Forum Politik und Gesellschaft Innenpolitik Was war gut, was war schlecht in der DDR?

Innenpolitik Was war gut, was war schlecht in der DDR?

dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: na wenn das so ist...
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf pilli vom 16.06.2013, 22:21:19
@pilli ...noch ein kurzer Nachtrag zu den Lebensläufen.

Mein 20 Jahre älterer Bruder [71] ist tatsächlich gerade der "Hausmeister/Schlüsselklops" des ehemaligen Obertrikotagen Betriebes (OTB) in Wittstock, wo die Mädels im Dok-Film damals ihr Geld verdient haben und der ein Lebensmittelpunkt von hunderten junger Frauen war, die in sonst ländlicher Umgebung gelebt haben. Mein oller Bruder erntet heutzutage die Äpfel und Kirschen von den Bäumen, die die Mädels und Frauen im Film damals auf ihrem Pausenplatz für die Zukunft gepflanzt haben und ich ess jetzt die leckere Marmelade, die mein Bruder daraus kocht.

Mein Bruder war bis 1985 Meister im Ratiomittelbau des OTB und hat sich dann selbstständig gemacht - also weit vor der "Wende" im Osten. Er kennt im OTB jeden Schalter, jede Stufe und jeden Sicherungskasten und er regt sich schon lange nicht mehr darüber auf, dass das Gelände und die Gebäude nun so verkommen und verfallen.

Heute trocknet ein Pakistani Weintrauben zu Rosinen in den zu DDR-Zeiten von EMCO vollklimatisierten, modernen Hallen und streicht dafür noch EU-Fördergelder ein, während seine Frau den Textilbetrieb in Pakistan leitet, der C&A beliefert. ..und mein Bruder hält dem afghanischen Daimler das Tor auf ...es fehlen nur noch die Diestel-Kugeln, die der Wind westernmäßig über das menschenleere Werksgelände von mehreren tausend qm weht. Solche windigen Profiteure werden dann auch noch in der heimischen Presse als "Investoren" gefeiert.

Komischerweise spricht mein Bruder kein Wort Englisch und der Pakistani kein Wort Deutsch - aber die Beiden verstehen sich prima - habs selbst erlebt. Es ist gespenstisch, wenn die zwei einsam auf dem riesigen Gelände rumlaufen, wo noch bis 1990 hunderte Mädels T-Shirts für den Osten und den Westen genäht, gefärbt und bedruckt haben.

adam
adam
Mitglied

Re: ja wenn das so ist...;-)
geschrieben von adam
als Antwort auf adam vom 16.06.2013, 18:02:11
Adam du weißt sehr wohl, warum ich deinen Beitrag in Frage gestellt habe, du hast die DDR in mit dem NS verglichen und eine Behauptung aufgestellt, die so nicht vergleichbar ist.

Aus diesem Grund habe ich ebenfalls behauptet, dass solche Mitglieder im ST keinen Platz haben sollten.
geschrieben von adam


An welcher Stelle habe ich die DDR mit dem NS verglichen? Welche Behauptung soll ich in diesem angeblichen Zusammenhang aufgestellt haben Wo ist das Zitat?

Es geht um das Verhältnis zwischen Ost und West, das einige ehemalige DDR-Bürger meiner Ansicht nach stören Dazu habe ich mich geäußert.

Ich weiß also "sehr wohl" gar nichts, was Du behauptest.

--

adam
geschrieben von ein_lächeln


Als Erinnerung.

--

adam
pilli
pilli
Mitglied

Re: na wenn das so ist...
geschrieben von pilli
als Antwort auf dutchweepee vom 17.06.2013, 00:39:48
eine interessante geschichte, dutch

und ich darf annehmen, dass dir als liebhaber von filmen gerade der so hoch mit preisen und nominierungen in den jahren 1974-2010 ausgezeichnete und eine vielzahl von filmen schaffende regisseur Volker Koepp kein unbekannter ist, der sich zudem jahrelang deinem ehemaligen wohnbereich Wittstock widmete?



...Koepp besuchte zunächst in Berlin die Schule und machte 1962 das Abitur in Dresden. Danach schloss er eine Lehre als Maschinenschlosser an, die er 1963 mit einem Facharbeiter-Zeugnis in der Turbinenfabrik Dresden absolvierte.

Koepp konnte nun bis 1965 an der Technischen Universität Dresden weiterstudieren. Von 1965 bis 1969 erhielt er ein Sonderstudium an der Deutschen Hochschule für Filmkunst in Potsdam-Babelsberg. Doch 1968 stand Koepp kurz vor seiner Exmatrikulation, da er mit Thomas Brasch befreundet war und dieser in Flugblättern gegen den Einmarsch der Truppen des Warschauer Pakts in die ČSSR protestiert hatte.

In krassem Widerspruch dazu steht jedoch die Wahrnehmung ehemaliger Kommilitonen von Koepp an der Filmhochschule, die ihn 1968 als Mitglied der FDJ-Leitung und in dieser Eigenschaft als treibende Kraft bei der Exmatrikulation von Mitstudenten erlebt haben, die unter falschen, politisch motivierten Anschuldigungen vom Studium ausgeschlossen wurden.

Zunächst sollte er sich „in der Produktion bewähren“, doch seinem Hinweis auf seine Facharbeiterausbildung wurde stattgegeben und Koepp konnte stattdessen einen Übungsfilm drehen: „Wir haben schon eine ganze Stadt gebaut.“

1970 erhielt er trotz allem eine Festanstellung im DEFA-Studio für Dokumentarfilme als Regisseur, doch stand er vermehrt unter der Beobachtung der Staatssicherheit. Seine SED-Mitgliedschaft während dieser Zeit und seine Privilegierung mit einem Visum für West-Berlin zu einer Zeit, als DDR-Bürger, die sich für Reisefreiheit einsetzten, schweren Repressalien ausgesetzt waren, erscheinen als seltsame biografische Kontrastlinien. Später arbeitete Koepp als freier Regisseur, Autor und Produzent...
geschrieben von wiki


Volker Koepp/wiki

leider dutch

sind trotz deiner lesenswerten hinweise meine fragen an dich unbeantwortet geblieben.

darf ich an meine fragen wiederholt erinnern?

...bist du der meinung, dass der autor Kochan, der mit seinen eltern ja in Cottbus aufgewachsen ist seine dissertation mit falschen untersuchungs-ergebnissen abgeliefert haben könnte?...


...erweitern möchte ich meine frage, ob du dir vorstellen könntest, die in seiner recherche (dissertation) zitierten fotografen und ehemals in der DDR lebenden zahlreichen dokumentarfilmer ihre bildwerke manipuliert haben könnten?...


da ich an keiner stelle auch nur ein wort davon geschrieben habe, dass es meine denkungsart ist, was den hohen alkoholkonsum in der DDR betraf und darum explizit nur mit zitaten und der namentlichen nennung derjenigen wissenschaftler und ihrer recherchen bzw. sichtweisen diskutieren wollte, hat wohl manche so irritiert, die dann nachlesbar geflüchtet sind in wortvernebelnde sphären?

siehe hierzu das beispiel adam und seine m.e. berechtigte bitte, den ihm fälschlicherweise unterstellten text zu zitieren und zu dem verfälscht wiedergegebenen text stellung zu beziehen.

---

ich meine mal, wenn alle ab und an mal den ollen Lincoln erinnern:

"Man kann die Menschen eine Zeitlang hinters Licht führen und manche Menschen auch die ganze Zeit,
aber man kann nicht alle Menschen die ganze Zeit hinters Licht führen."


dann könnte das dem gegenseitigen verständnis helfen?

---
pilli

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dutchweepee
dutchweepee
Mitglied

Re: na wenn das so ist...
geschrieben von dutchweepee
als Antwort auf pilli vom 17.06.2013, 15:04:04
@pillischatz

Lies bitte meinen Beitrag vom 16.06.2013 22:42 Uhr


...Volker kenne ich von vielen Begegnungen in Wittstock und Dresden persönlich. Frag ihn einfach nach dem Verrückten mit Hut und ohne Socken.

:)
ehemaligesMitglied41
ehemaligesMitglied41
Mitglied

Re: ja wenn das so ist...;-)
geschrieben von ehemaligesMitglied41
als Antwort auf adam vom 17.06.2013, 10:41:39
..entschuldige Adam,

das kommt nun davon, wenn man nur „einseitig“ gebildet ist,
nein, ich habe dich mit heigl verwechselt, den hast du auch gemeint betreffs meiner Äußerungen.

Du selbst aber gehst nicht zimperlich mit mir und einigen anderen um.

Du kennst sicher das Sprichwort:
..hinter dem Strauch dem ich sitze, suche ich auch den anderen… ?

Du forderst einen anderen Umgangston, schlägst aber um dich, das sind schon Wutausbrüche.

Was mir bei dir auffällt ist, dass du absolut keine andere Meinung zu diesem Thema gelten lässt.
Im Gegensatz zu mir beharrst du auf deiner Meinung starr und störrisch, ich hingegen komme dir mit anderen Erfahrungen, Empfindungen und Erlebnissen. Ich habe mir keine heile Welt zusammengebastelt und mag im Übrigen diese gebratenen Würste nicht.

Du bist einfach überfordert damit, dass ich eine andere Meinung habe, und trotzdem das System, so wie es war, nicht zurück haben möchte.

Ich kann mir sehr wohl eine bessere Welt vorstellen, eine bessere als diese.

Du trägst die gleiche Mitschuld wie ich und alle anderen, weil wir es zulassen, dass es noch wahnsinnig viel Elend auf dieser Welt gibt, eben auch wegen deines so sehr gelobten Kapitalismus.

..ein_lächeln..
clara
clara
Mitglied

Re: na wenn das so ist...
geschrieben von clara
als Antwort auf dutchweepee vom 16.06.2013, 20:48:48
NEIN pilli ...ich habe einen bettelnden Menschen gemeint ...Bettler und Obdachlose kannte ich nicht.

Der Anblick von Bettlern fiel der mit mir befreundeten Ostberliner Familie beim ersten Besuch Westberlins auch so erstaunlich wie unangenehm auf, weil ungewohnt. Das Nichtvorhandensein von öffentlicher Bettelei war Bestandteil des Systems, wie man
hier nachlesen kann.

Daraus die entspr. Stelle:

6. Betteln in der ehemaligen DDR — war das „sozialistische“ Strafrecht fortschrittlicher?

Ein erster Blick in das StGB der ehemaligen DDR zeigt, daß Betteln als solches dort nicht strafbar war. Oder vielleicht doch? War der „Sozialismus“ hier dem bundesdeutschen Strafrecht zumindest vor 1974 überlegen? Wie bei so vielem in „sozialistischen“ Staaten tut auch hier ein zweiter Blick Wunder. Zwar war Betteln straflos, „Arbeitsscheu“ dagegen wurde auch in der DDR empfindlich bestraft (Freiheitsstrafe bis zu zwei Jahren, im Rückfall bis zu fünf Jahren). Zusätzlich konnte auf Aufenthaltsbeschränkung und Erziehungsaufsicht erkannt werden 62. Für die Maßnahmen waren gemäß einer Verordnung von 1979 die örtlichen Räte zuständig 63. Diese konnten auch aus eigener Befugnis heraus kriminell gefährdeten Personen Auflagen erteilen, wie „bestimmte Räumlichkeiten oder Orte (Anlagen, Plätze u. ä.) nicht zu besuchen“. Die örtlichen Räte hatten dabei auch darüber zu entscheiden, wer als kriminell gefährdet zu gelten hatte. Dies konnten nach der Verordnung „Bürger, die Anzeichen der Entwicklung einer asozialen Lebensweise erkennen lassen“ sein. Wer aber war asozial? Das strafrechtliche Standardlehrbuch nennt Arbeitsscheu, Landstreicherei und Bettelei als typische Erscheinungsformen 64 - eine Trias, die uns wohl bekannt ist. Wer nun also als Bettler vorsätzlich gegen die Auflage, Parks usw. zu meiden, verstieß, konnte zu gemeinnütziger Arbeit herangezogen, zu einer Ordnungsstrafe bis 500 Mark oder bei „Vorteilsstreben“ gar bis zu 1000 Mark verurteilt werden. Betteln war somit mittelbar auch in der ehemaligen DDR strafbar — wenn es auch letztlich nur mit einer Ordnungsstrafe belegt wurde.


Clara

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olga64
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Mitglied

Re: ja wenn das so ist...;-)
geschrieben von olga64
als Antwort auf wandersmann vom 14.06.2013, 22:58:53
Ok ok, Eure Hasenherzigkeit erklärt einiges.
Wobei clara, spätestens seit Mitte 1989, seit Ungarn den "iron certain" aufschnitt, und die ersten Ostdeutschen durch die Felder nach Österreich schnürten, hättet ihr es wissen müssen.
.
Seid ihr tatsächlich soooo überrascht gewesen, wie ihr jetzt tut
Wo blieb eure Solidarität am 17.Juni 1953?
Die Grenzen waren offen. Sperrangelweit. Wo war euer Engagement?
Nichts. Gar nichts.
Ihr habt sie sehendes Auges verrecken lassen,
geschrieben von wandersmann


Sie übersehen die Tatsache, dass sehr viele Wessis keinerlei persönliche Beziehungen zu Ossis hatten. Insbesondere in Bayern gab es nicht so viele Ostkontakte - keine Verwandtschaft und Freundschaften wurden ja nicht geduldet. Ich persönlich machte erstmals mit ca 19 Jahren bei meiner ersten Autofahrt nach Westberlin meine Erfahrungen mit den "Grenzorganen der DDR". Für mich war dies ein anderes Land mit anderen Gesetzen - zufällig wurde Deutsch gesprochen, aber dies ist in Österreich und der SChweiz ja auch der Fall.
Nur die Schikanen ander Grenze waren gigantisch. Da wir damals ja schon Reiseerfahrungen hatten,verglichen wir natürlich und stellten fest, dass wir das nicht haben müssen. Ab sofort nahm ich dann das Flugzeug nach Westberlin - das ging problemloser.
Mea culpa - wegen meiner mangelnden Solidarität am 17.6.1953. Ob es allerdings wirklich geholfen hätte, wenn ich als bayerisches Kind mit Wohnsitz München dort mitgekämpft hätte,vermag ich zu bezweifeln. Auch meine Eltern und die Schule hätten sicher was dagegengehabt. Olga
circe
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Re: na wenn das so ist...
geschrieben von circe
als Antwort auf clara vom 17.06.2013, 16:12:45
es gab wirklich solche "arbeitsscheue Elemente", so wurden sie damals benannt! Und sie wurden an Fest und bestimmten Feiertagen "weggesperrt"! Meist waren es Säufer, welche aber immer eine Unterkunft hatten. Und irgendwann saßen sie dann wieder auf ihrer Parkbank mit ihren Flaschen!
olga64
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Re: na wenn das so ist...
geschrieben von olga64
als Antwort auf circe vom 17.06.2013, 16:28:59
Die Terminologie "arbeitsscheue Elemente" kam noch aus der Nazizeit. Ich erinnere mich,dass mein Nazi-Vater dies oft und gerne benützte, obwohl er selbst zu dieser Spezie bis zu seinem Tod gehörte.Allerdings ohne Alkohol - aber ARbei war einfach nicht lebenswert für ihn. Seine Kinder - mein Bruder und ich - sahen das dann völlig anders - gottseidank. Olga
circe
circe
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Re: na wenn das so ist...
geschrieben von circe
als Antwort auf olga64 vom 17.06.2013, 16:33:32
sag bloß, das habe ich nicht gewußt!

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