Innenpolitik Was ist los in Thüringen ?
Was los in Deutschland, -ist seit Jahren eine berechtigte Frage .Mir einzelne Vorgänge der Bundesländer raus zu suchen um Klitsches und Schubladen zu bedienen überlasse ich anderen.
Meistens sind es Wessis die auf den Osten einprügeln.Nur die Sorte der Selbstgefälligen, Bruny.
Ist es wirklich so einfach, liebe @Mareike ?
Wurden nicht auf beiden Seiten Fehler begangen, in West und Ost? In Stil und Form? In Inhalt und Art und Weise? Ich weiß es nicht. Ich bin nur sehr erschüttert (wirklich!), dass immer noch solche Ressentiments, Aversionen, Missverständnisse und Wut aufeinanderprallen, auch in diesem Forum.
Ich bin von Geburt aus dem Westen, aber durch meine mütterliche Herkunftsfamilie in meiner Mentalität russisch geprägt. Ich glaube, auch deswegen kann ich die Menschen "aus dem Osten", die ja durchaus auch (nicht nur, aber auch) durch Russland geprägt sind, recht gut verstehen, ihre Emotionen nachempfinden. Aber nicht nur dadurch. Ich bin Arbeiterkind. Ich weiß, wie es ist, von anderen immer als Blödel angesehen worden zu sein, als einer, der "aus dem Pott kommt" und schmarotzt. Manche "gut situierten" Menschen in den frühen 1960er Jahren haben es als Affront angesehen, das "so jemand" wie ich die Höhere Schule besucht. Eine Lehrerin sagte mir mal, sie wisse gar nicht, warum ich unbedingt Abitur haben wolle, es gäbe doch genügend Lehrstellen, auch für Arbeiterkinder... Das hat mich wütend gemacht; andererseits war mir schon als junger Mensch klar, dass hinter diesen Äußerungen ja eine Geschichte steht...
Gleichzeitig verstehe ich aber auch Menschen aus dem Westen, dass sie manchmal wütend auf die Menschen aus dem Osten sind. Ich habe 1989/90 in einem Sozialamt einer Großstadt ausgeholfen, weil dort auch wegen der Wiedervereinigung extrem viel zu tun war. Ich habe Menschen aus dem Osten erlebt, die mit einer Arroganz und einer Anspruchshaltung vor mir standen, und mir (!) quasi "befahlen", ich solle sie sofort "bedienen", schliesslich hätten sie unter einer Diktatur zu leiden gehabt, während wir es uns hier gut gehen ließen. Aber war ICH es Schuld, dass sie in einer Diktatur leben mussten? Das hat mich wütend gemacht; andererseits war mir aber auch da wieder klar, dass hinter diesen Äußerungen ja eine Geschichte steht...
Was ich sagen will: Wenn jeder sich bemühen würde, den anderen nicht nur zu "tolerieren", sondern ihn in seiner Geschichte und mit seinen Erfahrungen zu respektieren und anzunehmen; und wenn darüber hinaus jeder bereit wäre, den anderen als gleichberechtigten Gesprächspartner zu akzeptieren, müssten solche kindischen Zankereien erwachsener Menschen wirklich nicht sein. Jedenfalls nicht nach fast 32 (!) Jahren.
Schönen Abend Euch allen.
DW
Lieber D-W,
aus Deinen Worten spricht viel guter Wille. Wenn mehr Leute aus Ost und West den aufbrächten, ginge es uns allen gemeinsam besser. Aber ich muß zugeben, manchmal prallen da schon die sehr unterschiedichen Charaktere aufeinander. Ich hatte auch so meine Begegnungen, positive wie negative.
Herzliche Grüße von Rosemarie
Lieber DW
Vollste Zustimmung
Deshalb auch das Gedicht von Hilde Domin.
Sie zeigt auf, dass nur das Bemühen um Güte eine Veränderung bewirken kann - das ist allerdings eine verdammt schwierige Übung.
Güte bedeutet für mich allerdings nicht per se immer Freundlichkeit. Fehlentwicklungen müssen beim Namen genannt werden können.
Mareike
Charlie hat in ihrem Beitrag genau das ausgesprochen, was ich damals dachte. Wie konnte es nur möglich sein, dass ausgerechnet bereits abgeschriebene Politiker dieses auch für sie neue Land aufbauen wollten. Ich habe vor allem nicht verstanden, dass die Ostdeutschen diese „ausrangierten“ Politiker gewählt haben.
Es stimmt leider auch, dass die Verwaltungsmenschen, die diesen Ausbau verwirklichen sollten allesamt vom Westen weggelobt wurden.
Liebe Charlie, ich muss dir leider in allen Punkten recht geben.
Gruß von Pippa
Die aus dem Boden gestampfte Treuhandanstalt rekrutierte sich in den leitenden Positionen vielfach aus den scherzhaft (aber mit ernstgemeintem Hintergrund) genannten
Dieses Büchlein ist lesenswert, schildert es doch die plötzlich 1990 einfallenden Horden von Managern, Wirtschaftsprüfern (auf Honorarbasis) und diversen nachgeholten Geschäftspartnern, die möglicherweise für den Erwerb eines Betriebes, einer Immobilie oder einer Liegenschaft oder einfach als "Liquidator" infrage kamen. Sanierung in den seltensten Fällen, meistens Abwicklung, Stillegung, einzelne Reprivatisierungen von Privatbetrieben, die im Jahre 1972 im Rahmen einer groß angelegten Enteigungswelle in der DDR verstaatlicht wurden.
Als Ergänzung zu Pippas Beitrag zu lesen.
Ich habe vor allem nicht verstanden, dass die Ostdeutschen diese „ausrangierten“ Politiker gewählt haben.Der Osten hatte nach der Vereinigung alles, wirklich alles 1:1 aus dem Westen zu übernehmen. Dass mit den Strukturen die "Führungspersönlichkeiten" auch gleich mitkamen, war nur konsequent. Meist 3. Wahl, was hier aufschlug und dicke Backen machte, sich von der "Buschzulage" in ihrer Heimat aber dann locker ein Haus kaufen konnten.
@Michiko.
Leider ist es so, dass genau auf die Art wie du nun geschrieben hast, es wiederum von der der anderen Seite ähnlich getan wird.
Beim Thema Ost/West werde ich still, auch wenn ich sonst keiner Auseinandersetzung aus dem Weg gehe.
Soll das ewig weiter gehen?
Ciao
Hobbyradler
Eine sehr selbstgefällige Bemerkung. Ich erinnere daran, was Margit schrieb:Meistens sind es Wessis die auf den Osten einprügeln.Nur die Sorte der Selbstgefälligen, Bruny.
Margit:Man darf die Menschen nicht pauschal beschuldigen, aber wer verneint, dass dort vor Ort eine ungute gesellschaftliche Atmosphäre herrscht, der sieht nicht die Tatsachen. Ursachenanalyse ist wichtig, aber die wird hier ja kaum betrieben, sondern leider ein Ossi -Wessi Gegensatz aufgebaut, dabei sollten wir uns doch eigentlich bei der Beurteilung solcher Taten einig sein. Wegen westlicher Überheblichkeit geschehen sie sicherlich nicht.
"Vor zwei Jahren hatten wir ein Seniorentreff-Treffen in Erfurt. Es waren wunderschöne Tage, die wir dort in dieser traditionsreichen Stadt und ihrer Umgebung mit anderen ST-Mitgliedern aus Ost und West verbringen konnten. Nochmals ein herzliches Dankeschön an Rena123, die für uns alles perfekt organisiert hatte.
Wir haben uns dort sehr wohl gefühlt.
Doch weiß ich auch aus authentischen Erzählungen, dass Flüchtlinge aus Syrien in Erfurt ein schweres Leben haben. Beschimpfungen auf offener Straße, Verweigerung von Auskünften bei Fragen nach dem Weg sind an der Tagesordnung, Frauen mit Kopftuch werden aus vorbeifahrenden Autos angespuckt und einer hochschwangeren Frau wurde mit üblen Schmähworten sogar in den Bauch geschlagen. Die Statistik von ausländerfeindlichen Übergriffen bestätigt diese Berichte.
..."
Karl
@hobbyradler
Diese Ergänzung bot sich an, als ich pippas Beitrag gelesen habe. Der Autor des Buches "Nieten in Nadelstreifen" ist ein deutscher Wirtschaftsjournalist, geboren in Ulm und beschreibt in seinem Buch nicht nur das Wirken der Treuhandanstalt, sondern generell Vorgänge in der deutschen Wirtschaft. Das ist nicht meine persönliche Einschätzung. Das Buch stand 1993 über ein Jahr auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste, Sachbuch.
Das Thema Ost/West sollte eigentlich längst ad acta gelegt sein, ist es aber nicht. Wenn man dieses Thema auf den Anfang zurückcrollt, dann begann es damit, dass Bürgern des Landes Thüringen unterstellt wurde, der vorgefallene miese Übergriff wäre womöglich "Volkes Wille" gewesen. Da habe ich mich auch gefragt, soll das ewig so weitergehen?