Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?

Innenpolitik Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?

Mitglied_bed8151
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Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf olga64 vom 14.03.2011, 17:58:34
verrückte wählen verrückte. anders ausgedrückt: der atomwahn ist weit vebreitet. überhaupt der wachstumswahn. überall träumen sie vom ewig wachsenden kuchen.

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Wolfgang
enigma
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Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von enigma
Hallo Mart,
dankenswerter hattest Du ja auf die “FLAB DID II”-Studie, veranlast von Österreich, hingewiesen.
Die Geheimhaltung ist wohl strikt eingehalten worden, bisher habe ich nichts über den Inhalt finden können.
Aber Dein Wunsch nach Transparenz ist auch meiner, vermutlich auch der von vielen anderen ForistInnen.
Gefunden habe ich aber etwas über eine andere Studie, die ebenfalls von 3 österreichischen Landesregierungen und der Umweltanwaltschaft Wien in Auftrag gegeben wurde.
Sie betrifft das Kernkraftwerk Isar1, das ja in der Nähe der österreichischen Grenze liegt und 2011 vom Netz gehen soll.

Da funktioniert die Geheimhaltung wohl nicht so wie bei der o.a. Studie.
Jedenfalls wurden u.a. folgende Ergebnisse ins Netz gestellt:

(...)"Vor allem der Reaktordruckbehälter weist laut der Studie
‚Schwachstellenbericht Siedewasserreaktoren Baulinie 69‘ durch seine Schweißnähte Sollbruchstellen auf. Durch Nachrüstungsmaßnahmen können diese schwerwiegenden Konstruktionsmängel nicht ausgeglichen werden", so die Studie. Der verwendete Stahl ist ungeeignet: "Insbesondere hat der Stahl eine zu niedrige Zähigkeit." Die Auswirkung der Radioaktivität auf das Material ist nicht ausreichend berücksichtigt: "Sprödbrüche und damit katastrophales Versagen des Reaktordruckgefäßes wären schon bei höheren Betriebstemperaturen möglich." (...)

Und weiter:

(...)„Das Sicherheitsgefäß ist jedenfalls kein Schutz für Mensch und Umwelt, sollte es zu einem Versagen des Reaktordruckbehälters kommen: "Kurz nach dem Versagen des Reaktordruckbehälters erfolgt das Durchschmelzen des Stahlbodens des Sicherheitsbehälters." (...)

Ich muss sagen, dass ich froh bin lesen zu können, wo das Problem etwas detaillierter zu suchen ist. Auch wenn ein Laie nicht alles auf Anhieb verstehen kann, so erscheint mir das, was dort formuliert ist, doch ziemlich plausibel.

Ich nehme an, dass Du das vielleicht mit dem „Urteil von Fachleuten“ gemeint haben könntest. Wahrscheinlich kennst Du auch diese Studie ohnehin.

Der ganze Artikel liest sich hier:

Und bei solch einem „Befund“ soll mir noch einmal jemand etwas über „Sicherheit“ bei der Verlängerung der Laufzeit - zumindest bei Isar1 - erzählen.

Enigma

Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf enigma vom 14.03.2011, 18:59:14
Höre gerade im SWR, dass Neckarwestheim demnächst vom Netz genommen wird.

Sorry, habe mich einfach drunter geklemmt.

Meli

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Karl
Karl
Administrator

Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von Karl
als Antwort auf olga64 vom 14.03.2011, 17:58:34
Dann stellt sich für mich nur noch die
Frage, weshalb die CDU/FDP mehrheitlich gewählt wurden, obwohl z.B. die FDP diesen wichtigen Programmpunkt gut lesbar im Wahlprogramm vor der Wahl hatte. Sicher können Sie auch das schlüssig beantworten.
Wahlentscheidungen werden nicht nur nach einem Gesichtspunkt getroffen. Es gab immer eine Mehrheit für den Atomausstieg, aber gewählt wurde wohl CDU und FDP wegen angeblicher Wirtschaftskompetenz. Sie haben es halt verstanden, das Thema der Atomkraftwerke nicht in den Mittelpunkt des Bundestagswahlkampfes zu stellen. Das Volk lässt sich zudem gerne blenden, wie man jetzt ja auch schon wieder sehen kann.

Karl
enigma
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Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von enigma
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 14.03.2011, 19:01:26
Danke Meli,

das war überfällig.
Ich freue mich über jeden Erfolg in dieser Hinsicht.

Gruß von Enigma
monicum
monicum
Mitglied

Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von monicum
als Antwort auf enigma vom 14.03.2011, 18:59:14
Alles was Du das schilderst über dieses Thema hat auch schon das Fernsehmagazin Kontraste ausführlich berichtet. Professor Kromp bezeichnet z.B. Isar I als einen "Wahnsinn". (siehe Link)

Wer sich in diesen Stunden im Internet bewegt, kann unzählige Beispiele finden, wie viele Wissenschaftler, Experten, Medienberichte und Fernsehmagazine vor der Atomtechnik gewarnt haben. Auch das, was jetzt in Japan gerade geschieht, ist doch geschildert worden. Erleben kann man aber auch, dass alle Warnungen und Bedenken von den Politikern der Union und FDP, doch immer wieder mit dem gleichen Argument abgewiesen wurden, "Unsere Kernkraftwerke sind die sichersten und besten der Welt.
Wenn man jetzt so tut, das Geschehen in Japan veranlasst sie dazu die Position zu überdenken, dann ist das in meinen Augen Heuchelei. Die Gegner der Kernkraft haben das immer so geschildert, dass auch ohne Erdbeben und Monsterwellen in Deutschland ein ernster Unfall geschehen kann. Nur damals waren das halt lauter Irre, die keine Ahnung haben oder eben Aussenseiter.

Welches Vertrauen kann man noch in eine Regierung haben, die Laufzeiten von uralten, anfälligen Atomkraftwerken verlängert und zu einer Sicherheitsprüfung erst bereit ist, wenn in einem anderen land der Gau passiert ist.
Ich habe zu diesen leuten kein Vertrauen mehr, denn sie haben unsere Sicherheit an die Energieunternehmen verkauft.

monicum

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monicum
monicum
Mitglied

Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von monicum
als Antwort auf Karl vom 14.03.2011, 19:06:30
Dann darf man ja auch nicht vergessen, mit welcher gigantischen Lüge, "mehr Netto von Brutto" den Menschen mehr Wohlstand versprochen wurde. Ich denke, da ist dann die Atomkraft, doch mehr in den Hintergrund gerückt.

monicum
Karl
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Administrator

Merkels hilfloses Wahlkampfmanöver
geschrieben von Karl
Gut fand ich den Kommentar von Jens Borschers, ARD Hauptstadtstudio, zur "Aussetzung der Laufzeitverlängerung" bis nach den Wahlen.


Merkels hilfloses Wahlkampfmanöver
Ich fürchte, es ist einfach die Unfähigkeit einzugestehen, dass die Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke vollkommen überflüssig war. Es ist der hilflose Versuch, vor wichtigen Landtagswahlen politische Schadensbegrenzung zu betreiben. Die müsste allerdings anders aussehen: Merkel müsste die Laufzeitverlängerung endgültig kippen um zu zeigen, dass sie wenigstens aus echten Katastrophen lernt.
geschrieben von Jens Borschers


Schwarz-gelber Störfall. Kommentar von Christoph Schwennicke im Spiegel

Angela Merkel, der Union und der Koalition ist am Wochenende der Himmel auf den Kopf gefallen. Der atomare GAU von Fukushima ist der politische GAU der Koalition. Der größte anzunehmende Störfall zum schlimmsten politischen Moment.

....

Jetzt hat Merkel versucht, diesen Fehler rückgängig zu machen. Übers Wochenende hatte sie im Rahmen ihrer verbliebenen Möglichkeiten dagegen angeredet, dass der Störfall von Japan etwas mit den verlängerten Laufzeiten der deutschen AKW zu tun habe. Aber weder Herr Deppendorf, der sie befragte, noch Frau Merkel selbst sahen so aus, als könne man der Atom-Dialektik der Kanzlerin einen hohen Grad an Überzeugung abgewinnen. Mit anderen Worten: Die Kanzlerin wirkte, als glaube sie den Quatsch selber nicht, den sie da gerade erzählte.
geschrieben von Christoph Schwennicke


Ziemlich deckungsgleich mit meiner Meinung, karl
silhouette
silhouette
Mitglied

Re: Merkels hilfloses Wahlkampfmanöver
geschrieben von silhouette
als Antwort auf Karl vom 14.03.2011, 22:45:23
.............Ich fürchte, es ist einfach die Unfähigkeit einzugestehen, dass die Laufzeitverlängerung für deutsche Atomkraftwerke vollkommen überflüssig war. Es ist der hilflose Versuch, vor wichtigen Landtagswahlen politische Schadensbegrenzung zu betreiben.............

Ziemlich deckungsgleich mit meiner Meinung, karl
geschrieben von karl

Danke! Mit meiner auch. Und es bestätigt meine ach so zynische Prognose vom Samstag, dass die Ereignisse für die bevorstehenden Wahlen politisch ausgeschlachtet werden und für die Opposition ein PR-Geschenk darstellen. Und deswegen heißt es jetzt Aussetzen. Beim schwarzen Riesen hieß das Aussitzen

Das war doch gar nicht schwer vorauszusagen.

Wer sich für einen hervorragenden technischen, nüchternen Situationsbericht interessiert, der bekommt ihn hier:

FAZ

Mitglied_bed8151
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Mitglied

Re: Merkels Wahlkampfmanöver
geschrieben von ehemaliges Mitglied
Von den Atomindustriellen und deren Merkel (CDU) wurde die Lüge von der "Brückentechnologie" gestreut, die angeblich alternativlos sei. Die Lügner waren erfolgreich mit solcher AgitProp und gewannen die Wahl und und konnten das schwarz-gelbe Atomregime installieren und AKW-Laufzeiten verlängern. Tatsächlich brauchen wir nicht die schrottigen und deswegen besonders gefährlichen Atommeiler Brunsbüttel, Isar I, Neckarwestheim I, Philippsburg I, Biblis A, Biblis B, Unterweser (zusammen 7076 Megawatt). Die könnten sofort abgeschaltet werden, ohne dass sich das im Stromnetz ungünstig bemerkbar machen würde. - Stichwort: 1 1/2-fache Kapazität (139,5 Gigawatt, 2009) gegenüber der höchsten jemals in Deutschland gemessenen Spitzenlast (82,2 Gigawatt, 2008)

--
Wolfgang

SPON
14.03.2011
Sieben deutsche Meiler sind verzichtbar
Die Fukushima-Katastrophe bedeutet eine Kehrtwende in der deutschen Atompolitik. Sogar Energiekonzerne erwarten nun einen Stopp der Laufzeitverlängerung. Technisch ist sogar noch mehr möglich: Sieben Meiler könnten sofort abgeschaltet werden - ohne dass eine Stromlücke entsteht.
Von Stefan Schultz


[...]

Wenn man nun die 2008 gemessene Rekordspitzenlast von 82 Gigawatt als Ausgangswert für den maximalen deutschen Strombedarf nimmt und noch einmal zehn Gigawatt als Puffer draufschlägt, hätte man noch immer einen enormen Überschuss an Kapazitäten.

Würde man die sieben ältesten Atommeiler, deren Laufzeiten Schwarz-Gelb gerade um acht Jahre verlängert hatte, sofort abschalten - der Ausfall wäre locker zu verschmerzen.

Die sieben Atom-Oldtimer sind ohnehin vergleichsweise leistungsschwach. Modernere Kraftwerke wie Brokdorf oder Isar II haben eine Nettoleistung von fast 1500 Megawatt - viele der Altmeiler kommen nur auf die Hälfte. Insgesamt würde der Verlust der Kapazität gerade sieben Gigawatt betragen (siehe Tabelle).

Bei derzeitigen Überkapazitäten von mehr als 20 Gigawatt wäre das locker zu verkraften - ohne dass auch nur ein einziges neues Kohle- oder Gaskraftwerk gebaut würden müsste. Und man hätte noch immer einen komfortablen Puffer von mehr als zehn Gigawatt an zusätzlicher Kapazität.

Sprich: Die leistungsschwachen und tendentiell unsichereren Altreaktoren sind für die deutsche Stromversorgung komplett überflüssig.

[...]

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