt haben. Vor 20.000 Jahren war nämlich bei uns noch Eiszeit.
Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
...Was spricht dagegen, dass es nicht wieder ein normales, anständiges Leben nach der Kernenergie geben wird?2 Mrd mehr Menschen ?
Die können nicht einfach so wegrationalisiert werden.
Vor ein paar Jahrzehnten wurde das 'Problem' noch mit dem Dreschflegel geregelt. Heute gibts keine Dreschflegel mehr.
Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Das ist ein wichtiger Einwand - allerdings wieviele der dazugekommenen Menschen profitiert tatsächlich von der Kernenergie?
und .... profitiere ich tatsächlich von dem x-paar Schuhe?
und .... profitiere ich tatsächlich von dem x-paar Schuhe?
Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
andere politiker und eine andere politik kriegen doch nur eine chance bei einem anderen kollektiven bewusstsein. das eine bedingt also das andere. von drolligen rechnungen schwäbischer hausfrauen und ihrem privaten verbrauch halte ich nichts, denn die gehen am thema vorbei.
zum "motor" bewusstsein noch etwas... da bekanntlich das bewusstsein vor allem durch das sein bestimmt wird, sehe ich gute chancen für schnelle lokale, regionale, ja globale veränderungen, also veränderungen revolutionärer art. stichwort: Globales Ölfördermaximum (engl.: Peak oil) - produktion / konsumtion werden sich gewaltig verändern - nicht WEGEN des bewusstseins der menschen, sondern TROTZ dieses anscheinend wie betonierten und festgefügten bollwerks gegen veränderungen. der für ewig gehaltene status quo kippt. wir erleben es gerade.
--
Wolfgang
zum "motor" bewusstsein noch etwas... da bekanntlich das bewusstsein vor allem durch das sein bestimmt wird, sehe ich gute chancen für schnelle lokale, regionale, ja globale veränderungen, also veränderungen revolutionärer art. stichwort: Globales Ölfördermaximum (engl.: Peak oil) - produktion / konsumtion werden sich gewaltig verändern - nicht WEGEN des bewusstseins der menschen, sondern TROTZ dieses anscheinend wie betonierten und festgefügten bollwerks gegen veränderungen. der für ewig gehaltene status quo kippt. wir erleben es gerade.
--
Wolfgang