Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?

Innenpolitik Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?

rolf †
rolf †
Mitglied

Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von rolf †
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.03.2011, 01:19:27
Hinzu kommt, daß die schweren Beben nach Berechnungen diverser Geologen in Abständen von 100 bis 250 Jahren auftreten, genaue Vorhersagen aber nur im Sekundenbereich möglich sind. Auch bei ständig länger werdenden Vorhersagefristen wird es noch Jahrzehnte dauern, bis wirklich langfristige, also der AKW-Laufzeit entsprechende Vorhersagen möglich sind.
Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf Karl vom 12.03.2011, 23:21:02
"Schnellstmöglich verstehe ich aber so, wie es geschrieben steht: sobald wie möglich. Es gab ja bereits einen Zeitplan der Vorgängerregierung, der wäre einhaltbar gewesen. Mit diesem Plan hätten besonders die alten Meiler sehr schnell vom Netz gehen können."
geschrieben von karl


Wie wir sehen, haben auch hochindustrialisierte Staaten Schwierigkeiten mit ihren Kernkraftwerken.
Auch -wenn man bedenkt, dass die Ursache in Japan ein verherendes Erdbeben war, mit dem in Deutschland auf Grund der geotektonischen Lage absolut nicht zu rechnen ist, scheint es Situationen zu geben, die nach wie vor nicht beherrschbar sind.
Da nutzt -der von dir erwähnte - großzügige Zeitplan der Rot-Grün-Regierung nicht viel - ganz zu schweigen natürlich von der Laufzeitverlängerung durch die jetzige Regierung.

In beiden Planvorgaben vergehen mehr als 10-20 Jahre, bis der letzte Reaktor vom Netz ist.
Wer sagt uns denn, dass ein Supergau in 3 oder 4 ... 10 Jahren ausgeschlossen ist.

Es gibt also nur eine Alternative - sofortiger Ausstieg.
Natürlich ein Ausstieg unter Beachtung der Physik beim Herunterfahren eines Kernkraftwerkes.
Das allerdings darf nicht nur in Deutschland geschehen, sondern - ich beschränke mich mal nur auf die "nähere" Umgebung - EU-weit.
Fakt ist doch eindeutig, dass ein alleiniger deutscher Ausstieg völlig nutzlos ist.
Ob die Kernkraftwerke an unseren Grenzen oder direkt im Land stehen, hat keinerlei Bedeutung im Falle einer Katastrophe.

Um den Energiemangel wenigstens teilweise auszugleichen, könnten die Kohlekraftwerke hochgefahren werden. Das wäre kein Problem - Mehrlastkapazitäten haben fast alle Kohlekraftwerke. Nach Aussage von Experten könnten fast 75% der fehlenden Energie sofort ausgeglichen werden.
Dazu gehört meines Erachtens eine Forcierung der Forschung und technischen Umsetzung der CCS-Technologie.
In weniger als 5 Jahren sollte es möglich sein, alle Kohlekraftwerke damit auszurüsten.

Dazu gehört natürlich auch ein Ausbau sicherer Alternativenergieträger.

Dazu gehört vor allen Dingen aber eine kurzfristige Einsparung an Energie im industriellen Bereich UND in den Privathaushalten.
Laut Statistik gibt es in Deutschland über 8 Mio Haushalte mit einem überdurchschnittlichen Energieverbrauch durch nicht lebensnotwendige "Energiefresser", wie z.B. beheizte Außenschwimmbäder, Whirlpool...
Der durchschnittliche Energieverbrauch in Deutschland beträgt etwa 1220 KW/h pro Jahr/pro Kopf.
Über 8 Mio Haushalte haben einen Prokopfenergieverbrauch von über 3500 KW/h pro Jahr.
(Stat. Jahrbuch 2009 mit Zahlen aus 2007)

In letzterem sehe ich die größten Schwierigkeiten.
Darüber reden ist leicht. Es ist fast zu einem Sport geworden mit den Begriffen Öko-Strom, Grüne Ernergie, Greenpeace Energy, Ökostrom-Mix, sauberer Strom nur so herumzuwerfen.
Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.03.2011, 09:46:19
[quote=karl].. dass die Ursache in Japan ein verherendes Erdbeben war, mit dem in Deutschland auf Grund der geotektonischen Lage absolut nicht zu rechnen ist ...



Die Sicherheitsvorkehrungen unserer Kernkraftwerke sind dafür auch nicht auf Erdbebenstärken von 8,2 ausgerichtet worden (wie in Japan), sondern auf Stärken die für unsere Regionen angenommen werden (in Japan war das Beben nun höher als höchstmöglich angenommen ...).

Gestern las ich, dass die Batterielaufzeit für die Not-Kühlung bei uns nur 2 h sein könnte ...
Da gäbe es offensichtlich bessere Techniken, denn in Japan laufen die Batterien ein paar Stunden länger.

Wir haben also nicht um die höchstmögliche Sicherheit, sondern um die angenommen höchstnotwendige.

Sorella

Anzeige

haju
haju
Mitglied

Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von haju
als Antwort auf Karl vom 12.03.2011, 22:11:30
Nach dem Atomunfall in Japan, dessen Ausmaß sich immer noch entwickelt und der sich noch ausweiten kann, steht auch die Sicherheit der Kernkraftwerke in Deutschland wieder auf dem Prüfstand. Dieser Debatte werden Frau Merkel und Herr Röttgen nicht ausweichen können...
geschrieben von karl


Ich kann nur sagen: Man kann gar nicht so weit um die Ecke denken um sich zu vergegenwärtigen, was so alles passieren kann. Gegen Naturgewalten ist sicherlich nur wenig auszurichten. Das trifft allerdings auch auf das menschliche Versagen zu. Wenn aber Profitgedanken über die Sicherheit gestellt werden, wird es gefährlich (Beispiel die Explosion der Ölbohrplattform Deepwater Horizon).

Auch die AKW- Laufzeitverlängerung bei uns, die unserer Regierung als sogenannte Übergangstechnologie durchgestzt hat, folgt nur dem Profitgedanken. Sie bremst die Entwicklung dezentraler KWK- Anlagen und die aus erneuerbarer Energien aus. Außerdem behindert sie das entstehen engmaschiger, intelligenter Stromnetze.

AkW, die die berechnete und ursprünglich genehmigte Laufzeitgrenze erreicht haben, sollten abgeschaltet werden. In diesem Zusammenhang nur ein Aspekt: Rohre und Behälter unterliegen einem dynamischen Beanspruchungs-Zeit-Verlauf. Das Material versprödet, u. U. korrodiert es auch. Ist die Zeit erreicht, geht die Laufzeitverlängerung auf Kosten der Sicherheitsbeaufschlagung, d. h. die Sicherheitsaufschlag verringert sich mit jedem Verlängerungsjahr und das gilt analog nicht nur für Rohre und Behälter.

Technik läßt sich technisch nicht Beugen. So gesehen kan jeder, je nach polischer Einfärbung, die eigenen Schlüsse ziehen.

hafel
hafel
Mitglied

Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von hafel
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.03.2011, 09:46:19
Moin moin Klaus:


Natürlich sind die geologischen Gegebenheiten von Japan nicht 1:1 mit denen in Deutschland vergleichbar. Erdbeben dieser Größenordnung sind wohl eher unwahrscheinlich.

Es gibt aber einen anderen Aspekt, den auch Du berücksichtigen solltest. Das Atomkraftwerk in Harrisburg (US-Staat Pennsylvania) hatte auch eine Kernschmelze und dort war kein Erdbeben.

Menschliches Versagen heißt das böse Zauberwort und da ist hier in Deutschland auch kein Kraut gegen gewachsen.

Alle anderen Diskussionen, wie hoch hier ein Beben in D. sein könnte, lenkt nur von der eigentlichen Gefahr ab.

Menschliches Versagen kommt jeden Tag vielfach im Straßenverkehr vor und kann auch bei den AKW’s – trotz größter Sicherheitseinrichtung – nicht ausgeschlossen werden.

Hafel


simba
simba
Mitglied

Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von simba
als Antwort auf haju vom 13.03.2011, 10:32:26
ich wohne in einem land wo es kein atomkraftwerk gibt, mir aber nicht sicher bin ob wir nicht auch teilweise atomstrom bekommen. trotzdem frage ich mich wie man es schaffen soll, wenn in D oder anderswo die AKWs abgeschaltet werden dass man dann genug strom hat? da würde die bevölkerung schön aufschreien wenn aufeinmal der strom rationalisiert würde. mit den kohlekraftwerken wird die umwelt weiter verschmutzt was ich auchfür keine so gute idee halte. ich wäre schon zufrieden wenn mal alle AKWs überprüft würden ob sie sicher sind und dann langfristig auf andere energien gesetzt würde. es würd sicher einiges geben was man machen könnt, wenns nicht möglicherweis die atomlobby erfolgreich verhindern würde...

Anzeige

Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf hafel vom 13.03.2011, 10:48:23
...
Menschliches Versagen heißt das böse Zauberwort und da ist hier in Deutschland auch kein Kraut gegen gewachsen.




Aus meiner Sicht beginnt das menschliche Versagen bereits dort, wo technische Machbarkeit der Maßstab von Entscheidungen ist.

Sorella


Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.03.2011, 09:53:31
"Wir haben also nicht um die höchstmögliche Sicherheit, sondern um die angenommen höchstnotwendige."
geschrieben von sorella


Kann ich nicht beurteilen - bin kein Fachmann.
Schade, dass sich Hugo noch nicht zum Thema gemeldet hat - der ist Experte auf dem Sektor.
Was die Notstromversorgung anbetrifft, weiß ich nur, dass die Kernkraftwerke starke Notstromaggregate haben - Marke Schiffsdiesel.
Ich wundere mich auch, dass es in Japan nicht gelungen ist, transportable Schiffsdiesel einzufliegen und anzuschließen.
Die Armee müsste dazu in der Lage sein.
haju
haju
Mitglied

Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von haju
als Antwort auf simba vom 13.03.2011, 10:53:37
trotzdem frage ich mich wie man es schaffen soll, wenn in D oder anderswo die AKWs abgeschaltet werden dass man dann genug strom hat?


Ein Strommangel wird es in D nicht geben. Ich meine ja auch nicht alle AKW sondern nur die, die in die Jahre gekommen sind. Ausserdem sind hocheffitiente Kohle Kraftwerke in Bau, die die alten in Betrieb befindlichen Dreckschleudern teiweise erstzen sollen und gegeüber AKW auch besser regelbar sind. Hinzu kommt die Versorgung mit Gas-und-Dampf-Kombikraftwerke (GuD-Kraftwerke),die teilweise sogar mit Wärmeauskopplung im Bau sind. Der Vorteil der GUD liegt darin das sie in kleiner Leistung auch dezentralisiert angewendet werden können.
Re: Wer ist für den schnellstmöglichen Atomausstieg?
geschrieben von ehemaliges Mitglied
als Antwort auf ehemaliges Mitglied vom 13.03.2011, 11:20:47
Was von den Kommentaren von als Fachmann bezeichneten Menschen zu halten ist,
kann jeder zur Zeit selbst entscheiden, der hören und denken kann.


Hochinteressant gerade die Erläuterungen von Chemikern und Physikern auf B5 aktuell (Nachrichtensender).
Tenor: Sauerei, was als offizielle Informationen (gerade) veröffentlicht wird.

Informieren und selber denken kann helfen.

Sorella



Anzeige