Innenpolitik Was ist los in Thüringen ?
Liebe Karin,Charlottesusanne:
"... Hand aufs Herz : Wer von Euch hätte in dieser Situation den Schläger gestoppt ? Wer von Euch ... "
ich habe volles Verständnis, wenn jemand, der sich körperlich unterlegen fühlt, körperlich nicht eingreift. Aber geht nicht auch Schreien?
Du fragst und ich fühle mich angesprochen. Ich weiß von mir, dass ich eingegriffen hätte. Ich bin wegen solch eines Verhaltens schon einmal zusammengeschlagen worden (damals ging es um Gewalt gegen eine Frau in der Öffentlichkeit), aber das würde ich immer wieder tun, denn bei solchen Taten nur zuschauen würde mich lebenslang belasten.
Karl
Ich bin vor 5 Jahren von München nach Thüringen gezogen, Karl. - Und mich jammert's.
Da läuft etwas sehr schief in der Gesellschaft, dass sich solche Meldungen häufen. Denjenigen, die sich vor Ort gegen diese Entwicklung stemmen, gilt meine Hochachtung. Leider lese ich von denen zu wenig.
Karl
Stillhalten, kleinmachen, wegschauen, das war in der DDR gängige Überlebensstrategie. Gewalt wurde durch den Staat ausgeübt - und der konnte man nicht anders begegnen.
Alles was der Westen zu viel hat an Selbstbewusstsein, das fehlt hier.
Und was soll man auch machen? - Selbst um den Mindestlohn werden die Arbeiter hier noch geprellt (Oh, in München übrigens auch!). Wie viel hat deine Brille gekostet? - Könntest du dir nur einen Tag ohne vorstellen? - Hier können sich 2/3 keine ordentliche leisten.
Wieviel haben deine Zähne gekostet? - Aber den Leuten mit den Zahnstumpen begegnet ihr mit Verachtung.
Die Betriebe ebenso wie die Wohnungen dienen nur der Spekulation westdeutscher Kapitalisten. In beiden Fällen wechseln die Eigentümer häufig alle paar Jahre.
Siehst du, das ist in Thüringen los und das ist in Sachsen los.
Aber wer will das schon wissen? - Der westdeutsche Wohlstandsbürger, der sich darüber mokiert, dass andere wegschauen?
Kirsty
@ kirsty
Was Du über das Verhalten der Menschen während der DDR-Zeit schreibst bedient auch noch das abgedroschenste Klischee vom duckmäusernden, gebeugt daher kommenden Ostler, der nur zusieht, ja nicht negativ aufzufallen, da er ansonsten Repressalien zu erwarten hat.
Ich halte Dir zugute, dass Du das Leben in der DDR nie kennen gelernt hast, denn ansonsten wüsstest Du es besser.
@kirsty,
es geht nun wirklich nicht um mokieren. Du siehst die Flüchtlinge als schwächsten Teil der Gesellschaft in der Rolle der Sündenböcke, auf den der ganze Frust abgeladen wird. Das ist schon einmal ein wichtiger, sehr wichtiger Erkenntnisschritt.
Die tieferen Probleme der Gesellschaft siehst Du in ihrer Geschichte und dass Geschichte prägt, ist nicht abzustreiten. Deshalb geht es auch nicht um eine Verurteilung, sondern um Aufarbeitung. Diese wird nicht in einer Generation gelingen und wird einen langen Atem brauchen.
Kritik an der gegenwärtigen Situation darf aber nicht mundtot gemacht werden, sondern die Kritik ist notwendig, damit sich überhaupt etwas ändert.
Karl
P.S.: Nicht die Kritiker des Treters in der Straßenbahn sollten kritisiert werden, sondern dieses Verhalten und es darf gefragt werden, warum so etwas (die Demütigung von "Ausländern") so häufig passiert.
@ kirstyEs ist das Verhalten, dass mir unter meinen Altersgenossen hier täglich begegnet. Ich lebe seit 5 Jahren mitten unter ihnen.
Was Du über das Verhalten der Menschen während der DDR-Zeit schreibst bedient auch noch das abgedroschenste Klischee vom duckmäusernden, gebeugt daher kommenden Ostler, der nur zusieht, ja nicht negativ aufzufallen, da er ansonsten Repressalien zu erwarten hat.
Ich halte Dir zugute, dass Du das Leben in der DDR nie kennen gelernt hast, denn ansonsten wüsstest Du es besser.
... ist kein Phänomen von Erfurt.Natürlich stimmt das. Aber immer, wenn es zu einem Vorkommnis dieser Art kommt, kommt meist auch gleich diese Reaktion : schlimm ja, aber das gibt es auch im Westen, auch bei anderen. Und geschehen ist dann auch meist nichts, oder nicht viel, um dem Problem zu Leibe zu rücken.
Es kann an jedem Tag woanders auch geschehen.
Nach den Gründen warum so reagiert wird, wurden viele Analysen angestellt.
Auf die will ich hier nicht eingehen.
Nur soviel: es hilft mir nichts , wenn mein Haus brennt, zu sagen, aber die Häuser von vielen anderen brennen doch auch.
Zur Blase der Selbstgerechten : ich habe sie schon in den 68- Jahren kennengelernt. Da haben sich die Studenten als Speerspitze zur Verteidigung der Arbeiterrechte und deren Befreiung verstanden und waren dann erstaunt, als ich ihnen sagte Flugblätter "früh" an der Werkstoren zu verteilen , meint nicht so gegen 9 Uhr, sondern zwischen 5 und 6 Uhr ...
Ich habe sie erlebt, die - wie ich sie nenne - "Salon-Kommunisten", mit ihrer Maobüste, nicht aus Pressgips von Trödler an der Ecke, sondern aus "echtem" Carrara-Marmor und das kleine rote Schälchen um den Hals aus "reinster" Seide (Bio gabs damals noch nicht), exklusiv handgefertigt in China.
Wenigstens hatten wir die gleichen kleinen roten Mao-Bibelchen. Erste Auflage, 1967, gedruckt in Peking, im unverwüstlichen roten Plastikeinband.
Keine Angst, ich werde jetzt nicht daraus zitieren. Ich hab meins noch, Kretschmann und der eine oder die andere hier im ST vielleicht auch, möglicherweise auch die Frau Wagenknecht. 😱.
Etliche sind dann Rechtsanwälte geworden, haben die ererbten Firmen ihrer Väter weitergeführt und dann ihren Kinder Degenhardts Lied vorgesungen (wenn sie überhaupt dazu die Zeit fanden) : Spiel nicht mit den Schmuddelkindern ... in die Oberstadt mussten sie nicht mehr gehen, da waren sie ja schon.
Alles eben, wie es Churchill gesagt haben soll: wer mit 20 nicht Kommunist ist hat kein Herz, wer es mit 40 noch ist, keinen Verstand.
Sarah schreibt vieles, was nicht nur für mich nicht neu ist, so auch den Satz (S.332) " Ohne Wir-Gefühl und gemeinsame Identität verlieren Demokratie und Sozialstaat ihr wichtigstes Fundament"
Er stimmt auch heute noch - siehe das passive Zusehen, wenn es dem Nachbarn dreckig geht oder die Egoismen im Corona Kampf .
Absolut richtig. Aber du änderst ja gar nichts durch die Verurteilung, oder?
Kritik an der gegenwärtigen Situation darf aber nicht mundtot gemacht werden, sondern die Kritik ist notwendig, damit sich überhaupt etwas ändert.
Karl
P.S.: Nicht die Kritiker des Treters in der Straßenbahn sollten kritisiert werden, sondern dieses Verhalten und es darf gefragt werden, warum so etwas (die Demütigung von "Ausländern") so häufig passiert.
Fragst du denn nach Gründen? - Könnte unbequem werden, oder?
Kritik? - Kritisierst du denn? - Kritik sieht doch eigentlich anderes aus? Hier spielen wir uns doch eigentlich alle nur als Richter auf, oder?
Guten Morgen, lieber Phil,
auch ich wünsche Dir und Allen hier im Forum einen schönen 1.Mai-Feiertag !
Du möchtest mit Deiner Antwort an @wandersmann_1 zum Frieden durch Beschwichtigung hier
im Forum beitragen, denn wenn schon so Alt-Feministinnen von "alten weißen Männern" schreiben,
dann ist das trotzdem - egal in welchem Thread - eine Diskriminierung, die sehr wohl als solche
verstanden wird. Aber auch gerne immer wieder wiederholt wird. Warum ? Warum sind diese
Alt-Feministinnen nicht ebenso FRIEDLICH gepolt wie Du ?
Ich erkenne Dein freundliches Bemühen an, den "Spitzen" den Wind aus den Segeln zu nehmen,
und danke Dir dafür.
C.S.
@kirsty
Richter? Das Urteil sollten solche sprechen.
Ist nicht auch das Äußern von Entsetzen über eine Tat wichtig? Muss das nicht auch geäußert werden oder darf nur emotionslos einfach nur die Tat geschildert werden?
Wie wäre es im Umkehrfall, wenn der Treter ein "Ausländer" und das Opfer ein 17jähriger Thüringer gewesen wäre?
Wäre es nicht furchtbar, wenn ich dann hier hätte feststellen müsste, dass sich die Fronten einfach nur gedreht hätten? Wenn Angriffe danach bewertet würden, wer Täter und wer Opfer ist?
Karl
Lieber Karl,
ich schätze Dich auch wirklich so ein, daß Du nicht wegsehen könntest !
Und ich will Dir ehrlich darauf antworten.
Wenn solche Vorfälle passieren, gehe ich in mich und frage mich, wie hätte ich mich in dieser
Situation verhalten. Mein Gott, ich hätte mich wieder mal eingemischt und könnte nur geschubst worden,
unglücklich gefallen und tot sein ! Was bin ich froh, daß ich kaum in so eine Situation komme !
C.S.